Erst durch Godzilla werdet ihr merken, was ihr an Pacific Rim hattet

© Warner Bros.

Andreas Busche nennt in der aktuellen Ausgabe von “epd film” Godzilla als das jüngste Beispiel für einen schon länger anhaltenden Trend: “In Hollywood ist es Mode geworden, Newcomern und Autorenfilmern Multimillionen-Budgets in die Hand zu drücken. In der Hoffnung, die würden dem durchkalkulierten Blockbusterkino neue Impulse geben.” Und in der Tat schien im Vorfeld alles dafür zu sprechen, dass die Neuauflage des Monster-Franchises, das Roland Emmerich in den 90ern schon einmal richtig in den Dreck gefahren hatte, diesmal eine gute Balance zwischen Blockbuster und Kunst-Sensibilität finden würde.

Die Marketing-Kampagne für Godzilla – Poster, Trailer und veröffentlichte Bilder – jedenfalls sprach genau diese Sprache: Gareth Edwards, Regisseur von Monsters, Leute! Der wird’s richten. Ich habe dem Ganzen nicht vertraut, weil ich Hollywood nicht vertraue. Insofern waren meine Erwartungen niedrig, als ich ins Kino ging. Ich war mehr bereit, positiv überrascht zu werden. Ich saß aufrecht im Sessel, als ich sah, dass der Film einen richtigen Vorspann hatte, in dem sehr clever Backstory erzählt und grafische Elemente etabliert werden. Und dann wurde ich dennoch enttäuscht.

Man muss dazu sagen, dass ich im Gegensatz zu anderen Kritikern kein Kenner des Genres bin. Den Originalfilm von 1954 habe ich (leider) bis heute nicht gesehen. Ich vergleiche Godzilla also mit dem letzten Film, den ich im Kino gesehen habe, der irgendwas mit Japan und Monstern gemacht hat: Guillermo del Toros Pacific Rim.

Awesome Dumb Movies

Die Screen Junkies konnten sich in ihrem Honest Trailer passenderweise nicht entscheiden, ob Pacific Rim “The most awesome dumb movie ever made” oder “The dumbest awesome movie ever made” sein sollte. Godzilla jedenfalls will in diesem Wettbewerb gar nicht mitbieten. Es geht einen anderen, derzeit durchaus beliebten Weg und gibt sich erdig, ehrlich und – was auch immer das bei einem Monsterfilm bedeuten soll – “realistisch”. Vielleicht ist das schon der Punkt, wo die Frage des Gefallens oder Nicht-Gefallens zur Glaubensfrage wird, aber nehmen wir das Biest doch mal auseinander.

Von hier an ist Spoilerfreiheit nicht mehr garantiert.

Pacific Rim‘s erste Sätze geben vor, wie der Film wahrgenommen werden möchte. Die Kaijus sind Aliens. Ihre Bedrohung ist unter anderem dadurch so groß, dass man sie nicht verstehen kann – nur bekämpfen. Einer der größten Subplots des Films dreht sich darum, dass ein Wissenschaftler bereit ist, sich geistig in ein Kaiju hineinzuversetzen, um dessen Ursprung zu erfahren. Wie Menschen auf gottgleiche Wesen reagieren – auch wenn sie zerstörerisch sind – ist eines der Themen, die Pacific Rim im Hintergrund immer wieder aufwirft. Es gibt Kulte, die den Kaijus huldigen und diejenigen, die sie erfolgreich besiegen, werden wie Rockstars gefeiert. Aus dem Unbegreiflichen strickt Drehbuchautor Travis Beacham eine Mythologie, die dem Film Leben und Tiefe gibt. Das Gefühl einer Welt, in der zwar solch hanebüchene Konzepte wie “drift compatibility” existieren, die dafür aber atmet und in der noch andere Geschichten spielen könnten, ist eine der großen Stärken des Films.

Alles natürlich

Godzilla hat dafür – wie erwähnt – diesen tollen Vorspann und bemüht sich sehr, seine Geschehnisse in der Realität zu verankern. Godzilla selbst, wie auch die Wesen, gegen die er kämpfen muss, bekommen eine wissenschaftliche Erklärung verordnet und genau wie Pacific Rim von Anfang an seine phantastische Komponente etabliert, pocht Godzilla in beinahe jeder seiner 123 Minuten auf seine wissenschaftliche Erdung. Die Monster greifen an, weil sie sich “von Strahlung ernähren”, sie haben sich “auf den Meeresgrund zurückgezogen, um dort die Strahlung des Erdkerns aufzusaugen”. Sie haben elektromagnetische Pulse als Verteidigungsmechanismus, sie wollen sich eigentlich nur paaren, Godzilla ist ihr natürlicher Raubtier-Feind und überhaupt: eigentlich steht der Mensch nur im Weg bei einer ganz normalen Entfaltung der Natur. Darum geht es immer und immer wieder in Godzilla. Der Satz fällt sogar im Trailer.

Doch wie so häufig, wenn man versucht, das irgendwie Absurde (Riesenmonster) durch pseudo-realistische Wissenschaft zu erklären und es nicht als große Metapher zu begreifen (wie, so mein Verständnis, der Originalfilm aus den 50ern), muss man die zuständigen Wissenschaftler oft sehr runterdummen, um den Plot am Laufen zu halten. In diesem Fall sind es Sally Hawkins und Ken Watanabe, die diese undankbare Rolle ausfüllen müssen und immer erst dann zu eigentlich sehr naheliegenden Schlüssen kommen, wenn es plotmäßig relevant ist und es auch der dümmste Zuschauer im Publikum vor ihnen begriffen hat. Hier noch ein Tweet von Sebastian Moitzheim dazu

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Morgen lachen wir drüber

Eine Möglichkeit, die viele Filme ergreifen, um dem Absurd-unbegreiflichen Herr zu werden, ist Humor. Pacific Rim besitzt eine gesunde Dosis Frotzelei und Übertreibung, mit der dem Publikum unter der Hand signalisiert wird, dass sich die Filmemacher durchaus bewusst sind, dass sie eine gewisse “suspension of disbelief” verlangen. Alternativ besitzt etwa Jurassic Park eine Figur wie Jeff Goldblums Ian Malcolm, der als Anwalt des Publikums immer wieder eine Portion Zynismus über dem sich entfaltenden Szenario ausgießt und so einfach die allgemeine Stimmung auflockert.

Nicht so Godzilla. Ein paar Mal arbeitet der Film mit dramatischer Ironie, etwa wenn die Spielsüchtigen von Las Vegas zu beschäftigt sind, um das herannahende Monster in der Live-Fernsehübertragung direkt über ihren Köpfen auf die Stadt zustapfen zu sehen. Aber darüberhinaus darf niemand die Absurdität des Geschehenden anerkennen. Alle sind zu sehr damit beschäftigt, entweder grimmig darüber nachzudenken, wie sie die Bedrohung am besten bekämpfen oder ehrfürchtig ihre eigene Position im Kosmos zu reflektieren. “Awesome” wird hier nur im ursprünglichen Wortsinn bemüht, nicht als modernen Allzweckwort.

Die Fallhöhe mal wieder

Das Problem dabei ist ähnlich, wie bei den Wissenschaftlern: Humor entspannt, Ernsthaftigkeit schafft zusätzliche Fallhöhe. Mit anderen Worten: Ein Film, der sich selbst und seine Geschichte sehr ernst nimmt ist anfälliger dafür, logisch hinterfragt zu werden. Einem Film wie Pacific Rim kann man es gerade noch so verzeihen, dass ihm die Power einer bestimmten Waffe erst zehn Minuten vor Schluss, im dramatisch günstigen Moment, auffällt. Godzilla hingegen muss sich ein paar ernsthafte Fragen gefallen lassen – zum Beispiel: Wenn Godzilla ein Raubtier sein soll, warum frisst er dann seine Beute nicht?

Viel von Godzillas Dramaturgie ist darauf ausgerichtet, maximale Wirkung mit Bildern zu erzielen, die Zerstörung zeigen – und das gelingt ihm teilweise sehr gut. Godzilla und seine Kumpanen sind Naturgewalten und sie hinterlassen entsprechende Spuren. Doch die Regie des Films ordnet sich diesem Regime teilweise so sklavisch unter, dass es lächerlich wird. Da kann ein 50 Meter hohes Gigantum von einem auf den anderen Moment muxmäuschenstill werden, wann immer es opportun ist. Da schaffen es Menschen immer wieder, nur von der dramaturgisch günstigen Seite an einen Ort zu kommen – so dass erst mit einem enthüllenden Umschnitt für Charaktere und Publikum plötzlich das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar wird. Und jedes Mal fragt man sich: Leute, ihr hattet Hubschrauber! Habt ihr das gigantische Loch im Berg, aus dem ein Koloss hervorpoltert, nicht vorher gesehen?!

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Charakterköpfe

Es wird an allerlei Orten angemerkt werden, dass es etwas besonderes ist, dass sich Godzilla Zeit lässt, um seinen Plot zu entfalten. Dem stimme ich zu. Es ist alles andere als schlecht, dass er sich die Mühe macht, eine ausführliche Chronologie aufzubauen, um die Spannung für die unweigerlich folgende Zerstörungsorgie zu steigern. Pacific Rim ging damals den umgekehrten Weg, frühstückte die Hintergrundgeschichte in einer Montagesequenz ab und ging direkt zum Gerumpel über – und ja, am Ende war man dann auch etwas ermüdet.

Aber nutzt Gareth Edwards die gewonnene Zeit, um Charaktere zu erschaffen, um deren Schicksal man sich sorgt? Die Art und Weise, wie ich diese Frage stelle, verrät schon, dass sie rhetorisch ist. Nein, tut er nicht! Die Figuren in Pacific Rim mögen alberne Namen haben, aber sie sind alle zu verschiedenen Graden individuell und definiert genug (vom typischen blonden weißen Haupthelden abgesehen), um interessant zu wirken. Godzilla enthält genau eine interessante Figur, Bryan Cranstons Wissenschaftler-der-zum-Verschwörungstheroretiker-wird, und tötet sie nach 20 Minuten. Das ist zwar mutig, aber in diesem Fall wenig sinnvoll, weil niemand da ist, der ihren Platz einnehmen kann.

Wir waren schon mal weiter

Oder interessiert ernsthaft jemand Aaron Taylor-Johnsons jammerig-besserwisserischer Waffenexperte, dessen blaue Augen von der Muskelmasse, die er sich für den Film antrainiert hat, beinahe erdrückt werden? Oder Ken Watanabes bereits erwähnter vollkommen generischer Uiuiui-Wissenschaftler? Von den Frauenrollen will ich lieber gar nicht anfangen. Gerade von einem Film, der sich den Anstrich gibt, ein kleines bisschen anders zu sein, hätte ich mehr erwartet als Sally Hawkins’ Forscherin mit dem Gestus einer Zahnarzthelferin oder Indie-Darling Elizabeth Olsen, die als Aaron Taylor-Johnsons Frau (und als Krankenschwester!) auch wenig mehr tun darf als hilflos in der Gegend herum zu stehen. Juliette Binoche schließlich spielt eine liebende Mutter und liebende Ehefrau, die innerhalb kürzester Zeit stirbt und nur noch als Idealbild vergöttert werden darf. Da waren wir doch schon mal weiter.

Godzilla hat seine Stärken. Die bereits erwähnten Bilder der Zerstörung wecken tief sitzende Assoziationen und funktionieren in ihrer Schreckenswirkung dadurch entsprechend gut. Doch darüber hinaus hält sich der Film für viel cleverer und innovativer als er tatsächlich ist, denn er kann nicht einmal in seinem Design Akzente setzen, die einem irgendwie im Gedächtnis bleiben (im Vergleich etwa zu Pacific Rims neon-cyberpunkigen Farbspielereien). Und so wird Godzilla genau das werden, was er gerade nicht sein wollte: ein vergessbarer Blockbuster, der einen kurz unterhält und dann auf dem Komposthaufen der Filmgeschichte verrottet. So läuft das nunmal, wenn die Natur ihren Lauf nimmt.

Leiden für die Kunst (I)

Kein Hollywood-Film ohne Pressetour. Mehrere Tage in abgedunkelten Hotelzimmern sitzen, kein Tageslicht sehen, keine eigenen Entscheidungen treffen und in einem Interview nach dem anderen die immer gleichen Fragen beantworten. (Hier eine schöne Beschreibung des Prozesses von einem Kritiker, der sein erstes Drehbuch geschrieben hat). Dabei immer freundlich zu lächeln und zu winken ist schon schwer genug, aber das kann man gut bezahlten Hollywood-Stars schon mal abverlangen. Sie wollen ja, dass ihr Film Geld macht.

Ob sie jedoch wirklich auch noch Erniedrigungen wie die oben gezeigte (713.000 Abonnenten!) über sich ergehen lassen müssen, die hart an die Erfahrungen von Bill Murray in Lost in Translation erinnern, ist fraglich. Dagegen ist Tom Hanks mit lustiger Mütze in “Wetten, dass …?” ein Zuckerschlecken. Und weil ich diese Seite des Geschäfts faszinierend finde, werde ich unter dem Titel “Leiden für die Kunst” an dieser Stelle in loser Folge ähnliche Beweise sammeln und freue mich auch über Hinweise auf neue Exemplare.

(mit Dank an Sascha)

Stöckchen: Best Blog Award

Ich stecke blogtechnisch manchmal in einer gewissen Zwickmühle. Einerseits möchte ich den Aufbau einer Blogosphäre und den Austausch von Bloggern untereinander fördern, andererseits aber verfolge ich in mit meinem Blog einem irgendwie vage journalistischen Anspruch und versuche daraus, eben keine Ego-Show zu machen, die nur nach dem Prinzip “Ich finde xy gut/schlecht” funktioniert. Es sollte euch eigentlich egal sein, was mein Lieblingsfilm (2001: A Space Odyssey) oder mein Favorit unter den neuen amerikanischen Serien (Mad Men) ist, solange ihr euch an meinen Thesen und Argumenten reiben könnt und euch von mir informiert fühlt.

Die typischen Vernetzungs-Mechanismen von Blogs wie Blogparaden und Stöckchen aber stellen genau diesen Ich-Aspekt in den Vordergrund – und fühlen sich nicht zuletzt deswegen manchmal an, wie ein Relikt aus einem anderen, dem Livejournal-Zeitalter, als Blogs eben wirklich noch Online-Tagebücher waren und nicht einfach nur eine Publikationsform unter vielen. Darum habe mich ihnen bisher fast immer verweigert (genauso wie dem “Media Monday”, obwohl ich ihn bei anderen gerne lese).

Ein paar Ausnahmen gibt es: Ich habe mal an der This is How I Work-Parade teilgenommen und mir vor zwei Jahren mal den Luxus gegönnt, meine Medienkonsum-Gewohnheiten aufzuschreiben. Weil es in diesem Stöckchen auch hauptsächlich um die Beschreibung der eigenen Arbeit geht und ich hoffe, dass irgendjemand daraus tatsächlich einen Mehrwert ziehen könnte, und weil mich der Intergalactic Ape-Man so nett gefragt hat und mir schmeichelhafter Weise einen “Best Blog Award” verliehen hat, mache ich eine weitere Ausnahme.

Warum sollte man deinen Blog deiner Meinung nach lesen und welchen charakteristischen Artikel auf deinem Blog sollte unbedingt jeder kennen?

Ich habe mir die bewusste Aufgabe gestellt, mich von anderen Filmblogs zu unterscheiden, indem ich keine Kritiken schreibe. Das ist ganz praktisch, weil ich auch der Meinung bin, dass ich nicht gut darin bin, Kritiken zu schreiben. Stattdessen schreibe ich, wenn ich nicht gerade neue Formate ausprobiere, das, was im englischsprachigen Raum gerne “Thinkpieces” genannt wird, im Grunde kleine Essays, in denen ich eine These vertrete, die oft (fürchte ich) genauso viel über das Untersuchungsobjekt wie den Autoren aussagt. Das ist zum Teil auch etwas, was ich aus meiner Uni-Zeit behalten habe. Ich habe einfach sehr gerne Hausarbeiten geschrieben, mich auf einen Aspekt eines Werkes konzentriert und diesen in einen größeren Kontext gestellt. Und so gehe ich heute noch an Filme heran. Das Endergebnis kommt manchmal einer Kritik recht nahe, ist aber nie so konzipiert.

Man sollte mein Blog also lesen, wenn man bereit ist, meinen Blick auf die Filmwelt zu akzeptieren, das ist im Grunde der Blick eines Möchtegern-Medienwissenschaftlers. Der erste Artikel, in dem sich mein heute favorisiertes “Format” kristallisiert hatte, war meine Statt-Kritik zu The Perks of Being A Wallflower, “Die Annehmlichkeiten des Mauerblümchendaseins” im Oktober 2012. Ansonsten fällt mir immer wieder meine merkwürdige Rechtfertigung von Star Trek Into Darkness ein, in der sich viele meiner Obsessionen widerfinden. Der Artikel heißt “Star Trek Into Darkness ist eine faszinierende Studie des Butterfly Effects (und deswegen besser als ihr denkt)“.

Hast du deinen ersten veröffentlichten Artikel für deinen Blog geschrieben und wovon handelte er?

Mit Sicherheit nicht für mein Blog. Wahrscheinlich für eine Schülerzeitung, aber ich kann mich nicht genau dran erinnern. Mitte der 90er hatte ich bereits eine eigene Website und auch da habe ich schon Artikel und Kritiken geschrieben. Ich glaube meine erste war eine Krtik zu Lost in Space, dem gräßlichen Remake von 1998. Zum ersten Mal von einem “erwachsenen” Medium veröffentlicht wurde ich wohl 2003, als ich ein Praktikum beim “Wiesbadener Kurier” gemacht habe – in dem Artikel ging es um die Hitzewelle des Sommers.

Was motiviert dich, einen Blogpost zu schreiben und was hält dich davon ab?

Mich motiviert die Tatsache, dass ein einmal aufgeschriebener Artikel nicht mehr in meinem Kopf rumspukt und mich abends nicht einschlafen lässt. Und die Tatsache, dass ihn vielleicht jemand liest und sich dann damit auseinandersetzt. Abgehalten werde ich höchstens durch Alltagszwänge – ich habe ja schließlich auch ein Berufs- und ein Privatleben sowie ein paar andere Hobbies.

Was waren die letzten drei Themen, über die du einen Artikel schreiben wolltest, es aber nicht getan hast?

Noch nicht getan hast. Nach meiner Enttäuschung über Rush wollte ich etwas über Peter Morgan schreiben und warum ich seine Art, Realität zu dramatisieren (auch in The Queen und Frost/Nixon) unzureichend finde, aber die These hat sich in mir nicht genug verhärtet und dann war der Moment vorbei, wo der Artikel jemanden interessiert hätte. Ich hebe sie aber für seinen nächsten Film auf. Dann hatte ich irgendwann etwas über virtuelle Produktplatzierung gelesen und wollte der Absurdität dieses Begriffs nachgehen, habe es aber zeitlich nicht geschafft. Und ich hätte sehr gerne etwas über die Schrift im Bild von The Great Gatsby gemacht, die in der deutschen Fassung auch deutsch war. Mich hätte interessiert, wie die Firma, die das gemacht hat, gearbeitet hat – hat sie Fitzgeralds Sätze neu übersetzt oder eine existierende Übersetzung genommen? Wie sahen die unfertigen “Plates” aus, die sie von der VFX-Firma geliefert bekommen haben? Hat die deutsche Sprache ein anderes Arbeiten verlangt, oder ging es relativ einfach? Leider sind meine Recherchen, wer die Lokalisierung eigentlich vorgenommen hat, nach mehreren Kontakt-Versuchen immer irgendwo versandet.

Zu welcher Tageszeit und in welcher Stimmung schreibst du Blogposts und veröffentlichst du die dann auch gleich?

Ich schreibe dann, wenn ich nicht arbeiten muss. Das heißt unter der Woche abends und am Wochenende. Stimmungen können dafür unterschiedlich sein, aber wenn ich richtig schlecht drauf bin, lasse ich es eher. Meistens veröffentliche ich die Artikel sofort, außer es gibt irgendwelche dringenden Gründe (Presse-Embargos, zum Beispiel), die mich daran hindern. Ich bin schon recht eitel und möchte sofort sehen, welche Reaktionen kommen.

Was ist das Teuerste, worüber du gern schreiben würdest oder geschrieben hast?

Ich bin nicht so ganz sicher, wie das Wort “teuer” hier zu verstehen ist. “Teuer” im Sinne von “mir am Herzen liegend” wird es immer, wenn ich über Musik schreibe. Film liebe ich, aber mein Verhältnis dazu ist recht analytisch. Musik hingegen geht bei mir häufig direkt ins Herz, deswegen freue ich mich immer, wenn ich mal beides verbinden kann, wie bei meinem jüngsten Artikel über Moulin Rouge! oder über den “echten” Gesang im Film.

Wenn es um Geldwert geht, sind die Blockbuster, über die ich mit Vorliebe schreibe, sicher ganz vorne dabei. Etwas besonders teures, über das ich gerne mal schreiben würde, fällt mir spontan nicht ein.

Wenn du dir einen Interviewpartner aussuchen könntest, wer wäre es?

Lange Zeit wäre das Danny Boyle gewesen, über den ich mal promovieren wollte, aber Amy Raphael hat mir das mit ihrem tollen Interviewband dankenswerter Weise abgenommen. Heute würde ich mich natürlich am allerliebsten einmal ausführlich mit Kevin Feige, dem Präsidenten von Marvel Studios, unterhalten. Mich interessiert wirklich, wie er tickt und was ihn antreibt. Ich hoffe sehr, das sich die Gelegenheit zumindest für ein Kurzinterview eines Tages mal ergibt. Ganz abwegig ist das ja zum Glück nicht, wenn Marvel weiter Deutschlandpremieren veranstaltet.

Wie denkst du über Promoagenturen, Rezensionsexemplare und Sponsored Posts?

Da ich hauptberuflich PR-Arbeit mache, sehe ich das Ganze als ein Ökosystem, in dem sich einfach unterschiedliche Interessen professionalisiert haben. Im Idealfall funktioniert dieses Ökosystem zum Vorteil für alle. Obwohl es einen als Journalist oft stört, wenn man statt mit seinem eigentlichen Untersuchungsobjekt mit einer Agentur zu tun hat, kann man sich genauso häufig genau darüber glücklich schätzen, denn so wird man wenigstens professionell betreut und viele Dinge werden erst möglich gemacht.

Ich habe mich für mein Blog bisher noch entschieden, auf Promo-Aktionen und Sponsored Posts zu verzichten, weil ich mich nicht davon abhängig machen möchte. Ich denke immer wieder darüber nach, aber es ist mir im Moment noch wichtiger, für mein Schreiben wahrgenommen zu werden, als mit dem Blog Geld zu verdienen. Rezensionsexemplare nehme ich, aber nur wenn ich auch wirklich drüber schreiben will. Wie gesagt: ich will nicht, dass Abhängigkeiten entstehen, solange das hier nur Hobby, Spaß und Selbstverwirklichung und nicht Teil meines Jobs ist. Bei anderen stören mich all diese Dinge nicht, solange sie sich im Rahmen halten. Ich weiß ja in der Regel, was dahinter steckt.

Viele Blogs überleben die ersten zwei Jahre nicht, ein Großteil schläft nach ein paar Jahren ein. Wo siehst du deinen Blog bzw. deine Schreibtätigkeit in fünf, in zehn und in zwanzig Jahren?

Mein Blog ist in den fünf Jahren, die es jetzt existiert, stetig gewachsen und hat eigentlich vor anderthalb Jahren erst so richtig Fahrt aufgenommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das noch eine Weile so weitergeht – allerdings gibt es auch Dinge die dazwischen kommen könnten, etwa das Kind, das ich vielleicht irgendwann haben werde. Ich werde mit Sicherheit immer schreiben, vielleicht auch mal über andere Dinge als Film und Medien, und ich denke immer wieder darüber nach, auch mal wieder zu versuchen, es zu meinem Hauptberuf zu machen, aber derzeit ist mir das Risiko dafür zu hoch. Im Moment geht es mir mit “Real Virtuality” wirklich gut, aber es könnte auch nur eine Phase in meiner generellen Entwicklung als Autor sein. In zwanzig Jahren bin ich 51. Ob es dann noch Blogs gibt, wir uns längst alle Gedanken gegenseitig direkt in die Köpfe beamen oder in einer post-apokalyptischen Wüste Jagd auf mutierte Kaninchen machen, wer kann das schon sagen?

Wieviel Zeit verbringst du im Internet und würdest du dich als abhängig bezeichnen?

Ich bin, seit ich ein Smartphone besitze, eigentlich immer online. Mein Beruf hat mit Internet zu tun, also verbringe ich sicher gute acht bis zehn Stunden täglich aktiv im Netz. Abhängig fühle mich nicht. Mir fehlt nichts, wenn ich kein Internet habe, solange ich Ersatz habe für die Informationen und die Kommunikation, die dort stattfindet – also zum Beispiel Freunde und Bücher oder Filme. Aber ich bin sicherlich insofern abhängig als dass ich für viele Alltagsaufgaben aufs Netz angewiesen bin und sie neu konstruieren müsste, wenn es wegfiele.

Was bewegt dich derzeit am meisten und warum?

Es gibt viele verschiedene Wege auf diese Frage zu antworten, aber ich will nicht zu privat werden. Also bleibe ich mal dabei, dass mich interessenstechnisch nach wie vor die verschiedenen Aspekte meines geplanten Buchprojekts “Continuity” umtreiben. So sehr, dass mich bestimmte Filme inzwischen fast mehr aufgrund des Drumherums interessieren, als wegen ihres Inhalts (so geschehen bei The Amazing Spider-Man 2). Ich finde das besorgniserregend und hoffe, dass ich den Dämon bald bannen kann, indem ich tatsächlich mal mit dem Schreiben anfange. Außerdem: Die Gefühle von Zugehörigkeit und Gemeinschaft, über die ich gerade mit Blick auf die re:publica geschrieben habe beschäftigen mich weiterhin, vielleicht weil ich mich selbst zurzeit auch ein bisschen neu verorte und sich in einem guten Jahr sowieso wieder viele Achsen in meinem Leben neu ausrichten werden.

Zu Blog-Stöckchen gehört es eigentlich, das man sie weiterwirft und neue Mitmacher nominiert. Hier sollen es elf sein, die man für unterrepräsentiert hält, und elf neue Fragen. Mir fällt aber niemand ein, den ich nominieren könnte, der/die nicht a) schon nominiert wurde und von dem ich b) glaube, dass er/sie mitmachen würde. Daher belasse ich es mal dabei, es haben ja auch schon fast alle teilgenommen.

Foto: Flickr Commons

Dabei sein und Dazugehören – Ein Fazit zur re:publica 2014

Was mir tierisch auf den Sack geht: Der Ausdruck “Netzgemeinde”
– Joachim Kurz, @Mietgeist, via Twitter

Ich gebe es bereitwillig zu: Einer der Gründe, warum ich auf die re:publica gefahren bin, war, dass ich gerne “offiziell” dazugehören wollte, zur Netzgemeinde. Ich wollte Leute treffen, die ich selten sehe oder noch nie persönlich gtroffen habe. Ich wollte Vorträge zu Themen hören, die mich interessieren. Und ich wollte das Gefühl haben, dabei gewesen zu sein, beim jährlichen Klassentreffen meiner Netzgemeinde.

Die Netzgemeinde, das sind in meinen Augen Menschen, in deren Leben das Internet eine wichtige Rolle spielt. Für die es mehr ist als nur reines Werkzeug, nämlich Lebensraum und Philosophie. So entsteht ein Zirkelschluss. Menschen, die freiwillig zur re:publica fahren, sind Netzgemeinde. Und wer zur Netzgemeinde gehört, fährt zur re:publica. Natürlich nicht verpflichtend. Aber es bietet sich an.

Gemeinde taugt

Gemeinde. Wer wie ich beruflich auch was mit Kirche macht, für den hat dieses Wort natürlich eine bestimmte Bedeutung. Aber ich habe es immer so wahrgenommen, dass selbst Menschen, die viele andere Dinge an Kirche ablehnen, Gemeinde gut finden. Nicht umsonst werden Gemeinden inzwischen sogar von säkulären Humanisten gepflegt.

Aber anscheinend hatte ich mir für meinen re:publica-Besuch gerade das Jahr ausgesucht, in dem es plötzlich gar nicht mehr so gut war, zur Netzgemeinde zu gehören. Zumindest nicht, wenn man nicht von Sascha Lobo beschimpft werden wollte, weil man nicht genug in die eigenen Lobbygruppen investiert. Weil man zusieht, wie unser Recht auf Freiheit vom eigenen Staat mit Füßen getreten wird. (Und irgendwas mit Vogelschutz, was ich dem Vogel gegenüber irgendwie unfair fand.)

Getting real

Auch anderswo wurde die Netzgemeinde abgestraft. “Get real”, meinte Yasmina Banaszczuk alias Frau Dingens und kritisierte in ihrem Vortrag: Als Netzgemeinde wahrgenommen würden nur weiße, bildungsbürgerliche, privilegierte Männer zwischen dreißig und vierzig, mit einer ganz bestimmten Agenda. Dabei gebe es sowohl eine digitale Spaltung in Richtung ältere Generation, als auch in andere Bildungsmilieus. Außerdem macht die jüngere Generation längst alles ganz anders; und Fashionblogger und Let’sPlayer verdienen im Netz gutes Geld, obwohl die Netzgemeinde sie ignoriere. Wir Netzgemeinder müssten uns ändern, meinte Yasmina. Weniger Ego, mehr Inklusion. Shame on us. Shame on you, Netzgemeinde!

Aber steckt darin nicht irgendwie ein Widerspruch? Kann man auf der einen Seite beklagen, dass sich bestimmte Menschen anmaßen, für eine wie auch immer geartete Netzgemeinde zu sprechen – und dann selbst für diese sprechen? Und sei es nur, um sie zu kritisieren und zu mehr Inklusion aufzufordern? Darf man an die Stelle eines falschen “Wir” einfach ein anderes axiomatisches “Wir” setzen, das aber auch nur ein verkapptes “Ich und meine Filterbubble” ist?

Not all Men

Als ich nach dem Vortrag anmerke, dass ich mich zwar als Teil der Netzgemeinde sehe, aber in meinem Umfeld durchaus nicht über Fashionblogger und schon gar nicht über Gamer gelacht wird, und dass parallel zu Yasminas Vortrag übrigens ein Panel mit Lifestylebloggern auf der re:publica abläuft, schreibt “kleinerdrei”-Bloggerin Lucie Höhler auf Twitter, ich würde ein “Not all Netzgemeinde”-Argument anbringen, analog zum “Not all Men”-Argument in feministischen Debatten.

“Not all Men” ist längst zu einem Meme geworden. Es geht dabei um den Einwand, es seien ja “nicht alle Männer so”, wenn strukturelle patriarchale Diskriminierungen in der Gesellschaft kritisiert werden – von glass ceiling bis rape culture. Meistens will sich der Widersprechende damit vor allem selbst aus der Schuld nehmen, bringt die Debatte aber damit nicht weiter – denn es geht ja sowieso nicht um die Männer, die nicht so sind.

Der Unterschied ist aber, dass ich mir nicht aussuchen kann, ein Mann zu sein. Mein “Mann sein” ist eine biologische und soziale Gegebenheit und es liegt an mir, daraus das Beste zu machen und die Fehler meiner Geschlechtsgenossen nicht fortzuführen. Teil der “Netzgemeinde” zu sein, ist aber etwas, was ich frei wählen kann. Ich sehe mich als Teil der Netzgemeinde, weil ich mit ihr bestimmte Lebenseinstellungen und strukturelle Ziele teile – siehe oben – und denoch spricht für diese Gemeinde weder Sascha Lobo (er hat das übrigens selbst letztes Jahr thematisiert) noch Yasmina Banaszczuk. Auf der re:publica waren dieses Jahr knapp 7000 Menschen. Sie alle sind Netzgemeinde. Und ihre Handlungen sind es, die zählen.

Drachenväter und Reverse Engineering

Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, zur den Menschen zu gehören, die das Internet toll finden. Genauso wie ich mich übrigens nicht dafür rechtfertigen möchte, ein Nerd zu sein und als solcher unter anderem Rollenspiele (die Fantasy-Art, nicht die soziologische oder sexuelle) toll zu finden. Das Buchprojekt “Drachenväter”, das auch mit einem Vortrag auf der re:publica vertreten war, schrammt meiner Ansicht nach haarscharf daran vorbei.

“Drachenväter”, ein Buch über die Geschichte des Rollenspiels, an dessen Crowdfunding ich mich beteiligt habe, argumentiert in einer Art Reverse Engineering, heutige Virtuelle Welten, ob in Videospielen, Social Networks oder Second Life, wären ohne klassische Tischrollenspiele wie “Dungeons & Dragons” nicht denkbar. Das mag stimmen, aber steckt hinter dieser Argumentation nicht auch der Wunsch des Außenseiters, sein Außenseiter-Hobby rückwirkend zu rechtfertigen? Es aufzuwerten, weil es Einfluss hatte auf etwas, das heute auch im Mainstream akzeptiert ist? Sich also im Endeffekt eine andere Zugehörigkeit zu geben? Als wäre Rollenspiel nicht an und für sich feierns- und untersuchungswert, weil es ein geiles, fantasievolles Hobby ist. Auch wenn Charakterbögen und Facebookprofile einander nicht gleichen würden. (Tom Hillenbrand hat auf diese Frage zähneknirschend gesagt, dass ich ein bisschen Recht haben könnte. Konrad Lischka war weniger nachgiebig.)

Auch Netzgemeinden brauchen Utopien

Dabei sein und dazugehören. Das Thema zog sich irgendwie durch viele Veranstaltungen, die ich auf der re:publica besuchen durfte. Teresa Bücker sprach in ihrem Vortrag “Burnout & Broken Comment Culture” am Mittwoch morgen davon, wie leicht es durch digitale Werkzeuge geworden ist, sich einer Sache anzuschließen und sich einer Bewegung zugehörig zu fühlen. Und wie schwierig es gleichzeitig ist, dabei zu bleiben, wenn man von den vorher dagewesenen sofort und ständig dafür kritisiert wird, dass man alles falsch macht. Quod Erat Demonstrandum. Inklusion bedeutet eben nicht nur, für die Entrechteten zu kämpfen. “Do you only care about the bleeding crowd? How about a needing friend?” hieß es schon 1969.

Ich bleibe dabei: Zugehörigkeitsgefühl zu Gruppen, Gemeinde, das ist etwas Gutes. Es stiftet gemeinsame Identität. Gemeinsame Identität kann etwas erreichen. Das ist meine Ansicht in meiner fortlaufenden, wenn auch kuscheliger gewordenen Filmblogosphären-Kampagne. Und es steckt zum Beispiel hinter der Tatsache, dass ich mich als Europäer begreife – um mal ein ganz anderes Beispiel zu bemühen. Manchmal mehr, als als Deutscher. Was uns eint, sollte immer stärker sein, als was uns trennt. Nur so lassen sich gemeinsame Utopien entwickeln. Wir brauchen Utopien. Auch die Netzgemeinde. Gerade jetzt, wo unsere heile Welt durch den Überwachungsskandal starke Risse bekommen hat.

Clanwirtschaft

Am Dienstagnachmittag der re:publica sprach Susanne Mierau über die gesellschaftliche Bedeutung von Elternblogs. Der Online-Elternclan, meinte sie, sei auch Ersatz für das nicht mehr vorhandene Clan- und Gemeinschaftsleben der vorindustriellen Menschen. Dort haben sich immer mehrere Frauen und Männer gemeinsam um Kinder und auch um Eltern gekümmert. Zur Zeit des Vortrags war ich noch voll auf dem High, endlich bei meiner Netzgemeinde angekommen zu sein. Aber den Gedanken eines Online-Clans finde ich auch jetzt noch sehr sympathisch.

Die letzte Veranstaltung, die ich auf der re:publica besucht habe, war übrigens noch einmal ein Vortrag von Yasmina am Donnerstagmorgen. Es ging um Fandoms und ihre Schlussfolgerung war im Grunde, dass man sich heute nicht mehr dafür schämen muss, Fan zu sein. Na also, dann. Ich bin Fan der Netzgemeinde. Auf geht’s!

P. S.: Wenn ich mir noch eine Sache rauspicken müsste, die ich grundsätzlich an der re:publica kritisieren möchte, dann­, dass mir viele Vorträge zu sehr an der Oberfläche blieben (vielleicht wegen des Sponsors Microsoft Surface? Ja ja), sobald es um kulturelle Themen ging, die nicht mehr nur mit Computern und Social Media zu tun hatten. Vielleicht saß ich auch nur in den falschen Veranstaltungen, aber ich finde man darf doch ein gewisses Niveau bei Publikum und Rednern voraussetzen, oder? Man darf doch ruhig auch mal Wissenschaft bemühen. Also auch Geisteswissenschaft. Zu Fandom etwa gibt es seit vielen Jahren eine blühende Forschungslandschaft. Das kann man dann in einem Vortrag zum Thema ruhig mal erwähnen. Gehört für mich auch zu Recherche dazu, dass man das wahrnimmt. Und dass man Fritz Langs urdeutschen Film Metropolis nicht “Mietwoppolis” ausspricht auch. Zumindest wenn man als Deutscher in Deutschland auf einem Podium über Science-Fiction spricht. Oder ist letzterer Gedanke zu tümelnd?

A Brave New Galaxy – Ein Gespräch zum Ende des Star Wars Expanded Universe

Als ich las, dass sich Disney/Lucasfilm vom Star Wars Expanded Universe verabschieden werden, war mir klar, dass es eine Person gibt, mit der ich darüber ausführlich reden sollte. Kurze Zeit später standen Sascha von Pew Pew Pew und ich uns auch schon im Instant Messenger gegenüber. Ein Gespräch über enttäuschte Hoffnungen, faszinierende Kanonisierungen und erwartungsvolle Zukunftsblicke.

Alex: Lass mich mal kurz zusammenfassen, was bisher geschah. Eigentlich schon mit Beginn der Star Wars-Filme, aber spätestens nach Return of the Jedi beginnen verschiedene Autoren, das Star Wars-Universum mit weiteren Geschichten zu füllen – in Büchern, Comics und Videospielen. Die Krux dabei ist, dass sie nicht nur Geschichten erzählen, die die Filme nicht tangieren, sondern durchaus auch mit den Charakteren aus den Filmen arbeiten, beispielsweise schreiben die “Thrawn”-Trilogie von Timothy Zahn und viele andere Bücher die Geschichte nach “Jedi” fort, schaffen gewissermaßen ihre eigenen Episoden 7 bis 9 und darüber hinaus. Lucas und Lucasfilm verdienen gut daran, mahnen aber auch immer, dass das “Expanded Universe”, wie es bald heißt, nicht kanonisch ist, sondern dass nur die Filme Evangelium sind. Als Lucas beginnt, mit den Prequels und Clone Wars selbst neue kanonische Geschichten im Star Wars Universum zu erzählen, übernimmt er manche Teile des Expanded Universe (zum Beispiel den Charakter Aayla Secura oder Kashyyyk, den Wookieplaneten) in seinen Kanon, andere nicht. Und jetzt, wenn J. J. Abrams und seine Leute selbst die Geschichte nach Jedi fortschreiben wollen, stehen sie natürlich vor dem Problem, dass sie überlegen müssen, inwieweit sie das Expanded Universe einbeziehen. Wofür haben sie sich entschieden?

Sascha: Abrams, Kasdan und die neu etablierte Lucasfilm Story Group, die in Zukunft die Kontinuität der neuen Filme und Geschichten überwachen werden, haben sich für einen reinen Tisch entschieden. 31 Jahre nach dem Release von Episode VI sind die Schauspieler nicht mehr in der Lage ihr Alter zu verbergen, weshalb die Filme, sofern sie Luke, Leia und Han involvieren sollten, den Sprung 30 Jahre in die Zukunft nach Return of the Jedi wagen müssen. Gleichzeitig wurde die Rückkehr von Peter Mayhew bereits vor der dieswöchigen, offiziellen Pressemitteilung bestätigt. Wer im Expanded Universe also etwas bewandert ist und eins und eins zusammenzählen kann, der wusste es spätestens dann; Lucasfilm lieferte dennoch offiziell Stellung vor dem Casting Announcement: Das Expanded Universe ist tot. Es spielt keine Rolle mehr bei der Kreation dieser neuen Filmtrilogie. Die alten Geschichten sollen dennoch weiter zugänglich bleiben, sie werden lediglich unter dem “Legends”-Banner veröffentlicht, um das alternative Universum kenntlicher zu machen. Dennoch ist selbst diese Ankündigung in ihrer Bedeutung für das gesamte Expanded Universe etwas schwammig. Man spricht hier davon, dass die neuen Filme, die nach Jedi spielen, “nicht die gleichen Geschichten erzählen werden”.

Das Expanded Universe ist jedoch wesentlich größer und älter als viele Unwissende glauben. Es besteht nicht nur aus der Weiterführung der Biographien der “großen Drei”, sondern erzählt selbstständige Geschichten, die bis 35.000 vor die Schlacht um Yavin zurückreichen. Als Fan dieser Galaxis und all ihren Geschichten könnte ich mir jetzt Hoffnung machen und den Reboot lediglich auf die Zeit nach der alten Trilogie verorten, aber die Etablierung eines neuen Teams, der Pressemitteilung inklusive dem Video klingt für mich nach einem gesamten Neustart. Michael Arndts ursprünglicher Drehbuchentwurf soll angeblich einen größeren Fokus auf die Solo/Skywalker-Kinder gerichtet haben, ähnlich wie die späteren Bücher, aber von ihm ist in der Pressemitteilung nicht einmal mehr die Rede und die nun vorgestellten Schauspieler passen mit ganz wenigen Ausnahmen und einem zugedrückten Auge auch nur so halb zu existierenden Charakteren. Also werden wohl auch die EU-Fans im Kino überrascht werden. It’s a brave new galaxy.

Alex: Meinst du, der Grund dahinter ist, dass die Filmemacher sich so fühlten, als wären sie schon zu festgelegt durch das, was unzählige Autoren vor ihnen geschrieben haben? Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer gewesen wäre, sozusagen erzählerische “weiße Flecken” zu finden, in denen man noch Geschichten hätte spinnen können, die zugleich konsistent und überraschend gewesen wären. Zumindest wenn die Episoden-Filme irgendwie an das Vorhergehende anknüpfen sollen.

Sascha: So ist es, zweifellos. Es ist ja nicht nur so, dass man diese “weißen Flecken” in den ohnehin vollen Biographien der Figuren erst mal finden müsste, sondern sich auch die galaktischen Hintergründe vor Augen führen muss. Das EU besteht ja nicht nur aus weiteren Abenteuern mit Luke, Leia und Co., sondern aus ähnlich großen Events wie dem galaktischen Bürgerkrieg, der im Großen und Ganzen nur zu einer weiteren Phase in der Historie dieser turbulenten Galaxie verblasst. 30 Jahre nach den alten Filmen wäre gerade kurz nach der Invasion der Yuuzhan Vong, einer extragalaktischen, technophoben Rasse auf Kreuzzug, die nicht in der Macht zu spüren sind und durch ihre biologischen Raumschiffe, Waffen und Terraformingmaschinen das Antlitz der Galaxie für immer verändert haben. Weiterhin starben mehrere bekannte Figuren, am prominentesten war wohl der Abgang von Chewbacca zum Beginn dieser Invasion, was jedoch von Lucas selbst so beordert und abgesegnet wurde. Diese Vorgänge zu adaptieren, wäre schwierig; neue Geschichte in diesem Universum dann mit gewisser narrativer Freiheit zu konzipieren, wird aber zur Unmöglichkeit. Das notwendige Maß an Exposition und Hintergrundinformationen, die der normale Zuschauer benötigen würde, brächten den eigentlichen Plot, der mit seiner leichtfüßigen und traditionsreichen (Stichwort: Campbell) Abhandlung die Massen begeisterte, zum Halt. Dann doch lieber alles auf Null, das EU als alternatives EU branden und mit einer neuen Timeline und Figuren eine originelle Geschichte erzählen.

Alex: Das Krasse (und für mich interessante) ist halt, dass wir es hier nicht nur mit einem konzeptionellen Reboot zu tun haben, wo die Geschichte einer bekannten Figur beendet und neu begonnen wird, wie wir es aus Superhelden-Comics kennen oder aus den letzten Jahren aus Filmserien wie James Bond oder Star Trek – also eine Neu-Erzählung einer bekannten Legende, angepasst an die heutige Zeit. Sondern dass hier eine merkwürdige Kanon-Verschiebung vorgenommen wird. Ein großer Schatz an Geschichten, Figuren und Historie, der zwar offiziell nie als voll kanonisch galten, aber doch von allen irgendwie als “wahr” oder zumindest doch als lieb und teuer wahrgenommen wurden, wird mit einem Schlag zur Apokryphe erklärt und vom Tisch abgeräumt. Ich kann mir vorstellen, dass das für die Fans nicht gerade einfach ist, die jetzt seit dreißig Jahren mit dem Expanded Universe leben.

Sascha: Ja, in der Tat. Ich muss dir auch ganz ehrlich sagen, dass ich froh darüber bin, dass wir dieses Gespräch erst jetzt, ein paar Tage nach der Ankündigung führen. Bei Star Wars schalten sich die rationale Gedanken bei mir in den ersten zehn Minuten nach einer Meldung ab. Ein bisschen hilft aber auch der großartige Cast für den neuen Film, diese Wunden zu besänftigen, aber es tut schon weh, dass jetzt plötzlich alles keine Rolle mehr spielt. Gut, das tat es vorher auch nicht – zumindest, wie du sagst, nicht offiziell. Aber es so auszudrücken wird der über die letzten 20 Jahre existierenden und funktionierenden Infrastruktur auch nicht gerecht. Auch wenn George Lucas’ Kanon, also die Filme und zwei Serien (Clone Wars und jetzt bald Rebels) stets als offiziell galten, gab es ein Ranking unterschiedlicher Ebenen des Erzählens.

Ähnlich wie im Marvel Cinematic Universe wird jetzt nicht jede Kleinigkeit von Agents of SHIELD in den Filmen aufgefangen, die als meistgesehenes Medium immer wieder höchste Priorität genießen, aber es wird sich um die internarrative Kontinuität bemüht. Ganz ähnlich verhielt sich das für Lucasfilm, das EU und die Holocron Database, die um 2000 ins Leben gerufen wurde, um Ordnung zu wahren und die unterschiedlichen Verläge, Autoren und Geschichten in Einklang zu halten. Es gibt mehrfache Überschneidungen, Retcons und Beispiele, wie Lucas sich vom EU inspirieren ließ und wie er wiederum Entscheidungen für das EU direkt traf. Er deutete zwar immer darauf hin, dass es sich um zwei abgegrenzte Universen handelte, aber in Wirklichkeit ergaben diese auf einem narrativen Level absoluten Sinn ohne Widerspruch.

Und das war immer das Schöne an der Star Wars-Galaxie. Wenn man lediglich die Filme genießen wollte, diese eine Geschichte, dann konnte man dies tun. Aber wer die Augen aufmacht, merkt schnell, dass Lucas – und das war ein großer Teil seines Erfolges – ein Universum erschuf, das entgegen vieler Konkurrenten schmutzig, abgenutzt und in sich stimmig war. Dort haben Menschen und Aliens gelebt, und das seit Jahrtausenden. Sie haben Geschichten, Ereignisse und mythologiches Potential für die Gesamtunternehmung. So wichtig Anakin Skywalker und seine Familie für den Untergang der Republik, als auch später des Imperiums, gewesen sein mag, davor und danach gibt es auf dem Zeitstrahl viele “weiße Flecken”.

Das war auch der ursprüngliche Reiz des ersten Star Wars MMORPGs, “Star Wars Galaxies”. Der Spieler konnte normale Berufe erlernen, Gilden gründen, Rohstoffe abbauen, Handel betreiben, eine Stadt gründen, ein Haus bauen und einrichten, Tiere dressieren, Planeten erkunden — und, und, und. Wer sich für das EU und die Galaxie an sich interessierte, lebte einen Traum. Ich persönlich schrieb, inspiriert von vielen Jugendbüchern (damals “Jedi Academy”) an einer Figur, die auf Alderaan aufwuchs und später der Rebellion beitrat. In “Star Wars Galaxies” wurde sie zum Leben erweckt. Erst wesentlich später konnten einige Auserwählte Jedi werden, sodass diese Spieler zu lebenden In-Game-Einhörnern wurden. Nach den “New Game Enhancements” gab es drastige Kürzungen bei den Berufen. Plötzlich gab es nur noch neun statt wie vorher dreißig – und man konnte auch von Anfang an Jedi werden, was zu einem stetigen Anstieg der frei herumlaufenden Jedi/Sith-Bevölkerung führte und schlussendlich den Kanon dieser Zeit (Ein Jahr nach der Schlacht um Yavin) verletzte. Was die Entwickler damals, in der Hoffnung neue Spieler ans Land zu ziehen, taten, widersprach jedoch dem Wunsch vieler Spieler, einfach nur ein normales Leben in ihrer Lieblingsgalaxie als Rebell, Farmer oder Stormtrooper zu führen. Natürlich sind die großen ikonischen Merkmale von Star Wars über die Sith, Jedi und ihre Untertanen und Werkzeuge definiert, aber der wirkliche Reiz des Expanded Universes war für viele Fans, dass man abseits dieser modernen Mythen alltägliche Helden als auch eine glaubhafte Welt wiederfand.

Alex: Für mich ist deine Geschichte jedenfalls ein Beweis dafür, dass genau dieses lückenlose Ineiandergreifen von verschiedeneren Erzählformen – egal ob mit Hierarchie oder nicht – einer der Reize ist, die von modernen Erzählkosmen ausgehen. Und wenn, wie jetzt, eine “Executive Decision” fällt, die ein so vielfältig ausgestaltetes Universum zersplittert (Mark J. P. Wolf, der Autor von “Building Imaginary Worlds” würde von einem hohen Grad an “Completeness” und “Saturation” sprechen), dann nimmt man Fans natürlich auch einen der Reize, sich darin zu Hause zu fühlen. Stattdessen steigt das Gefühl, dass man eben doch nur als Konsumvieh missbraucht wird.

Nun ist ja zum Glück anscheinend noch nicht alle Hoffnung für das Expanded Universe verloren. Autor Timothy Zahn, von dessen “Thrawn Trilogy”ich immerhin auch den ersten Band gelesen habe (neben Videospielen meine bisher einzige Berührung mit dem EU) hat ja geschrieben, dass er glaubt, dass selbst unter der neuen Ägide das EU weiterleben kann und wird, solange die neuen Filme ihm nicht regelmäßig und auf breiter Front widersprechen.

[W]e authors are masters of spackle, back-fill, and hand-waving. For example, if Ghent appears in the movies but never mentions Thrawn, I can argue that he simply doesn’t want to talk about that era, or else has completely forgotten about it.

Wie siehst du den Ausblick für die Zukunft?

Sascha Dazu müsste Thrawn erst einmal in der Welt von Abrams und Kasdan existieren. Wie gesagt, ich bin inzwischen relativ offen und fröhlich eingestimmt, aber um ganz ehrlich zu sein befand ich mich vor rund zwei Jahren wirklich im Frieden mit meinem Fandom. Star Wars ist so ein enorm wichtiger Teil im Leben von so vielen Leuten, teilweise hat er sie auch dazu inspiriert selbst schöpferisch im Bereich von Film und Fernsehen zu werden, dass ich es immer bedauerte, dass die Prequels diesen Mythos so verwässert haben. Natürlich kann man das auch auf die EU-Romane, Comics und Spiele beziehen, aber die waren optional.

Abrams wird mit Sicherheit einen besseren Job machen, als Lucas das mit den Prequels gelang, aber grundlegend wird an diesem Mythos doch irgendwo gerüttelt. Am liebsten war mir da der Status Quo von vor zwei Jahren, bei dem Hardcorefans weiter gefüttert wurden, und die Filme an sich unangetastet blieben. Jetzt verändert sich alles und wir haben keinerlei Informationen, wie sich das alles auf dieses neue EU auswirkt. Ein Indikator für die Zukunft könnte jedoch die neue Pressemittelung über vier bald erscheinende Romane sein, die allesamt von Stammautoren des früheren EU verfasst werden. Überraschen tun diese Veröffentlichungen mich also weder vom Autor, dem Cover oder dem Inhalt, da alles nach erwartbaren Geschichten aus dem EU klingt. Gleichzeitig behält auch Dark Horse weiterhin die Comic-Lizenz und wird seine Geschichten 130 Jahre nach bzw. 25.000 Jahre vor den Filmen veröffentlichen.

So einschneidend die Entscheidung auf den ersten Blick also auch ausgesehen haben mag, es bleibt ziemlich Vieles vorerst beim Alten – zumindest für die Zeit vor der alten Trilogie. Die Hoffnung von Zahn teile ich jedoch nicht. Ich denke nicht, dass Abrams oder Kasdan große Kenntnisse besitzen, noch Respekt gegenüber dem EU hegen und eine komplett neue Geschichte erzählen werden. Die werden eine Punkt weit in der Zukunft beackern und es den EU-Autoren überlassen, die weißen Flecke in der Timeline zu füllen. Hoffentlich mit komplett neuen Figuren und Abenteuern ohne verfälschte Quasi-Adaptionen. Daher wünsche ich mir für die Zukunft, dass zum Beispiel die Tochter von Han und Leia (höchstwahrscheinlich gespielt von Daisy Ridley) nicht Jaina heißen wird, nur weil es im EU so mal war. Dann soll das bitte ein eigenständiger Charakter werden. Ähnlich sehe ich das mit allen anderen Referenzen. Auf zu neuen Fronten – so schmerzhaft das auch ist.

Zum gleichen Gespräch auf “Pew Pew Pew”

MCU: Markus & McFeely über Arbeitsweisen, Quesada über die Netflix-Shows

Oh boy, oh boy! Spätestens seitdem der Plot von Captain America: The Winter Soldier Elemente enthielt, die sich auf das ganze Marvel Cinematic Universe (und insbesondere die Agents of S.H.I.E.L.D.-Fernsehserie) durchschlägt und -schlagen wird, fangen auch andere Menschen, die sich nicht schon seit vier Jahren mit dem Thema beschäftigen, an, Fragen zu stellen.

Zum Beispiel Ben Blacker, der in seinem Nerdist Writers Panel letzte Woche die Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely zu Gast hatte. Marcus und McFeely gehören mit Kevin Feige und Joss Whedon sicherlich zu den wichtigsten Architekten des MCU. Sie haben die Drehbücher zu Captain America und Winter Soldier geschrieben und waren an beiden Thor-Drehbüchern beteiligt. Entsprechend konnten sie im Podcast einiges von Interesse darüber sagen, wie die Arbeit am MCU vor sich geht.

Etwa über die Arbeit an Captain America: The First Avenger im Gefüge des MCU:

What was nice is that, by nature of being period, we came before everybody else, whether or not we were coming out before everybody else. We didn’t have to accomodate anybody. We didn’t have to be: Oh, they’re doing that in Thor. We’re 50 years prior to that, who cares?

Über das Pflanzen von Samen für spätere Filme.

If I was writing a standalone movie, things would tie up neatly. You wouldn’t make reference to things that aren’t going to resonate anywhere else. You wouldn’t have Howard Stark if there wasn’t a Tony Stark in a whole different section of it. It’s this sort of opportunity to take things that you would have to do anyway for the movie, you would need a scientist, or a mentor … to kind of draw the threads that everything connects. For things like Winter Soldier, we knew it existed (…) so we did things to Bucky in the first movie …

Sie beschreiben außerdem, dass sie von den großen Planungen für das Universum wenig wissen und sich um ihren einzelnen Film kümmern und nur einzelne Vorgaben bekommen. Etwa, dass Kevin Feige sagt: “I think it’s okay to take down S.H.I.E.L.D.”

Über die Rolle des “Marvel Creative Committee”, in dem auch Joe Quesada sitzt, sagen sie unter anderem:

They get to weigh in and we (…) don’t talk to them particularly and (…) Kevin [Feige] will filter their notes down (…). In some ways, they are the keepers of the bottom line standards of the characters.

Der ganze Podcast ist äußerst hörenswert, weil die beiden auch sehr sympathisch sind. Es geht viel um Cap 2, aber zum Beispiel auch um die “Agent Carter”-Fernsehserie, die derzeit noch in der Entwicklung ist und für die das Team den Pilotfilm geschrieben hat.

Fat Men on Cap Men

Joe Quesada, der Chief Creative Officer von Marvel Comics hingegen, war in Kevin Smiths “Fat Man on Batman“-Podcast zu Gast. Der Podcast ist längst nicht so informativ wie der oben beschriebene – er besteht zu großen Teilen aus Kevin Smith, wie er Winter Soldier lobt – aber zwischendurch lässt Quesada ein paar dokumentierwürdige Sätze fallen.

Unter anderem beschreibt er, dass zum Start der S.H.I.E.L.D.-Fernsehserie logischerweise bereits feststand, dass die Organisation S.H.I.E.L.D. am Ende nicht mehr existieren würde. Die Schauspieler hingegen wurden im Dunkeln gelassen. Fies!

Schließlich geht es noch um die für 2015 geplanten Marvel-Serien für Netflix, “Luke Cage”, “Jessica Jones”, “Daredevil” und “Iron Fist” auf die dann ebenfalls eine Teamup-Serie, “Defenders” folgen soll. Die Seite “Comicbook.com” hat die interessantesten Zitate gut zusammengefasst.

Abgesehen davon, dass die Netflix-Serien ebenfalls Teil des MCU sein werden und es spannend zu sehen sein wird, ob auch hier Crossover-Potenzial zu den Filmen genutzt wird (Mein Tipp: Wahrscheinlich sehr sehr wenig), denke ich ist die interessanteste Entwicklung, über die man nachdenken muss, der Faktor der Synchronität. Wenn die Serien in Gänze erscheinen, aber miteinander korrespondieren und verbunden sind, fällt der zeitliche Faktor der Crossovers wie bei Comics oder linearen TV und Film-Releases weg.

Angenommen also, ein Ereignis tritt ein, das alle vier Serien beeinflusst. In welcher Reihenfolge gucke ich sie dann am besten? Erst Serie A komplett, dann Serie B, dann C, dann D? Oder jeweils eine Folge von A, B, C und D? Oder eine andere Reihenfolge, die jemand vorschlägt – ähnlich wie die Machete-Reihenfolge von Star Wars?

Es bleibt spannend im MCU.

In eigener Sache: Bitte um Feedback zur ITFS-Berichterstattung

Falls es irgendjemand nicht mitbekommen hat, weil er oder sie jetzt erst dazugestoßen ist: Ich habe in der vergangenen Woche vom Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart einen täglichen Podcast hier im Blog und einen täglichen Bericht auf kino-zeit.de veröffentlicht.

Das Ganze war für mich auch eine Herausforderung an mich selbst. Ich habe noch nie richtige Festivalberichterstattung gemacht und wollte es mal ausprobieren. Ich hatte streckenweise Spaß dabei, habe aber auch manchmal ziemlich mit Termindruck, Schlafmangel und sonstigen Widrigkeiten, die wahrscheinlich dazu gehören, zu kämpfen.

Die große Frage, die sich für mich nun stellt, ist: Soll ich das jemals wieder machen? Größere Projekte dieser Natur lohnen sich für mich persönlich im Endeffekt (und im Unterschied zu einfachen Blogposts) nach dem ersten Mal nur, wenn sie ein Publikum finden. Daher würde ich mich sehr über ein kurzes Feedback freuen – in den Kommentaren, per Mail oder über das soziale Netzwerk eurer Wahl.

Ich erhoffe mir vor allem Antworten auf folgende Fragen: War das Angebot zu viel, zu wenig oder genau richtig? Habt ihr die Podcasts überhaupt gehört? Fandet ihr sie interessant und würdet ihr sie wieder hören? Wenn nein, warum nicht? Ergibt diese Art von nicht-regelmäßigem Podcast überhaupt einen Sinn? Was würdet ihr eventuell lieber sehen?

Wenn ihr euch die Zeit nehmt, bin ich euch sehr dankbar.

Im Außendienst

Ich habe das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart nicht nur hier im Blog mit Podcasts begleitet, sondern unter dem Titel “Im Außendienst” auch mit einem täglichen Bericht auf kino-zeit.de. Hier die Links zu allen Berichten.

Tag 1

Eröffnungsveranstaltungen von Filmfestivals erkennt man häufig daran, dass man im Kino von Menschen umgeben ist, die so aussehen, als würden sie sonst sehr selten ins Kino gehen. Und obwohl sich die Organisatoren ernsthaft Mühe geben, den Eitelkeitsfaktor gering zu halten: das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) ist keine Ausnahme. Die Förderstrukturen der Kunst fordern ihren Tribut und so muss man sich eine Weile durch die Worthülsen von Moderatoren (“Andreas Dresens Film Wolke Acht”), Politikern (“Wir wollen bewährte Qualität, aber auch Neues”) und Sponsoren (“Das beste aus 128 Jahren Automobilgeschichte”) beißen, bevor man zum Fleisch des Abends, den Filmen, vordringt. Weiterlesen …

Tag 2

Festivals, die wie das Trickfilmfestival Stuttgart statt auf unnahbaren Glamour auf direkten Kontakt zwischen Filmmemachern und Publikum setzen, haben Vorteile. Einer ist sicherlich, dass sich dem neugierigen Besucher die Gelegenheit bietet, überlieferte Mythen der Filmproduktion zu hinterfragen und mit neuen Augen zu sehen. Wer sich in seinem Leben schon einmal etwas näher mit Animationsfilm auseinandergesetzt hat, dürfte zum Beispiel an dem Satz “Animatoren sind Schauspieler” nicht vorbeigekommen sein. In jeder “Hinter den Kulissen”-Doku streift die Kamera mal durch das Studio und fängt einen dieser Animatoren ein, wie er Grimassen im Spiegel zieht, bevor er den (heute meist virtuellen) Stift auf Papier setzt. Weiterlesen …

Tag 3

Es ist eine der herausragenden Eigenschaften von vielen animierten Filmen, dass es ihnen gelingt, eine Geschichte ganz ohne Worte zu erzählen. Charaktere sprechen Kauderwelsch-Sprachen, verständigen sich mit Geräuschen oder bleiben sogar völlig stumm. Vielleicht kommt genau daher das Verlangen von Veranstaltern wie dem ITFS, die Räume zwischen den Filmen gnadenlos zuzuquatschen. Was noch verständlich anmutet, wenn der Filmemacher anwesend ist und zum Geleit seines Films auf die Bühne kommt, wird zur Farce, wenn der Moderator einen vielleicht vierminütigen Kurzfilm, den man unmittelbar anschließend sieht, zuvor schon in mehreren Sätzen zusammenfasst. “Hör auf zu spoilern!” möchte man da als Internetbürger ausrufen – oder zumindest twittern. Weiterlesen …

Tag 4

Es ist eine Schande, dass man sich noch so weltoffen geben kann, und doch immer wieder in die Untiefen seiner eigenen Vorurteile tritt. Da habe ich gerade den japanischen Film “Giovanni’s Island” gesehen, in dessen Geschichte es nicht zuletzt auch um Völkerverständigung geht. Ich habe erlebt, wie Drehbuchautor und Produzent Yoshiki Sakurai sich anschließend in makellosem Englisch den Fragen des Publikums gestellt hat. Und doch habe ich vor meinem Interview mit ihm irgendwie Hosenflattern, weil ein kulturelles Klischee besagt, dass man aufpassen muss, “den Japanern” nicht zu nahe zu treten. Weiterlesen …

Tag 5

Wer sich nur marginal für Animationsfilme interessiert, sollte einmal im Leben Bill Plympton live erlebt haben. Der Star der Independent-Animation-Szene weiß, dass er einer ist, und präsentiert sich auch so. Vor der Vorführung seines neuen Langfilms Cheatin` ließ er sich nur kurz ankündigen, dann stiefelte er in seinen knallgelben Shorts nach vorne, nahm dem Moderator das Mikrofon aus der Hand und predigte erstmal zehn Minuten sein Evangelium: Bill Plympton sei das Gegenteil von Disney, er sage, was er will und sei verdammt nochmal unbarmherzig in seiner künstlerischen Vision. Applaus. Weiterlesen …

Schlussbetrachtung

Dem Animationsfilm geht es gut. Dieses Eindrucks kann man sich nach fünf Tagen auf einem Trickfilmfestival nicht verwehren. Zumindest wenn man sich vor allem für Langfilme interessiert, die irgendwann den Weg ins Kino oder wenigstens auf den Heimvideomarkt finden, sieht man sich heute einer Auswahl gegenüber, von der man noch vor zehn bis 15 Jahren nur träumen konnte. Das ist auch gut für die Branche, weil viel Produktion natürlich auch zu mehr Arbeitsplätzen führt. Fast jeder, mit dem ich im Laufe des ITFS gesprochen habe, hat mir diese Ansicht bestätigt – von den Geschäftsführern des Festivals – die natürlich von Amts her verpflichtet sind, Dergleiches zu sagen – bis zum Animationshistoriker Paul Wells. Weiterlesen …

ITFS-Podcast Tag 5 – Minuscule, Cheatin’ und die Kunst des Kuratierens (mit Orlindo Frick von ANIch)

© Plymptoons

Die Langfilmversion der gleichnamigen Kult-Kurzfilme Minuscule – Kleine Helden war in Frankreich und der Schweiz schon im Kino – in Deutschland ist er in Stuttgart zum ersten Mal zu sehen. Mit Cheatin’ legt die Verkörperung des amerikanischen Indie-Animationsfilms, Bill Plympton, nach Idiots and Angels (2008) mal wieder einen Langfilm vor. Mit Orlindo Frick von “Animationsfilme.ch” fälle ich über beide Filme ein Urteil. Außerdem spreche ich mit Tsvika Oren aus Tel Aviv über seine Arbeit als Kurator für die “Best of Animation”-Sektion und als Jurymitglied des internationalen Wettbewerbs.

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In meinem Bericht auf kino-zeit.de habe ich mich heute mit erwachsenen und kindlichen Blicken auf die Welt beschäftigt.

ITFS-Podcast Tag 4: Yoshiki Sakurai und Giovanni’s Island (mit Orlindo Frick von ANIch)

© Production I.G

Die heutige Sendung befasst sich mit dem Blick auf die Welt durch die Augen von Kindern. Zusammen mit Orlindo Frick von “animationsfilme.ch” bespreche ich die Festivalsektion “Tricks for Kids” und den japanischen Langfilm Giovanni’s Island. Hintergründe zu Giovanni’s Island liefert Produzent und Drehbuchautor Yoshiki Sakurai.

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Den von uns beiden empfohlenen Kurzfilm Zebra gibt es übrigens auch im Netz zu sehen. Der Autor, dessen Buch in Giovanni’s Island eine so wichtige Rolle spielt heißt Kenji Miyazawa. Leider ist sein bekanntester Roman “Night on the Galactic Railroad” nicht auf Deutsch erschienen.

Auf kino-zeit.de habe ich heute die Frage gestellt, wieviel Reden auf einem Festival allgemein so gut tut.