Real Virtuality Podcast #1.5 – Stephen Rivkin, Editor of Avatar

For my English readers and/or future listeners, this is the trimmed down version of the first Real Virtuality Podcast – it features only the interview with Stephen Rivkin, one of the editors of Avatar.

This is my first podcast. Please enjoy and ignore the fact that my accent is all over the place.

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Noch da? Joaquin Phoenix und Casey Affleck narren die Medien

Manche witterten damals schon den beißenden Geruch von Satire, für andere war es nur ein weiterer Beweis dafür, dass alle erfolgsverwöhnten Hollywoodstars irgendwann hohl drehen: Im Oktober 2008 verkündete Schauspieler Joaquin Phoenix der sichtlich überraschten kalifornischen Presse, dass er seine bisherige Karriere an den Nagel hängen würde, um Rapper zu werden. Wer entsetzt nach einer versteckten Kamera Ausschau hielt, wurde mit einer offenen belohnt: Phoenix' Schauspielerfreund und Schwager Casey Affleck legte im Januar 2009 mit der Meldung nach, er selbst werde den Werdegang des mittlerweile vollbärtigen Ausbrechers dokumentarisch verfolgen. Weiterlesen …

Erschienen in epd medien 75/2010

Real Virtuality Podcast #1 – eDIT 13. Filmmaker’s Festival Frankfurt 2010

Die letzten drei Tage gehörten dem eDIT Filmmaker’s Festival in Frankfurt. Wie bisher (fast) jedes Jahr seit 2003 bin ich an den Main gefahren, um mir Vorträge anzuhören von Visual Effects Artists, Animatoren und Kameramännern, mich über den aktuellen Stand der Filmtechnik zu informieren und mit anderen Produktionsnerds zu fachsimpeln.

In diesem Jahr ist dabei eine Premiere herausgesprungen: Der erste Real Virtuality Podcast. Dieser enthält unter anderem Interviews mit Festivaldirektor Rolf Krämer, Stereograph Alaric Hamacher und Stephen Rivkin, Cutter von Avatar. Sie sprechen über ihre Erwartungen für das Festival, den Kampf um 3D und eine völlig neue Herangehensweise an Filmschnitt beim erfolgreichsten Film aller Zeiten.

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Note: You can find an English version of the Podcast here.

Warum es großartig ist, im Internetzeitalter zu leben

Als ich meine Interviewserie “Erfolgsstory Internet” startete (von der es hoffentlich bald neue Folgen gibt), wollte ich aufzeigen, wie das Internet die persönliche Welt von Menschen zum Guten wenden kann. Dieses Wochenende ist mir auch meinem persönlichen Leben mal wieder enorm aufgefallen, welch einen Mehrwert dieses Medium, das manche immer noch sehr skeptisch betrachten, bringen kann.

Meine Lieblingsband, die kalifornische Progrock-Truppe Spock’s Beard ist derzeit auf Tour in Europa. Freitag und Samstag war ich auf zweien ihrer Konzerte in Rüsselsheim und Aschaffenburg. Ich bin auf beide Konzerte eigentlich alleine gegangen*, das war aber kein Problem – denn ich wusste vorher, dass ich dort jede Menge Menschen treffen würde, die ich kenne. Die Mitglieder der deutschen Spock’s Beard-Fancommunity The Bearded, mit denen ich fast 365 Tage im Jahr über Musik spreche, und mit denen ich inzwischen auch befreundet bin – obwohl wir Anfangs eigentlich nur den gleichen Musikgeschmack teilten.

Doch damit nicht genug: Auf beiden Konzerten präsentierten Spock’s Beard ihr neues Album X. Für dieses Album hatte die Band mit ihrer alten Plattenfirma gebrochen und ihren loyalen Fankreis um Hilfe bei der Vorfinanzierung gebeten. Es gab verschiedene Stufen der Beteiligung, mit T-Shirt, ohne T-Shirt oder für 200 Dollar eine ganze Reihe sinnloser Goodies und einen Song, in dem der eigene Name gesungen würde. 130 Leute (ich nicht) haben das Premium-Paket gewählt und sind jetzt Teil der Musikgeschichte.

Als ich am Sonntag von meinem Konzertwochenende nach Hause kam, wartete eine weitere Nachricht auf mich: Auch Gavin Castleton (hoffentlich mein nächster Interviewpartner) hatte sein neues Album fertig. Auch dieses hatte ich im Vorhinein mitfinanziert und obwohl ich meine CD auch in zwei Wochen bekomme, hatte Gavin seinen Fans schon einen Download-Link geschickt – dachte er. Es gab ein paar Probleme, doch er reagierte auf seiner Facebook-Seite prompt, und eine Stunde später hatte ich Won over Frequency auf meinem iPod.**

Heute schließlich stieß ich über Ulrike Langers Blog auf ein Projekt, das Christian Jakubetz nun startet: Ein neues, modernes Lehrbuch für Journalistenschüler, das er ebenfalls über Unterstützer finanzieren möchte. Ich empfahl es zunächst weiter, dann entschied ich mich nach kurzer Überlegung, auch einen ersten Obolus dazu beizutragen.

Es war toll, zu lesen, wie “überwältigt vom Feedback” Jakubetz schon nach wenigen Stunden war. Genau wie es toll war, Musik live auf der Bühne zu sehen, die ohne die Unterstützung der Internetgemeinde nicht zustande gekommen wäre. Auch von Gavin Castleton Dankesmails und schnell neu generierte Codes zu bekommen war toll.

Jedes Mal war ich froh, ein Teil von etwas Größerem zu sein. Und ich war froh, dass ich im Internetzeitalter lebe, wo so etwas ganz einfach möglich ist.

* streng genommen hatte ich am Freitag einen Nicht-Internet-Freund dabei, aber das war eher Zufall. In der Regel gehe ich fast immer “alleine” auf Konzerte.
** Inzwischen ist das für Nicht-Mainstream-Bands ein reguläres Finanzierungsmodell geworden. Die Webseite Pledge Music, zum Beispiel, widmet sich exklusiv dem Vorfinanzieren von neuen Albumprojekten.

Alice in den Städten – Resident Evil: Afterlife

Deutschland/Großbritannien/USA 2010. Regie und Buch: Paul W. S. Anderson (basierend auf Capcoms Videospiel „Resident Evil“). Kamera: Glen MacPherson. Visual Effects Supervisor: Dennis Berardi. Musik: tomandandy. Produktion: Jeremy Bolt, Paul W. S. Anderson, Robert Kulzer, Don Carmody, Bernd Eichinger, Samuel Hadida.
Darsteller: Milla Jovovich (Alice), Ali Larter (Claire), Wentworth Miller (Chris), Kim Coates (Bennett), Shawn Roberts (Wesker), Boris Kodjoe (Luther), Spencer Locke (K-Mart).
Verleih: Constantin.
Laufzeit: 97 Min.
Kinostart Deutschland: 16. September 2010.

Der vierte Teil der Resident Evil-Saga ist vermutlich der erste Film überhaupt, der primär mit einem Kamerasystem beworben wird. Nicht Hauptdarstellerin Milla Jovovich, nicht Autor/Regisseur/Ehemann Paul W. S. Anderson stehen hier im Vordergrund, erklären uns Trailer und Plakate, sondern die Cameron/Pace Fusion 3D-Kamera, mit der auch Avatar gefilmt wurde, ist der wahre Star von Afterlife, wie Resident Evil 4 betitelt wurde.

Der Film bestätigt diese Annahme auf ganzer Länge. Schon die Eröffnungssequenz in der Jovovichs Alice, nahtlos anknüpfend an das Finale des Vorläuferfilms Extinction, mit einer Horde von Klonen das Hauptquartier der finsteren Umbrella Corporation stürmt, macht sehr schnell klar, dass es völlig egal ist, wer hier lebt oder stirbt, solange es cool aussieht. Wenn zentrale Charaktere verwundet oder scheinbar getötet werden, hat das keinerlei Relevanz. Ganz wie in der Videospielserie, auf der die Filmreihe basiert, steht fast jeder nach kurzer Zeit bestimmt wieder auf, um sich fröhlich in 3D weiter von Level zu Level zu ballern und zu metzeln.

Man möchte das fast „konsequent“ nennen. Afterlife ist Exploitation-Kino der reinsten Natur. Genau wie Zombiefilme der Kategorie Resident Evil immer schon die Standards des Horrorgenres ausgeschlachtet haben, so schlachtet Afterlife in seiner kompletten Konzeption auch die Standards des 3D-Kinos aus. Es gibt zwar nur wenige ausgesuchte Pop-Out-Effekte, dafür aber genug große Hallen, Flure mit starken Fluchten, Flüge durch weite Landschaften, Kämpfe in Zeitlupe und jede Menge regnendes Wasser, notfalls halt in einem Duschraum. Keine Angst: Milla Jovovichs Mascara kann auch unter solch widrigen Umständen nicht verschmieren.


Positiv zugutehalten kann man der ganzen Resident Evil-Reihe immerhin, dass sie ihr Geschehen tatsächlich seriell fortschreibt statt in die Fortsetzungsfalle zu treten und immer nur die Handlung des Ur-Films zu wiederholen. Ähnlich wie schon Extinction zeigt auch der neue Film eine kontinuierliche Vision der Welt im titelgebenden Afterlife der Zombie-Apokalypse. Gelegentlich bringt er dafür sogar eine Portion Humor auf, wenn etwa das Trüppchen Überlebender, das sich in Los Angeles auf das Dach eines Gefängnisses geflohen hat, aus Hollywood-Stereotypen besteht, inklusive einem windigen Verräter, der verächtlich als ehemaliger Produzent von Blockbusterfilmen charakterisiert wird.

Solche Lichtblicke können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Resident Evil:Afterlife insgesamt nicht mehr als ein matschiges Etwas von aneinandergereihten Schlachtfesten ist, das von Dialogzeilen zusammengehalten wird, die ebenso dumpf daherpochen wie der Steroiden-Soundtrack des Komponisten-Duos tomandandy. Alice und ihre neuen und alten Kumpanen kämpfen in einem großen Teil der 97 Filmminuten mitnichten nur gegen Zombies, sondern vor allem gegen merkwürdige Mutantenmonster, über deren Identität und Sinn man am Ende ebensowenig weiß wie über die mäandernde Handlung, die sich schließlich auf ein hanebüchenes Finale kapriziert. Nicht ohne dass dann eine kurze Sequenz nach dem Abspann noch einen draufsetzt und eine kaum weniger sinnentleerte Weiterschreibung ankündigt, die Jovovich in Interviews auch bereits bestätigt hat. Es gibt eben noch viel zu töten da draußen.

geschrieben für Screenshot Online

Die Zukunft des Bildschirms: Fraunhofer präsentiert die ferngesteuerte Küche

Am vergangenen Montag war ich zum ersten Mal in meinem Leben auf der IFA. Abgesehen von den gefühlt tausenden von 3D-Fernsehern gab es die interessantesten Entdeckungen eindeutig im Bereich TecWatch. Dort präsentierte sich unter anderem das Heinrich-Hertz-Institut von Fraunhofer und zeigte einige interessante Prototypen, die die mediale Zukunft bestimmen könnten.

Unter anderem hatten Sie eine Küche aufgebaut, die sich über Handgesten an einem Bildschirm steuern ließen. Als ich einen Mitarbeiter fragte, wie weit wir denn noch von Minority Report entfernt seien, antwortete dieser lässig, Tom Cruise habe ja immerhin einen Datenhandschuh getragen, darüber sei man mit dem infrarotgesteuerten iPoint-Presenter, der vor zwei Jahren auf der CeBIT präsentiert wurde, schon hinaus.

Angewendet wird die berührungslose Kontrolle inzwischen schon für ferngesteuerte Operationen ein Operationsinformationssystem, in der Bayerischen Staatsbibliothek (für mittelalterliche Manuskripte) und im Adidas Shop in Paris.

Seine Kollegin Jasmin Heumann war dann so nett, mir die Funktionsweise der Küche einmal zu demonstrieren und sich dabei von mir filmen zu lassen. Das Ergebnis ist noch etwas holprig, zeigt aber die Möglichkeiten auf, die wir wohl in der Folge von Touchscreens für Bildschirme überall in den nächsten Jahren erwarten können.

[Direktlink]

Five Ways in which 3D Will Change the Face of Cinema

I’m an advocate of 3D, always have been, and I firmly believe it will take over the way colour once did. But especially after speaking to Ludger Pfanz for my last article about 3D-TV, I have thought a lot more about how I believe 3D might actually change the way moving pictures will look in the future.

It basically comes down to this: You will get to see less shots and they will be more beautiful – until, that is, 3D has become so accepted that visionaries come along and turn it on its head again in maybe ten to 15 years. Here is how I would break it up:

1. Editing: Less and more Deliberate Cuts

I’m sure David Bordwell has numbers instead of a gut feeling about how fast films have become. Intensified continuity has taken over almost every genre now and action scenes in particular have become muddled and confusing (I just watched The Expendables and man was that anti-climactic and devoid of any money shots). 3D, which wants our minds to sink into the picture, will return to longer shots and more of an overview of what is happening on the scene, maybe souped up with slow-mos and time compression the way Zack Snyder tried in 300 and Watchmen.

2. Cinematography: Goodbye, Shaky-Cam

What was still pretty radical when it was boosted by the Dogme film makers in the nineties has now become a staple of every film that wants to look in any way “gritty”: hand-held, shaky cameras that appear to be right in the thick of it, thereby (like the fast cutting) often hiding what is actually going on. I expect more swooping, elegant camera moves in the future, especially because digital compositing allows the marriage of many shorter shots into one impressive one so well nowadays.

3. Mise-en-scène: The Return of Staging

3D means z-axis information, cultivated for our viewing pleasure. How better to make use of this than by going back to arranging actors on screen – their position sometimes telling us a lot more about their relationships than the words they say. In the last twenty years, talkative situations were solved mostly either by cutting or by static shots that made an artistic statement through their very immobility. The future might bring back moving actors again – a more theatrical way of movie-making, certainly, but not for the worse.

4. Composition: Artistry triumphs

Since its Grand Return, 3D has mostly been associated with fantasy, horror, dance and animated films. For good reason. These paradigms of cinema offer the broadest canvas on which to paint that otherworldy, uncanny feeling that stereoscopy (rather than holography) spreads throughout the cinema, where the viewer can experience space without being able to move within it as he pleases. Designed, precisely choreographed images allow for a much greater control of this feeling than captured, “realistic” images do. This applies even to documentaries, who, while photographing “real life” might just take more time to set up their images in the future than they did in the past.

5. And Finally: The Power of the Close-Up

This will be the big selling point of bringing 3D to genres that few can imagine in 3D at the moment: romantic comedies, melodramas, movies about people rather than images. The close-up, carefully and glamourously lit, was what put the stars right in our grasp. 3D can rely heavily on that idea. Watching the latest star-studded love film with your favourite poster boys and girls larger-than-life in 3D will make you want to sink into their baby blue eyes, their weather-lined faces, their luscious lips more than ever before. Better get the smelling salt ready for the faint of heart.

Do you agree? Let me know in the comments.