Ein Zweiseiter über Heimkino-Anlagen aus meiner Feder, ab Montag in epd Film 9/09. Passend dazu am Mittwoch in epd medien 69/09: Das ehemalige Fernsehen der Zukunft (HDTV, Hybrid-TV) in seinem gegenwärtigen Zustand, ebenfalls von mir.
Nachträgliche Rechtfertigung
Ich stimme nicht mit jeder von Chris Lakes 25 Tipps für Journalisten der Zukunft überein, dennoch ist sehr vieles von dem, was er schreibt, wahr und zu unterstützen.
Die ersten vier Punkte sind der Grund für dieses Blog und ich bemühe mich, so gut wie ich kann, sie mir oft genug vor Augen zu führen.
Netzartikel VII
Der schon erwähnte epd-Medienartikel zum Online-Wahlkampf und seiner medialen Aufbereitung ist jetzt auch online zu lesen.
Worte zum Wochenende
Wir haben uns an die Zeichenzahl 140 gehalten.
Gregor Koall , Trendopfer
// Wenn Unternehmen Twittern
Der Amateurfunker aus Nettetal/Germany wird damit zum Star im Warhol’schen Sinne – deutlich länger als 15 Minuten.
Christian Lindner , Rhein-Zeitung
// „Ich bin Presse“, „Maul zu“, „geh sterben“
[via Medienlese]
Der Günther vermittelt dem Publikum seit Jahrzehnten den Eindruck, dass er eigentlich gar nicht ins Fernsehen gehört. Aber weil er schon mal da ist, nimmt er das Kreuz halt auf sich.
Thomas Gottschalk über Günther Jauch, im Zeit Magazin Leben
// Gibt es ein Leben nach dem Fernsehen?
Ein besonders drastisches Beispiel für augenscheinlich kostenlose Übernahme und Vermarktung der Inhalte, die andere teuer erstellt haben, bietet wieder einmal die Bild.
Robin Meyer-Lucht , Carta
// Jauch-Berichterstattung: Enteignet Bild hier das Zeit-Magazin?
Direkt vom Erzeuger
Dass Filmjournalisten, wie fast alle Fachjournalisten, gelegentlich dazu neigen, bei ihren Berichterstattungsobjekten ein wenig befangen zu sein, ist kein Geheimnis. Wer lange genug dabei ist, kennt Schlüsselfiguren der Branche und hat vielleicht auch gewisse Loyalitäten. Es sollte im Allgemeinen davon ausgegangen werden, dass schlechte Filme trotzdem verrissen werden und, sagen wir mal, in der Regel passiert das auch. Gute Kritiker treten beispielsweise davon zurück, Filme zu besprechen, mit deren Machern sie irgendwie verbandelt sind.
Aber wie wäre es denn, wenn die Filmemacher ihre Berichterstattung einfach selbst machen könnten? Dann könnte man sich die ganze Debatte über Fachjournalistenbefangenheit sparen und wüsste direkt woran man ist. Die wohl immer noch größte deutsche seriöse Kinozeitschrift Cinema hat jetzt genau das gemacht und lässt Michael “Bully” Herbig einfach mal die zwölfseitige “Reportage” über seinen neuen Streifen “Wickie und die starken Männer” im aktuellen Heft selber gestalten, als “Chefredakteur für einen Tag”. Wie praktisch, da konnte er auch gleich noch “exklusiv[e] Fotos von den Dreharbeiten” mit unterbringen.
Zwar legt der reguläre Chefredakteur Artur Jung Wert darauf, dass die Filmkritik erst einen Tag später geschrieben wurde, aber für vom “Erzeuger” generierte Inhalte, die journalistisch präsentiert werden, kenne ich eigentlich trotzdem nur einen Ausdruck und der lautet PR.
Printartikel II
Wie viele andere habe auch ich jetzt einen Artikel zum Bundestagswahlkampf im Internet geschrieben. Die zentrale Frage:
Die Schriftzüge der großen Online-Knotenpunkte prangen auf den Webseiten der Parteien wie die Kreditkartenlogos an der Tür eines großen Kaufhauses. „Wir machen Politik auf allen Kanälen“, wollen sie sagen. Damit ist allerdings noch lange nicht garantiert, dass diese Politik auch überall wirkt, vor allem bei den so begehrten Jungwählern.
Ich habe mich nicht nur mit den Aktionen der Parteien beschäftigt, sondern auch mit der Auswertung dieser Aktionen durch das Netz, ARD und ZDF.
Und in der Tat hat sich über den Aktionen der Parteien im Netz längst eine Art übergeordnete Decke aus Aggregation und Kommentierung ausgebreitet.
Diese beiden Teaser-Quotes und mehr in epd medien 65/09.
Worte zum Wochenende
I wonder how long it’ll be before a trailer opens with: “In a world where Megan Fox gets naked …” It might not represent the whole film, but it would make some studio bosses ever so happy.
Anna Pickard , guardian.co.uk
// Jennifer’s Body trailer: not to be confused with Juno
Die Berufsethoswächter mögen ein Nachsehen mit mir haben, denn die Zeit drängt und ich möchte mich doch auch noch einmal auf das Niveau herunterlassen, auf dem nun auch das Panorama der Süddeutschen Zeitung sich einpendelt, und vermelde: Angela Merkel hat einen Bums-Platz in ihrem Haus. Jawohl, ein privates Bumsodrom.
Silke Burmester , taz
// Wer nix wird, wird kompakt
Das Telefonnetz ist ein Ort der Obszönitäten, der Niedertracht und der Drogengeschäfte. Liebende hauchen Sätze in die Muschel, bei denen sich jeder Dudenredakteur ins Tomatenhafte verfärben würde, Beleidigungen und üble Nachrede sind an der Tagesordnung, Straftaten werden geplant. Das Telefonnetz ist ein rechtsfreier Raum.
Malte Welding , Netzeitung
// Das geSpiegelte Internet
Das Stück kann unsere Familien bis ans Lebensende ernähren. Und wahrscheinlich auch die Familien unserer Enkel und Urenkel.
Michael Münzing (SNAP!), im Interview mit dem SZ-Magazin
// “Dieses Stück kann unsere Familien bis ans Lebensende ernähren.”
[via Medienlese]
Netzartikel VI
Online: Ein Tagebuch über den Wahlwerbespot Geh nicht hin!.
Fantastische Animations-Ensembles
Es gibt einen Trailer für Wes Andersons neuestes Projekt Fantastic Mr. Fox und er sieht toll aus. Wenn das Drehbuch des Films so gut ist wie sein Design und die Ausschnitte, die man im Trailer zu sehen bekommt, könnte es ein weiterer Home Run für gute Animationsfilme werden, wie wir sie immer häufiger sehen. Vorlage von Roald Dahl, ich glaube die Chancen stehen gut.
Schön an Fantastic Mr Fox ist allerdings auch, dass der Film auf den ersten Blick als Wes Anderson-Film zu erkennen ist. Nicht nur anhand der Farbpalette und den obligatorischen, symmetrischen Anderson-Signature Shots, sondern auch wegen seines Ensembles. Ich bin ja eigentlich bis heute kein Riesenfan davon, in Animationsfilmen jede Nebenrolle mit einem Star zu besetzen und die wahren Voice Artists damit in den Ruin zu treiben, aber bei Anderson scheint die Rechnung aufzugehen. Er macht einfach nur da weiter, wo er mit The Royal Tenenbaums, The Life Aquatic with Steve Zissou und zuletzt The Darjeeling Limited aufgehört hat und bringt alle seine Lieblinge unter: Owen Wilson, Jason Schwartzman und Bill Murray sind dabei, obwohl die Hauptrollen von George Clooney und Meryl Streep gesprochen werden. Da kommt das gleiche Familienfest-Gefühl auf, wie sonst bei Ensemble-Regisseuren.
Etwas Ähnliches hatte Tim Burton ja vor einigen Jahren mit Corpse Bride abgeliefert. Klar, das war auch ein Animationsfilm (im Geiste von The Nightmare before Christmas), aber Tim Burton zeigte sich auch hier nicht nur im Visuellen: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Albert Finney, Christopher Lee, Danny Elfman, Deep Roy. Ein Stelldichein von Burtons Musen und üblichen Verdächtigen.
Da ist der Schritt im Kopf nicht weit dazu, darüber nachzudenken, dass andere Regisseure, die gerne mit den gleichen Leuten zusammenarbeiten, auch mal Animationsfilme machen könnten – bevorzugt auch mit Tieren. Ich wünsche mir die Coen-Brüder mit einer skurrilen Fabel über Tod, Leben und Schicksal. Vielleicht eine moderne Version der Vogelhochzeit, der Star (pun intended) George Clooney will die Amsel Frances McDormand heiraten, aber irgendwie geht alles schief. Unvergessen John Goodman als raunziger Uhu, John Tuturro als von Sperlingen aufgezogener Kuckuck, Steve Buscemi als verirrter Papagei und Billy Bob Thornton als militanter Weißkopfadler.
Von P. T. Anderson hingegen ein Film über eine in die Jahre gekommene Hippie-Kommune aus Los Angeles. Jeder hat dabei mit seinem eigenen privaten Schicksal und seinen vergessenen Idealen zu kämpfen, nicht nur der Bär Philipp Seymour Hoffmann und der Wolf John C. Reilly. Auch der neurotische Waschbär William H. Macy und der mexikanische Wüstenfuchs Luis Guzman wissen irgendwie nicht wohin mit ihrem Leben. Als sie sich entscheiden, in den Hollywood Hills ein Festival zu organisieren, der alten Tage wegen, tauchen plötzlich auch ihre alten Groupie-Freunde Fiona Apple und Aimee Mann (erstmals in Sprech- und Singrollen) wieder auf und alles nimmt ein tragisch-komisches Ende.
Von Richard Linklater und seinen texanischen Slacker-Rindern und Quentin Tarantinos Hot Dogs, die in den Siebzigern die Straßen des amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiets unsicher machen, sollen andere erzählen. Gar nicht schlecht stehen die Chancen vielleicht bei Kevin Smith – er hat Comics und Clerks: The Animated Series gemacht und schon diverse Male Charakteren seine Stimme geliehen. Da ist der versaute-aber-gefühlvolle Film mit Ben Affleck, Matt Damon, Jason Lee und Jason Mewes als Katzen-Quartett Looking For Pussy vielleicht gar nicht so weit weg…
Worte zum Wochenende
Fast nichts gab in den letzten Monaten so viel Gesprächsstoff her wie „Twitter”. Jetzt stößt der Kurzmitteilungsdienst an Grenzen – Ende eines Hypes?
Christian Jakubetz , JakBlog
// Und alles Gute noch bei der Revolution
There’s a reason why Coldplay are the biggest band in the world and it has nothing to do with musical innovation or winning personalities. It’s because of that song with the piano bit, the surging chorus and the message about you and me and life and stuff. The one you recognise.
Ben Meyers , The Guardian
// One-trick Ponies
In den Exzessen von Facebook, kurz FB, scheinen sich Medienleute besonders wohl zu fühlen. Ästhetisierung des Lebens zwischen Dada light und Camp light.
Tom Kummer , Freitag
// Moritz trinkt immer noch
Nej, det vore oärligt! Det finns upphovsrätt! De som har skrivit och spelat musiken måste ju ha sitt levebröd.
Knatte, Fnatte och Tjatte , Kalle Anka
// En laddad affär
[via taz]
Nächste Woche keine Worte zum Wochenende, ich bin im Urlaub!