Stuff I learned this week – #11/11

Des Pudels Core – Programmänderungen aus Betroffenheit?

Hinweis: Der konkrete Aufhänger dieses Postings ist hinfällig geworden, weil das ZDF sein Programm tatsächlich geändert hat, was heute nachmittag noch nicht feststand. An der Grunddiskussion hat sich jedoch nichts geändert, daher hier trotzdem der folgende Rant:

Ich habe mich heute (im Internet) mit zwei Freunden darüber gestritten, ob es okay ist, dass das ZDF heute abend vorhatte, um 22.15 Uhr den Katastrophenfilm The Core zu zeigen. Kurz zur Erinnerung: The Core ist ein albernes aber für einen B-Movie gar nicht so schlechtes Stück Hollywood-Schlock, in dem Hillary Swank und Aaron Eckart zum Mittelpunkt der Erde reisen, um den stehen gebliebenen Erdkern wieder in Schwung zu bringen. Hier der Trailer:


Ein Freund von mir war der Meinung, dass es pietätlos ist, diesen Film angesichts der Lage in Japan heute abend zu zeigen. Eine weitere Freundin, Fernsehjournalistin, stimmte dem zu und meinte schließlich, das Programm werde doch für jeden anderen Schwachsinn auch ständig geändert. Warum also nicht diesmal?

Ich habe mich schwer damit getan, den beiden zuzustimmen. Nicht nur deswegen, weil mir ein bisschen die Leute in der Spielfilmredaktion leid taten, die den Film vor neun Monaten ins Programm geschoben haben ohne zu wissen, dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein verheerendes Erdbeben die Welt in Atem halten würde, sondern weil ich grundsätzlich anderer Meinung bin.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Radiosender vor fünf Jahren aufhörten den Juli-Song “Die perfekte Welle” zu spielen, weil er im Angesicht des gerade über Asien hineingebrochenen Tsunamis zynisch erscheinen könnte. Nach dem 11. September war auf vielen Dudelkanälen wie MTV einen Tag lang kein Programm zu sehen, aus Respekt vor den Opfern. Kurz gesagt: Ich halte solche Programmänderungen aus Political Correctness bzw. aus Betroffenheit für Mist.

Ich kann mich an keinerlei Programmänderungen nach der verheerenden Flut in Pakistan erinnern, zum Beispiel. Vielleicht, weil diese Katastrophe, die zwar insgesamt weniger Todesopfer forderte aber im Grunde ein ganzes Land zum Teufel jagte, nicht so präsent war, wie die wesentlich besser auf den Punkt gebrachten Desaster in New York, Südostasien, Haiti und jetzt Japan: Ein Tag, an dem ganz viele schreckliche Dinge passieren, eine kurze Schockperiode, in der man betroffen sein kann, und dann wieder die Rückkehr zur Normalität. Nicht so etwas dauerhaftes wie eine sich über mehrere Monate hinziehende Überschwemmungskatastrophe, ein Bürgerkrieg, eine Hungersnot – an der man einfach irgendwann das Interesse verliert, weil ja nichts Neues passiert.

Und wann ist dann der Punkt, an dem man die Lieder wieder spielen kann, die Filme wieder zeigen kann? Kann The Core – der abgesehen davon, dass er ein Katastrophen-Blockbuster ist, selbst von seiner Ikonografie wirklich nichts mit den Bildern aus Japan gemein hat – wieder laufen, wenn die 10.000 Todesopfer in Japan begraben sind und wir uns wieder unserem Alltag zuwenden können? Sagen wir uns dann selbst: Na, irgendwann ist auch mal gut, ich will wieder guten Gewissens Katastrophenfilme gucken können?

Nein, ich halte es für falsch, aus solchen fadenscheinigen Gründen das Programm zu ändern (außer, man ersetzt es tatsächlich durch Informationssendungen wie heute im ZDF geschehen). Denn an das Beben in Japan dachte niemand, als der Film gemacht wurde. Es dachte niemand daran, als der Film eingekauft wurde. Und es dachte auch niemand daran als der Film für das Programm eingeplant wurde.

Den Menschen, die in Japan im Moment um Besitz und Leben kämpfen, dürfte es zudem herzlich egal sein, ob ein deutscher Fernsehsender aus Pietät darauf verzichtet, einen zweitklassigen Hollywood-Actionkracher zu zeigen, in dem es weder um ein Erdbeben, noch um eine Tsunami, noch um einen Atomunfall geht.

Eine Diskussion, die man natürlich führen kann, ist, ob es grundsätzlich vertretbar ist, Filme zu drehen, deren Bilder auf übersteigerten Versionen von realen Unglücken mit tausenden Toten basieren. Aber die Filme jederzeit zu “erlauben”, außer, wenn gerade eben so ein reales Unglück geschehen ist, halte ich für fragwürdig (bei völlig unschuldigen Liedern wie der “Perfekten Welle” wird es geradezu absurd).

Wen die Geschehnisse in Japan betroffen machen, für den dürfte es auch keinen Unterschied machen, ob das ZDF heute abend The Core zeigt, er oder sie guckt ihn wahrscheinlich eh nicht, weil er oder sie sich lieber informiert oder anderweitig ablenkt. Und was sollte das ZDF als Ersatz zeigen – vielleicht einen fröhlichen Durchhaltefilm aus den Vierzigern?

Stuff I learned this week – #10/11

Stuff I learned this week – #9/11

A comeback for electronic film music?

Some of us remember the Eighties fondly, others, like myself, are too young and often look at them with a mixture of puzzlement and admiration. One of the distinguishing features of many films from that decade is the prevalence of electronic scores by the likes of Harold Faltermeyer (immortal through his “Axel F.”-Theme from Beverly Hills Cop and the score for Top Gun), Jan Hammer (“Miami Vice”) [, Vangelis (how could I forget him)] and director/composer John Carpenter. A lot of their scores are now classic pieces, but they also umistakably date the films to their period.

Last year, Trent Reznor and Atticus Ross composed a haunting and very distinctive mostly electronic scpre for David Fincher’s The Social Network which won them a Golden Globe award. French electronic duo Daft Punk provided a hammering soundtrack for Tron: Legacy and even scored (pun intended) a cameo appearance as futuristic deejays. This year, british duo The Chemical Brothers are scoring Joe Wright’s next film Hanna. A. R. Rahman’s score for Danny Boyle’s 127 Hours also relies heavily on electronic sounds.

I am asking myself: Are we witnessing a return of synthesized music in film scores after a long time of only symphonic and pop soundtracks? I have no answer yet but would be thankful for more examples and ideas in the comments.

Lesetipp: “Negativ” interviewt Filmkritiker

Dass das, was ich Metakritik nenne – Filmkritiker, die über Filmkritik reden – zu meinen aktuellen Lieblingsthemen gehört, weil es meine journalistischen Felder Medien und Film so schön miteinander verschmilzt, ist kein Geheimnis. Umso mehr freut es mich, dass das Webmagazin “Negativ”, für die ich (Disclaimer) auch schon einmal etwas geschrieben habe, zu seinem ersten Geburtstag Interviews mit Filmkritikern geführt hat und weiter führt. Zwar muss ich anmerken, dass ich diese Art von “generischen” Interviews mit durchnummerierten Fragen für verschenktes Potenzial halte – was aber dabei rauskommt, ist durchaus lesenswert, wenn man sich für Filmkritik auch auf einer Metaebene interessiert.

Stuff I learned this week – #7/11

Veranstaltungshinweis: Beyond Festival

Ich kann jedem, der sich für 3D interessiert, nur empfehlen, sich vom 27. bis 29. Mai nach Karlsruhe zu begeben, um sich das Beyond Festival anzuschauen.

Veranstalter ist die 3D-Alliance Karlsruhe, und darin maßgeblich das Zentrum für Kunst und Medientechnologie, dessen “Expanded 3Digital Cinema Laboratory”-Chef Ludger Pfanz ich vergangenes Jahr interviewen konnte und der mich mit seinem Enthusiasmus für 3D enorm angesteckt hat.

Noch ist auf der offiziellen Homepage noch nicht viel zu sehen (eine Facebook-Seite gibt es auch), aber in einem Exposé, das ich bekommen habe, hoffen die Veranstalter, so ziemlich alle filmischen 3D-Bereiche abzudecken: Konzertfilm (Fanta Vier, U2), 3D-Geschichte (Stefan Drößler, Filmmuseum München und Dial M for Murder) und aktueller 3D-Arthausfilm (Cave of Forgotten Dreams und Pina). Zusätzlich soll es Ausstellungen und Performances zum Thema geben.

Das Ganze steht unter dem Motto “3Days of Dimensions”. Ich werde dank meines regulären Jobs leider nicht hingehen können und ärgere mich sehr darüber. Aber ich empfehle es hiermit nachdrücklich weiter!

Durchschaubare Romanze – “Freundschaft Plus”

Danach jedoch erstickt Freundschaft Plus an seiner eigenen hippen Ausgangssituation. Wenn das moderne Nicht-Pärchen sich zwangsweise näher kommt und das altbekannte Spiel von Täuschung, Selbstbetrug, Verstoßung und Versöhnung unter den anschwellenden Klängen der Streicher beginnt. Die unnahbare Emma aus gutem jüdischen Haus mit früh verstorbenem Vater und abgedrehter Mutter muss nur sehen, wie glücklich ihre brave Schwester kurz vor ihrer Hochzeit ist, um die klassischen Rollenbilder ganz Hollywood-like wiederherzustellen.

Gesamte Rezension bei zeit.de lesen

Stuff I learned this Week – #5/11