Romeo und Julia ist vielleicht mein Lieblingsstück von Shakespeare. Daran ist sicher die Frühprägung durch Baz Luhrman Schuld, vielleicht auch die geniale Struktur des Stücks, von der ich erfuhr, als ich für meine Anglistik-Abschlussprüfung lernte – es beginnt als freche Komödie und wendet sich dann mit Mercutios Tod in einen tragischen Thriller, der mit hoher Geschwindigkeit auf sein unaufhaltsames Ende zurast. Vor allem aber fand ich die Liebesgeschichte in seinem Zentrum als junger Mensch doch immer sehr romantisch – diese reine Liebe, die Grenzen sprengt und am Ende beide gemeinsam (Spoiler für ein 400 Jahre altes Theaterstück!) in den Tod reißt.
Da die Liebesgeschichte in West Side Story nach Romeo und Julia gemodelt ist, ging es mir da natürlich ähnlich. Meine Erinnerungen sind stärker als vom eigentlichen Bühnenstück oder Film von dessen Soundtrack geprägt, in dem die “Balcony Scene” ja ganz vorhanden ist. Eine Begegnung auf dem Tanz, ein Kuss, “The most beautiful sound I ever heard”, “Only you, you’re the only thing I see …”, dann die kurze Harmonie und schließlich der unausweichliche Tod.
Steven Spielbergs und Tony Kushners Version von West Side Story bemüht sich insgesamt um mehr Erdung. Nicht nur, weil die (CGI-)Sets weniger studiohaft, sondern straßenmäßig echt wirken und mehr sozialer Hintergrund zur Situation der Jets und Sharks eingeführt wird, sondern auch, weil Schauspiel und Schauspieler sich weniger glamourös geben. Der abgerockte und sehnige Mike Faist als Riff macht einen ganz anderen Eindruck als Russ Tamblyn im Film von 1961 – ein echter Straßenköter, kein Hollywoodstar, der sich in staubige Kleidung geworfen hat. Der ganze Konflikt zwischen den Gangs wirkt von Anfang an lächerlich und sinnlos. Junge Männer, die sich gegen ein System auflehnen, das gegen sie ist, und darauf hoffen, sich durch Gewalttaten zu glorifizieren – wobei Spielbergs Kamera ganz klar macht, dass keine Glorie wartet, sondern nur Verzweiflung.
Vor diesem Hintergrund wirkt plötzlich auch die Liebesgeschichte um ein vielfaches weniger rein und romantisch. Rachel Zeglers Maria spricht es in der “One Hand, one Heart”-Szene sogar aus: Tony scheint explizit auf der Suche zu sein nach einer Verliebtheit, die ihn über den Rest seiner Peers erhebt, wer liegt also näher als das Mädchen im weißen Kleid, das auch noch zum politischen Gegener gehört. Maria selbst hingegen will eigentlich erstmal nur ein bisschen Spaß haben, lässt sich dann aber von Tonys romantischen Fluchtfantasien mitreißen. Ansel Elgort spielt Tony mit einer Klotzigkeit und Dumpfheit, bei der es schwerfällt zu entscheiden, ob sie ein Bug oder ein Feature ist. Beide sind sehr jung. Der Zeitraum, in dem ihre Liebe aufblüht und zerfällt ist weniger als 36 Stunden.
Ich will gar nicht zynisch auf Maria und Tony gucken, wobei es sicher auch mein etwas nüchternerer Blick von heute, aus einer lange andauernden, durch viel Arbeit gefestigten und gewachsenen Beziehung ist, der aus mir spricht. Aber ich denke, dass auch Spielberg und Kushner klarmachen: diese Liebe ist ebenso unreif, ebenso töricht wie die Machtphantasien von Riff und Bernardo. Keine star-cross’d Schicksalhaftigkeit ist am Ende Schuld am tragischen Finale, sondern auch hier die falsche Vorstellung, romantische Ideale könnten etwas gegen systemische Probleme ausrichten. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird – aber ganz bewusst wird “Somewhere” nicht von Tony und Maria gesungen, sondern von Valentina, der einzigen neuen Rolle des Films, die gleichzeitig von der einzig zurückkehrenden Schauspielerin, Rita Moreno, gesungen wird. Wie passend für ein Alterswerk. Nicht durch jugendliches Aufbrausen, nicht durch reine Liebe werden wir besser, sondern durch stetiges Dazulernen über Generationen.
Ende der 90er habe ich in der Phantastik-Zeitschrift Nautilus einen Artikel über die Harry-Potter-Bücher gelesen, in dem es sinngemäß hieß:
“Wir wissen, dass unsere Leserinnen und Leser tendenziell skeptisch werden, wann immer Dinge bereits zu populär sind und dann eher davon Abstand nehmen – in diesem Fall möchten wir euch aber sagen: Tut es nicht. Die Bücher sind wirklich gut.”
Das ist mir im Gedächtnis geblieben, und mit den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling war es bei mir so ähnlich. Eine Freundin meinte zu mir: Ja, ich weiß, da gibt es einen merkwürdigen Hype, aber er ist gerechtfertigt.
Und ich finde, sie hatte absolut recht. Die drei Bücher über das kommunistische Känguru, das das Leben von Kleinkünstler Marc-Uwe durcheinanderbringt, sind wirklich gut. Sie sind albern und komisch und enthalten gleichzeitig viel bissige Gesellschafts- und Popkulturanalyse – nichts Bahnbrechendes, nichts, was einen ernsthaft zum Nachdenken bringt, aber genug, dass man sich damit auch selbst manchmal ganz gut den Spiegel vorhalten kann.
Und das schräge ist: Ich habe nie aufgehört, dem Hype um Marc-Uwe Kling zu misstrauen. “Irgendwann muss er ja nachlassen”, dachte ich mir. “Das kann ja nicht ewig so weitergehen”. Aber egal, was aus seiner Richtung bisher kam, ich wurde nie enttäuscht. Das Känguru-Kartenspiel “Halt mal kurz” macht tatsächlich Spaß, obwohl es scheinbar nur die Catchphrases des Buches melkt. Die futuristische Gesellschaftssatire Qualityland ist originell genug, um gut zu sein, und kommt weitestgehend ohne Känguru aus.
Der Grund, warum Kling immer wieder reüssiert, habe ich mir zurechtgelegt, ist, dass er nie aufhört, sein eigenes Wirken zu reflektieren. Die Känguru-Offenbarung, zum Beispiel, Band 3 der Känguru-Bücher, macht sich gleichzeitig ständig über den nervigen Bombast von Trilogien-Finals lustig, und erfüllt diesen zugleich mit einer Geschichte, die epischer ist als alles Vorhergehende – ein bisschen wie der dritte Akt von Adaptation. Qualityland hat eine selbstreflexive Albernheit parat, wann immer es Gefahr läuft, sich selbst zu ernst zu nehmen. Und Die Känguru-Apokryphen, die jüngst erschienene Sammlung von übriggebliebenen Känguru-Geschichten, lässt in einem langen, neuen Dialog die Figuren der von Kling erschaffenen Welt ihre eigene Wahrnehmung reflektieren inklusive des “Zeit”-Zitats, Kling sei der “einflussreichste linke Intellektuelle des Landes”.
Der Film Die Känguru-Chroniken, für den Marc-Uwe Kling das Drehbuch geschrieben hat, funktioniert noch bis zum Trailer, sogar bis in die ersten Minuten des Films hinein, genau so. It has his cake and eats it. Der Trailer ist ein klassischer Trailer, aber kommentiert gleichzeitig, wie ein Trailer funktioniert. Der Film beginnt mit einem Audiokommentar der Hauptfiguren, die das Geschehen gleichzeitig kommentieren und lenken, was schräg und amüsant ist.
Dann aber bricht das alles weg, und man merkt sofort, was übrig bleibt: Sehr wenig. Alle Figuren sind da, sie sind gut gecastet, die Sets sind nett ausgestattet, das CGI-Känguru der Firma Trixter, die auch als Koproduzent auftritt, ist einigermaßen glaubwürdig. Aber sie alle stehen irgendwie verloren in der Gegend herum, weil sie plötzlich die Bedürfnisse eines Plots erfüllen müssen, ohne dass jemand gleichzeitig auf der Meta-Ebene darüber diskutiert, wie klischeehaft und bescheuert das gerade alles ist.
Im Film mischen sich bekannte Episoden aus dem ersten Känguru-Buch mit einem neuen Hauptplot um den aus den Büchern bekannten Rechtsaußen-Politiker Jörg Dwigs, gespielt von Henry Hübchen, der im Görlitzer Park einen Büroturm bauen will. Das wird alles von Dani Levy mit viel Klamauk und maximalistischen Schauspiel inszeniert, aber es langweilt einen fast sofort, weil der Film sich nicht entscheiden kann, bis wohin er sich ernstnehmen will.
Will er wirklich irgendwas Sinnvolles über die mögliche Macht der rechtspopulisten in Europa aussagen oder will er vielleicht mal drauf hinweisen, dass es in einem Känguru-Kinofilm augenscheinlich einen albernen Benjamin-Blümchen-Plot braucht, damit die Figuren nicht nur – wie in den witzigsten Känguru-Kapiteln – um einen Tisch herumsitzen, Blödsinn labern und über das Leben philosophieren? Und natürlich auch einen romantischen Subplot, der schon in den Büchern zu den Schwächsten Komponenten gehörte und daher später auch fallengelassen wurde (obwohl Rosalie Thomass als Maria sehr viel Charisma hat).
Diese völlig offensichtliche Disparität zwischen Handlung und Wahrnehmung lässt sich über 92 Minuten sehr schwer durchhalten. Das Resultat wirkt trotz ständiger Ortswechsel und Wendungen unfassbar bleiern und bemüht und – das ist das tödliche – fast nie über den reinen Klamauk hinaus komisch. Das Känguru selbst hat das Diktum aufgestellt, dass die einzigen Kategorien, die in der Postmoderne noch Relevanz haben, “Witzig” und “Nicht witzig” sind. Und Dani Levys Känguru-Chroniken sind leider mit der Wucht eines Dampfhammers NICHT WITZIG.
Kurz vor Ende des Films kommt der Audiokommentar ohne ersichtlichen Grund plötzlich kurz zurück und verschwindet dann wieder. Hätte sich der Film diese Art von Meta-Diskussion über große Teile seiner Länge getraut, ich glaube er hätte viel besser werden können. Kling wird in den Credits als einziger Drehbuchautor geführt. Ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass er vielleicht ursprünglich mal, wie in seinen Büchern auch, mehr drin hatte – das Stilmittel sähe ihm sehr ähnlich – und in der Drehbuchentwicklung mit Levy, X-Filme, dem ZDF und Trixter von einer vermeintlich konventionelleren Struktur überzeugt wurde. Aber ich will ihm auch keinen zu großen Heiligenschein aufsetzen. Vielleicht hat er den Film auch einfach mit allen anderen gemeinsam verbockt. Ich hoffe sehr, dass es keine Fortsetzung gibt.
This small piece of nerdery from the visual effects process of Avengers: Infinity War struck me as weird, poetic and interesting:
“We used an actor puppet as part of our process of solving the facial performance,” said [Weta Digital Visual Effects Supervisor] Matt Aitken. “We had Josh Brolin’s face-cam footage, which we tracked. In the past, we would have taken that tracked motion and solved it straight onto the CG character. But, at that point, you’re always guessing how accurately you’ve captured the actor’s original performance. How much of what we’re seeing on Thanos are inaccuracies that have crept into our processes? So we introduced this intermediary stage, which was a digital version of Josh Brolin. We would first solve our captured performance onto that, so we could see how accurate it was. Once we were happy with that, we did a simple migration of that motion from the Josh puppet to the Thanos puppet. (…).”
Alex Garland’s Annihilation just eked into my Top 10 for 2018, not least because of its idiosyncratic look. Reading the article about the film in Cinefex 159, I especially liked one section, in which VFX Supervisor Andrew Whitehurst talks about the serendipitous nature of the crystal trees that Lena (Natalie Portman) encounters on her way to the lighthouse:
“Originally, the objects on the beach were human-like sculptures based on reference the art department found of underwater divers with bubbles trailing behind them. The thought was to invert that image, creating blobby human forms of sand and salt crystals busting from the beach. The art department made a beautiful maquette, build gray bucks and placed them on the beach. We created digital versions (…) and started placing them into shots. (…) We had lidar data of Natalie walking through an evergreen forest, and raw data of the trees had created some visual artifacts. Wherever the lidar lost resolution in smaller leaves it took on a sculptural quality. Alex agreed the artifacts had a beauty to them, It also reminded us of a beautiful piece of reference photography from preproduction, where we had been photographing the characters entering the forest and the trees had contained thousands of spiders weaving webs. They almost felt like crystal trees. And so, instead of the beach shapes being made out of sand whe ended up making them out of crystal.”
Während ich es letztes Jahr mit der Hilfe einer Kinodauerkarte und viel Zeit geschafft hatte, so ziemlich alle Filme zu sehen, die ich für meine Jahresendsliste in die weitere Auswahl gefasst hatte, kann ich das 2018 mal wieder nicht behaupten. Obwohl ich es selbst mit Kind regelmäßig (alleine) ins Kino geschafft habe, am Ende ist einiges auf der Strecke geblieben, was ich gerne gesehen hätte, darunter Filme wie Faces Places, Transit, Blackkklansman, Isle of Dogs, The Disaster Artist, Leto und First Reformed. Fred Wisemans Ex Libris hätte ich zweimal fast gesehen, aber dann gab es doch immer wichtigere Termine. Selbst von Alfonso Cuaróns Roma habe ich auf Netflix nur 20 Minuten geschafft.
Aber so ist es halt. Diese Liste ist wie immer nur der Screenshot eines bestimmten Moments und nicht definitiv.
Ein paar lobende Erwähnungen vorab für Filme, die es aus verschiedenen Gründen nicht auf die Liste geschafft haben: Spider-Man: Into the Spiderverse fand ich visuell beeindruckend und emotional befriedigend, aber in letzter Konsequenz doch nicht sehr innovativ. Game Night fand ich witzig und temporeich. Und Luca Guadagnino hat es gleich zweimal nicht geschafft: Call me by your name konnte mich trotz allen guten Willens emotional einfach nicht erreichen und Suspiria fand ich zwar weird genug, um länger drüber nachzudenken, aber letzendlich irgendwie platt.
Stattdessen dies:
10. Annihilation
Obwohl ich im Podcast nicht recht überzeugt gewirkt habe, ist mir Alex Garlands Version von Jeff Vandermeers Buch im Gedächtnis geblieben. Sowohl die recht einzigartigen visuellen Ideen hängen mir nach, als auch die Gedanken über den Sinn unserer Existenz in einem posthumanistischen Weltbild, ein Thema, das mich ja schon seit Jahren interessiert. Die letzten zwanzig Minuten muss ich dringend noch einmal sehen – am liebsten im Kino.
9. The Director and the Jedi
Dieses 90-minütige Bonus Feature der The Last Jedi-BluRay ist das beste “Making Of”, was ich seit Jahren gesehen habe. Ungewöhnlich für die sonst so strikt on message gebürstete PR von Disney, zeichnet es Rian Johnsons Weg durch die Entstehungsgeschichte eines außergewönhnlichen Films sehr intim nach. Zusätzlich aber bietet es einige Sequenzen vom Set, in denen man auch wirklich mal für mehr als drei Sekunden am Stück erlebt, wie das überhaupt aussieht, wenn ein Film dieses Kalibers gedreht wird. Hat mich sehr beeindruckt und ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die dieses Subgenre so interessiert wie mich.
8. The Ballad of Buster Scruggs
Die Coens haben schon lange keinen Western mehr gedreht, und jetzt bekommt man gleich sechs auf einmal, die zwar quasi nicht storytechnisch, aber doch thematisch miteinander verwoben sind. Immer geht es um Gerechtigkeit und Endlichkeit – wer wird bestraft (in der Regel mit dem Tod) und wer wird belohnt? Und was lernen wir daraus, während wir uns langsam von der Farce zur Schauergeschichte bewegen. Ein subtiles filmisches Experiment.
7. Licht
Schon der erste Trailer ließ mich hier im Kino die Ohren spitzen, am Ende des Jahres habe ich den Film dann als VOD nachgeholt. Ich bin immer wieder fasziniert von solchen Geschichten, die die Frage stellen, wie Talent, Außergewöhnlichkeit, Leid und Schaulust miteinander zusammenhängen. Eine blinde Pianistin, die vielleicht mit der richtigen Fürsorge sehen könnte, darüber aber einen Teil ihrer intuitiven Fähigkeiten verliert. Für Eltern und Gesellschaft ist sie als blindes musikalisches Wunderkind oder als sehendes Wunder der Medizin interessant, als gewöhnlicher sehender, aber dafür weniger talentierter Mensch aber wertlos. Maria Dragus und Devid Striesow spielen das zentrale Paar brillant, jeder mit seinen eigenen Dämonen geschlagen. Ein Film, der mir in seiner kleinen Geschichte mehr imponiert, je länger ich darüber nachdenke.
6. The Death of Stalin
Armando Iannuccis Satire über den dreckigen, armseligen Machtkampf nach dem Tod eines Diktators hatte für mich genau die richtige Balance aus Bösartigkeit, Witz und Spannung. Detailreicher kann man mich dazu in Kulturindustrie und Longtake reden hören.
5. Your Name.
Auch hier wird wieder voll auf der Klaviatur meiner Lieblingsthemen gespielt: Schicksal, Rollentausch, sich aufspaltende Möglichkeiten, Leben nach der Katastrophe. Das alles umgesetzt als Anime im träumerischen Look von Makoto Shinkai, großzügig begossen mit sehr sentimentaler Musik. Ich bin halt auch nur ein Mensch. (Kulturindustrie dazu)
4. Mission: Impossible – Fallout
Schon im Kino hat mich dieses einzigartig kinetische Action-Ballett, dessen Story immer unwichtiger wird, restlos begeistert. Bezieht man dann noch die Entstehungsgeschichte mit ein, die den Film fast wie ein Mike-Leigh-Projekt mit deutlich mehr Helikoptern wirken lässt, kann man eigentlich nur noch den Hut ziehen.
3. The Post
Es ist das gleiche wie mit Spotlight vor ein paar Jahren. Setzt mir einen Film vor, in dem Journalisten die Welt retten, und ich bin so bewegt, dass ich alles andere vergesse. Ohne Ready Player One gesehen zu haben, kann ich sagen, dass ich Steven Spielberg inzwischen im Kammerspiel-Modus (siehe auch Lincoln) einfach deutlich lieber mag. The Post ist spannend bis zum Schluss, durch die Bank gut besetzt, und er gibt mir einfach dieses rechtschaffende Gefühl, das ich manchmal brauche, um es durchs Jahr zu schaffen.
2. Lady Bird
Es ist ein bisschen merkwürdig mit diesem Film. Ich war tief bewegt, als ich ihn – wenige Tage vor der Geburt meines Kindes – gesehen habe und habe ihm auf Letterboxd die Höchstwertung gegeben, was ich sehr selten tue. Durch die bald darauf folgenden Ereignisse scheint diese Reaktion irgendwie verschüttet worden sein. Ich kann mich an Lady Bird nur noch sehr abstrakt erinnern, aber das Gefühl von Außergewöhnlichkeit ist geblieben. Ich freue mich darauf, den Film in ein paar Jahren noch einmal zu erleben.
1. Gundermann
Warum dieser Film mein Film des Jahres ist, habe ich für kino-zeit aufgeschrieben. Es ist zwar auch die “objektive” Qualität des Films, die mich beeindruckt hat, vor allem aber hat er einen sehr persönlichen Punkt bei mir getroffen, in dem sich auf merkwürdige Weise vieles verdichtet, was mich dieses Jahr bewegt hat. Und so ist das nunmal mit Lieblingsfilmen.
Explaining the effects work on Solo, Cinefex issue 160 describes two ways the team used screens as carriers of ersatz reality. The first makes use of a tablet to simulate a window:
The coaxium containers have windows through which the liquid material can be seen sloshing around. Rob Bredow shot footage of ferrofluid which the props team puppeteered using magnets; ILM stitched the plates into seamless loops. BLIND fittet a Microsoft Surface Pro tablet inside a prop container, on which the coaxium footage was displayed.
Immersive environment specialist Lux Machina surrounded the cockpit with a 180-degree rear projection screen illuminated by multiple 4K projectors in portrait mode. To feed the projectors, ILM finaled visual effects backgrounds prior to principle photography. “We generated wraparound content just as if we were working on a simulator film, with beats that either looped or were much longer than if you were just doing the two or three seconds that end up in a shot.” The rear projection approach – also used for scenes inside Dryden’s yacht – enabled [DP] Bradford Young to capture cockpit shots in camera, backgrounds and all, using the screen as his primary lighting tool.
Ever wonder how Marvel manages to deliver their movies on time despite tight schedules and 2.500+ effects shots? Executive producer Victoria Alonso explains:
We’ve had anywhere from 12 vendors to 24 vendors, which is madness. It’s a challenge, but when you have that many shots, you have to divide the work among many different teams. If we relied on one vendor, we would choke that vendor. And by having visual effects teams from around the world, in different time zones, we essentially get a 36-hour day. That extra time allows us to constantly feed the beast.
VFX Supervisor Jake Morrison goes into more detail in a different interview:
On Thor: Ragnarök we had 18 vendors, so our day would start with calls to Germany and then sweep right across the planet chasing the sun until we finished in Australia. The tools that have been built to allow for all this data to slosh around the world on a nightly basis are breathtaking.
Das “Small Universe Syndrome” ist etwas, was lang-laufende Erzählungen schon seit der Zeit beschäftigt, als man sie vor allem in Comics fand. Will man bei jeder Ecke, um die man geht, auf einen anderen Teilaspekt des Universums hingewiesen werden und einen Charakter aus der Nachbarserie treffen? Oder sperrt man sich dadurch in seinen eigenen Möglichkeiten ein?
Ich fand den vielkritisierten Reveal in Solo nicht schlimm, auch wenn er sicher hätte dezenter inszeniert und evtl. besser erklärt werden können. Ich halte es auch nicht für einen schamlosen Cash Grab, damit mehr Leute jetzt Rebels gucken. Es gibt einfach investierte Fans (Mark Rosewater nennt sie bei Magic immer “enfranchised”), die sich über solche Referenzen freuen, weil damit die Arbeit belohnt wird, die sie in dieses Universum gesteckt haben. Für alle anderen ist es ein kurzer WTF-Moment, aber dass man für Franchise-Filme Zusatztexte heranziehen muss, um alles zu verstehen, ist ja inzwischen Normalität geworden. (Für das Marvel-Universum erwarte ich irgendwann einen “Previously on …”-Trailer vor dem eigentlichen Film.)
Ich glaube aber durchaus, dass man mit dem “Small Universe” sehr vorsichtig sein muss. Übermäßige Selbstreferenz und der Wunsch, vorhandene Kreise zu schließen statt neue zu öffnen, weil es sich so gut anfühlt, treiben einen storytechnisch irgendwann zu sehr in die Enge, ketten einen zu sehr an Fremdbestimmtheit. Das beweisen auch andere Prequels wie die Hobbit-Filme.
Ausführlicher und mit einem Beispiel, wie ich es besser finde, hier im Blog.
Elisa ist 9 Jahre alt und hat bis vor kurzem noch nie einen Star Wars-Film gesehen. Ihre Eltern wollen ihr einfach nicht erlauben, die Filme der Weltraumsaga zu erleben, weil sie erst ab 12 Jahren freigegeben sind. Das stinkt Elisa mächtig, vor allem weil in ihrer Klasse natürlich alle anderen Kinder die 9 Filme längst sehen durften. Trotzdem kennt sie alle bisherigen Filme in- und auswendig.
Seit ihr vor ein paar Jahren ein befreundete Erwachsener einen Stapel „Force Attax“-Sammelkarten geschenkt hat, im Grunde eine Art Jedi-Quartett, ist Elisa Feuer und Flamme für Star Wars. Sie kennt jeden noch so kleinen Charakter mit Namen. Sie weiß genau, wer wann gegen wen kämpft und wie das Duell ausgeht. Überhaupt – das mag dem kämpferischen Charakter der Karten geschuldet sein – geht es in ihrer Sicht bei Star Wars hauptsächlich um Duelle. Politische Konflikte und Liebesgeschichten sind zweitrangig. Ihre Lieblingsszene aus der ganzen Filmreihe ist der Kampf zwischen Obi-Wan Kenobi und Count Dooku in Angriff der Klonkrieger, „wo dann später Yoda dazukommt“.
Wie gesagt, Elisa hat Angriff der Klonkrieger nicht gesehen. Aber neben ihren Sammelkarten besitzt sie inzwischen auch mehrere Bücher zum Thema. Seit Weihnachten hat sie die Hörspiele auf CD. Und natürlich hört sie auch die farbenfrohen Beschreibungen ihrer Klassenkameraden immer wieder. Zu Star Wars existieren so viele Paratexte, dass Elisa keinen der Filme gesehen haben muss, um genau zu wissen, was im großen Fantasy-Franchise so alles passiert. Es reicht, dass sie alles drumherum kennt.
Very soon, Infinity War is promising to bring the whole Marvel Cinematic Universe (MCU) together for one big fight. But do you remember what it was like when the idea of superheroes from several movies teaming up for a crossover event first became a reality? Film critic Matt Singer is currently rewatching all the MCU films and when he got to 2012’s The Avengers, he noticed something in his “What holds up” section:
The final 30 minutes of the film is one enormous multitiered set-piece. Even though The Avengers is the biggest Marvel film to date, I’m not sure its final battle, in and over the streets of New York City, has gotten the full credit its due. It is one of the great sustained pieces of cinematic action of the 21st century, weaving together the activities of six different Marvel heroes (…). You’re lucky if a movie has two or three iconic moments. The Avengers’ Battle of New York sequence has half a dozen all by itself (…).
Singer is right, of course. The “Battle of New York”, as it will be called in-universe after the events of The Avengers, is basically what started Marvel’s whole “third act problem”. While the MCU films that came before it all had characters battling single opponents in the final confrontation of the story, Avengers and its director Joss Whedon raised the stakes and introduced the concept of a group of characters fighting against an army of faceless goons with basically the whole world at risk.
So, why is the Battle of New York still so effective? That is what I want to show today. For the first time in years, I have dusted off my David Bordwell hat and actually analyzed a single cinematic sequence closely, instead of just looking at big picture stuff. I believe the sequence’s success boils down to two things: location and dramatic structure.
Set up the perimeter
Even though the Avengers are fighting for the fate of the world, their radius of action is actually pretty small. About 90 Percent of the Battle of New York take place within four blocks of New York City’s Grand Central Terminal and the MetLife Building, which is where Stark Tower is located in the movies. Instead of spreading the battle war zone across the whole city, Whedon reinforces again and again that it is in everybody’s best interest to contain the fighting to a few square miles to hurt as few civilians as possible. Whether it’s Captain America telling the police to set up a perimeter “all the way back to 39th street” or Iron Man quipping “I’m bringing the party to you”, viewers are constantly reminded that the fight is actually very controlled and centered on the main characters.
This, of course, had a big impact on production. No part of the battle was actually shot in New York. Most of the street scenes with the police and civilians were shot in Cleveland. The production also built part of the viaduct leading from Grand Central Terminal into Park Avenue, where Cap and Black Widow are doing most of the fighting, as a green screen set. But Industrial Light and Magic shot 275,000 images of the actual New York blocks where the fighting was going to take place and stitched them together to recreate the location of the fight in the computer.
What all this ultimately means, is that Whedon is able to situate us quite clearly in space, no matter how chaotic the fight gets, often opting for vertical instead of horizontal axes of action. He reinforces this several times during the sequence with characters turning around and returning to the hub of the battle. The most notable instance, of course, is the long shot that connects all the Avengers and their individual fights into a greater whole. Its trajectory can be precisely placed on a map: it goes up Park Avenue, two blocks down West 42nd Street, almost until the New York Public Library, and then takes a hard right turn to continue up 5th Avenue for another four blocks. This sort of spatial clarity is very rare for a modern blockbuster and it’s a big part of the effectiveness of the sequence.
Dramatic Structure
The problem of many superhero fight sequences, especially those that involve many characters, is that they don’t really evolve. Characters fight, maybe they move from location to location, maybe there is a ticking clock or a maguffin quest that needs to be solved during the fight, but at some point the fight is simply over. For The Avengers, Whedon has famously said that he structured his fight into “five acts, with a prologue” on 15 pages of script so the previz team had something to work with. But this structure also gives the fight an evolution that pulls us along as viewers.
The classic five-act structure, as formulated by Gustav Freytag, divides a drama into five parts that, if you diagram them, form a sort of pyramid shape. The first act (exposition) serves as an introduction to the characters and the situation. The second act (rising action) then sees these characters get deep into a conflict, with the third act (climax) showing this conflict at its peak. Then follows a reversal of what we have learned so far (falling action) with the final act (denouement) resolving the conflict either in a hopeful or tragic way.
When you look closely at the Battle of New York, the stretch between minutes 102 and 130 of the movie’s runtime, it’s actually amazing how easily it falls apart and into this structure.
Prologue
The prologue to the battle starts as soon as the portal opens after Iron Man’s time-buying dialogue scene with Loki. The first Chitauri enter through the portal and wreak havoc. People hide. Loki and Thor fight on top of Stark tower. Finally, the Quinjet crashes on Park Avenue. Now, everyone (except for Bruce Banner) is on the scene.
Exposition
The real threat, the first of the Chitauri Leviathans, is introduced. Loki leaves Stark Tower and joins the Chitauri. Hawkeye, Black Widow and Cap are trying to decide what to do. Cap talks to the police and establishes the conflict (Civilians might get hurt), the location (set up a perimeter to 39th street) and the role of the Avengers in the fight. Bruce Banner finally shows up, hulks out and kills the first Leviathan with a single well-placed punch. It is now clear that the Avengers have a real chance of winning this battle, if they work together. This is reinforced by a triumphant fanfare of the Avengers theme in the score and the iconic shot of the team assembling in a circle (the header image for this post).
Rising Action
“Send the rest”, Loki snarls, and two more Leviathans come through the portal. Cap now lays out precisely what the goal of the upcoming fight is going to be, and which part every character is supposed to play:
Alright, listen up. Until we can close that portal, our priority’s containment. Barton, I want you on that roof, eyes on everything. Call out patterns and strays. Stark, you got the perimeter. Anything gets more than three blocks out, you turn it back or you turn it to ash. (…) Thor, you gotta try and bottleneck that portal. Slow ’em down. You got the lightning. Light the bastards up. You [Black Widow] and me, we stay here on the ground, keep the fighting here. And Hulk? Smash!
As viewers, we now know exactly what we should be looking out for. Moreover, Cap – who cannot fly, is not indestructible and has no other visible powers – has shown us what his role is: he is the leader the Avengers need if they want to work as a team. With the individual goals set, we see a few successful fights as the battle gets underway, but Cap ultimately has to see that his plan won’t work in the long run. Together with Black Widow, he redefines the goal: the portal must be closed. Black Widow takes off.
Climax
At this point of the battle, we get to see our heroes winning. It starts with the long shot mentioned earlier that shows the Avengers working together like a well-oiled machine. It also has the most moments of levity, with Hulk both punching Thor out of frame after they brought down another Leviathan and later giving Loki the headache of a lifetime in the “puny god” scene.
What’s more, Cap finally gets to rescue some civilians from a bank, like he wanted to do the whole time. And Erik Selvig finally wakes up and tells Natasha that he should be able to close the portal. “You know what?”, we’re saying to ourselves, “this might just work!”
Falling Action
Even Avengers have limited stamina. A series of shots shows the toll the battle is taking on our heroes. Iron Man crashes. Hawkeye is out of arrows and has to hide in a building. Hulk is under a constant fire from the Chitauri he can’t escape. Even Cap gets hit. But Whedon really turns the tables by introducing an outside threat nobody saw coming. Nick Fury’s council of secret world leaders wants to nuke New York and nobody can stop them. Not even Fury himself, not even with a bazooka. Now, the Avengers are in a bind. They might close the portal, but that won’t save Manhattan from nuclear destruction. What are they going to do?
Denouement
In the final act of the Battle of New York, the film recenters the fight on the action of one person. Tony Stark, who has been accused of only thinking about himself most of the time, gets the chance to redeem himself through sacrifice. He catches the missile and transports it into the portal with everyone watching. The nuke explodes and conveniently kills all the Chitauri, who don’t seem to possess a will of their own. Now, Black Widow can close the portal. Tony falls, gets caught by the Hulk and lands on the exact same spot the fight started. “We won.” The final beat shows Loki waking up with the Avengers towering over him. Only after this does the film move on to the actual aftermath of the battle.
In Conclusion
Notice how every act slightly shifts the goal of the overall fight. At first, it’s just the Leviathan, then it’s the containment of the battle, then it’s the closing of the portal, and finally it’s getting rid of the nuke, which also serves to end the fight as a whole. Every Avenger gets their chance to shine during this, whether it’s Hawkeye picking off Chitauri chasing Iron Man or Thor calling down lightning to the Chrysler building. However, the metanarrative, which is also the metanarrative of the whole film, stays the same throughout: Avengers. Together. Strong.
Tying all of these qualities together is something that many other superhero battles lack. The airport fight in Civil War is contained to one (rather boring) location and it twists and turns dramatically, but while it should be telling the story of the film in miniature (two factions of superheroes believing in different solutions to the same problem), it is hard to tell who is on which side and why. The final fight scene in Black Panther reinforces the central conflict between T’Challa and Killmonger, but it has to give everyone else something to do as well, so it spreads out the battle to several different locations and several distinct personal conflicts.
When we look to Infinity War, we can at least see that we have a central promising villain in Thanos. There is also a good chance that the metaplot will be similar to the one in The Avengers – heroes have to put aside their differences to vanquish a foe that’s more powerful than each of their factions. But already the trailer and title hint at an actual war, which means a battle fought simultaneously on several geographically separate fronts. So maybe, we will never get another Battle of New York. But now at least we know how it’s done.