Film Blog Adventskalender – 3 – Marco von “Filmforum Bremen”

Ich bin Marco aus Bremen, Filmenthusiast und Zwillingspapa, Blogger und Berufspendler. Gerade letztere Kombination kommt mir in letzter Zeit sehr zu Gute, da nach der Geburt unserer Kinder mein Zeitbudget empfindlich geschrumpft ist. Im Zug von Bremen nach Hamburg und zurück finde ich aber immer noch etwas Zeit, um meine Artikel ins Notebook zu hacken. Neben der Bloggerei kuratiere ich noch zusammen mit einem Bekannten im Bremer Kommunalkino City 46 die Filmreihe “Weird Xperience“, in der wir jeden Monat einen etwas abseitigeren Film zeigen, immer im Wechsel einen aktuellen und einen Klassiker auf 35mm. Meine persönliche Highlights waren dabei zwei wunderschöne Kopien von Woodoo – Schreckensinsel der Zombies und erst kürzlich Sie tötete in Ekstase. Ferner bin ich noch im Orga-Team des Bremer Phantastivals, welches einmal im Jahr stattfindet. Und wenn es mir meine knappe Zeit noch erlaubt, treibe ich mich gerne im Forum Deliria Italiano herum, welches mir zur zweiten Heimat geworden ist.

Meinen Blog “Filmforum Bremen” führe ich nun schon seit fünf Jahren. Wie der Name „Filmforum“ schon andeutet, war das zunächst alles ganz anders geplant, als es dann gekommen ist. Meine ursprüngliche Intention war es, eine Plattform für Filmfans aus Bremen und Umzu anzubieten, wo man sich über Filme, aber auch Veranstaltungen oder Ereignisse austauschen kann, sowie die Möglichkeit hat, sich auch mal in einer größeren Gruppe zum gemeinsamen Filme gucken oder Klönen zu treffen. Der an das Forum angeschlossene Blog war zunächst nur dazu da, das Forum vorzustellen. Leider war die Resonanz mehr als spärlich. Daraufhin habe ich das Forum geschlossen und mich ab November 2008 ganz auf den Blog konzentriert. Auch da war mir zunächst der regionale Aspekt wichtig, denn ich wollte gerne Bremer Filmfans zusammenbringen. Doch leider scheint es in Bremen tatsächlich keine wirkliche Filmfanszene – wie ich sie z.B. aus Hamburg kenne – zu geben, was ich sehr schade finde.

In der Folgezeit kamen neben den regionalen, auch noch überregionale Themen dazu. Da sind an erster Stelle natürlich die Filmrezensionen zu nennen, aber auch Berichte von Festivals, die ich besucht habe, Interviews mit Leuten, deren Arbeit ich schätze, oder aber das sehr populäre „Das Bloggen der Anderen“. Ich versuche zwar die Wurzeln des Blogs nicht ganz aus den Augen zu verlieren, gestalte meinen Blog aber seit geraumer Zeit viel globaler und weitaus offener. Seit ich das tue, bekomme auch mehr Feedback von meinen Lesern (was mir wichtig ist) und bin mit anderen Bloggern in Kontakt gekommen.

Damit ist der Vorstellungsteil jetzt abgeschlossen, aber Alexander bat ja auch darum, ein Weihnachtsgeschenk zu empfehlen. Da würde ich den Bremern raten, eine Fördermitgliedschaft im Kommunalkino City 46 zu verschenken, da man dann für 100 Euro im Jahr freien Eintritt zu allen Filmen und sonstigen Veranstaltungen hat, sowie im Januar zur Verleihung des Bremer Filmpreises ins Rathaus eingeladen wird. Wer nicht aus Bremen oder Umzu kommt, für den wäre vielleicht ein Abo der wunderbaren, kleinen Publikation “SigiGötz Entertainment” genau das Richtige.

(Marco Koch)

Film Blog Adventskalender – 2 – Sonja von “Zeilenkino”

Im August dieses Jahres ist Elmore Leonard gestorben, einer der besten und einflussreichsten Kriminalschriftsteller der USA. Ohne ihn (und George Higgings) gäbe es womöglich die Dialogkaskaden in Tarantinos Filmen und ganz bestimmt seinen Jackie Brown nicht. Ohne ihn gäbe es vielleicht nicht den George Clooney, den wir heute kennen.

Es war die Verfilmung von Elmore Leonards „Out of Sight“, die den Beginn der Zusammenarbeit zwischen Steven Soderbergh und George Clooney markierte und in dessen Folge dann Ocean’s Eleven entstand. Das Buch ist eine spannende, amüsante und bittere Räubergeschichte, der Film ist eine elegante und stilsichere Krimikomödie – und die nahezu perfekte Adaption eines Romans, die Eigenständigkeit und Nähe zum Autor vereint. Noch dazu gibt es kaum einen Autor, der besser zu mir und meinem Zeilenkino passt, in dem sich alles um die Schnittmengen von Filmen und Büchern sowie Kriminalliteratur dreht. Mein Geschenktipp in diesem Jahr ist daher „Out of Sight“ – das Buch und der Film.

(Sonja Hartl)

Film Blog Adventskalender – 1 – Alex von “Real Virtuality”

Als Gastgeber des Film Blog Group Hug habe ich mir das Privilleg und/oder die undankbare Aufgabe herausgenommen, den Reigen der Geschenkempfehler zu eröffnen – und ich möchte euch die Special Extended Edition von The Hobbit: An Unexpected Journey ans Herz legen. Nicht unbedingt wegen der 13 zusätzlichen Minuten des ohnehin schon langen Films, die ich selbst noch nicht gesehen habe (warum ich ihn trotzdem mag, habe ich ja bereits zu Genüge aufgeschrieben, wäre die Trilogie eine 10-teilige Fernsehserie, alle würden sie feiern), sondern vor allem wegen der zwei Discs mit “Anhängen”, auf denen sich insgesamt neun Stunden Bonusmaterial finden.

Die “Anhänge” auf den Extended Editions der Lord of the Rings-Filme gehören für mich fast genauso mit zu den prägenden Erfahrungen meiner Filmerziehung wie die zugrundeliegenden Filme – und der Hobbit setzt diese Erfahrung nahtlos fort. Im Gegensatz zu den Making-ofs, die sich auf landläufigen Heimvideo-Releases finden, und die selten mehr sind, als eine phrasengeladene Werbeveranstaltung für den Film, schafft es Michael Pellerin, der Regisseur der Jackson-Anhänge, einen echten Eindruck davon zu vermitteln, was es bedeutet, ein Filmprojekt wie den Hobbit auf die Beine zu stellen. Jackson und sein Team lassen sich, im Gegenzug, aber auch tatsächlich in die Karten schauen. Die familiäre Atmosphäre der Produktion, für die Peter Jackson berühmt ist, wird sozusagen auf die Fans ausgedeht – was auch bedeutet, dass eigentlich sehr intime Momente mit dem Publikum der “Anhänge” geteilt werden. Von Ian McKellens Frust angesichts des schwierigen Schauspiels im Slave Motion Control Setup, bis hin zur Exaltation des letzten Drehtags.

Natürlich sind die Anhänge nicht ungeschönt. Besonders die umstrittene Entscheidung, aus zwei Filmen drei zu machen, bleibt unerwähnt, ebenso wie die schwierige Rechtslage rund um den “Hobbit” und den Rest der Tolkien-Mythologie – während Jackson und Philippa Boyens in den Rings-Anhängen noch bereitwillig Auskunft über ihre Adaptions-Philosophie gaben. Auch die Historie des Films mit Guillermo del Toro, der den Hobbit einst inszenieren sollte, wird nur gestreift. Die Dreharbeiten, Designs und das Worldbuilding des Films sind dafür aber umso ausführlicher dokumentiert. Für jeden, der bei Filmen gerne hinter die Kulissen schaut, bietet dieses Extended Edition also alles, was man sich wünscht. Und man muss ja nicht gleich die ganz teure 3D-Blu-ray kaufen wie ich.

Film Blog Group Hug #2: Ein Adventskalender

Der erste Film Blog Group Hug versammelte Stimmen aus der ganzen Film-Blogosphäre zu einem Thema in einem Post. Es wäre ja viel zu einfach, wenn wir das diesmal genauso gemacht hätten. Stattdessen gehören die nächsten 24 Tage – im christlich geprägten Abendland allgemein als “Advent” bezeichnet – komplett dem Film Blog Group Hug. 24 Beiträge von 24 Bloggern, die ihre Blogs vorstellen und Geschenktipps (und manchmal Wünsche) an ihre Mitmenschen verteilen: Ein Adventskalender der Film-Blogosphäre.

Ich wünsche viel Vergnügen. Und wie immer gilt: Wer in den Mailverteiler des Film Blog Group Hug aufgenommen werden möchte, schreibt einfach eine Mail an grouphug@realvirtuality.info.

Alex zu Gast bei “SchönerDenken”

Es ist FILMZ in Mainz, das heißt wenn man dieser Tage ins Kino geht, sollte es besser ein deutscher Film sein. Leider werde ich nur sehr wenig Gelegenheit haben, ins Kino zu gehen, aber gestern abend habe ich es geschafft – in den Dokumentarfilm Das kalte Eisen über Schusswaffengebrauch in Deutschland, infolge des Amoklaufs von Winnenden.

Ich war nicht alleine im Kino. Auch dabei waren Thomas und Professor Pu von SchönerDenken, die ja auch in Mainz ihre Heimatbasis haben, die ich aber noch nie zuvor getroffen hatte. Daher haben wir aus dem ersten Treffen gleich ein Besonderes gemacht – die Schöndenker haben mich als Gast in ihren Podcast eingeladen.

Das Ergebnis gibt es hier zu hören.

“Ich bin Produkt der Möglichkeiten von Online-Filmkritik” – Interview mit Kracauer-Preisträger Nino Klingler

Der Babo: Siegfried Kracauer

Am Wochenende wurde in Berlin zum ersten mal der Siegfried Kracauer Preis für Filmkritik verliehen – von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik (VdFk). Den Preis für die beste Filmkritik gewann Cristina Nord für einen Beitrag in der “taz”, doch mit dem Jahresstipendium über 12.000 Euro wurde ein Online-Schreiber ausgezeichnet: Nino Klingler, der regelmäßig für “critic.de” Rezensionen und Artikel verfasst. Freundlicherweise war Nino gestern zu einem kurzen E-Mail-Interview bereit.

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Preis. Ich weiß, es ist eine blöde Frage, aber wie fühlt es sich an, ein Preisträger-Pionier zu sein?

Hm. Gut, denke ich. Ist ja auch ein feiner Preis.

In deiner Biografie auf “critic.de” steht, dass du Filmwissenschaft und Philosophie studierst. War der Weg zur Filmkritik für dich ein logischer oder wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt stehst?

Nein, logisch im Sinne von zwangsläufig oder selbstverständlich war das ganz und gar nicht. Aus eigenen Antrieb wäre ich womöglich niemals zur Filmkritik gekommen, dafür fehlt mir so einiges. Ich wurde allerdings einmal nach einem Seminar angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, probeweise einen Text bei “critic.de” zu veröffentlichen. So hat das angefangen. Also: Das Studium war insofern wichtig, als es die Verbindung ermöglicht hat. Am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin geht es ja durchaus familiär zu. Aber ein logischer Schritt aus Perspektive meines Studienerlebens war es nicht, Kritiken zu schreiben. Ich war lieber allein mit Buch und Filmen und streitbar abends mit meinen Freunden.

“Ich lasse mich vom Film anstoßen”

Was ist dir wichtig, wenn du einen Text schreibst? Worauf versuchst du zu achten?

Ein System habe ich nicht. Deswegen sitze ich ziemlich oft ziemlich lange vor einem weißen Bildschirm, was durchaus quälerisch sein kann. Wenn ich derart bei Null anfange, fühle ich mich gezwungen, woanders anzufangen als bei mir. Heißt: beim Film und bei meinen Notizen und Erinnerungen an die Seance. Ich lasse mich letztlich immer vom Film (oder was auch immer) anstoßen, versuche, allem so vorurteilsfrei wie möglich zu begegnen. Auch, wenn ich dann manchmal ziemlich weit weg vom Terrain des Filmes lande. Das ist die Gefahr.

Du hast den Preis für deine Texte auf “critic.de” bekommen, was ja auch für eine gewisse Wertschätzung der Online-Filmkritik seitens des VdFk spricht. Macht es für dich einen Unterschied, ob du für eine Online-Publikation oder eine Print-Publikation schreibst? Hast du eine grundsätzliche Meinung zur Lage der Filmkritik im deutschsprachigen Internet?

Zuallererst: Der Preis wurde nicht von der VdFk vergeben, sondern von einer unabhängig besetzten Jury, die nach eigener Aussage die Texte anonym gelesen hat. (Das stimmt natürlich. Eine schlechte Recherche meinerseits und ein gutes System. – Alex) Dass ich online veröffentliche, sollte also keinen Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben. Davon abgesehen bin ich sicherlich zu hundert Prozent Produkt der Möglichkeiten von Online-Filmkritik. Ich wäre ja angesichts meiner schwach ausgeprägten Ambitionen niemals an ein Printmedium heran getreten. Nur durch die vergleichsweise niedrige Eintrittsschwelle ins Netz konnte ich überhaupt anfangen. Ich sehe das absolut positiv. Niedrige Eintrittsschwelle bedeutet für mich eben nicht, dass das Niveau leidet, sondern dass der Zugang freier wird. Und die Stimmen diverser. Ich habe bisher vielleicht vier Texte auf Papier veröffentlicht, das heißt so gut wie gar nicht. Aber es fühlt sich schon fein an, definitiver irgendwie. Ich kann ja nicht verhehlen, dass ich den altgedienten Anerkennungsstrukturen noch anhänge.

“Ich mag Diskutieren unglaublich gerne”

Hast du das Gefühl, gut mit anderen Online-Filmkritikern und Bloggern vernetzt zu sein? Oder ist das überhaupt notwendig und wichtig?

Oh … Ich bin sehr, sehr schlecht vernetzt. Das liegt an mir. Im digitalen wie im materiellen Leben gehört das Kontaktaufbauenundpflegen nicht gerade zu meinen Stärken. Hier in Berlin kenne ich schon einige meist ganz famose Kritiker, da begegnet man sich von Zeit zu Zeit. Ansonsten bin ich eher auf Tauchstation, allerdings ohne Überzeugung. Ich mag ja Diskutieren unglaublich gerne. Ich will meine Position da schon lange mal überdenken, gerade was Social Media angeht hänge ich zu innig an meinen Skrupeln.

Du hast jetzt zwar selbst einen Nachwuchspreis bekommen, aber gibt es trotzdem etwas, was du angehenden Filmschreibern mit auf den Weg geben würdest?

Oh Gott, nein. Oder doch: Vermeidet den Nominalstil! Und bringt mir bei, wie das geht …

Weißt du schon, wie es weitergeht mit dir und der Filmkritik?

Ich habe mir vorgenommen, da Anfang nächstes Jahr mal im Sinne von Planung drüber nachzudenken. Jetzt lasse ich alles, wie es ist.

“Ich bin ein verwerflicher Opportunist”

Letzte Frage: Dein Preis ist nach Siegfried Kracauer benannt. Bist du Fan von Kracauers Sichtweise auf Film als “Errettung der äußeren Wirklichkeit”? (Ich persönlich bin ja eher ein Anhänger der Arnheim-Balazs-Tradition)

Oh, ich bin kein Schul-Anhänger. Ich bin ein wahrscheinlich recht verwerflicher Opportunist. Die Sache mit der Errettung erklärt eben einiges ziemlich gut. Vor allem aber lässt sich mit diesem Gedanken eine bestimmte Art, sich filmisch mit der Welt auseinanderzusetzen, gut beurteilen. Aber das ist keine Glaubenssache für mich. Und auf Balazs wollte ich deswegen schon gar nicht verzichten. Ansonsten halte ich es eher mit dem frühen Kracauer. Wenn ich den Photographie-Aufsatz von 1927 lese, wird mir jedes Mal wieder schwindelig. Da bin ich dann schon Fan.

Danke für deine Mühen und viel Erfolg in der Zukunft.

Ninos “Chef” Frédéric Jaeger habe ich Anfang des Jahres interviewt.

Nüchterne Hoffnung – Zum Stand von 3D-TV

Das “Beyond”-Festival in Karlsruhe ist wahrscheinlich das größte öffentliche Forum zum Thema 3D in Deutschland. Als es 2010 zum ersten Mal stattfand, lag die perfekte Stimmung in der Luft. Die Erinnerung an den Kassenerfolg von Avatar war noch frisch, Wim Wenders’ Pina war gerade erschienen und versprach einen Vorstoß der Ästhetik in den Arthouse-Bereich, die ganze Internationalen Funk-Ausstellung (IFA) sprach von 3D-Fernsehern. 3D-Enthusiasten wie “Beyond”-Gründer Ludger Pfanz vom Karlsruher Zentrum für Kultur und Medien strahlten es förmlich aus: Nach mehr als hundert Jahren als belächelte Jahrmarktattraktion wird sich Stereoskopie als Kunstform endlich emanzipieren.

Drei Jahre später hat das “Beyond”-Festival seinen Fokus deutlich erweitert. Gesprochen wird über 3D-Bilder in der Biomedizin und der Sprachpädagogik, über Simulationen und künstliche Intelligenz. Stereoskopische Bilder auf Kinoleinwänden und Fernsehern spielen nur noch am Rande eine Rolle. Bei der ersten Panel-Diskussion des festivalbegleitenden Symposiums sitzt Ludger Pfanz mit zwei einsamen Kämpen auf der Bühne. Und trotz des Themas „The Future of 3D“ wird wenig über 3D gesprochen, es geht eher um eine generelle Bestandsaufnahme der Produktionslandschaft.

Weiterlesen in epd medien 47/2013

Journalismus ist nicht für Jeden was

Als ich vergangene Woche meine persönlichen Podcast-Vorlieben gepostet habe, dachte ich, mir würde weitgehende Zustimmung entgegenschallen. Eine vereinte Front gegen die mäandernden, schlecht zu verstehenden Laber-Runden da draußen – doch weit gefehlt. Obwohl einige Leser gnädig nickten – deutlich vokaler waren diejenigen, die unter dem Beitrag kommentierten und mir freundlich aber direkt sagten, dass ich keine Ahnung habe. Weil ihnen nämlich die chaotischsten und längsten Podcasts die liebsten sind. “Nie wieder habe ich so guten Stoff bekommen”, schrieb LeXLuther über die bis zu acht (!) Stunden dauernden Podcasts von “GameOne”.

Ich fühlte mich erinnert an meinen unrühmlichsten Moment in der ganzen Film-Blogosphäre-Diskussion Anfang des Jahres erinnert, als ich nämlich zwischen “denjenigen, die Film oder Medien ‘gelernt’ haben, und denen, die einfach gerne Filme sehen” unterschied und dafür – wahrscheinlich zu recht – von einigen Menschen Gegenwind erhielt. Es stimmt natürlich: Gerade im Bereich Film muss man diese Unterscheidung in der Regel nicht machen. Es geht mir im Grunde auch um etwas anderes, nämlich um Journalismus.

Wann immer ich mit jemandem die Diskussion um den Niedergang der Printmedien, sogenannten Qualitätsjournalismus und die Rolle von Blogs, Twitter und Co führen muss, hole ich – wie viele andere auch – die gleiche Argumentation hervor. Journalismus ist nicht an ein Medium gebunden. Er kann auch in Blogs stattfinden. Beispiele dafür gibt es genug. Ich würde aber noch weiter gehen. Journalismus ist auch nicht unbedingt an einen Beruf gebunden.

Minimaldistanz und Aufbereitung

Die Berufsbezeichnung “Journalist” ist in Deutschland nicht geschützt und obwohl das manchmal bemängelt wird, weil sich dann jeder Journalist nennen kann, halte ich es für richtig. Denn man muss eben nicht gelernter, diplomierter Journalist sein, um Journalismus zu betreiben. Journalismus ist eine Geisteshaltung, und diese Geisteshaltung besteht für mich aus zwei Komponenten: Dass man sich erstens bemüht, zu den Themen, mit denen man sich beschäftigt, eine Art Minimaldistanz zu bewahren, und zweitens, diese Themen so aufzubereiten, dass auch ein Publikum, das sich weniger mit ihnen beschäftigt hat, als man selbst, einen Zugang dazu findet.

Nur zwei kurze Erläuterungen dazu: “Neutrale” Berichterstattung ist in der Regel ein Mythos, genauso wie der Anspruch, sich “mit keiner Sache gemein zu machen”, vor allem außerhalb von reinen Nachrichtenkontexten. Wir sind alle nur Menschen. Aber wenn man sich journalistisch mit einem Thema beschäftigen will, sollte man sich zumindest bemühen, einen Sachverhalt nicht nur von einer Seite zu betrachten und seine Quellen realistisch einzuschätzen – mit anderen Worten: Recherche zu betreiben. Und was die Aufbereitung angeht: Nicht jeder Artikel muss für einen absoluten Neuling verständlich sein, sonst gäbe es keinen Fachjournalismus. Aber ein Autor mit journalistischem Anspruch sollte, darauf läuft es eigentlich nur hinaus, sein Publikum im Hinterkopf haben.

Eine Art Code

Beides ist mir immer wichtig gewesen und deswegen bezeichne und fühle ich mich auch weiterhin als Journalist, auch wenn die meisten Einträge in diesem Blog klar eine Meinung vertreten (zu der ich aber in der Regel gekommen bin, nachdem ich ein Thema von mehreren Seiten betrachtet habe) und auch wenn ich – zumindest ab Januar – im Hauptberuf nicht mehr im Journalismus tätig bin (auch wenn ich wahrscheinlich weiterhin ab und zu für Geld Artikel schreiben werde). Für mich ist es einfach selbstverständlich, meine Blogposts, Podcasts etc., so aufzubereiten, dass sie lesbar und hoffentlich auch informativ sind, strukturiert, möglichst auf den Punkt und unter Einbeziehung mehrerer Sichtweisen. Ich bemühe mich zumindest darum.

Und weil das mein Anspruch an mich selbst ist, erhoffe ich ihn mir auch von anderen. Ich liebe einfach guten Journalismus. Auch wenn journalistisch aufbereitete Inhalte zum Teil eine Art Code geworden sind, den man als medienkompetenter Mensch dekodieren kann. Wenn ich Inhalte mit journalistischem Gestus vermittelt bekomme, weiß ich, zum Beispiel, dass ich hier nur einen Ausschnitt aus den Recherchen und aus dem Wissen des Autoren oder der Autorin präsentiert bekomme, der dazu dient, einen bestimmten Sachverhalt zu erläutern. Oder eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Nachrichten, Berichte, Artikel lassen sich lesen. Und wenn sie allzu formelhaft geworden ist, lassen sie sich auch persiflieren. Dann ist es meist Zeit für ein Umdenken.

Das Gerede von den Prosumenten

Ich schreibe das alles auf, weil es – wie mich die Podcast-Erfahrung lehrt – anscheinend eine gewisse Zahl an Menschen gibt, die genau das nicht mehr wollen. In Bereichen, in denen sie sich selbst auszukennen glauben, möchten sie Inhalte nicht mehr nach journalistischen Aspekten aufbereitet bekommen, sondern lieber die ungefilterte Unterhaltung genießen. Bei all dem Gerede von “Prosumenten” und dem aufbrechen der Barrieren zwischen Medien und “The people formerly known as the audience” wird dieser Aspekt häufig darauf reduziert, dass das Publikum selbst Inhalte produziert. Genauso oft scheint es aber gar nicht darum zu gehen, selbst etwas beizutragen, sondern einfach nur gleichwertig zu rezipieren.

Nehmen wir das Beispiel Filmpodcasts, weil das ganze damit anfing. Ich mag die “Guardian Film Show” in der drei Filmkritiker des “Guardian” kurz und knackig die Neustarts der Woche durchsprechen, manchmal garniert mit kurzen Interviews. Oder “Scriptnotes”, bei dem es schon in der Begrüßung heißt, es sei ein Podcast “about screenwriting and things that are interesting to screenwriters”, nicht mehr. Mit den “Celluleuten” kann ich, so leid es mir tut, nichts anfangen, obwohl ich es mehrfach versucht habe – dort fühle ich mich immer, als würde ich auf einer Party, bei der ich zwar eingeladen wurde aber niemanden kenne, in der Ecke stehen. Andere scheinen den Podcast aber genau deswegen zu mögen. Weil er ungeschönt ist und nicht darauf aus ist, zwanghaft “nützlich” zu sein.

Das Internet verändert den Zugang zu Informationen so sehr, dass es für jeden Menschen inzwischen Bereiche geben dürfte, wo er Journalisten nicht mehr unbedingt braucht. Egal wie sehr man darauf pochen mag, dass Journalisten wichtig für die Einordnung und Aufbereitung von Themen sind – es war noch nie so einfach, die Journalisten zu umgehen und direkt zum Quellcode vorzudringen. In diesem Fall scheint es so zu sein, dass man gerne mit seinen Kumpels über Filme quatschen will. Man hat aber vielleicht den Film noch nicht gesehen oder die Kumpels haben keine Lust drauf. Warum sollte man sich also eine in, eventuell hochtrabenden, Filmjournalismus gegossene Meinung anhören, wenn man stattdessen einfach seinen Podcast-Kumpels beim Quatschen zuhören kann. Und anschließend in Kommentaren oder sozialen Medien sogar dem Gespräch beitreten kann.

Das Bedienen der Verweigerungshaltung

Neue Content-Transporteure im Netz, Seiten wie “Buzzfeed”, bedienen genau diese – durchaus legitime – Verweigerungshaltung. Sie präsentieren ihre Inhalte zum Teil in Formen, die mehr als alles andere Zugehörigkeitsgefühl und Augenhöhe vermitteln, beispielsweise in Listen. Das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem lehrreich sein können, aber sie entstehen völlig ohne journalistischen Impetus – ohne Minimaldistanz und ohne wirkliche Neuaufbereitung und Kontextualisierung der Quellen.

Antje Schrupp definierte vor kurzem in einem Artikel namens “Brauchen wir noch Journalismus?” wie ich die Recherche als den Schlüsselaspekt, der das eine vom anderen trennt. Journalismus entsteht ihrer Meinung nach dann, wenn der Autor nicht nur das weitergibt, was er ohnehin weiß, sondern sich zusätzlich schlau macht. Ich stehe drauf, wenn ich das Gefühl habe, dass Leute sich zusätzlich schlau gemacht haben, um mir ein möglichst vollständiges Bild eines Sachverhalts zu vermitteln. Aber ich muss irgendwie auch verstehen können, dass man das vielleicht nicht immer will. Auch wenn es mir schwer fällt, das zu akzeptieren, aber: Journalismus ist halt nicht für jeden was.

(Bild: Library of Congress/Flickr Commons)

Keine neuen Facetten? – Ein Gespräch über den Stand des Marvel Cinematic Universe

© Disney

Wenn mich ein Thema umtreibt, aber ich mich nicht für fähig halte, alleine darüber zu reflektieren, suche ich mir einen Gesprächspartner. Zum Stand des “Marvel Cinematic Universe” erschien mir Matthias Hopf die perfekte Wahl. Matthias hatte schließlich in seinem frisch relaunchten Blog “Das Film Feuilleton” gerade erst eine Abrechnung mit dem Status von Marvels großem Transmedia-Experiment veröffentlicht, das sich inzwischen, nach dem Start von Thor: The Dark World und der ABC-Serie Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. mitten in der sogenannten Phase 2 befindet. (Leichte Spoilerwarnung für alle MCU-Filme bis einschließlich The Dark World)

Alex: Iron Man 3 und The Dark World sind an den Kinokassen extrem erfolgreich. Agents of S.H.I.E.L.D. hat ordentliche Quoten. Aber, Matthias, wenn ich das richtig verstanden habe, bist du von der Phase 2 des “Marvel Cinematic Universe” enttäuscht, oder?

Matthias: Obwohl ich mich vor ein paar Monaten mit Iron Man 3 noch bestens unterhalten gefühlt habe, ist die Begeisterung für Phase 2 momentan auf ihrem bisherigen Tiefpunkt meinerseits angelangt. Natürlich verfolge ich immer noch mit viel Interesse die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich verheißungsvoller Querschläger wie James Gunns Guardians of the Galaxy, Edgar Wrights Ant-Man und auf Captain America: The Winter Soldier freue ich mich nach dem großartigen ersten Teil sowieso – allerdings ist rückblickend betrachtet in der zweiten Runde bisher sehr wenig Nachhaltiges passiert. Sowohl Iron Man 3 als auch Thor: The Dark World haben sich zugunsten kurzweiliger Blockbuster-Unterhaltung irgendwo im Nirgendwo des Mikrokosmos verlaufen, stets darauf bedacht, einander nur in puncto Gigantomanie zu übertreffen. Auch mit Agents of S.H.I.E.L.D. bin ich bis dato noch nicht so richtig warm geworden. Vieles läuft auf Autopilot, die mittlerweile etablierten Mechanismen greifen routiniert ineinander und am Ende rattert ein Standardprotokoll durch, das die wichtigsten Brotkrumen für den noch bevorstehenden Ausbau des filmgewordenen Comic-Universums streut. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Dennoch bin ich der Meinung, dass Phase 2 bisher viel Potenzial unangetastet gelassen hat und die bisherigen Vertreter eher unbeholfen auf dem schmalen Grat zwischen Eigenständigkeit und Franchise-Abhängigkeit balanciert sind.

Alex: Ich glaube ich stimme durchaus mit dir in der ein oder anderen Sache überein, aber lass mich einfach mal pro forma zum Advocatus Diaboli werden und die Sachen eine nach dem anderen durchgehen. Iron Man 3 zum Beispiel hat Iron Man doch quasi neu erfunden, das war doch sein großer Punkt. Tony ist relativ viel ohne Anzug unterwegs und der Film dreht sich nicht um eine so mechanistische Rivalität wie die ersten beiden Filme, sondern es ist persönlich. Dazu kommt dieser clevere Twist mit dem Mandarin und einige andere politische Seitenhiebe wie der Iron Patriot. Was kann man mehr wollen?

© Disney

Matthias: Die Neuerfindung von Tony Stark/Iron Man war an und für sich ein schöner Gedanke. Sowohl die Ereignisse in The Avengers als auch die eigenen Selbstzweifel sind stimmig zusammengelaufen, bis Shane Black außer den obligatorischen Ansagen – gebrochener Ritter ohne Rüstung – nichts mehr eingefallen ist. So eine richtige Charaktervertiefung war das nicht wirklich – eher ein Best of der Dinge, die wir an Tony Stark lieben. In ein paar Szenen blickt er sogar selbstkritisch in die Kamera, um sich schließlich wieder als Iron Man zu bekennen. Am Ende schließt sich also ein Kreis. Leider ist dieser Kreis auch nur ein überschaubarer. Sprich: Die Entwicklung des titelgebenden Protagonisten wurde mit lobenswerten Ansätzen eingeleitet, aber nicht sonderlich einfallsreich und konsequent durchgezogen. Eigentlich ärgerlich, dass Iron Man, trotz seines mittlerweile dritten Solo-Abenteuers, dem Figurentypus Superheld im 21. Jahrhundert keine neuen Facetten abgewinnen kann. Der Mandarin-Twist hingegen hat mir gut gefallen. Zumal er aus den eintönigen Marvel-Antagonisten heraussticht – selbst wenn nach der Enthüllung die politischen Seitenhiebe schnell im Spektakel der explodierenden Iron Legion untergegangen sind.

Alex: Oh, da hat am Ende definitiv zu viel gekracht. “How it should have ended” hat doch sehr schön aufgeführt, warum diese Materialschlacht am Schluss sowieso völliger Blödsinn ist. Aber ich würde dir wirklich widersprechen, dass keine neuen Facetten offengelegt wurden. Klar, der Mythos vom Selfmade-Man wird weiter vorangetrieben und so weiter, aber ich hatte auch das Gefühl, dass der Charakter in Filmform auserzählt war. Eine radikale Abkehr vom bisherigen hätte ich sehr merkwürdig gefunden – man darf ja auch nicht vergessen, dass das Blockbusterkino ein paar Zugeständnisse verlangt, wie ein serielles Comic eben auch. Bei Thor: The Dark World, den ich ja vor allem ganz schrecklich uninspiriert inszeniert fand, fand ich die Weiterentwicklung zwar sichtbar – Thor macht eigentlich eine gute Persönlichkeitsreise durch und ist am Ende eben eigentlich weiser als sein weiser Vater, aber dafür war alles andere irgendwie so konfus. Ein ganz typisches Sequel, irgendwie, so wie Iron Man 2 – mehr ist mehr ist mehr – und dabei gerät die Beziehung zwischen Jane und Thor zum Beispiel völlig unter die Räder. Am Anfang wird ein Liebesdreieck mit Sif angedeutet, das dann einfach ignoriert wird. Ein ziemliches Kuddelmuddel, das Drehbuch, in der Hoffnung, alle zufriendenzustellen. Ist es das, was dich auch gestört hat oder Anderes?

© Disney

Matthias: „Ganz schrecklich uninspiriert inszeniert“ und „Kuddelmuddel“ sind schon ganz passende Umschreibungen. Da greift sogar der Iron Man 2-Vergleich, denn der war ein ganz schlimmer Franchise-Bastard – irgendwo zwischen Fortsetzung und Vorbereitung, aber in sich kein runder Film. Auch The Dark World schwankt unglücklich auf dem schmalen Grat dieser Ausrichtung. Letzten Endes war Alan Taylor diesem Balanceakt wohl kaum gewachsen. Am besten lässt sich das Tohuwabohu als willkürliches Stückwerk beschreiben, das erschreckend unmotiviert angerichtet wurde. Die von dir angesprochene Entwicklung hinsichtlich Thors Werdegang habe ich zwar entdeckt, so richtig mitgenommen hat mich das Schicksal des Donnergotts allerdings nicht. Der Film macht es einen dadurch, dass er unkontrolliert von Schauplatz zu Schauplatz springt und dem Zuschauer eine Handlung nach der anderen zeigt, regelrecht unmöglich, sich in die Thematik hineinzudenken. Selbst wenn mir einzelne Passagen aufgrund ihrer Stimmung und der zweifelsohne vorhandenen Dynamik im Ensemble gefallen haben, ist mir immer noch unklar, warum wer in welcher herum gehüpft ist. Zudem hatte ich oft das Gefühl, dass sich The Dark World ein bisschen für den eigenen Mikrokosmos schämt. Soll heißen, dass er es nicht wirklich ermöglicht, die vielen fantastischen Welten und Abenteuer zu entdecken und zu erleben. Alles wirkt wie ein kalkulierter Haufen aus dem großen Marvel-Topf: Austauschbar und uninspiriert. Und am Ende funktioniert er als Bindeglied genauso unausgegoren. Oder wo würdest du Thor: The Dark World (und die Rolle von Iron Man 3 und Agents of S.H.I.E.L.D.) im Marvel Cinematic Universe positionieren?

Alex: Ich muss zugeben, dass ich – egal wie unausgegoren die einzelnen Teile zum Teil wirken mögen – immer noch in Ehrfurcht vor dem großen Puzzle erstarre, das Kevin Feige und die Leute bei Marvel versuchen, zusammenzusetzen. Der Teaser nach den Main-on-End-Credits in The Dark World deutet an, dass das Ganze Konstrukt auf diese Infinity Gem-Geschichte hinausläuft, von der ich schon viel gehört habe. Auf diese Weise, in vielen kleinen Puzzlestücken, am Ende ein gigantisches Bild zusammenzusetzen, das ist schon etwas besonderes und ich hoffe sehr, dass sie auch dazu kommen, es zu vollenden und nicht vorher bankrott gehen. Wenn man noch die Tie-in-Comics zu den Filmen hinzunimmt, die streng genommen Teil des MCU sind, erklären sich zudem einige Lücken, die die Filme haben. Insofern bin ich bereit, bei den einzelnen Elementen Zugeständnisse zu machen. “Agents of S.H.I.E.L.D.” ist sicherlich kein Meisterstück des dramatischen Erzählens im Fernsehen, aber ich weiß auch nicht, ob es das wirklich sein will. Die Serie ist ein Monster-of-the-Week-“Procedural” wie es im Buche steht und die Charaktere wirken alle auf den ersten Blick relativ flach und bekommen erst im Laufe der Zeit ein bisschen Hintergrundgeschichte verpasst. Aber sie ist eben sehr plotgetrieben und deswegen muss sie wohl so funktionieren, schätze ich. Ich bezweifle sehr, dass die Whedons und Maurissa Tancharoen sich an Mad Men und Breaking Bad orientiert haben – und wenn wir ehrlich sind war Buffy anfangs und selbst Firefly (so sehr man es auch mythologisieren mag) nicht viel anders. Firefly war toll, weil es so Genre-bending war, aber die Charaktere waren jetzt auch kein Exempel für besonderen Tiefgang – zumindest nicht mehr als ihre Konterfeis in Agents of S.H.I.E.L.D.. Wenn es dann aber gelingt, wie in der für nächste Woche angekündigten S.H.I.E.L.D.-Folge einen Crossover mit The Dark World hinzukriegen, der wieder mal aufzeigt, dass das Universum, in denen sich diese Charaktere bewegen, größer ist als der Rahmen ihrer kleinen Fernsehserie, dann finde ich das einfach verdammt cool. Für Netflix wurden jetzt schon die ersten beiden Serien angekündigt und dieses Universum wird immer weiter wachsen. Das beeindruckt mich so sehr, dass ich dafür bereit bin, ein paar Flachheiten in Kauf zu nehmen. Zumal der Season-Plot für Agents of S.H.I.E.L.D. und der Trailer von Captain America: The Winter Soldier andeuten, dass eines der großen Themen von Phase 2 die Umkehrung der Rolle von S.H.I.E.L.D. sein könnte, die ja auch in den Avengers schon anklang – sie sind eben nicht uneingeschränkt die “Good Guys” und vielleicht müssen sich die Superhelden im Endeffekt gegen S.H.I.E.L.D. wenden. Das wäre eine Wendung, die mir gefallen würde. Was wünscht du dir denn am ehesten für die Fortsetzung des MCU?

© Disney/ABC

Matthias: Ich bin hin und her gerissen: Einerseits wäre es mal wieder klasse, einen in sich stimmigen Film aus dem Marvel Cinematic Universe zu sehen. Auf der andererseits will ich jedoch auch mehr Vernetzung, da es aktuell vermutlich in keinem anderen Mikrokosmos derartige Möglichkeiten zur Interaktion auf der großen Leinwand gibt. Ich schließe nicht aus, dass beide Ansprüche in einem Film realisierbar sind – immerhin hat Joss Whedon in den Avengers mit seiner federleichten Regieführung demonstriert, wie die Essenz eines Comic-Universums in Filmform am besten funktionieren kann. Dennoch liest sich hinsichtlich solcher Erwartungen ein Film wie Thor: The Dark World als schlampiger Flüchtigkeitsfehler, der definitiv vermeidbar gewesen wäre. Außerdem: Mehr Experimentierfreude, Marvel und Disney! Die Marke ist etabliert und die Einspielergebnisse stimmen immer noch. Lasst bitte James Gunn und Edgar Wright ihre eigene Virtuosität mitbringen und ihre eigene Vision verwirklichen – selbst wenn dabei so ein schräger respektive erfrischender Film wie Kenneth Branaghs Thor herauskommt. Es wäre schade, wenn fortan jegliche Comic-Verfilmung als berechenbares Kalkül in die Kinos stürmt und im Grunde bereits seit dem ersten Trailer nichts Ergänzendes mehr zu erzählen hat. Wo, wenn nicht im Marvel Cinematic Universe, ist es denn momentan möglich, das Superheldentum von derartig vielen Seiten zu beleuchten und in all seinen Facetten zu präsentieren? Vor allem wenn parallel dazu vier Netflix-Serien inklusive zusammenführender Miniserie entstehen. Hier gibt es sowohl Platz für mitreißende Abenteuer als auch für die tiefgreifende Reflexion des eigenen Genres.

Alex: Auf “Mehr Experimentierfreude” kann ich mich einigen. Marvel hat schließlich schon einmal etwas gewagt, als sie Tony Stark am Ende von Iron Man “I am Iron Man!” sagen ließen und nach den Credits Nick Fury aus dem Hut zogen. Vielleicht ist das, was wir im Moment sehen, jetzt die Konsolidierung nach dem großen Experiment The Avengers. Ich hoffe mal, dass es spätestens mit Guardians of the Galaxy wieder nach vorne ruckt im MCU.

Matthias: Die spannende Frage ist, ob Marvel und Disney den Blick über den eigenen Tellerrand wagen und über ihren eigenen Schatten springen. Wenn allerdings eine Autorin wie Melissa Rosenberg engagiert wird, um die Marvel-Heldin Jessica Jones in ein serientaugliches Gewand zu pressen, muss ich leider zugeben, dass ich wenig optimistisch bin. Nicht zuletzt ist Rosenberg beispiellos daran gescheitert, Stephenie Meyers fragwürdigem Frauenbild in ihren Twilight-Adaptionen etwas Lobenswertes entgegensetzten. Mit solch einem Gedanken soll unser Gespräch allerdings nicht enden: Auf den Wintersoldat und allem, was dazugehört, freue ich mich wie verrückt!

Zum Start von Thor: The Dark World waren Matthias und ich natürlich nicht die einzigen, die sich Gedanken über den Stand der Dinge gemacht haben. Ein weiteres Gespräch zum Thema findet sich bei “The Dissolve” und Devin Faraci hat bei “Badass Digest” mal einen Vergleich mit DCs Aussichten gewagt.

5 Dinge, mit denen ihr mich dazu bringt, euren Podcast mehr als einmal zu hören

podcasts machen ist das neue schwarz
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Neue Dinge ausprobieren ist toll, und sobald Dinge sich dafür anbieten, sie einfach und erschwinglich auszuprobieren, sollte man das tun! Podcasts gehören auch dazu. Der eierlegende Wollmilchmedienmensch der Zukunft sollte in der Lage sein, auch mit Audio zu arbeiten, und ein Podcast ist eine geniale Möglichkeit, seine Audiofähigkeiten auszuprobieren. Hinzu kommt, dass es irgendwie viel weniger arbeitsaufwändig ist, eine Weile frei von der Leber weg zu reden als die gleichen Zeit mit Schreiben oder Videoproduktion zu verbringen. Podcasting ist also die ultimative Geheimwaffe für Leute mit nicht genug Zeit für ein Blog. Nicht wahr?

Fast. Obwohl ich mich, wie gesagt, für jedes Experiment begeistern kann und mich über jeden Podcast freue, der entsteht, gibt es doch ein paar Dinge, die mir als leidenschaftlicher Podcasthörer und gelegentlicher Podcast-Macher aufgefallen sind. Dinge, die mich stören und Dinge, die ich super finde. Und weil ich anscheinend nicht der einzige bin, habe ich diese Dinge mal zu fünf freundlichen Ratschlägen zusammengefasst, die Podcaster meiner Ansicht nach zu besserem Podcasting führen könnten.

1. Denkt dran, dass “Podcast” von “Broadcast” kommt

Der “Pod” in “Podcast” ist nichts, was die Gattung definiert. Er ist nur das Gerät, auf dem der Klang wiedergegeben wird. Der wichtige Wortteil ist “-cast”, also “senden”. Ein Podcast ist eine Sendung, und eine Sendung sollte für ein Publikum gemacht werden. Wenn es euch egal ist, ob eure Sendung ein Publikum findet oder nicht, oder wenn euer komplettes Publikum auf endlose Insiderwitz-Kaskaden, ziellose Abschweifungen, Essgeräusche und andere Merkmale einer privaten Unterhaltung steht, dann viel Spaß damit. Aber denkt grundsätzlich daran, dass ihr etwas Öffentliches tut und verhaltet euch entsprechend. Ein bisschen privates Gequatsche macht menschlich, ist sympathisch und ein wichtiger Faktor für langjährige Hörer, die längst eine emotionale Verbindung zu euch aufgebaut haben. Aber je mehr ihr euch auf das konzentriert, was ihr vermitteln wollt, umso besser sendet ihr für alle potenziellen Hörer.

2. Schaut auf die Uhr

Der große Vorteil des Internets ist, dass die nervigen Formatgrenzen nicht-digitaler Medien aufgehoben sind. Das heißt: Euer Podcast kann so lange dauern, wie er will, weil er niemandes Sendezeit blockiert. Es heißt aber nicht, dass ganz natürliche Richtwerte wie die menschliche Aufmerksamkeitsspanne oder die Zeit, die man pro Woche hat, um nebenher etwas zu hören, nicht mehr existieren. Achtet deswegen darauf, dass euer Podcast nicht zu lang wird. Ich persönlich finde alles bis 90 Minuten erträglich, bevorzuge aber Formate zwischen 45 und 60 Minuten. Das ist eine Zeitspanne, in der ich prima zur Arbeit pendeln, die Wohnung putzen oder eine Weile joggen/spazieren gehen kann. Wenn das ganze ab und zu länger dauert: kein Problem – ihr habt den Platz ja und manchmal braucht ihr ihn vielleicht auch. Aber wenn ihr regelmäßig mehr als zwei Stunden braucht, werdet ihr mich wahrscheinlich als Hörer verlieren.

3. Investiert in ein bisschen Klangqualität

Denkt daran, dass ihr in den unterschiedlichsten Situationen gehört werdet. Selbst mit Kopfhörern auf dem iPod kann ein zu leise ausgesteuerter Podcast, in dem alle Sprecher in hallenden Räumen sitzen und am besten noch Störgeräusche mit aufgenommen wurden, sehr sehr anstrengend werden. Von einer Wiedergabe über Lautsprechern ganz zu schweigen. Darüber hinaus wissen die im Radio schon, was sie so tun. Eine gut zu verstehende Stimme, die nah am Mikrofon ist, schafft auch emotionale Nähe. Ihr müsst ja nicht wie Vollprofis klingen, aber einigermaßen okay klingende Podcastmikrofone sind gar nicht so teuer und die Investition lohnt sich. Das eingebaute Mikro in eurem Laptop ist auf jeden Fall die falsche Wahl, zumindest nach den ersten paar Testsendungen – und ein Blick auf den Pegel des mp3 vor dem Hochladen wirkt auch manchmal Wunder.

4. Habt keine Angst, zu schneiden

Wer Texte publiziert, sieht diese in der Regel nach dem Schreiben und vor dem Veröffentlichen noch einmal durch. Nicht selten findet man dabei Formulierungen, die man lieber noch mal umstellt oder ändert. Warum sollte für Podcasts nicht das gleiche gelten? Das Aufgenommene noch einmal durchzuhören und geringfügig zu schneiden macht zwar zusätzliche Arbeit, es erhöht die Qualität aber um ein Vielfaches. Abschweifungen, von denen man hinterher feststellt, dass sie nirgendwohin führten; sich endlos ziehende Momente der Sprachlosigkeit oder Äh-äh-äh-Stammelei bei Denkaussetzern, sie alle können glücklich im Nirvana verschwinden. Es lockert zudem die Atmosphäre während der Aufnahme, wenn alle Beteiligten wissen, dass Verhaspler, Hustenanfälle und geistesabwesende Falschbehauptungen hinterher entfernt werden können. Die ganze Pointe eines Podcasts ist ja, dass er zeitunabhängig gehört werden kann, also nicht live sein muss. Nutzt es. (Hilft auch, die Längenrichtlinie einzuhalten)

5. Überrascht mich

Das schöne an regelmäßigen Podcasts ist die Vertrautheit, die man schon nach kurzer Zeit mit seinen Machern entwickelt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich die Moderatoren meiner Lieblingspodcasts mindestens so gut kenne wie gute Bekannte. Diese ewige Wiederkehr des Vertrauten alleine reicht aber nicht aus. Wenn es nach mir geht, solltet ihr eure eingeschliffenen Routinen so oft es geht durchbrechen – idealerweise durch Gäste, die zu den von euch diskutierten Themen etwas Neues beizutragen haben. Aber auch ein Ortswechsel (“Heute mal vom Filmfestival XY”), ein ergänzendes Interview oder das Ausprobieren neuer Rubriken kann den Podcast beleben. Was nicht funktioniert, lässt man halt irgendwann wieder weg. Aber die Möglichkeiten sind endlos.

Meine “Referenzen”: Ich höre jede neue Folge von Radiolab, MusicWeekly, The Guardian Film Show, Scriptnotes, This American Life, PewCast und /Filmcast, ergänzt durch ausgewählte Folgen von Second Unit, The Q&A und dem Zündfunk Generator. Ich habe von jedem mir bekannten deutschen Filmpodcast mindestens eine, eher zwei bis drei Folgen gehört. Meine eigenen Podcastversuche starteten auf Festivals, haben eine Harry-Potter-Retro überlebt und einen Jahresrückblick.

Und jetzt dürft ihr mich in den Kommentaren beschimpfen.