“Kreisverkeht”: Journalismus, der sich im Kreis dreht

Beiträge dieser Art sind schon so oft geschrieben worden, dass sich die Mühe kaum noch lohnt. Ändern wird sich ja doch nichts. Dennoch ist mir die Ausschlachtung eines YouTube-Videos durch das Qualitätsjournalismus-Schlachtschiff “Spiegel Online” heute mal wieder so sehr aufgestoßen, dass es zumindest für einen kurzen Vermerk reichen muss.

Der Beitrag “Erfurter Crash-Kreisel: Eine Kreuzung, die keiner versteht” ist nicht nur ungünstig betitelt (denn es kommt keineswegs zu einem Crash), sie ist auch zu quasi 100 Prozent aus diesem YouTube-Video (und Meta-Aufnahmen, die YouTube zeigen, wie das Video abgespielt wird) zusammengeschnitten.

Wie die “Spiegel Online”-Redaktion gearbeitet hat, um aus einem einfachen YouTube-Video einen qualitätsvollen journalistischen Beitrag zu machen, lässt sich an drei Merkmalen aufzeigen.

Erstens: Quellen nennen ist out, denn Quelle ist grundsätzlich “YouTube”. Der Autor des Videos wird im Beitrag sogar erwähnt, allerdings nur als “Der User, der das Video ins Netz gestellt hat”, nicht als “Pallhaunermann”, wie sein Account heißt. Immerhin: Während diese Worte zu hören sind, wird ein Screenshot gezeigt, der den Namen des Users erkennen lässt.

Zweitens: Recherchieren ist out. Am Ende des Videos heißt es: “Inzwischen hat die Stadt angeblich reagiert und eine kleine Insel eingerichtet.” Es ist natürlich verständlich, dass “Spiegel Online” – eine kleine Garagenfirma in einer Gegend ohne Telefon – keine Möglichkeit besitzt, bei der Stadt Erfurt anzurufen und zu fragen, ob das stimmt. Muss man ja auch nicht. Ist ja nur Internet. (Ergänzung, 28. Januar: Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Pressestelle der Stadt Erfurt zu erreichen, gebe auch ich auf. Vielleicht wächst damit auch mein Verständnis für die Kollegen von “Spiegel Online”).

Drittens: Wenn man schon einen Meta-Beitrag dreht, ist es auch nicht wichtig, ob man den Suchbegriff bei YouTube eigentlich richtig eingegeben hat.

Danke an “KANSAS” für den Link

The “Slate” Movie Club: Critic vs. Critic

There’s a lot of stuff that’s great on the internet and one of them is metacriticism, especially when it comes to movies. It allows me to delve into my two writing passions – film and media – at the same time. I don’t think there ever was a time when critics were able to interact with each other as throughly as now. And it’s incredibly interesting.

It took me until this week to come across the “Slate” Movie Club’s Critic vs. Critic series, in which great writers about film (among them one of my recently-discovered favourites Matt Zoller Seitz) discuss their craft. This year, they deal with top ten lists, defend their choices and the making of lists in general.

Dan Kois uses a flowchart to explain why he liked Black Swan. Stephanie Zacharek discusses the misogynism behind panning Somewhere. Matt Zoller Seitz wonders what critics’ scepticism about Inception says about their fears. And that’s just the beginning.

I will only say this once: Read it.

Stuff I learned this week (and last) – #1/11

Stuff I learned this week – #50/10

Stuff I learned this week – #48/10

Stuff I Learned this Week – #47/10

Mind over Meta!

“Zeit Online” schreibt über Satire – und sitzt ihr selber auf

Die Website Lamebook, die lustige und dumme Statusmeldungen von Facebook sammelt und zum Amusement aller anonymisiert weiterverteilt, streitet sich derzeit mit dem Quell seines Humors, Facebook.

Auch “Zeit Online” hat über diesen Vorgang berichtet. Zu großen Teilen schildert der Artikel die heftige Reaktion von Facebook, die das US-Blog “Techcrunch zuvor auch dokumentiert hatte – unter anderem hatte Facebook Postings, die das Wort “Lamebook” enthielten, für längere Zeit gesperrt. Ein Nutzer, der versuchte, einen Link zu “Lamebook” zu posten, erhielt eine nicht zu umgehende Warnmeldung, er würde Spam posten.

An einer anderen Stelle im Artikel jedoch erscheinen die Maßnahmen von Facebook doch etwas arg drakonisch:

Die Blockade ging so weit, dass Facebook sich in die Kommentar-Threads einzelner User einmischte und sie vor der Verwendung des Begriffes warnte – wie Lamebook selbst dokumentiert.

Ein Kevin schrieb in seine Statusmeldungen den Beginn eines sogenannten Knock-Knock-Jokes: “Klopf, klopf.” Eine Natalie ging auf den Gag ein und antwortete: “Wer ist da?” Kevin: “LAME…” Natalie: “Lame wer?” Um sofort eine Antwort von Facebook zu bekommen mit den drohenden Worten: “Hey Kev, wenn ich du wäre, würde ich den Witz nicht beenden.”

(Link im Originalartikel)

Bei näherem Hinsehen werden hier jedoch Zweifel wach. Nicht nur, weil Lamebook selbst nach seinem angeblichen Screenshot ein “Ba-doom chhh!!” hinterherschickt, sondern weil es doch tatsächlich sehr ungewöhnlich wäre, wenn ein großes Unternehmen wie Facebook sich dazu herablassen würde, seinen Nutzern zu drohen, sie dürften einen Knock-Knock-Joke nicht zuende erzählen (zumal die ganze Pointe dieser Witzgattung darin liegt, dass selten das dabei herauskommt, was man zunächst vermutet).

Eine kurze Nachfrage bei “Lamebook” ergibt auch genau das:

[Y]ou are correct in your assumption. The Knock-Knock-Joke post was photoshopped just to make a point … like a political cartoon, if you will.

So kann es gehen. Man berichtet über Satire und fällt am Ende selber rein. Und wenn man dann nicht auf Hinweise reagiert bleibt alles tagelang im Netz stehen.

P. S.: Ich entschuldige mich für die Schadenfreude.

Filmmakers defending Skyline against the critics

It’s always fun when this happens. It takes movies beyond their sheer identity as art and entertainment and discusses them as the media circus they are. The Producers of Skyline gave Cinematical an interview, in which they try to defend themselves against the hailstorm of bad reviews their film has garnered so far.

However, rather than lash out and actually defend their film, they actually give in a bit, saying stuff like “Pretense be damned. I know it’s not a perfect movie, but I’ve enjoyed plenty of movies with flaws before”, which is probably one of the worst things you can think about your own work, if you’re trying to stand up for it. Later, they blame the way the film was marketed, as an epigone to Independence Day rather than as a piece of chamber horror with aliens.

I haven’t seen Skyline yet, it hasn’t been released in Germany so far, but I wanted to share this fun bit of Meta-Hollywood. The link again.

Oh, ich bin öffentlich. Medienkunst und Social Media

In unseren Köpfen existieren nach wie vor verschiedene Konzepte von Öffentlichkeit, die mehr aus einem vagen Bauchgefühl und weniger aus tatsächlicher Zugänglichkeit rühren. Die gesamte Debattensau um Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken, Google Street View und Verpixelungsrecht, die in Deutschland immer wieder durchs Mediendorf getrieben wird, dreht sich letztlich um nichts anderes. Wenn meine Hausfassade in der physischen Welt öffentlich ist, macht es dann einen Unterschied, wenn sie auch im Internet betrachtet werden kann?

Weiterlesen in epd medien 91/10

Stuff I learned this week – #46/10