Worte zum Wochenende

Aus Abwesenheitsgründen heute schon am Donnerstag. Das von Kai Gniffke erwähnte Sommerloch ist übrigens nicht nur in der Tagesschau zu entdecken. Deswegen steht hier (leider) auch nicht viel Neues zurzeit.

Ich hab ja weitgehend aufgehört, für Frauenmagazine zu schreiben.

Gabriele Bärtels , Carta
// Betrug am Leser: Der Boulevard hölt die Pressefreiheit aus

Vielleicht hat ja die Aufklärung in Herrn Wöllner ihr Ende und ihr Ziel gefunden. Vielleicht ist das der Mensch, der die Welt nur noch vollkommen auf sich bezogen wahrnimmt. Uwe Wöllner ist eigentlich unser Homo ludens, den wir im Fernsehen betrachten dürfen, wenn uns nach anderem ist, und den wir abschalten können, wenn er zu laut ist.

Gero Schorch , im Interview mit FAZ.net
// In Uwe hat die Aufklärung ihr Ende

Habe schon gewitzelt, ob wir im Erklärraum heute ein 3D-Modell des Sommerlochs sehen.

Kai Gniffke , Tagesschau Blog
// Es ist da!

Das ZDF hat sich nun konsequenterweise die ästhetische Autorität zurückerobert, indem es seine Fähigkeiten verbessert hat, eigene Bilder zu finden und zu erfinden.

Katrin Schuster , epd medien
// Zwischen Himmel und Erde. Der neue Nachrichtenkosmos des ZDF.

Worte zum Wochenende

Mehr über “Kreativwirtschaft” und “Input” können Sie demnächst in meinem neuen Buch “Die 1.000 dümmsten Begriffe des frühen 21. Jahrhunderts” nachlesen. Auf den Seiten zwischen “Digital Native”, “Generation Upload” und “fail”.

Lukas Heinser , Coffee and TV
// Der Weg zum Rockstar in sechs Millarden Schritten

However, it turned out that Smith was not a time-travelling Terminator but was in fact suffering from the effects of LSD and marijuana. He was charged with indecent exposure and resisting a police officer.

Yahoo! News
// Police Arrest Naked Terminator
[via Geekologie]

Die Wahrheit ist, dass viele Menschen nach wie vor zurückgelehnt fernsehen wollen.

Leo Busch, in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel
// Vorsicht, Hype!

Mit Hilfe vieler historischer Bilder und Filmsequenzen sowie Berichten prominenter Zeitzeugen wie zum Beispiel Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher und Michail Gorbatschow vermittelt er ebenso unterhaltsam wie lehrreich die Geschichte der Deutschen Einheit, wie sie wirklich war.

Pressemitteilung von Semmel Concerts
// Die Deutsche Einheit – Wie es wirklich war

Worte zum Wochenende

Der Glaube, dass es sich beim digitalen Wandel um ein Nullsummenspiel handelt, ist weit verbreitet: Wir bekommen Macht, also müssen die Großen Macht verlieren. Es ist aber genau umgekehrt: Die Massen bekommen Macht, aber Konzerne und Regierungen werden mit den neuen Medien proportional noch viel mächtiger.

David Golumbia im Interview mit der Süddeutschen Zeitung
// Die Allianz von Internet und Kapital

Dass ein Sender mit so einer Pseudoenthüllung über den eigenen Moderator und Kollegen aufwartet, das möchte ich mir beim ZDF lieber nicht vorstellen… Der Bericht wirkte ja so, als hätte Tom Buhrow Plutonium an Nordkorea verkauft.

Steffen Seibert im Interview mit kress.de
// “Tom Buhrow hat kein Plutonium verkauft”

Ich do not like to talk about politics. Ze last time an Austrian got involved in politics it caused ein horrific var, which resulted in ze annihilation of all major European fashion shows for six years. Ich know it’s controversial – but in my opinion – Hitler vas a bit of a bitch. I know someone who vas ze grandson of his personal assistant – apparently behind ze scenes he vas a real tyrant. Vorse zan Elton!

Sacha Baron Cohen als Brüno im Interview mit der Süddeutschen Zeitung
// “Hitler vas a bit of a bitch”

Sascha Lobo ist damit auf dem besten Weg, in Sachen Selbstvermarktung die Heidi Klum des Online-Business zu werden. Ein Vorteil des Deals mit den Roten: Sein Iro kann bleiben, wie er ist. Bei T-Mobile hätte Lobo wohl oder übel seine Haare in Magenta färben müssen. Ob Lobo nun auch sein iPhone gegen ein Vodafone-Handy austauscht – unklar.

Kristina Judith, turi2
// Vodafone wirbt zweinullig mit Sascha Lobo und Co.

Worte zum Wochenende

More harm has been done by people panicked over social decline than social decline ever did.

Randall Munroe, xkcd
// Idiocracy

Es gab einfach ein paar Ermüdungserscheinungen. Wir haben so viel erklärt, wie „Bild“ funktioniert. Wir hatten irgendwann das Gefühl, wir wiederholen uns.

Stefan Niggemeier, in einem Artikel des Rheinischen Merkur
// Alles Müll oder was?

Google erbringt mit der Verlinkung eine Dienstleistung. Hierfür als Verlag die Hand auf zu halten, wäre genauso absurd, wie von Kioskbesitzern eine Abgabe dafür zu verlangen, dass der Focus in der Auslage liegt.

Ulrike Langer, Media Digital
// Dann boykottiert doch Google!

But please notice that I’m not saying there has never been a more lucrative or prestigious time to become a journalist. The cash and status associated with the profession are fairly recent. Until the early 1970s or thereabouts, the average journalist made an average salary (if that), and his societal standing was modest.

Jack Shafer, Slate
// Keeping the Fizz in the Journalism Biz

Generation #

Ich glaube es war dieser Beitrag bei Carta, bei dem mir zum ersten mal deutlich auffiel, wie sehr ein neues typografisches Zeichen vom Internet Besitz ergriffen hat. Dank Twitter ist der “Hashtag” plötzlich überall – die Diskussion heißt nicht “Zensursula-Debatte” sondern “#zensursula-Debatte”.

Mit dem # – englisch: hash (“Gatter”), früher auch gerne “Raute”, “Doppelkreuz” oder “Lattenzaun” genannt – markieren und verschlagworten Twitter-User ihre Tweets, wenn sie damit Stellung zu bestimmten Themenkomplexen nehmen wollen. Damit vereinen sich alle Tweets unter einem Banner, was dann über die Twitter Search leichter zu finden ist.

Wenn Twitter und seine Epigonen (wer weiß, was Google da mit “Wave” zusammenkocht) noch an Popularität gewinnen, könnte das # das typografische Erkennungszeichen der twitternden Generation werden, so wie das @ (oder “at” – zu dem heute wohl kaum noch jemand “Klammeraffe” oder “Affenschwanz” sagt) Zeichen der ersten Internet-Generation wurde (Wikipedia zu den auch mir bisher unbekannten Ursprüngen des Symbols).

Mit der Verortung des @ als fester Bestandteil von E-Mail-Adressen und der steigenden Hipness des Netzes, tauchte der Klammeraffe nämlich plötzlich auch in den abstrusesten anderen Techno-Kontexten auf. Vom einfachen Ersetzen des Buchstaben A in technologischen Wörtern (“E-M@il”) bis hin zu der Aufschrift auf einem Internet-Café in der nähe meiner alten Bushaltestelle, das “Call @ home” und “Surf @ here” versprach, beides natürlich grammatikalisch völliger Blödsinn.

Ich warte nur darauf, dass in Berlin die erste Bar namens #alkohol aufmacht.

Eingemauert!

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls hat das Fernsehprogramm der Deutschen Welle eine Computeranimation in Auftrag gegeben, die die Grenzstreifen in Berlin und an der Innerdeutschen Grenze rekonstruiert. Das Ergebnis mit dem Titel “Eingemauert!” soll demnächst im DW-TV eingebettet in einen längeren Beitrag laufen, online kann man es sich den zehnminütigen Beitrag bereits bei YouTube angucken. Ein Making Of gibts auch dazu.

Der Film, dessen Simulation meiner Ansicht nach wirklich gut gelungen ist – genau in der richtigen Balance zwischen Erklärgrafik und Fotorealismus – zeigt eindrucksvoll, wie die Grenzen zwischen der DDR und Deutschland funktioniert haben – und wie sie sich ins Gesamtbild der Stadt bzw. der Gegend einfügten. Da ich erst 1983 geboren bin, habe ich von der Mauer nicht mehr viel mitbekommen. Und auch wenn ich über das System schon mehrere Grafiken gesehen und Beschreibungen gelesen habe – beim Ansehen dieses Films ist mir zum ersten Mal wirklich einigermaßen aufgegangen, was es geheißen haben muss, in der Daueransicht dieses Bollwerks zu leben. Ich habe es sozusagen auch mal “erfühlt”.

In den Film kann man tatsächlich eintauchen, er ist simpel genug um alles zu verstehen und dennoch vereinfacht er wenig. Kleine Details wie die fahrenden Autos und bellenden Hunde, sowie die übersichtlichen Kameraflüge, machen das Gesamtkonstrukt glaubwürdiger.

Meiner Ansicht nach ein perfektes Beispiel dafür, wie die Simulakren der Computersimulation nicht immer nur Unterhaltungswert bieten können, sondern mit Rekonstruktionen wie diesen auch einen “objektiven” und pädagogischen aber dennoch anschaulichen Blick auf die Geschichte werfen können.

Pop-Taubheit bei der ARD

Dank diesem Artikel bin ich gerade auf diese Abstimmung aufmerksam geworden und kann nur den Kopf schütteln. Steckt hinter dieser vollkommen willkürlichen Liste irgendeine Systematik – außer “möglichst Weichspülerhaft”? “HR4-geeignet + Tokio Hotel”?

Wo ist die Hälfte der NDW? Wo sind Ärzte, Hosen, Neubauten? Wo ist die DDR? Wo sind selbst Dancefloor-Deppen wie Blümchen? Dafür ist ausgerechnet Stefan Raab gleich zweimal dabei – unter anderem auch (oh Wunder!) mit seinem ARD-Titel “Hier kommt die Maus” (in die gleiche Kategorie fällt wohl auch “Schnappi”, der ganz bestimmt nicht zu den wichtigsten deutschen Hits der letzten 10 Jahre zählt). Dafür fehlt dann wiederum Guildo Horn. Und zwei Drittel der deutschen Musikgeschichte scheinen sich in den Siebzigern abgespielt zu haben.

Und am Ende wird das ganze dann als ernsthaftes Ranking “Die schönsten Hits der Deutschen” verkauft. Und mich fragt wirklich noch jemand, warum ich nur noch Filme auf DVD und “Daily Show”-Folgen im Netz gucke?