Review: “The Sounds of Star Wars” and “The Music of the Lord of the Rings Films”

The sentence “sound is half the picture” is usually attributed to George Lucas. It seems fitting, then, that one of the most beautiful books about the oft-forgotten topic of sound design has now been released about Lucas’s Star Wars saga. What makes “The Sounds of Star Wars” by J. W. Rinzler so beautiful is, first of all, the fact that it is more than a book. Attached to its spine is a sound module containing 256 sonic examples from the original library of the film series, every one of which can be selected and played individually. Coming from the built-in speakers they can sound a bit tinny at times. However, a headphone jack allows the listener to hear the wide selection of sounds – everything from R2D2 beeping to the star destroyers thundering past – in high fidelity as well.

But even without this gadget, “The Sounds of Star Wars” would be an outstanding book for everyone interested in film production. Every one of the six feature films and the TV series “The Clone Wars” is treated to an introduction spanning several pages and featuering many production photographs that mostly explain the modus operandi of sound designer Ben Burtt, who, together with Walter Murch, is one of those people who made the stitch perfect tailoring of sounds to moving images an art form in itself. The introductions are followed by descriptions of the secrets behind every sound in the module, bears for Chewbacca’s voice acting and a scuba mask for Darth Vader’s breathing. A more thorough spotlight is given to the saga’s most iconic scenes.

The book is clearly and fortunately directed at interested laymen. Processes of recording and mixing are not skipped over for fear of being too difficult to understand, but the descriptions also don’t drift off into technical gibberish.

This last sentence cannot be confirmed for the second large format book about the acoustics of big film sagas from the last few months, but that’s not necessarily a drawback. Doug Adams’s “The Music of the Lord of the Rings Films” excels through its detailed insight into the notes and thought process of composer Howard Shore. Those who want to comprehend them should be able to read music and ideally have a piano next to their reading armchair. A rudimentary knowledge of musical theory is an advantage as well, despite the fact that Adams has packed his most theoretical analyses into special sections.

Once you accept the fact that you are dealing with a musicology book, “The Music” is a real treasure trove for fans of Peter Jackson’s trilogy. Adams first discusses every one of the over 90 musical motifs of Shore’s monumental composition on its own, before devoting three Chapters to what he calls an “annotated score”, basically a running commentary for each musical cue in the extended trilogy. It’s worth watching the films again with the book in your lap to discover them all over again.

Previously unreleased photographs, a chronicle of the recording process, the full lyrics of all vocal pieces (with translations into English) and a CD full of musical rarities – containing unused alternative versions as well as MIDI demoes of several cues – round off the package.

There is only one weakness to the book. I really missed a key explaining how the score’s cues correspond to the tracks on the three soundtrack albums, which differ significantly from each other. Adams probably suspected that a true fan would of course own the “Complete Recordings” box sets anyway.

J. W. Rinzler: The Sounds of Star Wars. Foreword by Ben Burtt. Chronicle Books, 304 S. $60,00.

Doug Adams: The Music of The Lord of the Rings Films. A Comprehensive Account of Howard Shore’s Scores. Carpentier, 401 S. $59,95.

A German version of this review appeared in the magazine epd film 5/11

Snyderwatch: Sucker Punch

    Snyders Filme folgen einer so persönlichen ästhetischen Logik, (…) dass er zu den wenigen wirklichen Autoren des gegenwärtigen amerikanischen Mainstream-Kinos zählen dürfte.
    – Jet Strajker, Die fünf Filmfreunde

Ich verfolge das Schaffen von Zack Snyder seit einer Weile mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination. Seine ureigene Ästhetik, die er seit 300 konsequent verfolgt, ist revolutionär und gehört für mich zu einer der bestimmendsten Leitlinien des neuen digitalen Kinos. Sie hybridisiert Live-Action und digitale Animation auf allen Ebenen in einer Weise, die die konsequente Fortführung dessen ist, was 1999 mit The Matrix begann. Auf der anderen Seite hat mich sein Hang zu Bildern und Geschichten, die sich ebenso konsequent wie selbstverständlich an den Vorlagen des Faschismus abarbeiten und die Snyder sogar in einem Kinderfilm über Eulen unterbringt, immer abgestoßen.

Sucker Punch, Snyders erster Film nach eigenem Drehbuch, bringt diese Entwicklung nun an einen vorläufigen Endpunkt. Beinahe universell von der Kritik verachtet, schwurbelt sich Snyder darin eine Geschichte zurecht, in der es angeblich um Empowerment geht. Darum, dass man lernt, seine eigene Geschichte zu erzählen (die Feministen sehen das anders), in Wirklichkeit aber darum, leicht bekleidete Frauen in diversen Fantasy-Szenarios beim Kämpfen zuzusehen.

Die Zuhälterfigur des Films spricht in einem seiner Monologe davon, dass er das Gefühl hätte, jemand anders spiele im Sandkasten mit seinem Spielzeug, den Mädchen – und man meint, es wäre Zack Snyder, den er meint. Und trotzdem: Auf irgendeine perfide Weise habe ich den Eindruck, Snyder glaubt sogar, was er erzählt. Er sieht die an einen Endpunkt getriebene sexualisierte Gewalt in Sucker Punch in seiner eigenen merkwürdigen Logik tatsächlich als einen weiblichen Befreiungsschlag, genau wie er die auf die Spitze getriebene männliche Gewalt in 300 als eine Dekonstruktion von Männlichkeit sieht. “Hey”, scheint er sich zu denken. “Warum kann man nicht etwas dekonstruieren und dabei trotzdem verdammt cool aussehen.”

Diese Überlegung ist natürlich nicht neu, und mich hat immer schon gestört, wie Quentin Tarantino in Filmen wie Kill Bill nach einer ähnlichen Logik vorgeht. Wenn alles ohnehin nur ein Zitat, eine Hommage ist, scheint es, ist alles erlaubt. Auch der Sieg der Form über den Inhalt. Doch Tarantino kriegt die Kurve. Im zweiten Teil von Kill Bill beispielsweise verpasst er seiner Hauptfigur retrospektiv eine Entwicklungskurve und Tiefe, die alles vorhergegangene legitimiert und alles Folgende nachvollziehbar macht.

Snyder hingegen dreht in Sucker Punch die Streckbank noch eine Raste weiter. Ähnlich wie die Kampfsequenzen nur Phantasien innerhalb der Phantasie innerhalb der Phantasie, die der Film ist, sind, besteht ihr Inhalt auch nicht länger aus Zitaten, sondern aus Zitaten von Zitaten.

Denn die Mädchen kämpfen ihre imaginären Befreiungskämpfe keinesfalls im Imaginären eines Samuraifilms, eines Weltkrieg-Films, eines Fantasy-Films und eines Cyberpunk-Films, sondern bereits in deren übersteigerten Zitaten. Nicht in Pulp-Heften der Dreißiger, sondern in ihren postmodernen Wiedergängern, den Graphic Novels der Achtziger und Neunziger und den Computerspielen der Noughties. Deswegen sind alle Gegner lediglich gesichtslose Automata, gibt es Mechas im Krieg und Maschinengewehre im Kampf um die Burg. Und deswegen ist Sucker Punch genau so hohl wie die Körper der golemhaften Gegner – seine Figuren haben keinen Inhalt, sie haben keinen Grund, in irgendeiner Version dieser Welt zu existieren.

Wenn die Postmoderne an ihre Grenzen und darüber hinaus getrieben wird, kehrt das Archaische mit stampfenden Schritten zurück, wie ein Titan auf den Olymp. Und das ist es, was Sucker Punch doch irgendwie wieder faszinierend macht. Die haltlose Naivität, mit der der Film vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist. Die Geschichtsvergessenheit, mit der er seinen Zitatenzyklus ohne einen Funken Anstand oder wenigstens Ironie ausschlachtet, hat etwas enorm urtümliches. Und also findet sich in ihm auch ein Widerhall von Filmen wie Birth of a Nation, die auch in Ihren Grundfesten verachtenswert sind, die aber gleichzeitig zu den Gründungsmythen des amerikanischen Kinos gehören.

Es fällt mir schwer, mir ein abschließendes Urteil über Sucker Punch bilden. Ich fand den Film zu langweilig, um mich darüber aufzuregen und in seiner unfassbaren Maßlosigkeit zu faszinierend, um mich wirklich zu langweilen. Und somit ist wahrscheinlich damit das Urteil erreicht: Sucker Punch ist einfach vollkommen belanglos. Er ist es nicht wert, dass man ihn in irgendeiner Weise näher betrachtet. Und da ich – und mit mir viele andere Kritiker – dies gerade doch getan haben, weil sie irgendwie das Gefühl hatten, sie mussten sich mit dem Film auseinandersetzen, hat Snyder sein Ziel im Endeffekt wahrscheinlich doch erreicht: Er hat seinem persönlichen Sandkasten irgendwie Relevanz verliehen.

[Ergänzung:]

Zusätzlich zur im Text verlinkten “Girls on Film”-Kolumne empfehle ich Angie Hans Artikel auf /film.

Außerdem: “Sucker Punch and the Fetishized Image” von Oscar Moralde ist sehr gut geschrieben und argumentiert, wirft aber die Frage auf: Wenn keiner merkt, dass etwas Satire ist, ist es dann noch Satire?

In eigener Sache: Alexander Gajic im Flurfunk Dresden

Das Dresdner Medienblog Flurfunk Dresden hat ein Porträt über mich und meine Arbeit als Internetredakteur des Kirchentags (vor allem im Social Media Bereich) veröffentlicht.

Seit ich den Artikel gelesen habe, weiß ich nicht nur, dass mir mein Bart “freundlich zu Gesicht steht”, sondern auch etwas, was ich im Gespräch mit der Autorin schon geahnt hatte: Der Auftritt des Kirchentags im Internet ist “brav”. Ich empfinde das nicht unbedingt als negativ. Wer darüber mit mir diskutieren will – hier oder anderswo – ist mir willkommen.

Stuff I learned this week – #11/11

Des Pudels Core – Programmänderungen aus Betroffenheit?

Hinweis: Der konkrete Aufhänger dieses Postings ist hinfällig geworden, weil das ZDF sein Programm tatsächlich geändert hat, was heute nachmittag noch nicht feststand. An der Grunddiskussion hat sich jedoch nichts geändert, daher hier trotzdem der folgende Rant:

Ich habe mich heute (im Internet) mit zwei Freunden darüber gestritten, ob es okay ist, dass das ZDF heute abend vorhatte, um 22.15 Uhr den Katastrophenfilm The Core zu zeigen. Kurz zur Erinnerung: The Core ist ein albernes aber für einen B-Movie gar nicht so schlechtes Stück Hollywood-Schlock, in dem Hillary Swank und Aaron Eckart zum Mittelpunkt der Erde reisen, um den stehen gebliebenen Erdkern wieder in Schwung zu bringen. Hier der Trailer:


Ein Freund von mir war der Meinung, dass es pietätlos ist, diesen Film angesichts der Lage in Japan heute abend zu zeigen. Eine weitere Freundin, Fernsehjournalistin, stimmte dem zu und meinte schließlich, das Programm werde doch für jeden anderen Schwachsinn auch ständig geändert. Warum also nicht diesmal?

Ich habe mich schwer damit getan, den beiden zuzustimmen. Nicht nur deswegen, weil mir ein bisschen die Leute in der Spielfilmredaktion leid taten, die den Film vor neun Monaten ins Programm geschoben haben ohne zu wissen, dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein verheerendes Erdbeben die Welt in Atem halten würde, sondern weil ich grundsätzlich anderer Meinung bin.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Radiosender vor fünf Jahren aufhörten den Juli-Song “Die perfekte Welle” zu spielen, weil er im Angesicht des gerade über Asien hineingebrochenen Tsunamis zynisch erscheinen könnte. Nach dem 11. September war auf vielen Dudelkanälen wie MTV einen Tag lang kein Programm zu sehen, aus Respekt vor den Opfern. Kurz gesagt: Ich halte solche Programmänderungen aus Political Correctness bzw. aus Betroffenheit für Mist.

Ich kann mich an keinerlei Programmänderungen nach der verheerenden Flut in Pakistan erinnern, zum Beispiel. Vielleicht, weil diese Katastrophe, die zwar insgesamt weniger Todesopfer forderte aber im Grunde ein ganzes Land zum Teufel jagte, nicht so präsent war, wie die wesentlich besser auf den Punkt gebrachten Desaster in New York, Südostasien, Haiti und jetzt Japan: Ein Tag, an dem ganz viele schreckliche Dinge passieren, eine kurze Schockperiode, in der man betroffen sein kann, und dann wieder die Rückkehr zur Normalität. Nicht so etwas dauerhaftes wie eine sich über mehrere Monate hinziehende Überschwemmungskatastrophe, ein Bürgerkrieg, eine Hungersnot – an der man einfach irgendwann das Interesse verliert, weil ja nichts Neues passiert.

Und wann ist dann der Punkt, an dem man die Lieder wieder spielen kann, die Filme wieder zeigen kann? Kann The Core – der abgesehen davon, dass er ein Katastrophen-Blockbuster ist, selbst von seiner Ikonografie wirklich nichts mit den Bildern aus Japan gemein hat – wieder laufen, wenn die 10.000 Todesopfer in Japan begraben sind und wir uns wieder unserem Alltag zuwenden können? Sagen wir uns dann selbst: Na, irgendwann ist auch mal gut, ich will wieder guten Gewissens Katastrophenfilme gucken können?

Nein, ich halte es für falsch, aus solchen fadenscheinigen Gründen das Programm zu ändern (außer, man ersetzt es tatsächlich durch Informationssendungen wie heute im ZDF geschehen). Denn an das Beben in Japan dachte niemand, als der Film gemacht wurde. Es dachte niemand daran, als der Film eingekauft wurde. Und es dachte auch niemand daran als der Film für das Programm eingeplant wurde.

Den Menschen, die in Japan im Moment um Besitz und Leben kämpfen, dürfte es zudem herzlich egal sein, ob ein deutscher Fernsehsender aus Pietät darauf verzichtet, einen zweitklassigen Hollywood-Actionkracher zu zeigen, in dem es weder um ein Erdbeben, noch um eine Tsunami, noch um einen Atomunfall geht.

Eine Diskussion, die man natürlich führen kann, ist, ob es grundsätzlich vertretbar ist, Filme zu drehen, deren Bilder auf übersteigerten Versionen von realen Unglücken mit tausenden Toten basieren. Aber die Filme jederzeit zu “erlauben”, außer, wenn gerade eben so ein reales Unglück geschehen ist, halte ich für fragwürdig (bei völlig unschuldigen Liedern wie der “Perfekten Welle” wird es geradezu absurd).

Wen die Geschehnisse in Japan betroffen machen, für den dürfte es auch keinen Unterschied machen, ob das ZDF heute abend The Core zeigt, er oder sie guckt ihn wahrscheinlich eh nicht, weil er oder sie sich lieber informiert oder anderweitig ablenkt. Und was sollte das ZDF als Ersatz zeigen – vielleicht einen fröhlichen Durchhaltefilm aus den Vierzigern?

Stuff I learned this week – #10/11

Stuff I learned this week – #9/11

A comeback for electronic film music?

Some of us remember the Eighties fondly, others, like myself, are too young and often look at them with a mixture of puzzlement and admiration. One of the distinguishing features of many films from that decade is the prevalence of electronic scores by the likes of Harold Faltermeyer (immortal through his “Axel F.”-Theme from Beverly Hills Cop and the score for Top Gun), Jan Hammer (“Miami Vice”) [, Vangelis (how could I forget him)] and director/composer John Carpenter. A lot of their scores are now classic pieces, but they also umistakably date the films to their period.

Last year, Trent Reznor and Atticus Ross composed a haunting and very distinctive mostly electronic scpre for David Fincher’s The Social Network which won them a Golden Globe award. French electronic duo Daft Punk provided a hammering soundtrack for Tron: Legacy and even scored (pun intended) a cameo appearance as futuristic deejays. This year, british duo The Chemical Brothers are scoring Joe Wright’s next film Hanna. A. R. Rahman’s score for Danny Boyle’s 127 Hours also relies heavily on electronic sounds.

I am asking myself: Are we witnessing a return of synthesized music in film scores after a long time of only symphonic and pop soundtracks? I have no answer yet but would be thankful for more examples and ideas in the comments.

Lesetipp: “Negativ” interviewt Filmkritiker

Dass das, was ich Metakritik nenne – Filmkritiker, die über Filmkritik reden – zu meinen aktuellen Lieblingsthemen gehört, weil es meine journalistischen Felder Medien und Film so schön miteinander verschmilzt, ist kein Geheimnis. Umso mehr freut es mich, dass das Webmagazin “Negativ”, für die ich (Disclaimer) auch schon einmal etwas geschrieben habe, zu seinem ersten Geburtstag Interviews mit Filmkritikern geführt hat und weiter führt. Zwar muss ich anmerken, dass ich diese Art von “generischen” Interviews mit durchnummerierten Fragen für verschenktes Potenzial halte – was aber dabei rauskommt, ist durchaus lesenswert, wenn man sich für Filmkritik auch auf einer Metaebene interessiert.

Stuff I learned this week – #7/11