Wie komponiert man einen Found-Footage-Film? – Interview mit Earth to Echo Editor Carsten Kurpanek

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Wie knuddelig kann ein Roboter sein? Einige Filme haben über die Jahre versucht, darauf die Antwort “sehr” zu geben – zuletzt und am prominentesten vermutlich Pixars Wall-E. Earth to Echo steht somit in einer lebendigen Tradition, und weil Echo, die eulenähnliche Titelfigur aus Metall, außerdem ein Außerirdischer ist, kann man E.T. gleich noch als zweiten Geburtshelfer dazupacken.

In der Tat folgt der Film, der in Deutschland diese Woche direkt auf Blu-ray und DVD erscheint, dem groben Handlungsmuster von E.T. fast eins zu eins: Kinder finden Außerirdischen, der wieder nach Hause möchte; Regierung jagt Kinder; Außerirdischer setzt “magische” Fähigkeiten ein, um Kindern zu helfen. Wer mag, kann dazu “Alles schon gesehen!” rufen, aber Earth to Echo aktualisiert das Thema gekonnt, indem er den Film zur Abwechslung aus “Found Footage” und Google Earth-Grafiken zusammenklebt und generell Technik eine große Rolle spielen lässt. Herzstück des Films ist eine Schnitzeljagd, die auch dann Spaß macht, wenn alles etwas vertraut erscheint.

Von Mainz nach L.A.

Carsten Kurpanek hat mit mir in Mainz Filmwissenschaft studiert, doch während bei mir immer klar war, dass ich zufrieden damit sein würde, über Filme zu schreiben, statt selbst welche zu machen (Die einzige Kopie meines Kurzfilmversuchs Der Tod hat ein Klemmbrett liegt unvollendet und gut versteckt in einem Bankschließfach in der Schweiz), hat sich Carsten spätestens nach einem Auslandsaufenthalt an der Ball State in Indiana in die Idee verbissen, in die Praxis zu wechseln.

Weil er trotz einiger Erfolge mit Kurzfilmen ahnte, dass er in Deutschland ohne formale Ausbildung nur schwer einen Fuß auf den Boden bekommen würde, entschied er sich, an die Quelle zu gehen und zog nach dem Studium in die USA. Mit Talent und Hartnäckigkeit hat er sich in Hollywood in relativ kurzer Zeit vom Hiwi in einer Produktionsfirma zum Feature Editor hochgearbeitet. Eine Tatsache, die mich immer noch manchmal staunen lässt. Am baffsten war ich sicher, als The Girl with the Dragon Tattoo vor zwei Jahren den Oscar für den besten Schnitt gewann und ich wusste, dass Carsten dort Assistant Editor war.

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Als Carstens Freund verfolge ich seine Arbeit so gut ich kann, und ab und zu muss er dann mal als Interviewpartner herhalten – so wie jetzt. Earth to Echo war Carstens erster Studiofilm, bei dem er tatsächlich als einer von zwei Editoren im Abspann steht. Aus New Orleans, wo er bereits am nächsten Projekt arbeitet, hat er mir per E-Mail auf meine Fragen geantwortet.

Die letzten beiden Male, die ich im Kino gejubelt habe, weil dein Name auf der Leinwand stand, war bei World War Z, wo du Assistant Editor warst. Wie hast du den Weg zu “Earth to Echo” gefunden?

Nach World War Z hatte ich das Glück, meinen ersten Spielfilm als Editor zu schneiden: Squatters vom deutschen Regisseur Martin Weisz. Danach ging es weiter mit ein paar Independent Filmen, Diving Normal und Fort Bliss. Ich hatte also schon ein paar Credits als der Anruf für Earth To Echo kam. Zudem bin ich seit etwa sechs Jahren mit dem Regisseur befreundet und habe einige seiner Kurzprojekte geschnitten (“Zombie Roadkill”, “Ham Sandwich” etc.).

Du bist “Co-Editor” und teilst dir den Credit mit deinem Kollegen Crispin Struthers. Was ist die Geschichte dazu?

Crispin hatte gerade Silver Linings Playbook geschnitten als Earth To Echo in Produktion ging. Earth To Echo war zu Beginn ja eine Disneyproduktion und wurde später an Relativity verkauft, und Studios gehen lieber auf Nummer sicher. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nur Squatters geschnitten. Glücklicherweise für mich wurde Crispin dann angeboten, American Hustle zu schneiden und zu sowas sagt man nicht nein. Er er hat also den Film vorzeitig verlassen und diesmal war der Regisseur Dave Green in der Lage, das Studio und die Produzenten zu überreden, mich einzustellen. Das war im Frühjahr 2013 und ich war bis zum Release in den USA im Juli 2014 am Projekt beteiligt.

Hat es dich angesprochen, dass die Hauptfigur im Grunde auch ein Filmemacher und Editor ist?

Ich wünsche mir oft, wir hätten als Kinder die Möglichkeiten gehabt, Filme zu drehen. Mir wäre das damals nie eingefallen. Und die digitale Revolution hat es Kids heutzutage viel leichter gemacht, audio-visuell kreativ zu sein. Earth To Echo ist definitiv für diese “Generation YouTube”. Einen Filmemacher als Hauptfigur zu haben (Spoiler Alert: der das Ende des Films überlebt), erlaubt einen stilistisch ein paar Freiheiten mit dem Found-Footage-Genre zu haben: wir haben zum Beispiel Voice Over und Score im Film.

Szenen nachdrehen mit dem iPhone

Das Found-Footage-Format hat uns gewissen kreative Freiheiten in der Post ermöglicht, die man in traditionellen Spielfilme nicht hat. Zum Beispiel ist Bildqualität nicht unbedingt ein Faktor. Wir waren in der Lage sehr spontan Szenen nachzudrehen und haben dabei nur ein iPhone verwendet. Da die Kamera oft eine POV ist und man die Kids nicht ständig im Bild sieht, hat man dadurch auch unglaublich viel Freiheit den Dialog im Nachhinein zu verändern. Der Film hat sehr viel ADR (additional dialog recording). Das wichtigste Stilmittel im Schnitt hinsichtlich eines Found-Footage-Films ist der Jump Cut.

Habt ihr euch Regeln aufgestellt, wie ihr diese Stilmittel einsetzen könnt? Man sieht ja zum Beispiel auch Einstellungen aus Echos Perspektive, die die Kids gar nicht als Video haben können. Habt ihr euch dazu eine Erklärung ausgedacht?

Wir hatten gewisse Regeln. Zum Beispiel habe ich vermieden Einstellungen zusammenzuschneiden, die das Gefühl von “Coverage” erwecken, also Aktion-Reaktion im Bild, vor allen in Dialogszenen. In der Diner-Szene haben wir die Regel ein, zwei Mal gebrochen. Das schaut dann fast zu “normal” aus, zu sehr nach Spielfilm – es schadet der Authentizität eines Found-Footage-Films. Ein Problem im Genre ist oft, dass der Kamera normalerweise die Batterie ausgehen würde, der Speicher nach ein paar Stunden Abenteuer voll ist und der Ton sehr mies wäre. Jeder Found-Footage-Film versucht, dieses Problem einfach unter den Tisch zu kehren. Wir sind da keine wirkliche Ausnahme. Wir erklären, dass Echo die Mobiltelefone quasi hijackt. Er gibt ihnen unbegrenzten Strom. Wie er seine persönlichen Videoaufzeichnungen auf den Telefonen der Kids speichern konnte, ist ein Geheimnis, das nur eine Fortsetzung lösen könnte.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Regisseur Dave Green allgemein? War ja sein erster Langfilm.

Dave und ich haben ein halbes Dutzend Kurzprojekte zusammen fertiggestellt. Wir sind schon seit 2008 befreundet und wir verstehen uns sehr gut privat und beruflich. Dave ist sehr involviert im Schnitt. Normalerweise schneide ich eine Version ohne seinen Einfluss, dann probieren wir mehrere Alternativen aus, bis wir entweder etwas Besseres gefunden haben oder überzeugt sind, dass die aktuelle Version die beste ist. Mein Job ist, Daves Ideen und seine Vision umzusetzen, so gut ich kann. Glücklicherweise schätzt er auch meine Meinung und es ist ihm wichtig, dass ich am Ende auch mit dem Schnitt zufrieden bin.

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Am Ende hauptsächlich VFX Reviews

Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Visual Effects-Team? Habt ihr die effektlastigen Sequenzen zuerst geschnitten und übergeben? Gab es Storyboards? Ich kann mir so schwer vorstellen, wie man bei so einem Film die VFX plant. Da muss die Zusammenarbeit mit dem Editorial doch bestimmt sehr eng sein.

Wir hatten Storyboards, Pre-Viz [bewegte Prävisualisierung, zum Beispiel mit groben Computeranimationen, -Alex] und auch etwas Post-Viz [Grobe Vorvisualisierung der geplanten Effekte im gedrehten Material -Alex]. Die schwersten Szenen waren der Lastwagen und das Raumschiff. Wir hatten auch zwei tolle Assistant Editors, Matt Sweat und Justin Yates, die in After Effects sehr gut sind und viele “temp” VFX erstellt haben, die dem VFX-Team als gute Vorlage gedient haben. Wir hatten etwa hundert VFX Shots und fast ein halbes Dutzend VFX-Firmen, die für uns sehr, sehr lange Tage und Nächte gearbeitet haben. Gegen Ende eines Projektes, wenn der Schnitt fast fertig ist, besteht der halbe Tag aus VFX Reviews. Wir schauen uns die neuesten Versionen an und geben Feedback.

Was war deine schwierigste Szene als Editor und welche kreative Lösung hast du dafür gefunden?

Die Opening Montage war die Szene an der ich am meisten gearbeitet habe. Um die hundert Versionen habe ich dafür erstellt, wenn auch zum Teil nur leichte Varianten. Wir haben in Testvorführungen oft die Kritik bekommen, dass der Beginn des Films zu langsam ist. Die Lösung war, das Interview mit Munch und Alex voranzustellen. Es hat ein paar humorvolle Momente was den Zuschauern die Erlaubnis gibt zu lachen. Wenn dann die sehr traurige Opening Montage anfängt, fühlt es sich nicht mehr ganz so schwer an.

Ich fand den Film wirklich knuffig. Die Verwandtschaft mit E.T. ist natürlich unübersehbar. Du magst den Film ja sehr gerne, soviel ich weiß. Ist das etwas, worüber ihr im Schneideraum gesprochen habt?

Natürlich. E.T. und Goonies wurden ständig als Referenz herangezogen. Wir lieben diese Filme. Wir sind mit ihnen aufgewachsen. Earth To Echo ist definitiv ein von den Amblin-Filmen der 80er inspirierter Kids-Adventure Film – ein Film, der die Kinder erst nimmt ohne dabei ein ernster Film zu sein. Manche Kritiker sahen nur einen Abklatsch, ich würde es Hommage nennen. Der Film ist zudem stilistisch so anders als .

Was hast du getrieben, seit Earth to Echo fertig ist und was sind deine nächsten Projekte?

Ich habe im Sommer ein paar Kurzfilme gedreht, Werbung und Musikvideos geschnitten – während ich darauf gewartet habe, meinen nächsten Spielfilm zu schneiden: Ich bin gerade in New Orleans, wo das Kickboxer Remake mit Jean Claude Van Damme gedreht wird – und ich habe das Glück, den Film mit meinem Freund und Kollegen Chris A. Peterson zusammen schneiden zu dürfen. Der zwölf Jahre alte Carsten ist überglücklich. Und ich bin es auch.

Earth to Echo ist seit 2. Dezember auf Blu-ray und DVD erhältlich

Film-Blog-Adventskalender – 4 – Henning Hönicke

Das vierte Türchen ist ein Wurmloch, das wieder zurück in dieses Blog führt. Unser heutiger Adventskalender-Wichtel, Henning Hönicke, ist Redakteur bei “Ygritte online”, Verzeihung, “Brigitte online”, und hat bisher nur ein Mikroblog unter twitter.com/hhoenicke, in das der Geschenktipp platzmäßig nicht so gut hineingepast hätte. Henning freut sich über Links zu Abrams-Trailer-Remixen und Lightsaber-Memes und hat mir versprochen, sich sehr bald ein Makro-Blog zuzulegen.

Es ist mal wieder soweit: Ein neuer Star-Wars-Trailer taucht auf, und die halbe Welt zebricht sich den Kopf, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Immerhin wurden zu viele Fans schon einmal aufs Härteste von dem „Es gibt wieder Star Wars“-Versprechen enttäuscht (oder auch nicht, je nach Alter). In der endlosen Debatte darüber, ob jetzt die Star-Wars-Prequels sehens- oder hassenswert sind, kommt eines meiner Lieblingsargumente aus der aufwändigen Abrechnung des Redletter-Media-Teams.

Gleich zu Beginn der Kritik von Episode 1 werden Menschen gebeten, doch mal die Protagonisten kurz zu beschreiben. Und, oh Wunder, keiner Sau fällt irgendwas ein, was man zu Queen Amidala, Anakin Skywalker oder Darth Maul sagen könnte. Bei der Original-Trilogie hingegen hat niemand Probleme sofort zu beschreiben, was man sich denn so unter „Han Solo“ vorstellen kann.
An so einem Punkt merkt man dann wieder: Die Original-Trilogie steht vor allem auch deshalb noch so hoch im Kurs, weil sie einfach eine gute Story mit interessanten Figuren erzählt (eingesprenkelte Ewoks jetzt mal ausgenommen). Und diese Story funktioniert, Achtung, Blasphemie, fast noch besser ohne Bild.

Klingt eher unwahrscheinlich, die Filme sind ja aus gutem Grund für die bahnbrechenden Special Effects, detailverliebte Ausstattung und Metall-Bikinis bekannt. Das wusste man natürlich auch vor etlichen Jahrzehnten beim National Public Radio – und sagte sich spontan: „Egal, machen wir jetzt“. Ergebnis: “Star Wars – The Original Radio Drama”.

Dass Star Wars in der Hörspielfassung so unglaublich gut ist, liegt an mehreren Dingen:

1. Star Wars hat schon immer sehr stark über das Ohr funktioniert, nicht nur wegen John Williams. In der Hör-Fassung entdeckt man noch einmal ganz neu, was für eine enorme Leistung es von Sounddesigner Ben Burtt war, ein komplettes Science-Fiction-Universum zu vertonen. Brummende Laserschwerter, kreischende Tie-Fighter, brüllende Wookies – mir fällt kein anderer Film ein, wo es so eine Masse von Sound-Effekten gibt, die gleich ein so starkes Bild im Kopf erzeugen.

2. Die Besetzung ist unglaublich gut. Mark Hamill, Anthony Daniels und Billy Dee Williams haben ihre Rollen sogar noch einmal komplett selbst neu fürs Radio gespielt und auch der Rest ist perfekt getroffen – Perry „Trio mit vier Fäusten“ King ist ein sehr überzeugender Han Solo, und John Lithgow ist fast noch Yoda-hafter als das Original (selbst Lisa-Simpson-Darstellerin Yeardley Smith ist in einer Nebenrolle dabei).

3. Die Story – jaja, habe ich schon erwähnt. Aber da Star Wars so nachhaltig von Flash-Gordon-Serials der Dreißiger inspiriert war, funktioniert die Geschichte auch umgekehrt hervorragend in halbstündigen Radio-Drama-Episoden mit Cliffhanger am Ende. Außerdem ist in der Radiofassung genug Zeit für Handlungsstränge, die aus dem Film gekürzt wurden. Wie deprimierend ist Lukes Alltag auf Tattooine? Wie lebt es sich so als Prinzessin auf Alderaan? Gar nicht erst nach Fan-Fiction suchen, die diese Fragen beantwortet – das Radio Drama ist offiziell von Lucasfilm als Kanon abgesegnet worden.

Falls ich mal wieder stundenlang Auto fahren oder den Kessel Run in 12 Parsecs reißen muss – ich weiß schon, was ich mir dabei anhören werde.

Film-Blog-Adventskalender – 1 – Real Virtuality

Ich habe gedacht, ich mache dieses Jahr mal den Anfang und empfehle einfach ganz schnöde ein Buch, das mir in diesem Jahr viel Freude bereitet hat. “Marvel Comics: The Untold Story” von Sean Howe ist die Art journalistisches Sachbuch, die man wegliest wie einen guten Krimi. Man muss sich nicht einmal zwangsläufig mit Comics auskennen (was ich ja auch nur mäßig tue), um an dieser Firmengeschichte durch die Jahrzehnte Spaß zu haben.

Howe hat unzählige Interviews geführt mit so ziemlich jedem, der mal bei Marvel gearbeitet hat. Außerdem hat er sehr tief gegraben, um die Vorläufer heutiger Internetforen und Blogs – Fanzines und andere Amateur-Publikationen – ausfindig zu machen, die im Zeitalter vor dem Mainstream-Boom des Mediums so ziemlich die einzige Quelle zum Thema waren. Aufgeschrieben wird das Ganze zu einer Achterbahnfahrt, welche die turbulente Geschichte des Unternehmens nachzeichnet, von den Anfängen in den Vierzigern, zum Lee/Kirby-Aufstieg in den Sechzigern und den psychedelischen Siebzigern und schließlich zum Totalausverkauf oder der Rettung des Mediums in den Achtzigern und Neunzigern (je nachdem, wen man fragt). Ich hab beim Lesen eine Menge gelernt, gut unterhalten wurde ich auch noch und ab sofort kenne ich beim Entdecken neuer Marvel-Comics wenigstens den historischen Zusammenhang. Also wenn ihr Comicfans kennt – ein todsicherer Tipp.

Dieser Eintrag ist Teil des Filmblog-Adventskalenders 2014. 24 Türchen, 24 Blogs, 24 Geschenke.

Filmblog-Adventskalender 2014

Nachdem der von Filmblogger_innen gestaltete Adventskalender im letzten Jahr hoffentlich nicht nur mir viel Spaß gemacht hat, wird es dieses Jahr wieder einen geben: 24 Tage, 24 Blogger_innen, 24 Geschenkideen.

Aber weil man ja auch immer neue Dinge ausprobieren soll, wird es dieses Jahr ein kleines bisschen anders. Die Teilnehmenden publizieren Ihre Türchen-Artikel nicht hier im Blog, sondern in ihren eigenen Blogs. Ich verlinke nur. Täglich hier im Blog, überblicksweise in diesem Post.

Ich wünsche eine schöne Adventszeit.

Warum uns Mockingjay mehr in Erinnerung bleiben wird als Interstellar

© Warner, StudioCanal

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in unbeobachteten Momenten ist es, vorherzusagen, an was wir uns als typisch erinnern werden, wenn wir in zwanzig Jahren auf unsere jetzige Zeit zurückblicken (übrigens auch einer der Gründe, warum ich unbedingt beim Techniktagebuch mitmachen wollte). Wenn man beobachtet, wie zurzeit auf die 90er zurückgeblickt wird, ob mit Liedern oder “Buzzfeed”-Listen merkt man doch, dass nicht unbedingt die Dinge im Gedächtnis bleiben, die man damals für wichtig hielt.

Lenkt man die Zeitgeistforschung auf die aktuelle Kinolandschaft und dort spezieller auf die Blockbuster der letzten Wochen, fallen einem zwei Filme auf. Christopher Nolans Interstellar hat alles, was es für einen “großen Film” braucht: einen visionären Regisseur von solchem Kaliber, dass sein Name ausreicht, um Zuschauer ins Kino zu ziehen, ein massives Kinoereignis, ein Originalstoff und mindestens einige Effekt-Oscars am Horizont. Auf der anderen Seite erscheint Mockingjay – Part 1 wie der typische massenproduzierte Plastikblockbuster von der Art, wie sie Hollywood inzwischen am laufenden Band raushaut. Die letzte gedrehte Performance von Philip Seymour Hoffman genügt mit Sicherheit nicht, um ihn zu etwas Besonderem zu machen.

Und doch ist Interstellar aus Zeitgeist-Sicht ein Film, der genau wegen seiner Alleinstellungsmerkmale überhaupt nicht in unsere Zeit passt. Fast schon ein Relikt ist er, mit seiner Fetischisierung von Filmmaterial und seiner Besinnung auf konservative Werte wie die Kernfamilie und den einzelnen “Great Man“, den Pionier, der die Menschheit ins neue gelobte Land führt. Mockingjay – Part 1 hingegen ist voll und ganz ein Produkt seiner Zeit und wird in zwanzig Jahren als so typisch für die erste Hälfte der 2010er gelten können, wie kaum ein anderer Film. Warum? Ich bin froh, dass ihr fragt.

1. Er spielt in einer dystopischen Zukunft

Ja, Interstellar auch. Aber während Nolans Film seine vage und wenig erklärte Öko-Katastrophe nur als Mittel zum Zweck nutzt, um seine Hauptfiguren auf den Weg zu einer neuen Frontier zu schicken, ziehen die “Hunger Games”-Verfilmungen ihre graumelierte Zukunftsvision knallhart durch. Und eine gesellschaftliche Spaltung in Haber und Nicht-Haber, bei der die Nicht-Haber zu einem Leben in Staub und Knechtschaft verdammt sind, ist nicht nur in Panem Programm, sondern in großen Teilen der Mainstream-Science-Fiction – auch im Kino, von Elysium bis Snowpiercer. Die Arizona State University hat sogar ein Programm namens “Hieroglyph” aus der Taufe gehoben, um wieder hoffnungsvollere Visionen zu produzieren, die die Forscher der Zukunft inspirieren sollen. So gut es uns teilweise im Moment noch geht, wir blicken alle in den Abgrund, der sich vor uns auftut.

2. Er ist Teil eines Franchises

Genau die Eigenschaft, die Mockingjay – Part 1 zu einem generischen Stücken Hollywood-Schlock zu machen scheint, macht ihn auch zu einem typischen Produkt unserer Zeit. Die 2010er-Jahre werden die Dekade der Franchises und des seriellen Erzöhlens sein. Seit Harry Potter und die Lord of the Rings-Filme bewiesen haben, dass ein treues Publikum brav alle paar Jahre wieder in die Kinos schlappt, um der Weitererzählung einer nicht abgeschlossenen Geschichte beizuwohnen – die oft nicht viel mehr ist als die Bebilderung eines ohnehin erfolgreichen Buches – gibt es bei der Franchisisierung in Hollywood kein Halten mehr. Nicht nur durch den Aufbau von Shared Universes wie bei Marvel und Co, sondern durch das Auswalzen einer Story auf mehrere Filme. Mockingjay – Part 1 ist nur das jüngste Beispiel dieser merkwürdigen “Penultification” (Dan Kois), die durch den Erfolg von seriellen Fernseherzählungen (und jetzt auch Podcasts) nur befeuert wird. Ich gehe schwer davon aus, dass diese Welle in zwanzig Jahren ein wenig abgeflaut ist.

3. Es geht um Medien

Interstellar ist ein altmodisches Forscherabenteuer – es zählt nur, was man mit den Händen berühren kann. Zentrale Plotpunkte des Films basieren darauf, dass Pioniere und Heimatbasis nur eingeschränkt miteinander kommunizieren können und natürlich muss die Raumfähre auf jedem Planeten, den es zu erforschen gilt, landen, statt aus der Luft zu sehen, dass es da unten nur Wasser und turmhohe Wellen gibt. In Mockingjay und den anderen “Hunger Games”-Filmen spielt Kommunikation eine der Hauptrollen. Vom zentralen Plotpunkt der Reihe, den titelgebenden Hungerspielen, die im Grunde eine Weiterentwicklung von Reality Shows wie “Survivor” oder “Big Brother” sind – bis hin zu den Propaganda-Videos, die Katniss im jüngsten Teil drehen muss: Medien und mediale Inszenierung stehen im Mittelpunkt der Handlung. Was könnte besser passen zu unserem Informationszeitalter voller Selfies und sozialer Netzwerke, voller YouTube-Stars, die aus dem Nichts geboren werden, und Überwachungsstrukturen, die uns vielleicht schon bald dazu zwingen, unser tägliches Leben noch mehr zu inszenieren, um nicht unter Verdacht zu geraten? Mockingjay mag eine “Young Adult”-Version der Zukunft sein, in der die wichtigste Bezugsperson der eigene Kostüm- und Makeup-Designer ist, aber der Film trift damit genau die brachliegenden Nerven unserer Zeit.

© StudioCanal

4. Die Hauptfigur ist eine Frau

Fuck yeah! Die 2010er werden hoffentlich die Dekade sein, an die wir uns erinnern, wenn es darum geht, dass 150 Jahre Feminismus endlich soweit im Mainstream angekommen sind, dass selbst der dümmste Studioboss einsehen muss, dass die wichtigsten Mover und Shaker einer Welt, auch einer fiktionalen Welt, nicht Männer sein müssen. Katniss Everdeen ist der weibliche Superheld, der Hollywood auf den Pfad von Wonder Woman, Frozen und Captain Marvel geführt hat, die Anti-Bella, die ihr verdammtes Schicksal selbst in die Hand nimmt. Als zu großen Triumph sollte man das jetzt noch nicht feiern, dafür ist noch zu viel zu tun, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Zum Vergleich: Interstellar

5. Es geht um eine Revolution

Hiermit schließt sich der Kreis zu Punkt 1. Auch wenn Occupy Wall Street und der arabische Frühling schon wieder verebbt scheinen, erreichen uns auch 2014 immer wieder Nachrichten von Aufständen und Protesten auf der ganzen Welt, von Hong Kong über Ferguson bis Bangkok, wo Mockingjay nicht gezeigt wurde, weil Protestierer den Drei-Finger-Gruß des Films als Zeichen annahmen. Revolution liegt in der Luft – vielleicht nicht in Deutschland, dafür geht es uns noch zu gut, aber im globalen Zeitgeist definitiv. In zwanzig Jahren werden wir wissen, ob diese Stimmung der Anfang einer großen Umwälzung war oder doch nur ein Blip auf dem Radar des großen Weiter-als-wäre-nichts-gewesen.

Lege ich Mockingjay eine Last auf, die der Film nie im Leben tragen kann? Ist Interstellar vielleicht doch kein Relikt sondern nur seiner Zeit voraus? In die Kommentare, bitte.

Großes Interviewpaket zu Quentin Tarantino

Meine alte Redaktion bei 3sat und die Sendung “Kennwort Kino” haben durch meinen Weggang nicht aufgehört zu existieren. Und wie 2013 bemüht sich mein Ex-Kollege Maik Platzen auch heute noch, zu seinen Sendungen relativ viel Bonusmaterial anzubieten. Seine jüngste Sendung “Die blutige Poesie des Kinos” zu 20 Jahren Pulp Fiction und Tarantinos Oeuvre seitdem lief am vergangenen Freitag und auf der 3sat-Seite ist nicht nur die Sendung abrufbar, sondern auch jede Menge Interviews. Leider nicht mit Tarantino selbst, der Meister war wohl nicht zu erreichen, aber mit Georg Seeßlen, Volker Schlöndorff, Musikjournalist Olaf Karnik, “Tarantino Archives”-Betreiber Sebastian Haselbeck, August Diehl und mehr.

Say “What” again

Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 8 “The Things We Bury”

“The Things We Bury” enthält drei Handlungsstränge auf zwei Zeitebenen. Die Folge schließt wieder einige Lücken auf dem Weg zur Enthüllung unseres großen Staffelmysteriums. Das ganze ist spannend erzählt, mit guten Dialogen und schönen Comic-Schauspielmomenten und enthält sogar einige nette Regieschnörkel. Vielleicht die beste Folge der Staffel bisher, nachdem schon die letzte Woche ein Erfolg war. Warum nicht gleich so, Jed und Maurissa? Warum nicht gleich so?

Nachdem ich dieses übliche Daumen-Urteil getroffen habe, sollten wir diese Woche mal syuzhet und fabula trennen und zusammenfassen, was zur Hölle eigentlich Sache ist. Der Zeitpunkt für eine ausführlichere Analyse ist günstig, da die Folge, wie erwähnt, viele bisher aufgeworfene Fragen beantwortet und die ganze Serie relativ sicher auf die Schienen setzt, die schon bald vermutlich erst in einer Art Zwischenfinale vor Weihnachten und dann wahrscheinlich in Age of Ultron enden werden. Dazwischen steht uns ja auch noch Agent Carter, die Serie, bevor, aber dazu später mehr.

Was bisher geschah

Also: 1945 erhält Werner Reinhard, einer der engeren Vertrauten des Hydra-Gründers Red Skull, den Obelisk auf seinen Raubzügen in Europa und testet ihn in einer Burgruine in Österreich. Er kann noch feststellen, dass einzelne Menschen – darunter eine junge Frau – nicht von dem Artefakt getötet werden, bevor Agent Carter und die Howling Commandos seine Basis hops nehmen. Carter verhört Reinhardt, kann jedoch nichts aus ihm herausbekommen und bringt ihn lebenslang hinter Gitter. 1989 wird Reinhard befreit, trifft die gleiche Frau wieder, die im Gegensatz zu ihm nicht gealtert ist, und experimentiert so lange mit ihr, bis er den Stoff gefunden hat, der ihr ewige Jugend beschert. Die Frau, die augenscheinlich die Mutter von Skye ist, stirbt und Reinhard wird, frisch verjüngt, zu Whitehall. Der Mann der toten Frau, Skyes Vater – der immer noch keinen Namen außer “Doctor” hat – findet den verstümmelten Leichnam seiner Frau und schwört Rache. (Größtes Fragezeichen in dieser Geschichte: Was machen all die Menschen, die asiatisch aussehen und eine asiatische Sprache sprechen, in Österreich? Wurde hier eine Location später geändert?)

Weitere 25 Jahre später, im Jetzt, treffen Whitehall (immer noch jung) und der Doctor bei HYDRA zusammen und beschließen, ihr Wissen zusammenzutragen. Der Obelisk, oder auch “Diviner”, was man mit “Erkenner” übersetzen könnte, kam vor langer Zeit auf die Erde – einem Mythos nach von “blauen Engeln” überbracht. Höchstwahrscheinlich sind dies die blauen Aliens, aus deren Gewebe das Serum gewonnen wurde, mit dem sowohl Coulson als auch Skye dem Tod entronnen sind. (Marvel hat inzwischen enthüllt, zu welcher Comic-Rasse die Aliens gehören, aber aus Spoilergründen behalte ich das hier mal für mich) Der Diviner soll ein Schlüssel sein, mit dem diejenigen, die würdig sind, ein Tor öffnen und die Welt erobern oder beenden können. Es ist davon auszugehen, dass es sich um das Tor in oder zu der Stadt handelt, nach der SHIELD sucht. Das also wird das Ziel sein, auf das wir 2014 noch hinsteuern. Nur: was wird dort passieren? Wird sich Agents of SHIELD trauen, ein Weltraumtor zu öffnen? Und was bedeutet das für Skye (“That’s not her name!”) und ihre Alien-DNS? Und nur, um das Wort noch einmal zu sagen – schließlich steht uns 2017 ein Film gleichen Namens bevor: Inhumans?

Dunkelstellen

HYDRA hat den Schlüssel, SHIELD hat die Karte. Der Zuschauer hat alle Informationen, die beiden Schatzsucherteams nur jeweils einen Teil. Auf geniale Weise treffen die Köpfe beider Unternehmungen, Coulson und der Doktor, in dieser Folge einmal kurz zusammen, müssen sich aber unentschieden wieder trennen, weil Zeit und Umstände nichts anderes erlauben. Die Verbindung zwischen beiden Seiten ist Grant Ward, die dritte Storyline der Folge, der beide Lager kennt und von dem wir nicht wissen, was er vorhat (außer seinen Bruder und dessen Familie zu töten – aber warum? Um seine HYDRA-Loyalität vorzutäuschen und sich bei Whitehall beliebt zu machen, oder weil er tatsächlich nur ein kaltblütiger Killer ist?). Und es gibt noch immer einige Dunkelstellen: Welches Pferd haben beispielsweise Mockingbird und Hunter in diesem Rennen? Nach dem Gespräch, das Hunter mit Mac in dieser Folge führt ist fast abzusehen, dass es bald wieder zu einem Split – oder zumindest einem Streit – in der SHIELD-Familie kommen könnte.

Außerdem nicht zu verachten ist, wie Coulson darüber philosophiert, dass Nick Fury immer dem Rest der Welt fünf Schritte voraus war – eine wichtige Voraussetzung für Plot-Twists wie in Avengers, wo Coulsons scheinbar zufälliger Tod sich als geplantes Mittel zum Zweck des Zusammenstehens der Avengers entpuppt, und in The Winter Soldier, wo Fury seinen eigenen Tod vortäuscht, um HYDRAs Klauen zu entkommen. Wenn Coulson ab sofort in die gleiche Richtung denkt, sollten wir jetzt schon damit rechnen, dass nicht alle seine Pläne das sind, was sie scheinen.

Agent Carter, I presume

Bleibt zum Schluss noch festzuhalten, wie geschickt Marvel Peggy Carter in dieser Folge ein zweites Mal – sowohl sichtbar in Form von Haley Atwells Szene, als auch indirekt durch ihre Akten und Simmons’ Schwärmerei – auftauchen lässt, um das Publikum für die bevorstehende, sechsteilige Agent Carter-Serie im Januar in Stimmung zu bringen. Für Shared-Universe-Nerds wie mich wird es spannend sein, inwieweit die beiden Serien und der Rest des MCU über die reinen Figuren hinaus miteinander zu tun haben werden. Da Agent Carter tendenziell die Serie mit dem höheren Profil sein wird, könnte ich mir vorstellen, dass die Verknüpfungen mit Age of Ultron oder Ant-Man durchaus etwas größer sein könnten.

Beste Szene: Die einfache aber schicke “Zeit vergeht”-Sequenz in Whitehalls Gefängniszelle.

Bester Dialog: Simmons spricht noch einmal auf erschreckend entwaffnende Weise aus, wie es sich anfühlt, eines Tages in einem kosmischen Superheldencomic-Universum aufzuwachen, nachdem jemand es als unmöglich bezeichnet, dass Reinhard und Whitehall die gleiche Person sind.: “I would agree with you, before ‘alien’ was a word we used daily.”

Note: 1 –

Crosspost mit “Serien.Ninja”

Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 6 “The Writing on the Wall”

Diese Woche beginnt Agents of SHIELD mit einer der komplexesten “Previously on …”-Montagen, die man sich vorstellen kann. Die Ereignisse, die auf das hinführen, was in den nächsten 45 Minuten passieren wird, liegen sehr weit zurück. Gezeigt wird nur, was irgendwann ab Mitte der ersten Staffel geschehen ist, aber eigentlich müsste man fast bis zum Kinofilm The Avengers zurückgehen, um zu wissen, womit man es zu tun hat: Tod, Wiederauferstehung, ein eingebildeter Urlaub in Tahiti, die Entdeckung, dass T.A.H.I.T.I. vielmehr ein experimentelles Wiedererweckungsprogramm von SHIELD mit Alien-DNS ist, Löschung der Erinnerung durch eine traumatische Roboter-Operation, der Drang, merkwürdige Zeichen in die Wände zu ritzen – erst bei Garrett, dann bei Coulson; die Realisation, dass Skye ebenfalls Alien-DNS zu besitzen scheint und schließlich die Erkenntnis, dass die Zeichen eine Karte sein könnten.

Bei all der Flachheit, die ich Agents of SHIELD so gerne vorwerfe, man muss der Serie applaudieren für die Chuzpe ein Mysterium über so lange Zeit aufzubauen und Stück für Stück immer weiter zu entwickeln. Der Showdown, auf den “The Writing on the Wall” hinausläuft, mag wieder einmal antiklimaktisch inszeniert sein und mich endgültig darin bestätigen, dass Clark Gregg – so sympathisch ich ihn als Schauspieler finde – schlicht und einfach nicht in die Rolle passt, die man ihm zugedacht hat. Aber das Mysterium zieht einen in diese Folge hinein und die Enthüllung des nächsten Schritts wirkt tatsächlich wie eine große Erleichterung ohne tatsächliche Auflösung – ein Spiel dass die X-Files über neun Jahre vorgemacht haben. (Nur leicht getrübt wird das alles durch die Tatsache, dass man die Enthüllung über 15 Minuten kommen sieht, von dem Moment an, als die Modelleisenbahn das erste Mal im Bild ist.)

Die George-Lucas-Schauspielschule

Und obwohl Clark Gregg schon sehr stark die George-Lucas-Schauspielschule channelt, während er sich bemüht, seine Erinnerungen zurückzuerlangen: Seine Flashbacks in die kritische Phase des T.A.H.I.T.I.-Programms besitzen genuine Psychothriller-Spannung, inklusive all der paranoiden Momente, die man dabei erwartet. Das Bild der bewussten OP am offenen Gehirn, bei dem der Patient um Gnade winselt und die Ärzte nüchtern daneben stehen, bleibt ein monströs schreckliches Comicpanel, das kein Marvel-Zeichner besser hätte treffen können.

Wenn es nur mehr davon gäbe. In einer parallelen Storyline müssen wir leider stattdessen miterleben, wie dumm sich ausgebildete Superspione bei einer einfachen Beschattung anstellen, bei der sie natürlich nicht davon ausgehen, dass die Kneipe, in der sich das Zielobjekt mit seinen Vorgesetzten trifft, einen Hinterausgang haben könnte. Nur Brett Daltons eiskalter und undurchschaubarer Charme rettet diesen Teil der Folge vor dem Totalausfall. Natürlich bin ich jetzt doch irgendwie gespannt, wie sich Ward zwischen den Fronten durchschlagen wird, nachdem er den Namen Daniel Whitehall gehört hat.

Schließlich wäre da noch zu erwähnen, dass Skye und Mac eiskalt an Hank Thompsons Schweißerladen vorbeigefahren wären, wenn dieser nicht praktischerweise winkend auf der Straße gestanden hätten. Das Marvel Cinematic Universe hat schon angenehme Zufälle manchmal.

Beste Szene: Coulsons Flashback

Bester Dialogsatz: “I like my bosses unjumbled at all times.” (Mac)

Note: 2

Quotes of Quotes (XXV)

You start out imitating your heroes, and the way you fuck up becomes your style.
– attributed to Elvis Costello by Too Many Cooks creator Chris Kelly in “Entertainment Weekly

I have heard tons of supposedly inspiring quotes about “finding your voice” for writers and other creatives, but this is the most brilliant way anyone has ever put it. I could, however, not verify if Costello is really the source. Take it as apocryphal.

In eigener Sache: Podiumsdiskussion beim FILMZ Festival Mainz

Am 30. November werde ich auf dem FILMZ Festival in Mainz an einer Podiumsdiskussion “Zur Lage der Filmkritik in Deutschland” und zum Flugblatt für aktivistische Filmkritik teilnehmen. Mit mir sitzen einige alte Bekannte auf dem Podium: Norbert Grob hat meine Magisterarbeit betreut, Rudolf Worschech ist mein Chef bei “epd film” und Dennis Vetter hat mit mir studiert. Mit Marli Feldvoß war ich immerhin schon in Pressevorführungen, glaube ich.

Hier ist der Text aus dem Programmheft:

Lesen Sie Filmkritiken noch in gedruckten Fachzeitschriften oder informieren Sie sich über aktuelle Kinostarts über Blogs im Internet? Reicht Ihnen vielleicht schon der Trailer oder das Staraufgebot für Ihre Entscheidung ins Kino zu gehen? Oder schauen Sie Filme sowieso nur noch auf dem Tablet? Um für ihre Rezipienten auch im 21. Jahrhundert attraktiv zu bleiben, müssen Filmkritiker_innen auf diese Fragen Antworten finden. Der Verband der deutschen Filmkritik hat mit ihrem „Flugblatt für aktivistische Filmkritik“ ein Zeichen gesetzt: Um gesellschaftlich relevant zu bleiben, soll sich die Filmkritik gegen eine Anpassung an die Marktlogik und einem Eigenverständnis als Dienstleister für Filmverleiher und Programmkinos stellen. Stattdessen sollen Filmkritiker_innen wagemutige Positionen einnehmen und dabei ästhetisch wie kulturpolitisch Stellung beziehen. Auf Basis des Flugblatts diskutieren einige der renommiertesten Filmkritiker_innen über die Potentiale einer „aktivistischen“ Filmkritik unter Berücksichtigung neuer Rezeptionsbedingungen des Publikums:
Dennis Vetter (Vorstand im Verband der Deutschen Filmkritik VDFK)
Marli Feldvoss (Publizistin, Filmkritikerin und Lehrbeauftragte für Filmgeschichte)
Prof. Dr. Norbert Grob (Wissenschaftler, Autor, Essayist / Professur für Mediendramaturgie und Filmwissenschaft in Mainz)
Alexander Matzkeit (Freier Journalist und Blogger)
Rudolf Worschech (Verantwortlicher Redakteur epd film)
Moderation: Andreas Heidenreich (Vorstandsmitglied im Bundesverband kommunale Filmarbeit, Programmgestalter beim Kommunalen Kino Weiterstadt und der Caligari FilmBühne, Leiter des Filmfests Weiterstadt u.v.m.)

Ich bin explizit als Blogger geladen, werde mich also bemühen, die Rolle gut zu spielen. Das heißt, ich werde einen Kapuzenpulli tragen, vom Podium twittern und generell eher pöbeln als argumentieren. Logo.

Das ganze findet statt in meinem alten Hörsaal
im Mainzer Medienhaus, Wallstraße 11, am 30. November 2014, um 11 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Mehr Infos zu FILMZ auf deren Homepage.