Mit Bernd Eichinger geht ein Filmproduzent der alten Schule

Helmut Dietls Film “Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief” (1997) soll lose von Eichingers Jagd nach den Rechten an Patrick Süskinds Roman “Das Parfum” inspiriert sein. Die an Eichinger angelehnte Produzentenfigur heißt dort Oskar Reiter und wird von Heiner Lauterbach gespielt. Reiters Credo, so betont er immer wieder, lautet “Film ist Krieg”. Wie immer man das sehen mag – Eichinger hinterlässt eine unübersehbare Lücke. Denn echte filmsüchtige Tycoons wie er sind selten geworden.

Ganzen Artikel bei evangelisch.de lesen

Stuff I learned this week – #3/11

Auf der Datenautobahn

Blogger sein ist ja mehr so meine Superhelden-Identität. Im Hauptberuf bin ich derzeit Internetredakteur für den 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. In dieser Funktion wurde ich gestern in einem Artikel von dpa, den die “Dresdner Neuesten Nachrichten” in ihr Online-Angebot übernahmen erwähnt. Dort heißt es:

Je näher der Kirchentag rückt, umso präsenter wird er auch in der Öffentlichkeit. „Das deutsche und internationale Interesse wächst“, sagt [Pressereferent Hubertus] Grass. Dies zeige sich auch im Internet . „Mehr als 2300 Freunde bei Facebook , fast 500 Follower bei Twitter und zahlreiche Freunde bei VZ “, zeigt Alexander Gajic (27) auf den großen Bildschirm auf seinem Schreibtisch. Dafür zwitschert und bloggt der „Mann auf der Datenautobahn“.

Als ich diese Titulierung meines Berufs las, musste ich doch deutlich schlucken. “Datenautobahn” – dass man diesen Begriff im heutigen Zeitalter als Journalist noch ungestraft verwenden darf, verwunderte mich doch sehr.

Selbst der dazugehörige Wikipedia-Eintrag führt auf, dass der Begriff immer schon, auch in den 1990ern, als er geprägt wurde, als “falsche Metapher” kritisiert wurde, weil er Ordnung statt Freiheit suggerierte. Inzwischen aber könnte doch das Bild des Internets als “Autobahn” gar nicht mehr falscher sein. In einer Zeit, in der das Netz so groß geworden ist, dass man sich kaum einigen kann, wie man es quantifizieren soll, lässt mich das Wort Datenautobahn eigentlich nur noch an Neal Stephensons frühe Vision des “Metaverse” als kreisförmige Straße mit Gebäuden am Straßenrand in Snow Crash denken.

Ich finde, dass hier immer wieder klar wird, dass der gesamte Ursprungsgeist des World Wide Web im Hypertext – eine kaum überschaubare Anzahl von einzelnen Elementen, die unendlich verstrickt sind, weil sie beliebig aufeinander verweisen können und bei denen der Weg von A nach B immer nur einen Link-Klick entfernt ist – bei ziemlich vielen Menschen immer noch nicht angekommen ist. Schade eigentlich.

“Kreisverkeht”: Journalismus, der sich im Kreis dreht

Beiträge dieser Art sind schon so oft geschrieben worden, dass sich die Mühe kaum noch lohnt. Ändern wird sich ja doch nichts. Dennoch ist mir die Ausschlachtung eines YouTube-Videos durch das Qualitätsjournalismus-Schlachtschiff “Spiegel Online” heute mal wieder so sehr aufgestoßen, dass es zumindest für einen kurzen Vermerk reichen muss.

Der Beitrag “Erfurter Crash-Kreisel: Eine Kreuzung, die keiner versteht” ist nicht nur ungünstig betitelt (denn es kommt keineswegs zu einem Crash), sie ist auch zu quasi 100 Prozent aus diesem YouTube-Video (und Meta-Aufnahmen, die YouTube zeigen, wie das Video abgespielt wird) zusammengeschnitten.

Wie die “Spiegel Online”-Redaktion gearbeitet hat, um aus einem einfachen YouTube-Video einen qualitätsvollen journalistischen Beitrag zu machen, lässt sich an drei Merkmalen aufzeigen.

Erstens: Quellen nennen ist out, denn Quelle ist grundsätzlich “YouTube”. Der Autor des Videos wird im Beitrag sogar erwähnt, allerdings nur als “Der User, der das Video ins Netz gestellt hat”, nicht als “Pallhaunermann”, wie sein Account heißt. Immerhin: Während diese Worte zu hören sind, wird ein Screenshot gezeigt, der den Namen des Users erkennen lässt.

Zweitens: Recherchieren ist out. Am Ende des Videos heißt es: “Inzwischen hat die Stadt angeblich reagiert und eine kleine Insel eingerichtet.” Es ist natürlich verständlich, dass “Spiegel Online” – eine kleine Garagenfirma in einer Gegend ohne Telefon – keine Möglichkeit besitzt, bei der Stadt Erfurt anzurufen und zu fragen, ob das stimmt. Muss man ja auch nicht. Ist ja nur Internet. (Ergänzung, 28. Januar: Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Pressestelle der Stadt Erfurt zu erreichen, gebe auch ich auf. Vielleicht wächst damit auch mein Verständnis für die Kollegen von “Spiegel Online”).

Drittens: Wenn man schon einen Meta-Beitrag dreht, ist es auch nicht wichtig, ob man den Suchbegriff bei YouTube eigentlich richtig eingegeben hat.

Danke an “KANSAS” für den Link

The “Slate” Movie Club: Critic vs. Critic

There’s a lot of stuff that’s great on the internet and one of them is metacriticism, especially when it comes to movies. It allows me to delve into my two writing passions – film and media – at the same time. I don’t think there ever was a time when critics were able to interact with each other as throughly as now. And it’s incredibly interesting.

It took me until this week to come across the “Slate” Movie Club’s Critic vs. Critic series, in which great writers about film (among them one of my recently-discovered favourites Matt Zoller Seitz) discuss their craft. This year, they deal with top ten lists, defend their choices and the making of lists in general.

Dan Kois uses a flowchart to explain why he liked Black Swan. Stephanie Zacharek discusses the misogynism behind panning Somewhere. Matt Zoller Seitz wonders what critics’ scepticism about Inception says about their fears. And that’s just the beginning.

I will only say this once: Read it.

Stuff I learned this week (and last) – #1/11

Mein Lieblingskino hat zugemacht – Bambi und Camera Bad Schwalbach

Ich bin nicht nur ein großer Filmfan sondern auch ein Freund des Kinos. Also schmerzt es mich, mitzuerleben, dass ausgerechnet das Kino, mit dem ich großgeworden bin, das Bambi und Camera Kino in meinem Geburtsort Bad Schwalbach zum Jahresende seine Pforten geschlossen hat.

Das verwundert nicht. Obwohl der kleine Kurort Bad Schwalbach im Untertaunus von dem Problem vieler Provinzkinos verschont geblieben ist, in der nächstgrößeren Stadt ein Multiplex zu haben (Wiesbaden ringt seit Jahren darum, hat es aber nicht auf die Reihe bekommen), war die Geschäftslage, wann immer ich in den letzten Jahren in Bad Schwalbach vorbeischaute, nicht gerade rosig. Inhaber Volker Weis ist mittlerweile 68, seit über 40 Jahren im Geschäft und hat sich den Ruhestand redlich verdient. Das Kino hat er bis zuletzt als Familienbetrieb geführt, mit einigen wenigen Aushilfen – unter anderem, von 2000 bis 2004, mit mir.

Das besondere am Bambi und Camera ist für mich aber nicht nur, dass ich dort vier Jahre Karten verkauft und abgerissen, Popcorn geschaufelt und Getränke verkauft habe (und mich bis heute ärgere, dass ich nicht sofort gesagt habe, dass ich auch Vorführen lernen möchte). Mich hat auch immer beeindruckt, dass mein Ex-Chef das Kino konstant auf dem neuesten Stand gehalten hatte. Beide Säle, das Camera mit 125 Plätzen und das Bambi mit 74, waren mit Dolby 5.1 (das Camera auch mit DTS) ausgestattet, hatten immer saubere Leinwände und keine durchgesessenen Sitze – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kinos in kleinen Orten. Das Foyer wurde zuletzt 2002 renoviert. Zusätzlich gab es persönlichen Service vom Chef: Kurgäste wurden nach den späteren Vorstellungen in ihre Kliniken zurückgefahren. Dass es am Ende nicht mehr für eine Digitalisierung gereicht hat, kann ich angesichts der momentanen Lage gut verstehen.

Auf der Website des Kinos steht derzeit, dass eine Wiedereröffnung unter neuer Leitung geplant ist. Auch im Artikel des “Wiesbadener Kurier” vom 29. Dezember 2010 heißt es, es gebe zwei Bewerber, die “andernorts schon kleinere Kinos [betreiben]” (was sich etwa mit dem deckt, was ich bei meinem letzten Besuch an Weihnachten erfahren konnte). Es besteht also noch Hoffnung, dass die seit 1926 bestehende Kinotradition in Bad Schwalbach nicht stirbt.

Mir tut die Schließung trotzdem leid. Familie Weis war für mich seit über zehn Jahren eine freundschaftliche Bekanntschaft – und auch eine wertvolle Recherchequelle für die Stimmung “an der Basis” in der Kinobranche. Selbst wenn das Bad Schwalbacher Kino wiedereröffnen sollte, für mich wird ein Besuch dort nicht mehr das gleiche sein. Ich wünsche Herrn und Frau Weis, Beate und Stefanie und Ralf dem Vorführer daher auch an dieser Stelle noch einmal alles Gute und hoffe für sie, dass auch die Zeit ohne Kino eine schöne wird.

“Wir sind Überzeugungstäter” – Interview mit Christian Bräuer

Eine der großen Probleme, die die Kinos in den nächsten Jahren überwinden müssen, ist die Einführung digitaler Projektionstechnik, gerade für viele kleine Programmkinos mit einen ambitionierten Programm eine große Hürde. Ich habe mit dem Kinobetreiber Christian Bräuer über den Stand der Digitalisierung und ihre Möglichkeiten gesprochen. Bräuer ist Geschäftsführer der Berliner Yorck-Kinos und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Kino–Gilde deutscher Filmkunsttheater, des Zusammenschlusses der deutschen Arthouse-Kinos.

Interview lesen auf epd-film.de oder in epd film 1/11.

Real Virtuality’s Favourite Films of 2010

Was 2010 a vintage year for film? Compared to 2009, from which basically only Avatar is still talked about, I guess it was. In the long run, only time will tell of course, but here are the ten films that made the biggest impression on me in all the vintageness.

Note: This list goes by German cinematic release dates. Note 2: Even though I made it into the cinema a lot this year, I still missed some titles, i.e. Enter the Void and Exit through the Gift Shop.

1. Scott Pilgrim vs. the World

There are two reasons, why I chose to make this film my film of the year. One is that is truly a revolutionary and daring piece of filmmaking for reasons that The Film Doctor has pointed out. The second is that it really stuck with me emotionally in ways that Inception or The Social Network did not.

2. Inception

You can say almost nothing against this excellent film, except maybe that it’s a bit too cerebral and a bit convoluted. But, well, that’s what happens when you are making a big budget action blockbuster which at the same time serves as an intelligent investigation of the nature of dreams and our ability to delude ourselves. And right now there is only one director able to pull this off: Christopher Nolan.

3. The Social Network

It’s not the story of Facebook, I believe, but it is a very good story. As usual, Fincher succeeds in making the viewer forget just how perfectionist his filmmaking is by enveloping him in a well-told story brought across by excellent performers. That’s what makes the film so strong. It is not however, a testament of our times, I reject this reading.

4. El Secretu de sus ojos

I won’t say it was a worthy Oscar winner (because it was up against Das weiße Band), but it was a worthy nominee. I just liked this film. It was tense and gripping, it was beautifully lit and shot and it was so melodramatic in a good way, about love that transcends time and brings people to do cruel things. It just got me.

5. The Kids are all right

If I was a different kind of person I would probably have all sorts of reservations against this film, but I am not. So I liked the extremely powerful betrayal of a couple going through marriage problems – stripped of all gender prejudices you could have because both partners are women. Around the performances, however, which are easily the biggest asset of the film, there is also some well-composed pictures to look at, which rounds the film off nicely.

6. Crazy Heart

The landscapes and the dreams that surround this tale open up the canvas, the intimate performances and the music close it again. This mixture generates a film that lasts, even more because it’s a fictional story that might just be true.

7. A Single Man

Another performance-driven film that profits from the fact that it is also clothed in beautiful images. I liked the bitterness of it, combined with the technique of using shifting colour saturations to convey emotion, which is something that I hadn’t seen done in quite this way before.

8. Toy Story 3

Ignore the fact that there is a bit too much of everything in the second act of this film as it channels prison break movies of the last five decades. Toy Story 3 more than makes up for it with the emotional climax of the third act and an ending that had me shedding a few lonely tears in the cinema. A very different coming-of-age-story which brillantly finishes a trilogy fifteen years in the making.

9. The Road

It’s a film about a failed civilisation that manages to tell its story without drifting off into the romanticized apocalypse. There is no hint here of a “paradise regained” Adam-and-Eve-notion, just a harrowing sense of survival of the well-adapted. That’s what made the film for me.

10. Gainsbourg

I like innovative approaches to biopics and Gainsbourg is excellent in mixing legend and history. Once M. Gainsbourg is famous, it gets a little tedious watching his seemingly endless decay, but in the end even that felt worthwhile in order to learn how one of France’s most infamous 20th-century-figures might see himself in a movie.

Honorable Mention: Die kommenden Tage

This is not in the Top 10 because it tries to cram a little too much character drama into one film in a way that makes some of the characters unbelievable in the end. But a near-future dystopia from Germany that successfully taps into a lot of the fears which haunt our times, combined with some of the best colour photography I have seen in a German film for years, nevertheless made for a film that I often think back to. Can we please have more films with this scope in Germany?

Let’s see how 2011 will play out. Until then, I wish all my blog readers a good sense of closure for 2010 and a Happy New Year!