“Wir sind Überzeugungstäter” – Interview mit Christian Bräuer

Eine der großen Probleme, die die Kinos in den nächsten Jahren überwinden müssen, ist die Einführung digitaler Projektionstechnik, gerade für viele kleine Programmkinos mit einen ambitionierten Programm eine große Hürde. Ich habe mit dem Kinobetreiber Christian Bräuer über den Stand der Digitalisierung und ihre Möglichkeiten gesprochen. Bräuer ist Geschäftsführer der Berliner Yorck-Kinos und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Kino–Gilde deutscher Filmkunsttheater, des Zusammenschlusses der deutschen Arthouse-Kinos.

Interview lesen auf epd-film.de oder in epd film 1/11.

Spiel ohne Grenzen – Eine Liebeserklärung an 15 Jahre Toy Story

Es ist in der Originalfassung die Stimme von R. Lee Ermey, dem berühmten Drill Sergeant aus Kubricks Full Metal Jacket, die die kleinen grünen Plastiksoldaten aus ihrem Eimer hinaus ins Treppenhaus hetzt. Sie springen mit Fallschirmen ab, schleppen die Sprechfunkanlage gemeinsam ins Dickicht. Plötzlich jedoch geht die Tür auf, und die eben noch so lebendigen Recken erstarren in ihren berühmten Posen – die Panzerfaust auf der Schulter, den Mörser im Anschlag. Schließlich, und davon zeugen auch die verbogenen Gewehre und die abstehenden Plastikkanten, sind sie nur Spielzeug. Weiterlesen …

erschienen in epd film 8/10

Sprachpuristen. China rückt englischen Abkürzungen zu Leibe

Man stelle sich vor, die deutsche Regierung wollte ein Zeichen in Sachen Sprachpflege setzen (vielleicht um den in diesem Feld versierteren Franzosen eins auszuwischen) und verböte den Gebrauch von fremdsprachigen Ausdrücken und Sätzen in sämtlichen aus Deutschland stammenden Funkübertragungen. Abgesehen von einigen wenigen angenehmen Effekten ? Goodbye “We love to entertain you” und “It's fun” – hätte ein solcher Schritt auch einige fatale Folgen. So müsste der deutsche Staatsrundfunk, die Deutsche Welle, zwangsläufig 29 von 30 Sprachangeboten einstampfen und hätte es vermutlich fortan wesentlich schwerer, deutsche Werte und Ideale in den Rest der Welt zu tragen.

Was in diesem überzogenen Beispiel notwendigerweise wie eine Mischung aus Paranoiavision und Schildbürgerstreich klingt, wird in reduzierter Form in China gerade in die Tat umgesetzt. Weiterlesen …

erschienen in epd medien 35/2010
Und hier ist der virtuelle Shout-Out ans Language Log

Kanzler aller Kelten

Es ist schon merkwürdig, wie sehr man Schauspieler manchmal mit einer bestimmten Rolle identifiziert. Obwohl Bruno Ganz beispielsweise schon mehr als genug gelobte und preisgekrönte Darbietungen vor der Kamera und auf der Bühne zu bieten hatte, als er 2004 in “Der Untergang” Adolf Hitler spielte, war er im Anschluss doch für manche untrennbar mit dem Eindruck des großen Diktators verknüpft. Vier Jahre später spielte Ganz wieder eine historische Figur im Eichinger-Aust-Edel-Jointventure “Der Baader Meinhof Komplex”, und der Autor war sicherlich nicht der einzige, der im Kino (oder vor dem Fernseher) innerlich aufschreckte und dachte: Wer hat denn da dem Hitler die Leitung des Bundeskriminalamts überlassen? Sind die wahnsinnig?

Da selbst bekannte deutsche Schauspieler nur selten Millionengagen erhalten, trifft man sie manchmal an den merkwürdigsten Orten. Michael Mendl, laut seiner eigenen Website “einer von Deutschlands profiliertesten männlichen Charakterdarstellern und seit Jahrzehnten in Kino, Fernsehen und Theater erfolgreich”, fand sich beispielsweise jüngst gemeinsam mit einigen ganz leicht verschlissenen, aber – um mit dem Titel eines Films zu sprechen – “Still Crazy” Musikern auf den Bühnen Deutschlands, unter anderem in der Frankfurter Festhalle, wieder. In der sogenannten Celtic Rock Opera “Excalibur” des Franzosen Alan Simon gab Mendl die Erzählerfigur Merlin.

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“Guten Morgen, Haiti”

Bei Frederic Dupoux verwandelte sich Twitter innerhalb einer Stunde von einem Spielzeug des sozialen Webs in einen Nachrichtenkanal. Noch um zehn vor vier Uhr Ortszeit alberte er mit Freunden herum, mit denen er über das Mikroblogging-Netzwerk verbunden war. Doch dann, um kurz vor fünf am 12. Januar, drei Minuten nach Beginn des Erdbebens, schrieb er plötzlich: “Oh, Mist. Schweres Erdbeben gerade! In Haiti!” Eine halbe Stunde später: “Der Mist bebt immer noch! Großes Erdbeben in Haiti!”

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Unheimliches Potenzial

Wenn man immer über die 3,4 Milliarden Euro redet, tut man so, als sei der ideale Schuldenstand null”, hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling in einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” im September gesagt. Es braucht schon eine gehörige Manager-Denke, um solch einen Satz aussprechen zu können. Nur wer es gewohnt ist, seine Geschäfte auf Pump (womöglich im Milliardenbereich) zu betreiben, kann davon ausgehen, dass es normal ist, im Minus zu leben. Sehr große Konzerne also. Oder Staaten.

Dass der ideale Schuldenstand nicht null ist, hat sich diese Woche auch bei Sat.1-Geschäftstführer Guido Bolten gezeigt. Dessen Schuldenstand, wenn man das so nennen kann, ist nämlich null: Der Marktanteil von Sat.1 bei der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren lag 2009 im Schnitt bei 10,8 Prozent – genauso hoch wie vor einem Jahr, als Bolten das Ruder übernahm. Die offizielle Sprachregelung nach Pressemitteilung dafür lautet “stabil”. Das kann nicht genügen, dachte sich Bolten wohl, und nahm seinen Hut.

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Medien in Deutschland

Gemeinsam mit meinen Redaktionskollegen Michael Ridder und Ellen Reglitz habe ich für die aktuelle Ausgabe des Magazins Deutschland, eine Art Deutsche Welle im Printformat, ein paar Zusammenfassungen über die Deutsche Medienlandschaft geschrieben. Von mir stammen die Artikel über Zeitschriften und eigentlich auch der über Social Networks, allerdings ist der Artikel, den ich geschrieben habe, in der veröffentlichten Fassung nur noch in Bruchstücken erkennbar. Über die Änderungen hat leider zu keiner Zeit jemand mit mir gesprochen.

Aus den Schatten – Ninja Assassin

USA 2009 Regie: James McTeigue. Buch: Matthew Sand und J. Michael Straczyski. Kamera: Karl Walter Lindenlaub. Produktion: Joel Silver, Andy Wachowski, Larry Wachowski, Grant Hill.
Mit: Rain, Naomie Harris, Ben Miles, Shô Kosugi, Randall Duk Kim.
Länge: 99 Minuten.
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 10.12.2009

Bei manchen Filmen ist sie schwer zu erkennen, die Grenze zwischen „schlecht“ und „so schlecht, dass es wieder gut ist“. Der neueste Streich aus der Talentschmiede der Wachowskis, NINJA ASSASSIN, scheint jeweils einen Fuß fest auf jeder Seite dieser Grenze zu haben. Da gibt es angenehm selbstironische Szenen, in denen eindeutig klar wird, dass Regisseur James McTeigue (V FOR VENDETTA) gar nicht versucht hat, einen ernsthaften Film abzuliefern, die dann allerdings im allgemeinen Chaos der leider nicht immer guten Kampfszenen wieder in Vergessenheit geraten.

Der im Internet gerne ausgetragene Kampf, wer jetzt eigentlich mehr „Awesomeness“ auf dem Kasten hat, Piraten oder Ninjas, wird in NINJA ASSASSIN jedenfalls klar zugunsten der Ninjas entschieden: Ninjas sind im Schatten grundsätzlich unsichtbar und so schnell, dass ihre Opfer gar nicht wissen wie ihnen geschieht, bevor sie in Scheiben zerschnetzelt werden. Das ist natürlich ziemlich „awesome“, vor allem wenn dazu noch eine gehörige Dosis computeranimiertes Blut in hübschen Rorschach-Tests auf den Fußböden der Kampfplätze verteilt wird. Überhaupt versucht McTeigue die Effekte seiner trashigen Vorbilder quasi nahtlos ins Computerzeitalter zu übertragen, was ihm über weite Strecken auch recht gut gelingt. Das Videospiel zum Film ist darüberhinaus, wie so häufig im modernen Actionfilm, schon 1:1 in den Kampfszenen-Levels angelegt, so dass eine Übertragung auf Konsolen und PCs nicht schwerfallen dürfte.

Das Spektakel bestreiten diverse Mitglieder aus der Wachowski-Film-Familie, darunter der japanische Popstar Rain in seiner ersten englischsprachigen Hauptrolle (vorher schon in SPEED RACER zu verorten) und Ben Miles als zwielichtiger Europol-Agent, der McTeigue-Fans auch schon aus V FOR VENDETTA bekannt vorkommen dürfte. Als taffe Frau darf zusätzlich Naomie Harris (28 DAYS LATER, PIRATES OF THE CARIBBEAN) antreten. Das Trio jagt vom Fördergelder-Standort Berlin aus einem martialischen Auftragskiller-Ninja-Clan nach, der seine Zöglinge klaut und mit brutalen Methoden zu den perfekten Todesmaschinen ausbildet, was in Rückblenden ausführlich gezeigt wird. Die Geschwindigkeit der Ninjas diktiert dabei einen schnellen Schnittrhythmus, der dadurch dem Martial-Arts-Gefuchtel natürlich manchmal auch ein wenig seine Wirkungskraft nimmt.

NINJA ASSASSIN lässt während seiner Handlung wenige Klischees aus, auch für unheilsschwangere Sätze wie „Diese Untersuchung ist reine Routine“ und „Du kannst ihm vertrauen, er ist einer von den Guten“ ist er sich nicht zu schade. Weil das aber eigentlich nur gewollt sein kann, fällt es schwer, sich darüber wirklich zu ärgern. Enttäuschend ist eigentlich lediglich das Finale, dem es nicht gelingt, der vorher aufgebauten Erwartungshaltung für den klassischen Kampf zwischen Meister und Schüler gerecht zu werden. Vor allem dann, wenn der Meister von 80er-Ninjalegende Shô Kosugi gespielt wird. So gelingt der Generationenwechsel im Genre leider nicht ganz.

erschien zuerst bei Screenshot Online

Hyperantrieb

Andy Newman, der Autor des “About”-Artikels bei “The Local”, nennt sein Projekt liebevoll “unser großes kleines Experiment”. Er schreibt: “The Local wird ein ruhmreicher, wenn auch kakophoner Chor eurer Stimmen sein, die das Lied des Lebens in diesen erstaunlich abwechslungsreichen und lebhaften Vierteln singen.”

Eine großspurig anmutende Prophezeiung, die man aber nicht vollständig als Spinnerei abtun sollte. Mit den “Local”-Blogs, eins für die kulturell vielfältigen Bezirke Fort Greene und Clinton Hill im New Yorker Stadtteil Brooklyn und eins für die drei Bezirke Maplewood, Millburn und South Orange auf der anderen Seite des Hudson River in New Jersey, hat die altehrwürdige “New York Times” zwei mutige Schritte gleichzeitig in die vernetzte Zukunft gemacht. Weiterlesen…

erschienen in epd medien 92/09