Meine sieben Regeln für besseres Twittern

In einer Zeit, in der Facebook weiterwächst und Twitter stagniert, finde ich mich trotzdem immer häufiger auf Twitter wieder. Facebook ist mein Kommunikationsmedium, Twitter mein Informations- und Meinungsmedium geworden. Doch obwohl ich Twitter mag, es scheint mir Menschen auch dazu zu verleiten, sich merkwürdig aufzuführen. Ich rede nicht von anonymen Hetzpostern, Spammern und anderen bekannten Missbrauchsformen des Mediums, über die zurzeit viel geschrieben wird. Sondern von scheinbar ganz normalen Menschen wie mir, die sich eben auf Twitter herumtreiben.

Für mich selbst habe ich daher im Laufe der Zeit ein paar Regeln herausgearbeitet, an die ich mich versuche zu halten.

1. Keine endlosen Diskussionen.

140 Zeichen. Gut für Sentenzen, Links, Statements und kurze Kommentare. Nicht für detaillierte Diskussionen über komplizierte und polarisierende Themen. Wenn die dritte @-Reply hin und her gewandert ist und die Repliken in mehrere Tweets aufgeteilt werden müssen, sich immer mehr Menschen in die Diskussion einmischen wollen, ziehe ich die Reißleine. Nicht auf Twitter. Schreibt euch mit mir DMs, wenn ihr weiterdiskutieren wollt. Schreibt einen Blogpost oder lasst uns meinetwegen sogar auf Facebook umziehen, aber Twitter hat in diesem Moment ausgedient. Missverständnisse sind nämlich vorprogrammiert, und darauf habe ich keine Lust.

2. Nicht unter Einfluss von Alkohol twittern

Wenn ich Alkohol trinke, kann das verschiedene Enden nehmen. Meistens werde ich tendenziell überdreht und rede viel, manchmal werde ich eher zynisch. In der Regel würde ich am nächsten Morgen auch noch zu allem stehen, was ich am Abend vorher gesagt habe. Aber ich verliere trotzdem einen kleinen Teil meines Urteilsvermögens. Ich habe mich gefragt, ob das eine Seite von mir ist, die jeder im Internet kennen muss. Meine Antwort lautet nein.

3. Nicht twittern, wenn man einen schlechten Tag hat

Es gibt Tage, da läuft alles schief und die Welt kotzt einen an. Was bietet sich da mehr an, als den Frust auf Twitter rauszulassen. Entweder in generellen Schimpftweets oder noch besser: in treffsicheren Antworten auf die dümmsten oder wohlgelauntesten Beiträge der Leute, denen man folgt. Für mich ist das eine der Situationen, in denen sich das Manko der Kommunikation gefiltert durch Technik am meisten zeigt. Anders als Bekannte, die einem gegenüberstehen, hat die eigene Twitter-Community keinerlei äußeren Indikator dafür, dass man mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Sie hat nur einen Account, der plötzlich um sich tritt und das vielleicht gar nicht merkt. Ich habe mir daher angewöhnt, den Frust einfach runterzuschlucken und lieber eine Runde Schlagzeug spielen zu gehen.

4. Den @-Mention sparsam benutzen

Ich liebe Twitter dafür, dass man wildfremde semi-bekannte Menschen – zum Beispiel Autoren – schnell und einfach anschreiben kann, zum Beispiel um ihnen zu sagen, wie man über etwas dachte, was sie geschaffen haben oder um ihnen eine Frage zu stellen. Auch um Kritik zu üben natürlich, wobei man damit schnell ins Territorium von Punkt 1 abrutschen kann – wenn meine Arbeit kritisiert wird, habe ich oft das Bedürfnis, ausführlicher zu antworten, denn meistens sind die Sachverhalte ja nicht einfach. Was man sich schenken kann ist, Menschen, die nicht Teil des eigenen Zirkels sind, einfach so in Gespräche hineinzuziehen, indem man ihren @-Usernamen mit in den Tweet nimmt. Als Hineingezogener fragt man sich in der Regel, was man dort soll.

5. Nicht jeden Kram mitmachen

Ich weiß nicht, ob diesen Punkt wirklich zur allgemeinen Regel erheben würde, denn natürlich soll jede Person tun, was sie für richtig hält. Aber ich halte mich bei groß trendenden Hashtags oder allgemeinen Solidaritätsaktionen (wie zuletzt den Klammern) eher zurück. Es entsteht immer ein gewisser Gruppendruck, wenn plötzlich um einen herum viele ein bestimmtes Verhalten annehmen, aber ich möchte wirklich etwas beizutragen haben, bevor ich mich mit einer Sache gemein mache (auch einer guten). Oft weiß ich gar nicht, ob diejenigen, mit denen sich solidarisiert wird, das überhaupt wollen und gut finden, oder ob die Aktion nicht nur der Selbstvergewisserung der Solidarisierenden dient. Diese Art von Selbstvergewisserung oder das Aufspringen auf Trends aller Art hoffe ich vermeiden zu können. Meine politischen Überzeugungen sind kein Geheimnis, aber ich hoffe, dass ich sie eher durch mein Tun ausdrücken kann, als durch mein Zeigen.

6. Gelassenheit

Hier folge ich im Grunde Dirk von Gehlen und seinem “Shruggie-Prinzip” (dessen Namen ich nicht mag, den Inhalt aber schon). Dort heißt es: Reflexreaktionen vermeiden, über Tweets nachdenken, bevor man sie sendet. Es gibt verschiedene Taktiken, von denen ich schon gelesen habe, zum Beispiel Tweets vor dem Abschicken einmal laut vorlesen, um sich zu vergewissern, wie sie klingen. Hab ich so noch nie versucht, führt aber direkt zum letzten Punkt.

7. Denk dran, du sendest

Meiner Ansicht nach kann man das nicht oft genug betonen. Wir sind auf Twitter nicht “unter uns”, wir sind öffentlich. Selbst wenn wir unter uns wären, führten wir aber trotzdem kein Gespräch unter vier oder sechs Augen, sondern was wir schreiben wird von einigen Leuten gelesen – als würden wir eine Rede halten. All die Menschen, die uns bei dieser Rede zuhören, wissen oft nicht, was zuletzt passiert ist oder wie wir uns heute fühlen. Sie sehen nur, was wir in diesem Moment nach außen tragen. Danach werden sie uns beurteilen. Da könnten wir jetzt sagen: “Na und? Es ist mir egal, wie ich beurteilt werde.” Aber vielleicht sind darunter auch Menschen, mit denen wir uns in diesem Moment die Chance verspielen, ein interessantes Gespräch zu führen oder eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Oder es könnten Menschen sein, die wir selbst mögen, und die wir mit unserer Rede verletzen. Damit plädiere ich nicht dafür, sich nur noch in vagen, unkonkreten Aussagen zu äußern, um bloß niemandem auf den Schlips zu treten. Es geht nur darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Twittern kein privater Akt ist. Jede_r User_in ist ein Sender – und sollte daran auch öfter mal denken.

Ich wiederhole: Das sind Regeln, an die ich mich zu halten versuche. Wie immer am Ende solcher Beiträge liefere ich die Häufig gestellten Fragen gleich mit. Würde ich mir wünschen, dass sie manch andere Personen auch beherzigen würden? Ja, denn ich glaube, dass der Diskurs auf Twitter dadurch gewinnen würde. Bin ich der Meinung, dass diese Regeln das einzig Seligmachende sind und als Gesetz für jeden gelten sollten? Nein. Halte ich mich immer an alle Regeln? Nein, denn ich bin nur ein Mensch. Habe ich etwas vergessen? Mit Sicherheit. Das tue ich immer.

Bild: “Blue Bird” / Virginia State Parks Staff / cropped / CC-BY 2.0

Unser vernetztes Leben ist im Kino nur eine Randnotiz

© Concorde Filmverleih

The Company You Keep

In Robert Redfords neuem Film The Company you Keep kommt das Internet exakt viermal vor. Zweimal als lakonischer Kommentar auf unsere Zeit. Nachdem Shia LaBeoufs junger Journalist seine Ex-Flamme (Anna Kendrick) nach Informationen gefragt hat, sagt sie “Why don’t you go home and tweet about it?” Und als Robert Redford einen alten Weggefährten, der mittlerweile Collegeprofessor ist, fragt, wie seine Studenten und Studentinnen reagieren, wenn er Plädoyers für Freiheit und Aktivismus hält, sagt dieser, sinngemäß: “Sie hören aufmerksam zu, doch dann aktualisieren sie ihren Facebook-Status und alles ist vergessen.”

The Company You Keep ist durchzogen von ähnlichen Abgesängen auf das Jetzt und Beschwörungen des Damals. Die knapp Siebzigjährigen, die den einen Handlungsstrang des Politthrillers bevölkern, erweisen sich ein ums andere Mal als besser vernetzt und ideologisch wahrhaftiger als ihre Verfolger beim FBI – obwohl in ihrer Mitte ein Mord steht. In der Parallelhandlung entdeckt Shia LaBeouf, was harte Recherche der alten Schule bedeutet, nachdem zuvor mehrfach mehr oder weniger subtil darauf hingewiesen wird, dass der Journalismus im Sterben liegt. (Chefredakteur Stanley Tucci: “Ich musste gerade die ganze Sportabteilung feuern!”)

Google statt Telefonbuch

Im Rahmen von LaBeoufs Recherche finden auch die anderen zwei Internetnutzungen des Films statt. Einmal googelt der junge Besserwisser den Namen einer Figur, um deren Adresse zu erfahren, ein anderes Mal lässt er sich von Google Maps eine Route berechnen. Beides also Dinge, die er theoretisch auch mit nichtdigitalen Werkzeugen (Telefonbuch und Routenatlas) hätte erledigen können. Die Aussage scheint klar: Das Internet kann ein nützliches Werkzeug sein, ein wertvoller Beitrag zu unserer Kultur ist es nicht.

Nun mag The Company You Keep ein schlechtes Beispiel sein, weil das explizite Thema des Films die Aufarbeitung von Vergangenheit ist und seine Protagonisten in ebenjener leben. Doch fragen wir uns mal ernsthaft: Wann haben wir im Kino zuletzt einen Film gesehen, in dem das vernetzte Leben, das für viele Menschen Realität ist, tatsächlich eine Rolle gespielt hat? Ich rede eben nicht von Adressen oder Begriffen googeln, wie man es immer wieder sieht, wenn Charaktere mal einen Computer benutzen. Sondern von andauernder Kommunikation mit einem Haufen Menschen auf der ganzen Welt via Instant Messenger oder WhatsApp, von “Ich guck kurz in Wikipedia nach”, wenn man sich bei einer Sache nicht sicher ist (ich habe dafür den wunderbaren Begriff “wikifizieren” gelernt), von Neuigkeiten, die man über Facebook erfährt, von Skype-Unterhaltungen und Farmville, von Cloud Backups und Instagram-Fotos, Foursquare-Checkins und viraler Verbreitung von Blogposts und Katzenvideos.

(Dieses Blog heißt übrigens “Real Virtuality”, weil ich Virtualität eben für etwas völlig Reales halte, und nicht für etwas Ungreifbares, Flüchtiges, wie es Medien und Meinungsmacher immer wieder gerne behaupten.)

© Sony Pictures

Skyfall

Bildschirmleute sind langweilig

Der ideologische Impetus, den man im Film von Redford (*1936) und seinem Autor Lem Dobbs (*1959) spüren kann, kann nur ein Grund dafür sein, dass all die oben genannten Nichtigkeiten, die inzwischen unser Leben bestimmen, im Kino in der Regel nur eine Randnotiz sind. Der andere Grund ist, dass das Internet so erschreckend un-cinematisch ist. Menschen, die über längere Zeiträume vor Computern sitzen, abgefilmte Bildschirme – es gibt kaum etwas Langweiligeres. Deswegen denken sich Filmemacher als Repräsentation der vernetzten Welt noch immer visuelle Sperenzchen aus, von Kommandozentralen voller blinkender Lichter und Gizmos wie Ben Whishaws peinlicher digitaler Wollknäuel-Entwirrung in Skyfall bis hin zu vollsimulierten virtuellen Welten in den diversen Ablegern von Tron. Alternativ lassen sich Filme über die Akteure des Internets machen, von The Social Network und The Fifth Estate bis hin zu The Internship.

Jochen Jan Distelmeyer stellte 2007 schon Ähnliches in einem “epd Film”-Artikel über Handys im Film fest: “Wer […] vom klassischen Horror der Verlorenheit und des Ausgeliefertseins erzählen will, muss nun in Drehbüchern Handys verschwinden lassen, Akkus den Saft abdrehen oder – besonders beliebt – irgendwen ‘Scheiße, kein Netz!’ rufen lassen.”

Handys sind inzwischen im Kino allgegenwärtig geworden und werden fest in die Handlung mit eingebacken. War das Jederzeit-Erreichbar-Sein früher ein Graus für Drehbuchautoren, die Charaktere im Unwissen übereinander lassen wollten, ist heute die Handykultur, inklusive Nebeneffekten wie der Tatsache, dass jeder Mensch immer einen Fotoapparat dabei hat, fest in Krimis, Thrillern, RomComs und Horrorfilmen verankert und wird sehr kreativ ausgeschöpft. Ein Film wie Rodrigo Cortés’ Buried handelt auch von einem Mann, der 90 Minuten lang telefoniert. Im Finale von Chronicle entsteht der Wow-Faktor durch das Nutzen der unzähligen Handykameras, die auf den Showdown gerichtet sind.

Mobiltelefone gibt es jetzt schon eine ganze Weile. Braucht das Kino einfach nur noch ein bisschen Zeit, um die alltägliche Internetvernetztheit in seine Plots zu integrieren? Oder werden wir noch lange mit Movie OS-Varianten leben müssen?

Das Fernsehen als Pionier

Es geht auch anders: Distelmeyer betont in seinem Handyartikel, dass das Fernsehen als Pionier in der Ubiquitarisierung (hui, großes Wort) eine wichtige Rolle gespielt hat. Serien wie “The Wire” und “24” hätten geholfen, Mobiltelefone zu Playern statt Hindernissen beim Plotten von spannenden Geschichten zu machen. “’24’ könnte ohne Mobiltelefon nicht existieren, sein Tempo baut auf die von Marshall McLuhan postulierte Weltvernetzung (und hat gleichzeitig Angst davor) und gibt ihr mit dem Handy ihr Symbol beziehungsweise ihre Waffe”, schreibt Distelmeyer.

Mike Case hat in seinem Artikel “House of SIM Cards” etwas Ähnliches für das Schreiben von Textnachrichten und anderen Smartphone-Aktionen in “House of Cards” festgestellt:

These people — politicians, journalists, artists — are tied to their mobile devices for work and play, and the show doesn’t try to gloss over it. No generic devices, no imaginary apps. These are iPhones and BlackBerrys and the characters use them just as incessantly as us. […] Technology drives the plot in House of Cards, bringing the characters together when they couldn’t otherwise be, allowing them to communicate in dangerously casual ways, and reinforcing hierarchy in the setting.

© CBS

“Community”

Hashtags als Nebenbei-Gags

Und tatsächlich scheint das Fernsehen dem Kino hier ein bisschen voraus zu sein. Auch Comedy-Serien über meine Generation, wie “The Big Bang Theory” oder “New Girl” haben – bei aller komödiantischen Übertreibung – das Internet fest in die Leben ihrer Charaktere integriert. Manchmal als Motor des Plots, wie wenn Sheldon “Words with Frieds” gegen Stephen Hawking spielt, manchmal aber auch nur als Nebensächlichkeit, etwa wenn Nick durch typische Online-Prokrastination davon abgehalten wird, seinen Zombieroman zu schreiben. Den Comedy-Orden in dieser Hinsicht hat sicherlich “Community” verdient, wo sogar Hashtags in Nebenbei-Gags verbraten werden. Eine wunderbar liebenswerte Karikatur eines modernen Anhängers von Internet-Eitelkeit findet sich auch bei “Parks and Recreation” – in Gestalt von Aziz Ansaris Tom Haverford, der eine Technik-Krise bekommt, nachdem ihm ein Richter das Handy wegnimmt, weil Tom sogar seinen eigenen Autounfall live per Twitter kommentiert hat.

Neal Stephenson hat in seinem jüngsten Roman “REAMDE” ausgetestet, wie das Internet einen großen Teil einer Thrillerhandlung beherrschen kann. Der Roman spielt zum Teil in einem Online-Rollenspiel, doch das ist beinahe nur eine Nebensache für einen Plot, in dem die ständige Vernetzung der Charaktere untereinander eine entscheidende Rolle spielt. Die Hauptfiguren werden im Laufe der Ereignisse von den USA nach China und zurück gespült, es fehlt “REAMDE” nicht an kinetischer Energie in der stofflichen Welt, aber dennoch spielen viele Szenen in Internet-Cafés oder an Laptops. “REAMDE” wird, wen wundert’s, für’s Fernsehen adaptiert (zum Glück, der Schinken hat 1000 Seiten).

“Throughout House of Cards, we are reminded that how we communicate and how we consume information is part of who we are”, heißt es zum Abschluss in Cases Artikel. Es wird Zeit, dass diese Weisheit auch im Kino Fuß fasst. Wir brauchen Filme, in denen das Internet genau die Rolle spielt, die es auch in unserem Leben inzwischen spielt. Und nicht nur Mittel zum Zweck für abfällige Bemerkungen über die schneller und (angeblich) dümmer werdende Welt ist. Nur ob Shia LaBeouf dafür als Gallionsfigur taugt, das ist fraglich.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Über Renommee

Award Ceremony

Mein täglicher Job abseits des Blogs besteht ja zum Teil auch aus dem Schreiben und Redigieren von Pressetexten. Aus dieser Erfahrung heraus enstand vorgestern dieser Tweet:

Für den ich von Ekkehard Knörer hart ins Gericht genommen wurde.

Sicher nicht geholfen hatte, dass ich im ursprünglichen Tweet das Wort “renommiert” falsch geschrieben hatte. Ich habe Ekkehard in zwei weiteren Tweets versucht zu erklären, was ich meinte (darauf hat er leider nicht mehr reagiert), aber ich dachte, ich schreibe sicherheitshalber auch hier noch einmal etwas dazu.

Hinter dem Ganzen steckt ein grundsätzlicher Gedanke, den vielleicht nicht alle Menschen teilen. Da ich ursprünglich Journalist bin, und – obwohl ich teilweise Aufgaben übernommen habe, die klar der PR zuzurechnen sind – mich auch immer noch so sehe, bin ich der Meinung, dass gute Pressemeldungen so formuliert sein sollten, dass sie Journalisten so gut wie möglich dienen. Extralative des Grauens nutzen niemandem außer dem Ego der Autoren – kein Journalist wird sie ernst nehmen und erst recht nicht für seinen Text übernehmen. Viel sinnvoller (und perfider natürlich und deswegen mitten im Herz der Krise des Agenturtexte-Übernehm-Journalismus) ist es, Pressetexte so zu formulieren, dass sie stimmen und gut klingen, aber trotzdem natürlich genau den Spin tragen, den man vermitteln möchte.

Tiere quälende Nazis

Vielleicht ist es nur mein Training als Nachrichtenjournalist beim epd, aber dort galt das Attribut “renommiert” als verpönt, weil es an und für sich nichts aussagt. Jeder kann behaupten, dass jemand renommiert ist. Und selbst wenn es stimmt, dass jemand renommiert ist, weiß ich immer noch nicht bei wem oder wofür er oder sie renommiert ist. Die Person könnte für seine Fähigkeit, Tiere zu quälen, renommiert sein, oder bei Nazis. Letzteres ist nicht einmal weit hergeholt, da gerade Bevölkerungsgruppen, die allgemein als gesellschaftlich verurteilenswert gelten, gerne unschuldig aussehende Preise verleihen, um unbedarfte Fachleute in ihren eigenen Kontext zu stellen.

Eine Formulierung wie “der renommierte Regisseur Klaus Klopstock” enthält aber noch etwas anderes, und zwar ein implizites Hinabblicken des Autoren auf seine Leserschaft. Das ist es auch, was ich im ursprünglichen Tweet ausdrücken wollte – und vielleicht ist es auch ein markantes Merkmal im deutschen Feuilletonsjournalismus generell. Wenn ich einer Person nebenbei das Attribut “renommiert” verpasse, spalte ich damit meine Lesenden in zwei Lager. Diejenigen, die wissen, wovon ich rede, und sich dadurch gemeinsam mit mir auch als “Wissende” fühlen können. Und diejenigen, die nicht wussten, dass Klaus Klopstock renommiert ist, und sich durch meine Formulierung also automatisch dümmer fühlen als ich. Da ich Journalismus immer als Dienst am Lesenden begreife, ist also wieder nichts gewonnen. Außer der Förderung von Elitengefühl.

Der berühmte Goethe

Aus meinem Bekanntenkreis ist mir mal die Geschichte eines Brautvaters zugetragen worden, der in seiner Hochzeitsrede (wie wir alle) literarisch gebildet erscheinen wollte, und ihr deswegen das obligatorische Goethe-Zitat voranstellte. Dummerweise leitete er es mit den Worten ein “Wie der berühmte Goethe sagte …”. Darin offenbart sich die umgekehrte Gefahr einer solchen Formulierung: Wenn sowieso jeder weiß, dass eine Person namhaft ist, brauche ich es nicht extra zu erwähnen. Sonst sehe ich nämlich aus wie der Gimpel, der auf sein eigenes besonderes Elitenwissen hinweisen will, das alle anderen als selbstverständlich empfinden.

Renommee sollte also entweder für sich selbst sprechen, oder ich kann es konkreter machen. Eine Möglichkeit wäre, einen Preis zu nennen, den Klaus Klopstock gewonnen hat. Natürlich gibt es auch den immer wieder dummen Fall, gerade in der Filmwelt, aber natürlich auch in der Wissenschaft, dass jemand tatsächlich seit langem in seinem Fachgebiet renommiert ist, aber bei Preisverleihungen immer übersehen wurde. Selbst dann hilft es, wenn man einfach ein paar Informationen hinzufügt. Statt “Der renommierte Regisseur Klaus Klopstock” zum Beispiel “Der für seine realistische Darstellung niederrheinischer Kugelschreiberfarmen renommierte Regisseur Klaus Klopstock”. So nimmt auch der Leser, der, warum auch immer, Klaus Klopstock noch nicht kannte, etwas mit nach Hause, woran er noch lange Freude hat. Und so hat man auch als PR-Mensch ausnahmsweise etwas Gutes in der Welt getan.

(Bildquelle)

Quotes of Quotes (XII): The Future of the “Fast & Furious” Franchise

Wouldn’t that be awesome? I’ll happily take more suggestions in the Comments.

Quotes of Quotes (VI)

“I feel like, on a more macro scale, there’s started to be a relationship between filmmakers and people who watch their films – you know, on Twitter and on the Internet. That relationship’s based on honesty, so the minute I knew that I was definitely not in the game, I made sure that I made that clear. Because I don’t want people to think I’m out there pulling strings on this thing. I don’t have a PR rep. I live in Vermont. It’s just me on my computer, seeing these things catch fire.”
– Colin Trevorrow on his alleged involvement with Star Wars

I have always been interested in fame. When I was in my late teens, I had the chance to talk at length with an actor who was now working in theatre but used to star on a daily German soap opera, about the experience of being recognized on the street and being sent love letters by teenage girls. In my vast egotism, however, what I find most interesting about the new artist-fan relationship brought about by the internet is not even the way the artists/celebrities feel about it (although that is still fascinating as well, listen to this episode of the /filmcast to hear three average Joes talk about their small internet fame). What’s exactly as strange is the way, this new communication paradigm sometimes makes me (and, I guess, others) feel like I know people I most definitely don’t. And then I try to chat to them on Twitter as if we’re mates. Sometimes it works, and sometimes it doesn’t. It’s weird.

I like evangelisch – Angebote der Kirche im Bereich Social Media

Das Abschlusspanel des 2. Ev. Medienkongresses. (Quelle)

Beim 2. Evangelischen Medienkongress am 26. und 27. September in Mainz habe ich einen Einführungsvortrag zum Thema Kirche und Social Media gehalten, den ich auf mehrfachen Wunsch hier dokumentiere. Dies ist die leicht veränderte und mit Hyperlinks versehene Form meiner Vortragsnotizen, die Originalfolien verschicke ich bei Interesse gerne per Mail (meine E-Mail-Adresse steht im Impressum).

Der Grund, warum ich hier oben stehe, ist wohl, dass ich bis vor einem guten Jahr der Internetredakteur des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dresden war und dort auch die Social Media Präsenz aufgebaut habe, aber dazu kommen wir später noch. Ich hoffe, dass ich Ihnen für den Einstieg hier einen kleinen Überblick bieten kann, den Sie dann später in den angebotenen Workshops vertiefen können.

Ich habe mir gedacht, ich fange mit nackten Zahlen an und das heißt: Welche Angebote gibt es überhaupt? Also: Wo ist die evangelische Kirche in dem, was man Social Media nennt, überhaupt präsent? Die Evangelische Kirche in Deutschland hat 20 Gliedkirchen und ich habe überprüft, ob die EKD selbst und jede der Gliedkirchen auf den großen sozialen Plattformen vertreten sind. Diese großen Plattformen, das sind Facebook, Twitter, YouTube und GooglePlus. Ich habe diese vier genommen, weil es nun mal die Platzhirsche sind und weil dort die Zahlen am ehesten vergleichbar sind.

Die Zahlen im Vergleich

Ich weiß auch, dass das nicht die einzigen Social-Media-Kanäle sind, die es gibt. Es tut mir auch wirklich leid, wenn ich durch diese Reduktion jetzt zum Beispiel übersehen habe, dass die Sachsen bei Instagram ganz groß sind oder die Bremer bei Foursquare. Aus den großen vier jedenfalls kann man folgende Tabelle bauen:

Sie sehen, da gibt es einige Zahlen, die meisten nicht sehr groß, aber auch viele Leerstellen. Das soll jetzt erstmal überhaupt nicht wertend sein, nur eine Übersicht geben: Manche Teile der evangelischen Kirche in Deutschland machen etwas im Social Web, andere nicht. Das hängt sicher zum Teil auch mit der Größe der Kirche zusammen und damit, ob sie sich die Mitarbeiter leisten möchte, die so etwas betreuen. Aber es hängt eben auch mit der grundsätzlichen Einstellung zum Thema zusammen. Das wird dann auch deutlich, wenn man sich die kirchlichen Werke anschaut.

Da gibt es nämlich überall ganz gute Zahlen, und soweit mir bekannt ist nutzt etwa “Brot für die Welt” das Social Web auch sehr aktiv. Allerdings ist “Brot für die Welt” auch eine national und international agierende Institution – damit ist das Publikum größer und es gibt vielleicht teilweise auch mehr Inhalte, die in diesen sozialen Netzwerken geteilt werden können oder die für mehr Menschen interessant sind – auch wenn sie nicht direkt mit der Amtskirche zu tun haben. Zum Beispiel Nachrichten aus Krisengebieten und Informationen über die Verwendung der Mitgliederspenden.

Und dann gibt es natürlich noch die Speerspitze der evangelischen sozial-medialen Institutionen, evangelisch.de, die ja auch mal der Ort sein sollte, an dem die evangelischen Christen Deutschlands im Netz zusammen kommen sollen. Hat entsprechend auch – im Vergleich – ganz gute Zahlen aufzuweisen, vor allem auf Twitter.

Es gibt natürlich noch einige mehr, die ich jetzt hier nicht aufgeführt habe. „Chrismon“, etwa, oder „Evangelische Häuser“, die zu dem evangelisch.de-Netzwerk gehören. Und es gibt einzelne Personen, z. B. der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die auch Facebookseiten haben und nutzen! Auf die Zahlen kommen wir später noch einmal zurück. Ich wollte mir jetzt aber erst einmal ein paar dieser gerade gesehenen Angebote – eine relativ willkürliche Stichprobe – genauer mit ihnen anschauen.

Diese Seite ist ein Platzhalter

Wir beginnen mit dem Social-Media-Angebot der Evangelischen Kirche in Deutschland selbst, also der EKD. Die ist überall vertreten. Es gibt eine Facebookseite, einen Twitter-Account und einen YouTube-Channel und die Zahlen sind dort für deutsche Kirchenverhältnisse auch okay – bei Facebook fast 2000 Fans und über 2.500 Follower bei Twitter. Aber es fällt auf, dass es eigentlich keine Interaktion gibt. Also: Der wirklich „soziale“ Aspekt des Social Web wird nicht genutzt.

Die Seiten sind hauptsächlich automatisierte Kanäle, in die Pressemeldungen einlaufen. Der YouTube-Kanal wird auch nur für Videos von Pressekonferenzen und Synoden genutzt.
Aber das ist auch so gewollt, sagt Sven Waske, der Leiter der EKD-Online-Redaktion: “Diese Seiten sind Platzhalter, da die Rechtslage derzeit noch unklar ist. Sie werden künftig in einer Gesamtstrategie neu gefasst.” Man wollte diese Seiten erst einmal besetzen, damit sie kein anderer nutzt, aber es gibt eben noch keinen Konsens darüber, ob und wie man hier ins soziale Netz vorstoßen sollte – und daher gibt es eben erstmal nur diese einseitigen Präsenzen. Immerhin gar nicht verkehrt, dass man auch auf diesem Weg die Pressemitteilungen der EKD abonnieren kann.

Dialog mit der zunehmend atheistischen Netzkultur

Zum Vergleich: Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat ihren gesamten Social Media Auftritt diesen Sommer neu gelauncht. Hier wird redaktionell gearbeitet. Man bemüht sich, auch Verlinkungen auf außen stehende Angebote einzubauen, die die Follower interessieren könnten. Bilder einzubinden. Auf Twitter sieht man, dass auch Retweets und Hashtags benutzt werden. Einige andere Landeskirchen haben übrigens auch Seiten, die redaktionell betreut werden.

Hier kommt es auch zum Dialog. Natürlich wahrscheinlich nie so viel, wie man möchte und auch nicht immer mit den Leuten, mit denen man gerne reden möchte, aber das Medium wird genutzt. Und wenn dann kontroverse Themen behandelt werden, wie jüngst das Thema Beschneidung, kommt es eben auch zu kontroversen Diskussionen – auch mal mit im Netz bekannten Leuten, wie Mario Sixtus, mit dem sich dann aber auch immerhin ein Dialog entspann.

EKiR-Internetbeauftragter Ralf Peter Reimann sagt dazu: “Der Dialog auf Facebook muss auch solche Provokationen aushalten. Unser Ziel ist auch der Dialog mit der zunehmend atheistischen Netzkultur!” Es ist natürlich Spekulation, aber das könnte das sein, was andere vielleicht noch davon abhält, diesen Schritt ins soziale Netz zu machen. Denn all das halst man sich natürlich auch auf, wenn man Social Media macht, und ich habe selbst schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Leute wirkliche Probleme mit dieser gewissen Kontrollaufgabe im Kommunikationsprozess haben, die das soziale Netz mit sich bringt.

Ein Tweet-Gebet in der Essensschlange

Dann möchte ich noch kurz ein kleines Sonderprojekt vorstellen, weil es auch dieses Jahr den Webfish-Innovationspreis (Offenlegung: Dort saß ich in der Jury) gewonnen hat: das “Twittagsgebet”, das – wie man am Logo sieht – der Badischen Landeskirche entspringt. Dahinter stand die Frage, wie man ein spirituelles Angebot in einem Twitterkanal unterbringen kann. Entstanden ist ein Twitterkanal auf dem jeden Mittag um 12 Uhr ein Tweet-Gebet gesendet wird, das zum Innehalten einlädt und oft auch auf aktuelle Ereignisse bezug nimmt.

Das ist auch nicht unbedingt interaktiv – hier findet kein Dialog statt – aber das wissen die Macher auch und das ist auch ganz bewusst. “Wir wünschen uns den Nutzer, der mittags in der Essensschlange steht und seine Timeline checkt und sich dann über unseren Tweet freut”, sagt Oliver Weidermann, der Gründer und Koordinator des Twittagsgebets. Das soziale entsteht dann eher dadurch, dass ein Twittagsgebet retweeted werden kann und die Follower es so mit ihren Followern teilen.

Also auch wenn es keine direkte Interaktion gibt, hat man sich hier zumindest wirklich Gedanken darüber gemacht, wie man das Medium auf spezielle Weise einsetzen kann – indem man eben solche Tagesgedanken auf 140 Zeichen eindampft – und das funktioniert ja auch.

Mitten im Hype-Cycle

Der letzte Kandidat, evangelisch.de, hat diesen Herbst seinen dritten Geburtstag gefeiert. Ich habe damals selbst noch im GEP in Frankfurt gearbeitet als evangelisch.de an den Start ging und ich erinnere mich noch gut an die Aufbruchsstimmung die damals dort herrschte. Der Plan war, etwas auf die Beine zu stellen, was die evangelische Kirche endgültig im Internetzeitalter ankommen lässt. Eine Nachrichtenseite mit angeschlossener Community, die aber anders, persönlicher und spiritueller, funktioniert als die weltlichen Medien und damit alle evangelischen Christen in Deutschland anspricht.

Heute sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Die Community ist vor ein paar Monaten geschlossen worden. Die wenigen Nutzer die es dort gab, fanden das natürlich sehr schade. Aber im Rückblick konnte evangelisch.de als eigenes soziales Netzwerk einfach nicht bestehen. Die Dinge, die funktioniert haben, etwa eine universelle Anlaufstelle für geistliche Fragen, hat man behalten und sie werden jetzt unabhängig weitergeführt.

Es hat also alles nicht ganz so geklappt wie man sich das vorgestellt hat – und ich finde die Seite jetzt auch optisch nicht mehr so schön und ein bisschen labyrinthisch – aber die Konsequenz ist eben, dass die Redaktion jetzt mit etwas weniger Hype im Rücken weitermacht. Portalleiter Hanno Terbuyken: “evangelisch.de ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Wir sind ein Teil des Angebots, ein Knotenpunkt im Verbund christlicher Websites im Netz. Und wir haben einen klaren publizistischen Auftrag und daran hat sich nichts geändert.”

Ich mochte diesen Gedanken eigentlich: Dass man jetzt vernetzter denkt und auch auf der Leitungsebene nicht mehr so stark wie am Anfang der Meinung ist, man hätte jetzt den endgültigen Schlüssel dazu gefunden, wie evangelische Kirche im Netz funktioniert. Und Hanno Terbuyken hat mir dennoch glaubhaft versichert, dass er mit dem, was evangelisch.de im Moment produziert, sehr zufrieden ist.

Ich musste da ein bisschen an den “Gartner Hype Cycle of Emerging Technologies” denken, ein Index, auf dem jedes Jahr aufgezeichnet wird, wo sich entstehende Technologien gerade auf ihrem Erwartungshorizont befinden – und der beginnt eben immer mit einem großen Hype voller zu großer Erwartungen, stürzt dann ab in ein Tal der Desillusionierung (das hatte evangelisch.de vielleicht letztes Jahr) und bewegt sich dann aber stetig auf ein produktives Plateau zu. Es bleibt zu hoffen, das evangelisch.de jetzt auf dem besten Weg dahin ist.

Wenn man jetzt die Zahlen vom Anfang alle mal addiert – ich nehme jetzt mal die Facebook-Zahlen aller Landeskirchen, der EKD und von evangelisch.de – dann kommt dabei eine Zahl knapp unter 8000 heraus. Das ist also die Zahl der Leute, die die offiziellen Facebookseiten der evangelischen Kirche erreicht. Die eigentliche Zahl ist natürlich niedriger, da davon auszugehen ist, dass viele Leute mehrere dieser Seiten geliket haben. Auch die Werke fehlen jetzt in dieser Summe, aber zu denen passt das Motto “I like evangelisch” auch nicht besonders gut, denn ich möchte wetten, das ein Großteil der Bevölkerung weder “Brot für die Welt” noch die “Diakonie” direkt mit der evangelischen Kirche in Verbindung setzt.

Auf Augenhöhe

Vergleichen wir dazu eine Seite namens „evangelisch im Facebook“. Die hat fast halb so viele Fans wie alle anderen zusammen, stammt aber nicht aus einem offiziellen Kanal. Andererseits hat sie die Kurz-URL facebook.com/evangelisch – dort passt also das Vortragsthema am besten. Und dort, soweit ich das beobachten kann, passiert, was auf den meisten anderen Seiten nicht passiert. Bis zu sechs mal am Tag wird ein Impuls gepostet, manchmal ernst, manchmal witzig, und dann wird das weitergegeben und diskutiert – natürlich auch nicht immer nur gut und auch hier treiben sich viele von den Menschen herum, die für die Kirche nach außen hin natürlich nicht gerade das beste Bild abgeben. Aber – hier ist ein echtes soziales Medium am Start. Hier findet so etwas ähnliches wie Gemeinde statt.

Gemacht wird das ganze – das hat im StudiVZ (der ein oder andere erinnert sich noch) angefangen und ist dann auf Facebook umgezogen – von drei Mitgliedern der Evangelischen Studierendengemeinde Stuttgart, Stefan Hartelt, Contanze Borchert und Astrid Lowien. Die drei investieren ehrenamtlich jeder etwa 90 Minuten am Tag, um diese Seite zu pflegen und sich neue Impulse einfallen zu lassen. Und obwohl Stefan Hartelt auch in der Web 2.0-AG der Württembergischen Landeskirche sitzt, bekommen die drei nur ganz verhaltenen Rückhalt von offizieller Seite.

Ich habe sie gefragt, ob sie sich in Konkurrenz zu evangelisch.de sehen. Und als Antwort habe ich von Stefan Harrtest bekommen: “Wir fragen uns immer: wie können wir so professionell sein wie evangelisch.de?” Die drei sind also auch sehr bescheiden, sehen die Profis eher als Vorbild – obwohl sie als Amateure eigentlich viel erfolgreicher sind – und, wie sie erzählen, auch sehr wenig Probleme mit Pöblern haben, und noch nie jemanden sperren oder einen Beitrag löschen mussten, also weitgehend in Frieden gelassen werden.

Ich habe mich gefragt – das ist nur eine These – dass es vielleicht gerade dieses amateurhafte auf Augenhöhe ist, was die Leute zu dieser Seite zieht. Dass sie eben hier nicht Informationen von Profis durchgereicht bekommen. Vielleicht funktionieren Social Networks – zumindest in solchen so privaten und emotionalen Bereichen wie Kirche und Glauben – einfach so, oder zumindest: auch so.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat natürlich auch noch eine sehr erfolgreiche Facebookseite (und auch einen Twitterkanal mit 1200 Followern, da ist evangelisch.de erfolgreicher). Die betreue ich inzwischen natürlich nicht mehr, das macht jetzt meine Nachfolgerin Silke Roß. Wir hatten den Vorteil, dass dort scheinbar eine Meute von Leuten auf uns wartete, die nur noch abgeholt werden musste. Denn im Gegensatz zu den Kirchen, wo ja viele Leute Mitglied sind, aber nur wenige wirklich aktive Mitglieder, sind die Kirchentags-Teilnehmer ja fast alle sehr involvierte Menschen.

Das Nicht-Geheimnis des Kirchentages

Das interessante ist, dass ich seitdem, also seit diese Facebookseite und auch der Twitterkanal für evangelische Verhältnisse so erfolgreich ist, das heißt: seit Frühjahr 2011, schon mehrmals zu ähnlichen Veranstaltungen wie dieser hier eingeladen worden bin, um darüber zu reden, wie wir das gemacht haben. Und ich erzähle dann immer, was wir, dass wir versucht haben, uns auf die Vorfreude zu konzentrieren, damit wir die zwei Jahre zwischen den Kirchentagen überbrücken können. Dass wir einen lockeren, persönlichen, aber nicht flapsigen Ton gewählt haben. Und dass wir versucht haben, auf alles zu reagieren, was uns an Fragen und Kommentaren entgegen kam. Und irgendwie hat das geklappt.

Das heißt: die einzige Social-Media-Expertise, die da eigentlich reingegangen ist, ist meine private Erfahrung im Social Web vor diesem Job, die Berichterstattung darüber, die ich als Medienjournalist leisten durfte, und die Bereitschaft, das Medium und seine Nutzer ernst zu nehmen, nicht nur als Verbreitungskanal, sondern als Plattform. Und kurz nach dem 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden hatten wir dann plötzlich die 10.000er-Marke überschritten.

Ich habe auch Gespräche geführt mit Werbern und anderen Medienmenschen, denen das alles viel zu konservativ war: zu wenig Provokation, zu wenig viral, nicht spektakulär genug. Aber ich habe immer gedacht, dass die Internetweisheiten, die für Unternehmen gelten, in diesem speziellen Umfeld nicht immer das Richtige sind. Und ob das stimmt oder nicht, dafür sind Sie ja hier, um das zu diskutieren.

Why Bilingual Blogging Sucks

bi-linguality

Image: Kuli, CC0

This is a rant. And a whiny one at that. With the internet so free and international as it is, there is one problem it hasn’t solved: the language barrier. Sure, computer translators like Google Translate do an okay job at translating the gist of foreign websites, but they will never give you the real experience of reading something in a language you actually understand. They still produce too much gibberish for someone to actually enjoy an article written by someone in a language that’s foreign to the reader.

Which puts people like me in a strange predicament: What language should I use for publishing on the internet?

I can only work from my own example here, because I have not heard anyone else complain about the topic so far, but I am sure there must be others that feel the same way. Having studied the language in college and spending some time abroad, I think that I speak and write English well enough for others to understand me and for me to be able to express even slightly complex thoughts in it. Since English is the language understood by most people around the world, the logical conclusion should be to keep my writings in English. This way, I will reach more people, right?

However, my native language is German, and I know that not only can I express myself better in German, I also have a different style in each language. When I write in English, I can also never be absolutely sure that what I am writing sounds “natural” and not like a foreigner who is trying to impress native speakers with his English. (I recall giving one of my essay papers for proofreading to my English flatmate in Edinburgh. He started reading it and then stopped, unnerved. “I don’t know what to say”, he said, “nothing you wrote is actually wrong, but it just doesn’t feel like something a native speaker would write.”)

While I have been writing mostly about films recently, I started this blog while I was still working full-time as a media journalist. And there’s a lot of topics where I just doesn’t make sense to write in English, because they concern the German media landscape or debates going on in the German blogosphere which concerns itself a lot with developments in media and the internet (and not much else).

Okay, you might say, write in German, then. Do what you do best, link to the rest.

Really? But Germany has no real movieblogging scene to speak of. Most of the people blogging about movies in Germany either just review what they last watched, link to the newest trailers or translate news from English movieblogs. Almost no one in Germany just writes about the stuff that interests them in that half-academic, half-nerdy way that is so popular (and often so good) on British and American blogs. Why would I want to alienate these people that I admire and miss the opportunity to enter into a dialogue with them. “Great post, here’s my thoughts on the topic translated into English by Google. Nevermind that most of it doesn’t make any sense this way.”

Right, then. Blog in both English and German, depending on the topic.

That’s what I am doing at the moment. Stuff that concerns only Germany, I write in German. Everything else, I write in English (although sometimes, I wish I could just write it in German because it’s so much less of an effort [told you, I’d be whining]). I’ve also switched my Twitter account to be (almost) exclusively English, because most of the people I follow speak English.

This solution, however, is adequate at best, neither fish nor fowl at its worst. If what you read is true, a personal Internet “brand” is at its strongest when it is at its most recognizable. Bilinguality does not help. If I was a reader of, say, a blog written by a Spaniard, I would regret every post she writes in Spanish, because I don’t understand Spanish. On Twitter, there is some German topics I would really like to write about sometimes, but I would feel silly writing them in English (especially when replying to a German tweet) and I don’t want to “break character” by writing in German.

The only “real” solution, I guess, would be to split my online persona, have an English blog and a German blog, an English Twitter and a German Twitter. But with my output as irregular as it is, I feel it would be very stupid to not put everything in one place. I could also code this blog into parallel sites in English and German, but with only 25 hits a day, I don’t think it would be worth the effort. And it still wouldn’t solve the Twitter problem, because unlike Facebook or Google+, Twitter doesn’t allow you to sort your followers into groups or circles and broadcast only to some of them.

Whichever way you look at it, one thing or another always looks askew. I have no solution. Which is probably why I am so frustrated. If you have a solution, or a comment, please post it in the comments. In any language you choose.

Navel Gazing – Part 4: Social Networks

Image: Wikimedia Commons

I’m not usually an early adopter. I am too stingy for it. Spending large amounts of money on a new thing that hasn’t proven it will catch on yet and whose subsequent generations will fix all the faults the first one had? Lunacy! But there is one thing about which I can still tell the tale that I was there before most everyone else I know – and that’s Facebook.

I got lucky, though. In the fall of 2005, I moved from Germany to Edinburgh to spend a semester abroad. Conveniently, this was after Facebook had expanded to UK universities but before it opened up to everyone everywhere, one year later. So, while everyone in Germany was still connecting on the German Facebook Clone StudiVZ, I was already using the Next Big Thing to hit Germany. And that’s my claim to early adopter fame.

Facebook

It’s true what they say, Facebook is creating a sort of second, parallel internet. If you are using it, you notice stuff that you don’t notice when you are not using it. I have basically stopped using e-mail for communicating with people I know on Facebook. Instead of sending out invites to communal activities, I just create an event. And the sort of private blogging that I used to do before I started this “serious” blog (on Livejournal, I dare you to find my blog, it’s still up) has migrated to Facebook as well. Mostly in short status updates, of course, but sometimes I also still use Notes, the almost-forgotten Facebook blogging app.

Don’t listen to the haters. For me, Facebook has gotten better with every update. Now, with the introduction of Timeline and the revamping of Groups, it is finally a real “best of both worlds” experience. Before, I politely declined friend requests from people I didn’t know too well, because I am still using Facebook for lots of pretty personal stuff. Now, I’m fine with friending colleagues and distant acquaintances, because I simply move them too the appropriate list. Lists also helped me cope with my internet bilinguality (more on that next episode). I can finally write updates in German and not spam my English-speaking friends’ news feeds with them. At the same time, timeline now finally has become a reliable archive of my life and online activity and will probably come in handy some day – if only they added a good search function soon.

What does Facebook do for me, newswise? I sometimes pick up stories from there that I missed elsewhere. My friends’s status updates sometimes alert me to topics, blogs, etc. I wouldn’t have caught without them. I follow several bands, which is great for not missing when they go on tour, and movie projects (although most of them don’t really do that good of a job). Mostly, though, it still connects me with personal friends on a personal level. The few times that I have actually entered into discussions with people didn’t go so well.

If you want to discuss stuff with me, feel free to do so. Some of my profile is actually public and I allow subscriptions. The fact that I haven’t enabled public search, however, shows that Facebook is still more of a private medium for me.

Twitter

While Alex and Facebook were a natural fit, it took Twitter and me a while to become friends. I needed to read about it for a long time before I decided to try my luck there. As you might tell from this blog, expressing thoughts in 140 characters is not really my forte and I am witty only very occasionally (terrible, terrible puns are more my specialty). I also have a really old smartphone that takes ages to even load the Twitter app (I had a newer one but it got stolen – the difference on my Twitter behaviour is palpable). So I don’t tweet too often and I have few followers and even less who follow me because of what I tweet (I guess). Even though this scratches my ego somewhat, I have since found that you don’t need a lot of followers to use Twitter as an awesome cherry on the media cake.

Twitter is my serendipity machine. In its own very limited way it breaks through my filter bubble and points me to things I wouldn’t have noticed without it. Even though I follow mostly people who are either famous or from my field or both, there are enough of them and the connection with them is weak enough to transcend the feedback loop of social networking. Whenever I feel like finding something new or leftfield, I head to Twitter.

I also love to use Twitter as a running commentary on current events. The best experience I have probably had was watching the Oscars this year (always a very lonely affair in Germany because of the time difference). I had my Twitter feed running the whole time, tweeted myself and somehow felt like I was watching the ceremony with a circle of cool friends.

Twitter is not an essential part of my media diet. I also think it is a much better tool for freelancers than for regular employees – I’m not allowed to tweet about most of the interesting stuff that happens to me – and I have found that I am simply more of a blogger than a microblogger. But I wouldn’t want to miss Twitter in there. It makes for some very interesting flavouring.

The Rest

I registered on StudiVZ, the dying German copycat-cousin of Facebook, with an e-mail-address that has since been deactivated. I can’t remember my password so I haven’t been able to log in and see the devastation for some years now.

I try to use Xing, the German copycat-cousin of LinkedIn, as a business profile, giving people who don’t know me personally an alternative to Facebook. I hardly ever use it and I wouldn’t know why I should start, especially since Facebook made the list feature more prominent.

I have a Google+ profile, but I have yet to use it. Why the heck should I hang around two sites with almost the exact same functionalities? I hear people say the conversations on Google+ are better. I was never unhappy with the conversations on Facebook.

That’s about it for my media diet, but I have one more topic left to cover, so there will be a part 5 about the pain in the ass that bilinguality can be.

Navel Gazing is a multi-part blog series about my personal media consumption habits, meant as a case study and a moment of self-reflection on account of Real Virtuality’s third birthday.

Stuff I learned this week – #7/11

Stuff I learned this week – #48/10