Mit dem Brechen brechen

Wer sich schon einmal mit einer schwangeren Frau im ersten Trimester unterhalten hat, weiß, dass „Morgenübelkeit” ein gemeiner Marketing-Euphemismus der Schwangerschaftsratgeber-Industrie ist. In den ersten Monaten der Schwangerschaft ist einem nicht nur morgens ein bisschen übel, sondern die kleinsten Trigger reichen aus, um das dringende Bedürfnis zu verspüren, die nächste Toilettenschüssel aufzusuchen. So war es zumindest bei meiner Frau im vergangenen September, weshalb wir regelmäßig Zuflucht im Kino suchten.

Dort fing das Elend aber erst an. Kaum saßen wir in The Party, läuft eine der Figuren auf der Leinwand aufs Klo, um sich dort genüsslich zu übergeben. Meine Frau war in diesem Moment froh, am Rand zu sitzen, denn sie musste ebenfalls spontan den Saal verlassen. Nur wenige Tage später in Atomic Blonde das gleiche. Die stark gebeutelte Heldin verschafft sich im Vomitorium Erleichterung.

Danach schien es egal zu sein, in welchem Film wir saßen. Überall wurde gewürgt. In The Circle arbeitet eine Figur so hart, dass ihr der Stress wieder hochkommt. Sogar in Barfuß in Paris wird ein Charakter seekrank. Trauriger Höhepunkt war dann Darren Aronofskys mother!, in dem nicht nur etwas Undefinierbares ausgespien, sondern kurze Zeit später auch noch ein Neugeborenes zerfleischt und gegessen wird (auch nicht so super für Schwangere). Ich konnte irgendwann ein ungläubiges Kichern nicht mehr unterdrücken, aber im Sitz neben mir wurden echte Kämpfe ausgefochten. Erst Victoria & Abdul befreite uns über einen Monat später von der großen Kino-Kotzerei – oder vielleicht ist auch nur meine Erinnerung getrübt.

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Kulturindustrie 010 Teil 1 – Japanuary

Eine halbe Folge, für die sich Lucas, Sascha und Alex jeweils einen japanischen Film angesehen haben. Zweite Folge folgt nächste Woche.

Wir bitten um den schlechten Ton bei Alex, der in seinem Soundprogramm die falsche Aufnahmequelle ausgewählt hatte.

Links zur Sendung

Japanuary

The Emperor’s Naked Army Marches On

Prinzessin Mononoke

Die verborgene Festung

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Real Virtualitys Lieblingsfilme des Jahres 2017

Ich bin zufrieden mit der Anzahl an Filmen, die ich dieses Jahr gesehen habe. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren herrscht wenig Wehmut über Filme, die ich verpasst habe (obwohl es davon auch ein paar gibt, looking at you A Ghost Story), und auch mit der Gesamtzahl von knapp über 100 Filmen und über 50 Kinobesuchen denke ich, eine ausreichende Bandbreite abgedeckt zu haben. Das ist ein gutes Gefühl, vor allem, weil ich ja weiß, dass ich diesen Schnitt höchstwahrscheinlich im nächsten Jahr nicht werde halten können.

Auch mit der Qualität der Filme bin ich zufrieden. Obwohl die beiden großen Oscar-Gewinner vom Anfang des Jahres (La La Land und Moonlight) beide bei mir nicht hundertprozentig zündeten, gab es über das gesamte Jahr hinweg viel Gutes zu sehen und meinen Favoriten, an dem sich alles andere messen lassen musste, konnte ich sogar schon relativ früh festmachen. Als Beobachter des Franchise-Marktes fand ich nur, dass (fast) alles dort produzierte irgendwo zwischen mittelmäßig und schlecht rangierte. Mich konnten weder War for the Planet of the Apes noch der von vielen geliebte Thor: Ragnarok besonders begeistern – am Angenehmsten fiel mir noch Spider-Man: Homecoming auf, weil er endlich mal wieder eine Geschichte erzählte, in der nicht eine ganze Welt auf dem Spiel stand – ein Problem, an dem sogar der ansonsten gelungene Wonder Woman krankte.

Aus der Kategorie teilweise gut würde ich mich die ersten 20 Minuten von Baby Driver wahrscheinlich gerne öfter ansehen, aber der Rest des Films erschien mir dann doch irgendwann erstaunlich seelenlos. Ich wünschte außerdem, der visuelle Erfindungsreichtum von Valerian and the City of a Thousand Planets hätte auch eine zufriedenstellende, weniger zerstückelte Story dazu gehabt. Der Film ist aber auf jeden Fall noch für Bonusmaterial-Sichtungen markiert, ebenso wie ich mir vorstellen könnte, dass es zu Blade Runner 2049 einen tollen Audiokommentar mit dem visuellen Team geben könnte.

Wer mein gesamtes Filmjahr betrachten will kann das auf Letterboxd tun. Aber nun zu meinen Lieblingsfilmen:

Platz 15 – 11 (Lobende Erwähnungen)

Dieses Jahr habe ich tatsächlich einige Filme gesehen, welche die Top 10 nur knapp verfehlt haben. Dazu gehört dann doch Moonlight, dessen Poesie man sich nicht entziehen kann, auch wenn mich die Geschichte weniger berührt hat als erwartet. Außerdem Lady Macbeth für einen Film, in dem kein Charakter wirklich sympathisch ist, The Big Sick für eine Geschichte von Herzen und eine tolle Holly Hunter, Personal Shopper für generelle Weirdness und ein nachhallendes Ende und Hunt for the Wilderpeople, der in Deutschland nur einen Heimvideo-Start hatte. Allesamt sehenswerte Filme! Aber in einer Top 10 kann es eben doch nur zehn geben:

10. Paddington 2

© Studio Canal
Ist Paddington 2 wirklich der zehntbeste Film des Jahres 2017? Wahrscheinlich nicht, aber es tut einfach Not, dass er (genau wie sein Vorgänger) mal ein bisschen Respekt bekommt. Einen Film zu machen, der so herzerwärmend “gesund” ist und der von der positiven Macht einer anständigen Welt erzählt ohne unangenehm konservativ zu werden (wie Coco), ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Das ganze zweimal zu schaffen ist beachtlich und 2017 dringend nötig. Darüber hinaus liebe ich einfach die Britishness von Paddington, vor allem weil auch sie scheinbar mühelos das “klassische” und das “moderne” Bild Großbritanniens miteinander vereint.

9. Western

© Piffl Medien
Mit meinem Podcast-Kollegen Lucas Barwenczik hatte ich vor kurzem ein Gespräch darüber, dass ich in meinem Kunstgeschmack wohl ein emotionales “Mehr ist Mehr”-Prinzip verfolge und deswegen mit wortkargen, beobachtenden, realistischen Filmen öfter meine Schwierigkeiten habe. Western gehört definitiv nicht dazu. Es hat mich beeindruckt, wie geschickt Valeska Grisebach in den Situationen, die sie schafft, tatsächlich Versatzstücke des klassischen Westerns verarbeitet (Cowboys gegen Ureinwohner, Wasserknappheit, Wildnis und Unabhängigkeit, der Mann ohne Vergangenheit) und gleichzeitig eine wahnsinnig gute Geschichte darüber erzählt, was es bedeutet, fremd zu sein. Allerdings nicht mit hundertprozentiger Empathie: Denn als Zuschauer bekommt man den bulgarischen Dialog untertitelt und kann deswegen mehr sehen und erkennen als Hauptfigur Meinhardt – allein das ist schon ein kleiner Geniestreich.

8. A Monster Calls

© StudioCanal
Mich haben mehrere Filme dieses Jahr im Kino zu Tränen gerührt, aber bei A Monster Calls war ich wohl zwei Drittel des Films am Flennen. Ein Kind und eine krebskranke Mutter, das klingt nach manipulativem Sentimentalitätskitsch. Doch ich mochte die Lektionen, die der Film zu vermitteln versucht: Dass das Leben darin besteht, Widersprüche auszuhalten und überhaupt zu akzeptieren. Dass Menschen nicht gut oder böse sind, sondern dass auch liebende Eltern schlechte Entscheidungen treffen können. Für mich lohnt es sich immer, mich darin zu erinnern, vor allem in einem sich ankeifenden Internet, in dem man von einem Menschen oft nicht mehr als ein paar Tweets zu sehen bekommt.

7. Dunkirk

© Warner Bros.
Dunkirk bekommt von mir den Orden am Bande für den verkopftesten Blockbuster. Im Gegensatz zu Darren Aronofskys Kopf finde ich den von Christopher Nolan nämlich faszinierend genug, um seine Ergebnisse immer wieder zu schätzen. Auch wenn die Gedanken hinter Dunkirk – die Erschlagung durch Eindrücke einerseits, die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Zeiträume andererseits – ebenso sichtbar und unsubtil sind wie die großen Allegorien hinter mother!, interessieren sie mich einfach mehr. Brutalistisches Kino muss auch mal sein.

6. 120 BPM

© Edition Salzgeber
Das Besondere an Robin Campillos Film finde ich, dass er sich nicht damit begnügt, ein Einzelschicksal der Aidskrise in Frankreich zu erzählen. Es geht ihm explizit auch darum, die Geschichte der Bewegung “Act up” auf die Leinwand zu bringen, sonst würde 120 BPM nicht zu viel Zeit damit verbringen, Diskussionen abzubilden und Aktionen inklusive ihrem Vor- und Nachlauf nachzuzeichnen. So schafft es Campillo, Herz und Kopf gleichermaßen anzusprechen, zur Reflektion anzuregen sowohl über das Persönliche als auch über das Gesellschaftliche und darüber, wie beide zusammenhängen.

5. Manchester By The Sea

© Warner Bros.
Weinen gilt ja als ultimativer Ausdruck von Emotionalität im Kino. Bei Manchester by the Sea habe ich das noch getoppt, indem ich angesichts der Ungeheuerlichkeit dessen, was die Rückschau im Film irgendwann enthüllt, sogar in unkontrolliertes Schluchzen ausgebrochen bin. Ansonsten mochte ich die Beiläufigkeit, mit der Kenneth Lonergan in seinem Film klarmacht, dass das Universum nicht mit Casey Affleck trauert. Als ein Charakter stirbt, ist die betreuende Ärztin gerade im Mutterschutz. Menschen sterben, Menschen werden geboren. Es geht weiter. Irgendwie.

4. Jackie

© Tobis
Es ist fast ein ganzes Jahr her, dass ich Jackie gesehen habe, doch einige Bilder und Sequenzen spuken immer noch in meinem Kopf herum. Was ich an Pablo Larraíns Film besonders mochte, ist, wie geschickt er das Spannungsfeld zwischen Persönlichem und Öffentlichkeit eines extrem öffentlichen Menschen beschreibt. Das ist es, was auch mich an Berühmtheit fasziniert – wie inszenieren Menschen sich nach außen? Wie erleben sie selbst diese Inszenierung in ihren privatesten Augenblicken, vor allem in Zeiten größter öffentlicher Aufmerksamkeit? Welche Fragen stellen sie sich dabei?

3. Silence

© Concorde
Ich bin doch erstaunt, wie sehr Martin Scorseses persönliches Opus unter dem Radar geblieben ist. Wahrscheinlich, weil ihm die großen historischen Gesten fehlen, und er trotz seiner epischen Anmutung am Ende nur sehr viele offene Fragen über Glauben (und eigentlich nicht über Religion) stellen möchte, die wahrscheinlich nur wenige Menschen wirklich interessieren, darunter eben mich. Ich fand die gleichen Fragen schon bei The Last Temptation of Christ sehr bewegend: Was ist “wahrer” Glaube? Welche Macht darf Zweifel bekommen? Was bedeutet Versuchung und worin liegt sie? Wie können wir mit unseren inneren Widersprüchen leben? Was zeigen wir davon nach außen?

2. Star Wars: The Last Jedi

© Disney
Unabhängig von allen Streitereien über diesen Film, die mich nach wie vor erstaunen und auch ein bisschen traurig machen: Ich mochte ihn einfach. Nicht wegen seiner Innovation, nicht wegen seiner progressiven Politik (die nehme ich als gegeben hin), sondern einfach weil er mich als Film und als popkulturelles Produkt voll überzeugt hat. Überladen, streckenweise abwechselnd arkan oder albern, aber dennoch immer wieder auf den richtigen Grundtönen landend, die mich extrem zufriedengestellt haben. Es bedarf immer keiner großen Anstrengung, diese Art Filme auf verschiedenen Ebenen (Plotlogik, Worldbuilding, Franchisetreue, Aufrechterhaltung einer Konzernstrategie) auseinanderzupflücken, wahrscheinlich auch, weil es auf diesem Level unmöglich ist, alle Stakeholder zurfriedenzustellen. Am Ende zählt für mich immer nur, ob der Film mit mir als Zuschauer schwingt oder nicht. Und manchmal passt es eben. Das war damals bei den Avengers so – und bei The Last Jedi eben auch.

1. T2 Trainspotting

© Sony Pictures
Ich habe schon an anderer Stelle viel über meinen Lieblingsfilm des Jahres geschrieben, dessen hoher Platz bei mir zu einem gewissen Grad sicherlich auch der Erleichterung geschuldet ist, dass mein Lieblingsregisseur Danny Boyle es nicht verbockt hat. Daher erlaube ich mir, am Ende dieser filmischen Reise, einfach mal, aus meinem Artikel bei “Kino-Zeit” zu zitieren:

Stattdessen geht es in T2 um die Nostalgie selbst. Es geht um das Zurückblicken auf eine vermeintlich geile Zeit, die bei genauerem Hinsehen gar nicht so geil war. Um die Reflektion dessen, was seither passiert ist und was es mit einem gemacht hat.

In T2 Trainspotting gibt es keinen klassischen Sequel-Moment, in dem plötzlich wieder alles wie beim ersten Mal ist, obwohl der Ursprungsfilm sogar materiell mit seinen Originalbildern immer wieder auftaucht, wie ein alter Sample in einem elektronischen Musiktrack. Renton, Spud und Sick Boy fahren zwar gemeinsam an den Ort in den Highlands, an den sie ihr toter Freund Tommy damals geführt hatte, stellen aber sehr schnell fest, dass es dort vor allem ungemütlich ist und der nächste Zug zurück erst in zwei Stunden fährt. Als Renton gegen den Frust anmahnt, dass sie ja wegen Tommy hier sind, widerspricht Sick Boy: „Nostalgia! That’s why you’re here! You’re a tourist in your own youth!“

Erst beim Zusammenstellen dieser Liste und damit beim erneuten Nachdenken über die Filme in ihr ist mir aufgefallen, wie sehr sie auch ein Spiegel der Themen sind, die mich 2017 beschäftigt haben. “Nostalgie”, “Aushalten von Widersprüchen”, “Anstand ohne Konservatismus”, “Fremdsein”, “Glaube und Zweifel”, “Öffentlichkeit und Privatheit” – das alles sind Dinge, auf denen ich persönlich wie politisch, im Internet wie in direkten Gesprächen, nur im eigenen Kopf und in öffentlichen Äußerungen 2017 herumgekaut habe. Viele dieser Themen beschäftigen mich schon länger, manche haben aber 2017 ein neues Gewicht bekommen. Ich bin gespannt ob 2018 – auch angesichts der bevorstehenden privaten Veränderungen – neue Themen hinzukommen.

Die nervige Nostalgiewelle und der einzige Film, der sie begriffen hat

Die zweite Staffel von Stranger Things habe ich schon gar nicht mehr geschaut. Ich kann sie nicht mehr sehen, diese elende Nostalgie in vergangenen Perioden bewegter Bilder. Egal, ob es die Sehnsucht nach der eigenen Kindheit und ihrer Steven-Spielberg-Magie wie in der Serie der Duffer-Brüder oder nach der Zeit der vertikalen Integration von Hollywood wie in La La Land ist. Egal, ob die Nostalgie als geradliniger Geldmacher-Reboot wie Baywatch oder als halb ironisches, halb sehnsüchtiges Spiel mit einer vergangenen Ästhetik wie in Guardians of the Galaxy Vol. 2 daherkommt.

Und egal, ob die Bevölkerung des Internets, gefügig gemacht mit einer Unzahl von Listicles mit Gegenständen, die man nur versteht, wenn man die 1980er erlebt hat, danach verlangt und das Resultat abfeiert: Nostalgie kann nicht für sich alleine stehen. Wer sich von ihr einlullen lässt und das Heute vergisst, läuft Gefahr (in der Terminologie von Literaturwissenschaftlerin Svetlana Boym) von der „reflektiven“ in die „restaurative“ Nostalgie zu wechseln. Er oder sie ruft plötzlich nicht mehr „Hach, früher war auch schön“ sondern „Make America Great Again“.

Der einzige Film, der das 2017 so richtig begriffen hat, ist …

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Selbstvergewisserungsfilme für Männer

Kennen Sie das? Sie lernen bei einer Party einen Mann zwischen 18 und, sagen wir, 55 kennen, unterhalten sich gut und erwähnen nach einiger Zeit vorsichtig, dass Sie sich sehr für Kino interessieren. Die Augen Ihres Gegenübers leuchten auf. Auch er interessiere sich für Filme, sagt er. Er sei sogar ein echter Filmkenner. Fight Club, das sei ein toller Film – haben Sie davon schon mal gehört?

Katie, eine Nutzerin der Filmdatenbank Letterboxd, musste diese Situation anscheinend schon öfter ertragen. Sonst hätte sie wohl kaum eine Liste angelegt mit dem Titel “Movies that snobby men ask if I’ve heard of cause I say ‘I’m into film'” (etwa: Filme, bei denen versnobte Männer fragen, ob ich sie kenne, weil ich sage, dass ich Filme mag). Inzwischen existiert die Liste nur noch im Google Cache, aber die Auswahl, mit Ausnahme des wahrscheinlich ironischen Ausreißers Barbie in The Nutcracker, ist bezeichnend.

Blade Runner, Gladiator, Taxi Driver, Inception oder Mad Max: Fury Road. Es sind die Art Filme, von denen man als junger Mann schon auf dem Schulhof Raunen gehört hat. Einer der Klassenkameraden hatte mit einer ausgeleierten VHS (diese Erwähnung von Technik verrät mein Alter) von Requiem for a Dream oder Donnie Darko ein Erweckungserlebnis, wie es nur Teenager haben können. Plötzlich wusste er, was Kino sein kann. So abgefahren, das hast du noch nicht gesehen.

Katie kann fast froh sein, dass in ihrer Liste nur ein Film von Quentin Tarantino auftaucht (Pulp Fiction). Die Autorin Ali Elkin hat im Internetmagazin McSweeny’s gleich eine ganze “Oral History of Quentin Tarantino as told to me by men I’ve dated” zusammengetragen. Wenn Männer einer bestimmten Spezies erstmal loslegen mit der Filmkennerschaft, gibt es kein Entkommen mehr, scheint Elkin zu sagen. Sie identifizieren sich nicht nur mit den Filmen, sondern auch mit ihren Regisseuren – mit den Männern, die es überhaupt gewagt haben, solche Filme zu erschaffen. Meist Außenseiter mit einer singulären Vision, die sich durch nichts haben kleinkriegen lassen. So will es zumindest die Legende. Und so wären die, die ihre Geschichte erzählen, auch gerne.

Das nämlich verbindet die Filme von Tarantino, die Filme von Katies Liste und ein paar weitere:

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Quotes of Quotes (XXXI) – James Mangold Thinks Canon Sucks and You’re Part of the Problem

Listening to a recent episode of Jeff Goldsmith’s Podcast The Q&A with Logan-director James Mangold, I came across this exchange. Host Jeff Goldsmith can’t help himself as he asks about continuity issues between Logan and the other X-Men-Movies and thereby prompts Mangold to go on a juicy rant about the superhero movie industrial complex.

Jeff Goldsmith: Obviously there was a timeline reset in Days of Future Past which Simon Kinberg wrote, and he’s the producer of this film as well. I’m just curious: How does this fit in the timeline? Because in X-Men: Apocalypse, there was a different Caliban and I’m just curious if this an offshoot, a different timeline …

James Mangold: I have no idea. As you can tell by the way I’m sparring with you on these questions, I don’t care. Meaning that I think that stuff is in the way of making good movies, not in support of it. It would be as if I’m making movies for the Catholic church and I have to pass some kind of papal approval for what happens to Jesus in this episode. It’s just ludicrous …

I’m just curious where it fits in.

I know, but your’re part of the industry, when you ask those questions, of maintaining the sense of ‘Did you break canon or stick with canon?’. In fact, I think canon sucks.

I was just trying to find out, where it was in the canon.

Nowhere. The reality as a marketeer would be that we very carefully positioned it beyond all the existing movies, so it’s up to you. My feeling is: I want to have a relationship with the audience, not with internet crazy factcheckers with a hundred episodes of shit accusing me of getting something wrong. It’s the actual audience that I am most concerned with and that they exist in the immediate, taking in the movie. And unless it’s wildly contradicting something that they just saw in another movie, it’s not of concern to me. (…) My own arrogance or spiciness with you about these questions is partly about how you get the movie made. The gravitational pull between the kind of internet industry of superhero movie worship, the actual industry itself of selling these things, the merchandising machine, the toy manufacturer, the comic books, the rival companies, the summer dating, all of it is not a friend to movie making. It’s a friend to corporate money making. And part of my own defense to making a movie and not just a commodity, is to have a lot of hostility towards a lot of the value systems, some of which fans bring to the material, where they’re actually serving corporations and not themselves, in my opinion. They’re actually demanding the movies work as a box set. They all can then be bought and sold so that the action figures will work consistently from one movie to another, the animated Saturday morning one can match the — they’re actually demanding something that helps the companies sell and ram all these products at the same time. It’s much harder for the companies to make money off eight different visions of what Batman could be, but for me that’s phenomenally more interesting.

Listen to the whole episode here. The quoted passage starts about 46 minutes in.

Kulturindustrie 002 – Menschenwerk, Blade Runner, Blade Runner 2049

Zwei Wochen sind vorbei, ein neuer Podcast ist da. In Folge 002 spreche ich mit Lucas Barwenczik, Mihaela Sartori und Sascha Brittner über “Menschenwerk”, Han Kangs Roman über das Massaker von Gwangju, über “Blade Runner”, Ridley Scotts Sci-Fi-Neo-Noir Klassiker in seinem 35. Jahr und natürlich über “Blade Runner 2049”, Denis Villeneuves Fortsetzung dieses Klassikers mit Ryan Gosling. Außerdem: Persönliche Empfehlungen von jedem von uns.

Zeit, um großartig zu sein

Wer in der Postmoderne überleben will, sollte die Fertigkeit beherrschen, zwei scheinbar konträre Konzepte gleichzeitig geistig festzuhalten. Filme wie My Little Pony: Der Film sind selbst Meister dieser Kunst und verlangen entsprechend ihren Zuschauern das Gleiche ab. Sie sind gleichzeitig hirnverbrannte Glitzerexplosionen für ein U13-Publikum und die Subversion davon; reine, blank polierte Plastikoberfläche mit angeschlossener Produktlinie und aus tiefem Herzen ernst gemeintes Gefühlskino.

Vielleicht ist das der Grund, dass die dem Film zugrundeliegende Serie My Little Pony: Freundschaft ist Magie, die das Universum des 35 Jahre alten Hasbro-Spielzeugs 2010 in dessen neuester Inkarnation begleitete, so ein großer Erfolg wurde. Nicht nur beim geplanten Zielpublikum junger weiblicher Kinder, sondern auf merkwürdige Weise auch bei erwachsenen Männern, die sich selbst Bronies nennen und vor allem im Netz einen eigenartigen Kult begründet haben. My Little Pony: Der Film jedenfalls, hinter dem das gleiche, nur um ein paar Promi-Stimmen aufgestockte Serien-Kreativteam steckt, funktioniert im Rahmen der Erwartungen an einen Film zur Fernsehserie zum Spielzeug erstaunlich gut.

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