Das ultimative Ranking der Glitzer-Einhorn-Feenwelten

Mein Kind ist jetzt viereinhalb Jahre alt. Seine früh erwachte Liebe zu Tieren und zu Dingen, die glitzern, hat es schneller als das wahrscheinlich der ganzen Familie lieb war, auf die Spur der diversen Angebote für Kinder zwischen 3 und 12 Jahre geführt, in denen sich magische Wesen aller Art tummeln. Einhörner sind eigentlich immer dabei, Feen oder Elfen meistens, dazu kommen je nach Laune Meerjungfrauen, Greife, Mantikore und andere magische Tiere und Pflanzen. Rosa und Lila sind meist die dominanten Farben, es geht um Kristalle und Regenbögen, Wünsche und Vollmondmagie.

Als Vater mit Fantasy-Hintergrund und Interesse für sowohl Worldbuilding als auch Franchising, kann ich diese Produkte nicht einfach ignorieren, obwohl ich sie fast nur per Osmose aufnehme. Zu sehr fasziniert mich, wie genau die Macher*innen die immer gleichen Motive variieren und neu zusammensetzen, um am Ende etwas zu erschaffen, das im Endeffekt genau ist, wie alles andere, was es bereits gibt. Hauptsache am Markt mitmischen.

Mir blieb daher nichts anderes übrig, als mich zumindest oberflächlich in die zu den jeweiligen Produkten ausgedachten Mythologien und Welten einzulesen und auf der Basis meines Wissens diese ultimative Liste zu erstellen. Man wird diese Welten nicht mehr los, sie sind zu erfolgreich. Also lohnt es sich wenigstens, zu wissen welche die schlimmsten (und die am wenigsten schlimmen) sind.

8. Einhorn-Paradies

© Coppenrath

Was es ist: In erster Linie eine Buchreihe im Coppenrath-Verlag, aber natürlich gibt es auch Hörspiele, ein eigenes Magazin mit Klimbim-Extras und Merchandising-Produkte.

Wer dahinter steckt: Einhorn-Paradies ist ein Spinoff des im gleichen Verlag erschienenen Lilifee-Universums von Monika Finsterbusch (s.u.). Die Geschichten schreibt die Autorin Anna Blum, die Illustrationen stammen von Julia Gerigk.

Stil: Das Einhorn-Paradies ist etwas pastelliger als seine Mitbewerber, der Illustrationsstil etwas verspielter – angelehnt an das Lilifee-Universum.

Kosmologie: Die Einhörner leben auf einer Gruppe von Inseln mit sprechenden Namen wie Glimmerland und Blütenaue. Die Vergnügungsinsel Traumriff wird nur zu bestimmten Anlässen geöffnet. Das Leben der Wesen auf den Inseln dreht sich stark um den Fruchtbarkeitszyklus der Natur.

Hauptfiguren: Die drei Haupt-Einhörner der Geschichten heißen Rosie, Blue und Vanilla, was jeweils ihre Fellfarbe beschreibt.

Zentrale Konflikte: In quasi jedem Band stimmt irgendwas mit der Magie der Einhorninseln oder einzelner Figuren nicht.

Urteil: Viel bin ich bisher mit dem Einhorn-Paradies noch nicht in Berührung bekommen, aber ich fand es mit Abstand die doofste aller Glitzerwelten, einfach weil die Welt so papierdünn ist und die pastelligen Illustrationen nicht helfen.

7. Bayala

© Blue Ocean Entertainment

Was es ist: Eine Welt voller Einhörner, Elfen und Meerjungfrauen, herumgestrickt um die Spielfiguren der Firma Schleich. Dazu gibt es auch ein Magazin, einen Film und ein Videospiel.

Wer dahinter steckt: Soweit ich es recherchieren konnte, launchte das ehemalige Traditionsunternehmen Schleich die Marke Bayala 2012 um seinen sonst eher neutralen (oder bereits extern gebrandeten) Figuren eine eigene Franchise-Spielwelt zu geben, die sich in andere Medien erweitern lässt.

Stil: Die Bayala-Figuren sind die barocksten von allen. Einhörner wie Elfen haben übermäßig lange Haare mit üppigen Stylings. Ihre ausgebreiteten Flügel nehmen im Regal wie im Rucksack sehr viel Platz weg.

Kosmologie: Bayala hat helle und dunkle Elfen, die in ständiger Fehde zueinander stehen. Die Meervölker leben in einem eigenen Land namens Meamare.

Hauptfiguren: Alle Figuren haben zweisilbige Namen wie Jaro, Sera und Surah (not kidding), außer Elfenkönigin Eyela.

Zentrale Konflikte: Im Film geht es um das beliebte Thema “Die Magie stirbt aus”, in einem Comic, das ich vorlesen musste, ging es um Elfen vs. Dunkelelfen.

Urteil: Bayala ist schon ziemlich schrecklich, einfach weil es so generisch ist, aber so tut, als wäre es gewichtig. Die Auflösung in einer Geschichte über eine Schatzsuche, die ich vorlesen musste, war tatsächlich “Der wahre Schatz ist Freundschaft”.

6. Sternenschweif

© Kosmos

Was es ist: Eine Buchreihe, die eine Abwandlung des “Mädchen und Pferde”-Genres ist, in der das Pferd heimlich ein Einhorn ist, was aber nur seine Besitzerin weiß. Hörspiele gibt es auch, sowie andere gebrandete Buchprodukte wie Freundschaftsbücher und Poesiealben.

Wer dahinter steckt: Die britische Autorin Linda Chapman hat insgesamt 15 Sternenschweif-Bände geschrieben, danach wurde die Geschichte von diversen Ghostwritern ad nauseam fortgesetzt. In Deutschland erscheinen die Bücher bei Kosmos.

Stil: Sternenschweif hat vor einigen Jahren ein Makeover von der Illustratorin Anna-Lena Kühler bekommen, die einen relativ poppigen Airbrush-Stil mit sehr kindlich aussehenden Menschen pflegt. Allgegenwärtig sind aber noch die alten Sternenschweif-Cover und -Bilderbücher, deren Stil aussieht, als wäre er direkt aus den “Three Wolf Moon”-mäßigen 80er-Jahren aufgetaut worden, inklusive sehr viel Glitzer.

Kosmologie: Alle Einhörner haben “Hüterinnen”, die ihr Geheimnis kennen, es gibt aber auch noch eine darüber hinausreichende Mythologie mit der Einhornwelt Arkadia, die weiteren komplizierten Regeln folgt.

Hauptfiguren: Die Hauptfigur heißt Laura, ihr Pony Sternenschweif muss von ihr mit einem Zauberspruch in eine Einhorn verwandelt werden, dann kann es auch fliegen und (mit tiefer männlicher Stimme) sprechen. Laura hat eine Familie, Freundinnen und lernt im Laufe der Zeit auch einige andere Hüterinnen kennen.

Zentrale Konflikte: Meist geht es darum, anderen Menschen zu helfen oder die Welt der Einhörner zu retten.

Urteil: Sternenschweif passt nicht so ganz in die Reihe, da es nicht wirklich in einer eigenen Welt spielt, aber es ist mir durch die schrecklichen Hörspiele dazu nachhaltig vergällt und ich will davor warnen. So unmusikalisch muss man erstmal sprechen können. Auch die Geschichten selbst sind merkwürdig konservativ und langweilig. Der ganzen Serie fehlt es an Witz oder Überraschung.

5. Einhorn Glitzerglück

© HABA

Was es ist: Eine lose designte Welt rund um vier Einhörner und einen Hasen, die im Wolkenland leben und dort Abenteuer erleben.

Wer dahinter steckt: Die Spiele- und Spielzeugfirma HABA, die ein gemeinsames Branding für Kleinkinderspiele (ab 2,5 Jahren) und angeschlossene Merchandising-Produkte suchte. Illustriert werden die Einhörner von Simone Roehe.

Stil: Die Glitzerglück-Einhörner sind, der Zielgruppe entsprechend, noch ein gutes Stück runder und kindlicher als ihre Äquivalente aus anderen Welten.

Kosmologie: Im Wolkenland existiert das Wolkenschloss und der Wolkengarten, in dem ein Kirschbaum steht.

Hauptfiguren: Glitzerglück (pink), Sternenstaub (gelb), Wunderblume (lila) und Zauberwirbel (türkis) sowie der Hase Finni (pink).

Zentrale Konflikte: keine

Urteil: “Glitzerglück” hat keine Handlung und keine ernstzunehmenden Charaktere. Ich kann mich aber nicht erwehren, eine gewisse Genialität im Zusammen-Branden mehrerer Spiele, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, für eine spezifische Zielgruppe zu sehen – Spätkapitalismus at its best.

4. Prinzessin Lilifee

© obs/Coppenrath Verlag/Blue Ocean Entertainment AG

Was es ist: Eine 2004 geschaffene Feenfigur, deren Freundesensemble, zunächst in Büchern, dann in Hörspielen, Serien, Musicals, Magazinen und Filmen stetig gewachsen ist und die zudem von Anfang an eine riesige Barrage an Merchandising-Artikeln schmückt.

Wer dahinter steckt: Die Autorin Monika Finsterbusch und der Coppenrath-Verlag (sowie hunderte Lizenznehmer).

Stil: Lilifees zentraler Stil sieht aus wie mit Buntstiften gemalt, zentrales irritierendes Merkmal ist der dauerhafte Kussmund der Hauptfigur.

Kosmologie: Lilifee lebt in einem Blütenschloss mit Zaubergarten, der wiederum im Feenreich liegt. Diverse andere Länder bieten jedes Setting, das die Geschichte benötigt: Meer, Dschungel, Orient etc.

Hauptfiguren: Lilifee hat eine ganze Reihe Freunde, darunter die Mäuse Cindy und Clara, der Frosch Carlos, der Käfer Oscar, der Hase Henri, das Schwein Pupsi (!) und natürlich auch ein Einhorn namens Rosalie. Auch andere Figuren, andere Feen, Hexen, Meervölker und Elfen, tauchen in regelmäßigen Abständen auf.

Zentrale Konflikte: Die Lilifee-Geschichten sind vielfältig, aber im Kern geht es fast immer darum, das etwas mit der Welt nicht stimmt, das von der Fee und ihren Freunden geradegerückt werden muss. Lilifees Auftrag (und Fluch) ist, dass sie immer für andere da ist und ihnen hilft.

Urteil: Lilifee ist in Deutschland das originale Franchise für Leute, die sich über rosa Glitzerwelten für Mädchen aufregen möchten, und hat durch ihre schiere Dominanz über die Jahre viel Kritik auf sich gezogen (etwa dieser Artikel von 2009). Es lässt sich sicher argumentieren, dass hier Care-Arbeit als typisch für Mädchen glorifiziert wird, die Welt ist auch tatsächlich eine Spur zu niedlich und zuckersüß, aber die Geschichten bilden durchaus eine Vielfalt von Konflikten und Ideen ab und beweisen dabei auch immer wieder Humor.

3. Centopia

© Hahn Film/m4e

Was es ist: Die Welt von Mia and Me, einer Fernsehserie (und seit diesem Jahr ein dazugehöriger Kinofilm), in dem ein Mädchen in einem Internat mithilfe eines magischen Buchs in eine Einhorn-Feenwelt reist, in dem sie selbst eine Fee ist.

Wer dahinter steckt: Das deutsche Trickfilm-Urgestein Gerhard Hahn (Werner: Beinhart) produzierte die Serie erstmals 2011 als deutsch-italienisch-kanadische Koproduktion.

Stil: Mia and Me ist ein Mix aus Realfilm und 3D-Animation. Die Figuren sind stark an Anime-Ästhetik angelehnt, aber europäisch “abgerundet” und in ihren Farben um einiges intensiver als die anderen Kandidaten dieser Liste.

Kosmologie: Die Welt Centopia ist eine Insel, die aussieht wie ein Einhornkopf, und enthält alle Landschaftstypen, die es für die Geschichten braucht. Während Mia in Centopia ist, vergeht in unserer Welt keine Zeit.

Hauptfiguren: Mia ist ein 12-jähriges Mädchen, das in Florenz auf ein Internat geht und dort einen Freund namens Vincent hat. In Centopia stehen ihr die Elfen Mo und Yuko sowie der tapsige Sidekick Phuddle zur Seite. Gemeinsam kämpfen sie gegen die böse Panthea, ihre Handlangerin Gorgona und deren Munculus-Armee.

Zentrale Konflikte: Panthea will durch das Jagen von Einhörnern unsterblich werden. Mia und ihre Freunde versuchen das immer wieder zu verhindern. Im Realfilm-Teil geht es um die typischen Kämpfe eines präpubertären nicht-populären Mädchens.

Urteil: Auch wenn die Animationsfiguren schlimm aussehen, geht es hier immerhin um echte Geschichten, die aufeinander aufbauen und eine gewisse Kohärenz aufweisen.

2. Ayuma

© Playmobil

Was es ist: Die Feen-Glitzerwelt von Playmobil, zu der es neben Spielfiguren auch eine Kurz-Serie auf YouTube gibt.

Wer dahinter steckt: Der deutsche Spielwarengigant Playmobil.

Stil: Ayuma hebt sich von den anderen Glitzerwelten durch einen Goth-Fantasy-Anstrich ab. Viele Szenen spielen in der Nacht, in der das Mondlicht für einen fluoreszierenden Look sorgt.

Kosmologie: Ayuma spielt im Feenwald, in dem es verschiedene Feen-Stämme gibt, darunter Forest Fairies, Crystal Fairies und Knight Fairies, die jeweils eigene Tier-Kameraden haben.

Hauptfiguren: Elvi, Leavi und Josy sind Feen unterschiedlicher Stämme, die gemeinsam Abenteuer erleben.

Zentrale Konflikte: In Ayuma dreht sich alles um die Macht von Kristallen, aus denen die Feen ihre Energie ziehen und um die es natürlich regelmäßig Streit gibt.

Urteil: Ayuma ist in Sachen Glitzergedöns und Augengröße der Hauptfiguren natürlich genauso schlimm wie alle anderen Welten, aber irgendwie hat es mir der stärker in Richtung Fantasy lehnende Stil und die Diversität der Hauptfiguren angetan – hier geht es endlich mal nicht nur um Wolken, Blumen und magischen Glitzerglanz in rosa, blau und gelb. Manche Fairies sehen aus, als wären sie direkt aus RuPauls Drag Race entsprungen.

1. Equestria

© Hasbro

Was es ist: Die Welt der “My Little Pony”-Spielzeuglinie von Hasbro und der angeschlossenen Serie My Little Pony: Friendship is Magic.

Wer dahinter steckt: Das erste “My pretty Pony” von Hasbro wurde bereits 1981 erfunden und die ursprünglichen “My Little Pony”-Spielzeuge brachten in den 80ern und 90ern auch schon animierte Filme hervor, doch hinter dem erstaunlich erfolgreichen Reboot, aus dem auch die Welt Equestria stammt, steckt die Autorin und Animatorin Lauren Faust (Powerpuff Girls).

Stil: Lauren Fausts Stil arbeitet mit einfachen Formen und Linien sowie einem deutlichen Bekenntnis zur Zweidimensionalität (die Serie wurde ursprünglich in Flash animiert), das ihre Herkunft aus den Cartoon-Network-Shows der 90er verrät.

Kosmologie: Equestria ist ein Kontinent auf einer erdähnlichen Welt, der stark an Nordamerika erinnert und sich ansonsten an klassischen Fantasy-Elementen orientiert.

Hauptfiguren: Die eifrige Einhornprinzessin Twilight Sparkle und ihre Freunde Applejack, Rarity, Fluttershy, Rainbow Dash und Pinkie Pie sowie der Drachen-Sidekick Spike.

Zentrale Konflikte: Auf Equestria gibt es immer etwas zu tun und das Gegengift ist immer Freundschaft, wobei Freundschaft viele verschiedene Formen annehmen kann und durchaus auch Schwierigkeiten mit sich bringt.

Urteil: Zugegeben: Meine unmittelbaren Erfahrungen mit My Little Pony beschränken sich auf den Kinofilm von 2017, der mich überraschend, aber auch nicht ganz überraschend, um seinen Finger gewickelt hat. Da hinter dem Film aber das gleiche Team wie hinter der Serie steckte, vermute ich, dass auch diese (und der Erfolg gibt ihr da recht) die gleiche Mischung aus All-In-Cuteness bei gleichzeitiger Subversion derselben beherrscht. Diese Mischung habe ich bei keiner der anderen Welten entdecken können, auch wenn einige sich ab und zu ein wenig albernen Humor erlauben. Und auch wenn Equestria, genau wie all ihre Cousins und Kusinen, auch nur ein Setting ist, das geschaffen wurde, um Spielzeuge zu verkaufen, so hat es sich und seine Charaktere über die Jahre doch am stärksten davon emanzipiert und lässt sich auch ganz gut ohne daran anschließende anstrengende Gespräche im Spielzeugladen genießen.

Was habe ich vergessen? Hinweise und Beschwerden bitte in die Kommentare!

Postapocalypse Now!

Photo by frank mckenna on Unsplash

Ich habe angefangen, Nevil Shutes Roman On the Beach von 1957 zu lesen, und die ersten Kapitel begeistern mich. Sie zeigen einen postapokalyptischen Alltag, den ich so viel interessanter finde, als alles andere, was ich bisher gesehen habe.

Das Setting des Buchs: Die Nordhalbkugel hat sich per nuklearem Krieg gegenseitig ausgelöscht, aber in Australien sind keine Raketen gelandet und deswegen geht dort das Leben vorerst relativ normal weiter. Strom wird aus Kohlekraft erzeugt, nur Öl gibt es nicht mehr. Also fahren die Menschen seit einigen Jahren kein Auto mehr, sondern Zug, oder sie sind wieder auf Pferdekarren und Fahrräder umgestiegen.

Alle erwarten, dass der Fallout schon irgendwann auf die Südhalbkugel driften wird und auch in Australien alles vergiftet, aber das dominante Gefühl ist ein “neues Normal”. Amerikanische Soldaten, die zufällig in Australien stationiert waren, und jetzt ihrer Heimat und ihren verstorbenen Frauen hinterherweinen, werden eher als nerviges Ärgernis gesehen.

Das typische postapokalyptische Setting von Mad Max bis The Walking Dead gefällt sich eher darin, die Menschen auf ein urtümliches Niveau zurückzuwerfen, um zu verhandeln, ob unsere Spezies im Kern sozial oder eigennützig ist. Solche Szenarien eignen sich auch dafür, individuellen Heroismus wieder stärker ins Zentrum zu rücken und spannende Abenteuergeschichten zu erzählen. Als alternatives postapokalyptisches Setting ist im digitalen Zeitalter noch das Matrix-Szenario dazugekommen: Die Menschheit entflieht ihrer desolaten realen Welt durch fantastische virtuelle Welten.

Ich habe noch nicht viel Cli-Fi gelesen, aber gerade im Jugendbuch wird die Welt nach der Klimakatastrophe häufig eher als Kulisse für die genannten Abenteuergeschichten genutzt.. So verhält es sich etwa bei Sarah Raischs All That’s Left und bei Ursula Poznanskis Cryptos. Auch Paolo Bacigalupis The Windup Girl hat zwar ein sehr fantasievolles Worldbuilding, erzählt aber im Kern eine klassische Sci-Fi-Geschichte. Kim Stanley Robinsons The Ministry for the Future hat noch einmal einen anderen Ansatz und schreibt die Chronik der abgewendeten Katastrophe, oft eher aus der Vogelperspektive.

Die vergangenen Jahre haben eines noch einmal deutlich gezeigt: Wenn es wirklich zur Katastrophe kommt, egal ob durch Klima oder Atomkrieg, werden die meisten Menschen versuchen, ihr bisheriges Leben so nahtlos wie möglich aufrechtzuerhalten, bis es zu spät ist. Dieser Limbus-Zustand einer unverbesserlichen Menschheit, zu träge für echte Veränderungen, fasziniert mich.

Ich würde gerne mehr aus solchen Zwischenzukünften lesen, in denen die Welt leicht verschoben ist, aber die Menschen sich einfach an ein neues Normal angepasst haben. Wie eben während einer Pandemie, eines Extremwetter-Zeitalters oder während einer Energiekrise. Wir befinden uns schon fast in einer postapokalyptischen Welt. Wenn wir in ein paar Jahren die Gradziele des menschgemachten Klimawandels gerissen haben, werden wir dort endgültig angekommen sein. Und es wird eben keine Mad Max-Wüstenei sein, sondern die gleiche Erde wie zuvor, nur deutlich unangenehmer.

Ich habe erst wenige Kapitel von On the Beach gelesen und weiß noch nichts darüber, wie das Buch weiter- und ausgehen wird. Angesichts der Tatsache, dass die Hauptfigur ein Marineoffizier ist, der drauf und dran ist, in einem U-Boot aufzubrechen, befürchte ich Schlimmes und Tragisches. Aber der Anfang dieses 65 Jahre alten Romans beschreibt das Gefühl unserer nahen Zukunft besser als alles, was ich bisher kannte. Plus ça change.

Lesetipps gerne in die Kommentare!

Journelle

Meine erste re:publica 2014 war ziemlich magisch. Sie bestand eigentlich nur daraus, die besondere Atmosphäre eines Ortes einzusaugen, von dem ich über Jahre immer wieder so viel gehört hatte. Dazu gehörte auch, ganz viele Menschen, deren Worte ich seit Jahren im Internet las, mal persönlich zu treffen.

Irgendwann saß ich zwischen zwei Veranstaltungen in den Stuhlreihen und hörte, wie sich hinter mir zwei Personen unterhielten, die ich kannte und schätzte. Und weil in diesem Moment das Fandom mit mir durchging, tat ich etwas, was man eigentlich gerade als Mann gegenüber Frauen nicht tun sollte. Ich drehte mich um, und mischte mich ins Gespräch ein, einfach weil ich die beiden kennenlernen wollte. Später habe ich mich entschuldigt, und sie haben mir zum Glück verziehen. Eine der beiden Gesprächspartnerinnen war Patricia “Das Nuf” Cammarata. Die andere war Journelle.

Ich weiß ehrlich gesagt relativ wenig über die Einzelheiten von Journelles Internet-“Karriere”. Für mich zählt sie einfach zu den wichtigen deutschen Bloggerinnen der ersten (oder zweiten) Stunde, der auch den ursprünglichen Geist des Bloggens perfekt verkörperte. Jemand, der nicht aus dem Medienbetrieb stammt und das Blog als Brand Extension und Internetpräsenz hat, sondern der einfach viele interessante Gedanken in sich trägt, diese aufschreibt und damit bei anderen Resonanz erzeugt. An Journelles Blog-Essays, später an ihren Twitter-Threads und Vorträgen, zu Themen wie Feminismus, Sexualität und Körperbildern konnte man sich gut reiben, sie waren aber nie plumpe Provokation, sondern kamen immer aus dem gut informierten und reflektierten Geist eines klugen Menschen.

2015, auf meiner zweiten re:publica, habe ich Journelle wieder und etwas länger getroffen. Wir haben uns abends auf dem Gelände getroffen und sind schließlich noch zu zweit etwas trinken gegangen. Ich habe über die Jahre sehr oft an diesen Abend zurückgedacht. Es war eines dieser Erlebnisse, wo mir eine beinahe Fremde in kürzester Zeit zu einer engen Vertrauten wurde, mit der ich Gedanken austauschte und der ich sehr private Dinge erzählen konnte, gerade weil wir uns eigentlich nicht kannten. In diesem Gespräch habe ich auch ein bisschen mehr über ihr Privatleben erfahren, aber wir gingen auseinander in diesem merkwürdigen Internetfreundschafts-Zwischenzustand, wo man nicht wirklich befreundet, aber einander auch nicht mehr fremd ist.

Das letzte Mal, dass ich direkt mit Journelle zu tun hatte, war 2020, als sie freundlicherweise zu Beginn der Pandemie ein kurzes Podcastgespräch mit mir geführt hat. (Im “Briefcast” war sie zwischendurch auch selbst zur Podcasterin geworden.)

Das letzte Mal, dass ich über sie gesprochen habe, war ironischerweise auf der diesjährigen re:publica und wieder mit Patricia, die mir sagte, dass Elena eigentlich auch irgendwo rumlaufen sollte. Gesehen habe ich dann sie leider nicht, aber ich habe mich immer auf den Moment gefreut, wo ich endlich die Gelegenheit dazu haben würde. Es hätte viel zu besprechen gegeben und alleine die Vorfreude auf die Wiedersehensfreude hat einen kleinen Motor in mir am Laufen gehalten.

Als ich heute morgen erfahren habe, dass Journelle vor ein paar Tagen überraschend gestorben ist, ist mir ein Blitz ins Herz gefahren. Es macht mich schrecklich traurig, dass sie nicht mehr da ist, dass sie ihre Gedanken nicht mehr mit der Welt teilen wird, und das wir nie wieder miteinander sprechen werden können. Sie war eine großartige Person, die der Internetgemeinschaft und mir persönlich sehr fehlen wird. Ich denke an ihre Familie und wünsche ihr viel Kraft in der beschissenen, schwarzen Zeit, die folgt. Ich hoffe, es stärkt sie ein ganz kleines bisschen, dass Journelle ein von so vielen so geliebter und geschätzter Mensch war und dass ihre Erinnerung ganz sicher nicht schnell verschwinden wird.

Das Beste und Schlimmste an BeReal

Ich bin jetzt seit knapp drei Wochen bei BeReal angemeldet, der neuen Social-Networking-App, die ihre Nutzer einmal am Tag zu einer zufälligen Zeit auffordert, ein Bild mit beiden Kameras des Handys zu machen, und ich finde sie großartig. Internet hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht.

Ich hatte das verrückte Glück, sehr früh bei Facebook zu sein, nämlich bereits im Herbst 2005, als ich mein Erasmus-Semester in Großbritannien machte. An diese frühe Facebook-Zeit erinnert mich BeReal gelegentlich. Es gibt kein “Folgen”, sondern “Freundschaften”, die gegenseitig bestätigt werden müssen. Es ist angenehm, plötzlich wieder im kleinen Kreis zu sein. Ein Finsta-Account, der Ähnliches bewirkt hätte, war mir immer zu viel Arbeit.

Geteilt wird in der Regel banaler Alltag. Menschen, die vor Computern sitzen, vor Fernsehern, in Cafés, die Straßen herunterlaufen. Das finde ich erfrischend, nicht unbedingt aus dem meist zitierten Grund, dass viele Menschen auf sozialen Medien immer nur die hochglanzpolierten besten Seiten ihres Lebens zeigen und so bei allen anderen FOMO auslösen. Gerade bei Freunden und Bekannten kann ich mich in der Regel für sie freuen, wenn sie Urlaub machen oder andere tolle Dinge erleben. Was mich vielmehr begeistert, ist, dass ich die meisten dieser Menschen halt doch in erster Linie aus dem Internet kenne. Und ich es schön finde, ihre Wohnungen zu sehen, ihre day jobs, ihre Freizeitorte. Und nicht, wie anderswo (selbst auf dem allen Video-Pivots zum Trotz inzwischen sehr textlastigen Instagram), hauptsächlich ihre Meinungen oder die Meinungen von anderen, die sie teilen.

Der Modus der App sorgt auch dafür, dass ich mich endlich mal nicht heimlich dafür schäme, mein alltägliches Leben zu teilen. Ich werde ja sogar dazu aufgefordert. Wenn ich es nicht tue, kann ich auch nicht sehen, was die anderen machen. Anderswo, gerade auf Twitter, fährt immer die Angst mit, meine Follower entweder zu langweilen oder mir vorzukommen, wie ein unangenehmer Selbstdarsteller (was ich eventuell auch bin, aber ich versuche, es mir nicht dauerhaft anmerken zu lassen).

Interessant ist es auch, zu beobachten, wie selbst die auf größte Authentizität gedrillte App Inszenierung nicht verhindert. Frei nach Paule W.: Man kann nicht nicht inszenieren. Welchen Ausschnitt wählen die Nutzer*innen genau, wenn sie fotografieren, was vor ihnen ist? Grinsen sie, wenn die Frontkamera ausgelöst wird? Machen sie ein Peace-Zeichen? Gucken sie traurig oder geschafft? Achten sie darauf, dass sie gut zu sehen sind oder pflegen sie eine gezielte Nicht-Ästhetik? Drängen sich Freunde mit ins Bild? Mein Lieblingsmoment jeden Tag besteht darin, wie das social-media-affine Paar, von dem jeder seinen eigenen Account hat, sich regelmäßig gegenseitig fotografiert, weil es zum Zeitpunkt des Prompts gerade zusammen zu Abend isst oder Fernsehen schaut.

Es wird nicht lange dauern, bis BeReal entweder eingeht, weil es keine Einnahmequelle hat, oder von Werbung, Marken und Influencern eingenommen wird, wie jede andere App auch. Aber für den Moment genieße ich den Augenblick in der Ausprobier-Bubble.

Einen riesigen Nachteil hat der zufällig am Tag platzierte Prompt dann aber doch. Man kann den ganzen Tag unterwegs sein und spannende und schöne Dinge machen, aber BeReal meldet sich manchmal erst, wenn man abends erschöpft auf der Couch sitzt und irgendeine uncoole Serie guckt. Das ist doch gemein! Ich weiß, dass es genau darum geht, aber ich hoffe dennoch jeden Tag auf die Gnade des Zufalls. Die brauche ich doch! Ich muss doch beweisen können, dass mein Leben zwischendurch auch mal interessant ist!

Gottes Auge: Der wirklich geniale Kniff an This Is Us

This Is Them (c) NBC

Es gibt vieles, was man This Is Us vorwerfen kann (und ich denke, es ist zu Genüge geschehen). Die Serie um ein Drillingstrio, von dem eins Schwarz und adoptiert ist, ist oft genug kitschig. Sie ist melodramatisch und dreht bei allem, was mit Gefühlen zu tun hat, die Regler immer so weit nach rechts, das sie manchmal brechen. (Finde ich nicht nur verkehrt, vor allem wenn es um männliche Verwundbarkeit geht, aber sei’s drum.) Und sie hat alle Fallstricke einer Seifenoper, mit dramatischen Wendungen in einer solchen Häufigkeit, das es manchmal ins Absurde abdriftet. Insbesondere die Dichte an lange verloren geglaubten, plötzlich wieder auftauchenden Verwandten lässt an einen eher an die Klischees einer Telenovela denken, als an “Qualitätsfernsehen”.

Doch während ich gerade in der Mitte der 5. Staffel stecke (wir hatten zwischendurch fast zwei Jahre Pandemiepause gemacht, weil uns alles etwas too much war), bewundere ich aufs Neue, wie genial weniger die Handlung als der zentrale erzählerische Kniff von Dan Fogelmanns Serie ist. This Is Us spielt, das ist der erste große Reveal am Ende der Pilotfolge, parallel in verschiedenen Zeitebenen. Gleichzeitig zum Leben der Hauptfiguren als erwachsene anfangs 35-Jährige im Jahr 2016, erzählt die Serie auch die Geschichte der Eltern 35 Jahre zuvor.

In den ersten Staffeln hat das Ganze ein bisschen den Vibe von The Godfather – Part II. Die Szenen, die in den 80ern spielen, haben hauptsächlich Rückblenden-Charakter. Sie informieren Geschehnisse in der Gegenwart, bieten notwendigen Hintergrund, und dienen vor allem darum, ein sehr lange gezogenes Stück Suspense aufrecht zu erhalten. Wir wissen, dass Jack, der Vater von Kevin, Kate und Randall, gestorben ist, aber wir wissen nicht, wann und unter welchen Umständen. Bis diese Frage endlich aufgelöst wird, legt die Serie sehr viele falsche Fährten. Meisterhaft, aber irgendwann auch ein wenig ernervierend.

Von dieser Enthüllung befreit wird This Is Us ab Staffel 3 mutig. Sie multipliziert die Zeitebenen und springt nicht nur in verschiedene Zeiten zurück (inklusive der Kindheit der Eltern), sondern auch nach vorne, wenn die Kinder der Protagonist*innen bereits erwachsen sind. Gelegentlich baut sie dadurch die gleiche Fake-Spannung auf, indem sie einen schicksalhaften Moment vorwegnimmt und uns dann lange in der Schwebe hält, wie es dazu kam.

In den besten Fällen aber nutzt die Serie ihre Allwissenheit über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht nur eines Menschen sondern einer ganzen Gruppe, um wirklich wie mit dem Auge Gottes auf ihre Leben zu blicken. Sie tritt einen Schritt zurück und breitet das Leben ihrer Figuren wie einen geknüpften Teppich vor den Zuschauenden aus. Sie lässt uns die Fäden sehen, die sich vom Gestern ins Heute und ins Morgen ziehen, und die, die plötzlich enden, nur um vielleicht später wieder aufgenommen zu werden. Sie zeigt uns, wo Pfade auseinandergehen und wieder zusammenfinden oder neue Abzweigungen bilden. Sie lässt uns Menschenleben als Ganzes betrachten, nicht nur durch den schmalen Sehschlitz, der unser Alltag ist.

Man stelle sich vor, man besäße diese Fähigkeit für sein eigenes Leben. Möchte man das überhaupt? Psychotherapie versucht es manchmal. Alle Karten auf den Tisch legen und versuchen, die Muster zu erkennen. Aber This Is Us sieht eben nicht nur die Kausalitäten aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Es kann auch noch sehen, ob wir die Versprechen, die wir uns heute geben, halten werden, und wer noch dabei sein wird, um uns daran zu erinnern. Wer diesen Auge hat, der besitzt ein mächtiges Werkzeug. Es lässt ein ein kleines bisschen ehrfürchtiger auf uns Menschen und unsere Verstrickungen blicken. Und das ist etwas Besonderes.

Gibt es ein Revival der interaktiven Fiktion?

Jannis Schakarian, ich, Christoph Rieth. Bild: Bernd Zywietz

Am 11. Juni konnte ich auf der TXT, der offiziellen Strand-After-Hour der re:publica 2022, ein Panel zum Thema “Gibt es ein Revival der interaktiven Fiktion?” moderieren. Mit mir auf der Bühne saßen Jannis Schakarian, Autor der “Hastig”-Textabenteuer, und Christoph Rieth, der Leiter der MDR Digitalkoordination, die das interaktive Hörspiel “Schloss Einstein: Mission to Mars” produziert hat. So lautete die Session-Beschreibung:

“Choose Your Own Adventure!” und “You are the hero!”. Mit Sätzen wie diesen begann in den 70ern ein Genre von interaktiven Texten, das erst 20 Jahre später durch die endgültige Dominanz von grafischen Computerspielen aus dem Mainstream verdrängt wurde. Von einer kleinen Nische an Aficionados als “Interactive Fiction” am Leben erhalten, studiert und weiterentwickelt, erlebt es zurzeit durch Voice Technologie und Retrogaming-Trends ein Comeback.

Im Gespräch finden wir heraus, ob es tatsächlich ein Revival der interaktiven Fiktion gibt. Die beiden Schöpfer sprechen darüber, welche Herausforderungen und Chancen darin liegen, den Nutzer ins Zentrum der Geschichte zu stellen und welche Möglichkeiten neue Technologie für die Zukunft der Gattung eröffnet.

Ich konnte das knapp 45-minütige Gespräch mitschneiden und habe es im Feed des LEXPOD veröffentlicht.

Bild: Bernd Zywietz

How to solve every Actorle in less than 3 Tries

This is as big as the logo gets on the site.

Of all the Wordle-derived internet puzzles, Actorle has turned out to be my favourite. Unlike Heardle or Framed, which strongly depend on you really knowing the song or movie the puzzle is looking for, with no chances of simply guessing it, Actorle – much like the original Wordle – relies on a lot of context clues that can lead you to an answer, even if you don’t know every actor that ever lived. (To be honest, Actorle doesn’t even care about most actors that worked before 1975, so you don’t even have to know that many actors, anyway.)

If you have never played Actorle, the puzzle is looking for an actor every day. As hints, it provides you with a list of films the actor has appeared in, with Xs where the letters of the title should be. It also lists the genres of those movies and the average IMDB score. Once you guess an actor, it tells you how old that actor is and if the actor the puzzle is looking for is much or a little older or younger. It also reveals the titles of all the films the guessed actor has appeared in.

This means that the best way to solve Actorle is actually identifying one or more of the films in the list and then finding the actor that appeared in all of them. This might sound obvious, but it’s worth stating nevertheless.

So, what is the best way to identify the films? I mostly look at the IMDB scores first. Scores above 8 are often films that were either box office successes, won awards or became cult hits. In other words: These are the films you are most likely to know, so look at them first. (This has gotten more difficult since Actorle changed its listing criteria to be independent of IMDB scores, recently.)

This will have to do. The title is probably “The something of the something”.

The second thing I look at, are the genres. If you look at the genres across all the listed films, you will get a general sense of what kind of actor you are looking for. For a character actor, the list will mostly display tags like “drama”, “history” or “romance”. Typical mainstream actors of the 21st century will probably will have lots of “fantasy” and “science-fiction”, because those are used for all the franchise movies that dominate screens in our era. Keep an eye out for less frequent tags like “sport”, “war” or “horror”. There are often not that many films of these genres in a given year, which will make it easier to identify them.

Now, what could this be?

Finally, look at the titles. More precisely, look at their punctuation. Especially if you’re looking for an actor who has appeared in some franchise movies, there will be colons, dashes and repeating patterns of Xs that make movies fairly easy to identify.

It wasn’t very good, but typographers were happy.

Once you are quite certain that you have identified at least one film in the list, have one last look at the year of the first film listed. This is probably the first major role the actor played. Most actors get their first major part somehere between the age of 18 and 25, so the release date of the first film in the list might clue you in on the age of the actor you are looking for.

We’re close.

Is the first-billed in the right age range? Then it’s probably them. It’s not unusual to solve Actorle on your first try.

If you didn’t solve it, but you guessed at least one movie correctly, you should have enough clues to find the right answer within the next two tries. Good luck!

Did you remember he was in a Tomb Raider movie?

69 kurze Podcast-Höreindrücke

Eines Tages werden uns allen die Symbolbilder ausgehen.

Im #Podcapril habe ich als Selbstversuch einen Monat lang nur Podcasts gehört, die ich noch nicht kannte. Hier im Blog steht auch warum und was ich dabei gelernt habe. Zu jedem Podcast habe ich auf Twitter einen kurzen Höreindruck geteilt, den ich hier an manchen Stellen etwas ergänzt habe. Da ich von jedem Podcast nur eine Folge gehört habe, möchte ich die Höreindrücke nicht als echte Kritiken verstanden wissen, das wäre den Podcasts gegenüber unfair.

  1. Rice and Shine #54 – Mai Thi Nguyen-Kim / Sympathische Moderatorinnen, gut geführtes Interview, der persönliche Blick aus einem anderen Hintergrund bereichert immer. “Rice and Shine” wäre die Art Produktion, die ich mir bei unendlich viel Zeit sicher auch öfter anhören würde – und eine, für die eine Programmzeitschrift für herausragende Folgen sich für mich lohnen würde.
  2. Fix und Vierzig #7 – Onlinedating / Auch hier: immer gut, mal eine andere Seite zu hören. Männer sind anscheinend wirklich ziemlich armselig. Ich bin nicht die Zielgruppe, und kann mich daher wohl nicht so oft nickend bestätigen lassen, wie es das Konzept vorsieht – Podcast als Selbstbestätigung, als ein dankbares “Ich bin also nicht allein”, scheint mir ohnehin ein beliebtes Motiv zu sein.
  3. Feel the News #5 – Toxic Wokeness / Fand ich gerade zu einem Thema, in dem es um Perspektivwechsel geht, erschreckend selbstbestätigend und noch schwach in der Balance zwischen Script und Spontaneität. Als Bonus kann man zählen, wie oft Sascha Jule das Wort abschneidet.
  4. Vollkommen unperfekt 30.3. / Dispatch aus der Achtsamkeits-Influencer-Bubble. Obwohl ich dafür inhaltlich nur bedingt zu haben bin, mag ich diese Solo-Erzählform immer noch und bewundere das Selbstbewusstsein der Menschen, ihr eigenes Leben so selbstverständlich zu präsentieren. Ich finde es auch für Influencer und ähnliche Menschen mit Jünger*innen eine einfache und sehr intime Art, mit Leuten in Kontakt zu bleiben, die mir etwas nachhaltiger erscheint als Instagram-Stories.
  5. Drinnies #64 / Ich kann völlig verstehen, warum Menschen das gerne hören. Es ist sympathisch, low-key witzig und verlangt den Hörenden nichts ab – reine Entspannung. Irgendwie sind diese “Lustige Geschichten aus dem Leben”-Comedy-Podcasts einfach nichts für mich. Das zeigt auch, mit welchen unterschiedlichen Motiven Menschen Podcasts hören.
  6. Sport Inside – Das perfekte Verbrechen / Sehr gut, dass es diesen Podcast gibt, aber die konkrete Folge (Teil 3 der verteilten Miniserie) hat mich leider aufgrund der Präsentation und des Tonfalls des Interviewpartners immer wieder geistig aussteigen lassen.
  7. Zeitansage – 15:26 / Ziemlich sicher von allen Folgen dieses Tagesereignisses die beste.
  8. Women in War – Folge 1 / Ich finde die Idee so gut, aber ich wünschte, man könnte solche Geschichten ohne diese Mischung aus Sensationalismus (vor allem im Sound Design) und ausgestellter Betroffenheit erzählen. Eine Abneigung gegen diese Art von Präsentation, die den Hörenden immer wieder erzählt, was sie gerade fühlen sollten und wie krass das ist, was sie hören, ist aber ein Pet Peeve von mir. Viele andere scheinen sie ja zu mögen, sonst würde sie nicht immer wieder bedient.
  9. Audio:viel 29 / Bisher war ich immer von der Länge abgeschreckt, aber ich fand’s ganz wunderbar (nachdem ich Teile des Anfangsgeplänkels übersprungen hatte). Christiane Attig mag ich sowieso, aber hab mich hier insgesamt sofort zu Hause gefühlt. Menschen, mit denen ich rumhängen will. (Spoiler: Das werde ich auch. In der nächsten Ausgabe von Audio:viel darf ich zu Gast sein.)
  10. 9/12 #1 / Wie wurde aus dem Ereignis 9/11 die Erzählung 9/11, die als Rechtfertigung für alles Mögliche herhalten musste. Von Dan Taberski (Running from Cops) gewohnt souverän erzählt und eine interessante Idee. Hat Preise gewonnen und werde ich vermutlich bei Gelegenheit bingen.
  11. Narcoland #1 / Sympathisch und mit der richtigen Mischung aus Naivität und Professionalität. Das Thema interessiert mich wahrscheinlich nicht genug zum Weiterhören.
  12. Tadschu #1 – Hat mich als selbst Enkelkind eines staatenlosen Ausländers sehr interessiert. Super produziert und recherchiert. Persönlich. Manchmal etwas sprunghaft. Dennoch Empfehlung. Erstaunlich, dass Menschen solche Projekte auf eigene Faust realisieren. (Der Podcast-Podcast Ohrensessel hat gerade noch einmal ausführlicher hingehört.)
  13. Kein Mucks – Besuch nach Büroschluss / Bastian Pastewka präsentiert alte Krimihörspiele, liebevoll und mit genau der richtigen Mischung aus ironischer Distanz und echtem Interesse. Viel besser als erwartet! (Empfehlung dazu: das Interview mit Redakteurin Lina Kokaly im Newsletter “Mixdown”)
  14. Plastisphere #7 – Bioplastics / Lots of Germans speaking to each other in English, just like Twitter. Superviel gelernt, top produziert (gerade auch Musik- und Atmoauswahl, es ist erstaunlich wie der Anbieter “Blue Dot Sessions” einen Sound geschaffen hat, in dem ich mich, von NPR Podcasts kommend, sofort zu Hause fühle) und kompakt. Klasse!
  15. Geschichten aus der Geschichte #243 – Irischer Whisky / Dieses “Einer erzählt dem Anderen etwas zuvor Recherchiertes”-Format finde ich schon länger total gut. Interessemäßig werden mich diese Historien-Anekdoten nie ganz abholen, aber sympathischer kann man es kaum machen.
  16. All Good Podcast #71 – grim104 / Lockeres Interviewformat im Kumpelgespräch-Modus. Der Interviewer Jan Wehn stellt keine unangenehmen, aber doch tief bohrende Fragen. Am Ende weiß man ein bisschen mehr über den Künstler.
  17. Fashion the Gaze – Damengambit / Eine echte Entdeckung für mich! Ein leicht verschobener, auch anders professionell geprägter Blick auf Realität, Fiktion und das Verhältnis dazwischen. Zum Glück wurde die Aufnahmetechnik inzwischen noch verbessert. Abo!
  18. Der Hörbuchwelten Podcast – Female Audiobooks / Das war nicht mein Fall. Wirkte trotz halbwegs professioneller Produktion unbeholfen und oberflächlich. Trotz des Service-Charakters des Formats hatte ich nicht das Gefühl, etwas zu lernen oder einen Überblick zu erhalten. Sorry
  19. Die Skorpion und Batterie Show – Ausgabe vom 19.12.21 / Wie bereits erwähnt, bin ich Solo-Podcasts gar nicht abgeneigt – mit einer Late Night Show hat das Ganze für meine Ohren aber wenig zu tun, insofern war ich verwirrt.
  20. Die akustische Enttäuschung #75 / Gutes, professionelles (nie ins insiderige abdriftende) und dennoch persönliches Gespräch. Gerne gehört und was gelernt. Die Ironie im Podcasttitel finde ich allerdings … enttäuschend.
  21. 99% Invisible #450 – Stuff the British Stole / Eigentlich gar keine 99pi-Folge, sondern Folge 1 eines eigenen Podcasts mit einem sehr charismatischen Host, Marc Fennell. Tolles Konzept super umgesetzt und ich mag diese Art der Kuration mit anschließendem Interview sehr!
  22. Quoted #1 / Interessante Hosts, die sich aber erst noch finden müssen; Thema war mir trotz guter Gedanken und gutem Gast etwas unfokussiert und mäandernd betrachtet. Und warum heißt der Podcast “Quoted” wenn niemand zitiert wird?
  23. Sternenbuch #100 / Wenn die Gästin den Moderator am Anfang erst animieren muss, läuft irgendwas falsch. Dann sagt er am Ende sogar, es sei ein Lieblingsfilm von ihm. Ich war verwundert, denn er klang die ganze Zeit eher gelangweilt. Pluspunkt für’s kompakte Gespräch.
  24. Der ganz formale Wahnsinn #41 / Nicht ganz so begeistert wie der Kollege von Übermedien, aber diese Art kompaktes Laien-Fachgespräch dürfte es gerne öfter geben und gerne auch immer so locker wie hier.
  25. Kino 90 Podcast 17 / Konzept und Hosts durchaus nicht verkehrt. Viel Wissen vorhanden, das Bedürfnis, der eigenen Nostalgie nachspüren zu wollen, kann ich total nachempfinden. Das Format ist mir nur persönlich zu laberig. It’s not you, it’s me.
  26. FRÜF Podcast #004 / Sehr differenzierte Diskussion und journalistische Aufarbeitung eines Themas, das an mir völlig vorbeigezogen war, nämlich der Vergewaltigungsworwürfe gegen Cristiano Ronaldo. Jetzt weiß ich Bescheid, danke.
  27. Our Opinions are Correct – Monstrous Women / Sachverstand und gute Vorbereitung trifft auf angenehme Gesprächskultur. Habe ich abonniert und auch schon weiterempfohlen – die weiteren Folgen fand ich aber bisher nicht so gut, wie diese erste, die ich gehört habe. Steht also wieder auf dem Prüfstand.
  28. Queek #86 / Gute Gedanken, aber diesmal hätte ich es wahrscheinlich wirklich lieber gelesen als gehört (da ich auch die Filme alle nicht gesehen hatte).
  29. Schamlos #40 – Böse / Wie genial ist bitte diese Idee, Diskussion mit Impro-Comedy zu kombinieren? Warum gibt es das nicht öfter? Thematisch ebenfalls gut. Diesmal muss ich sagen, dass ich zum Glück nicht mehr viel dazuzulernen hatte.
  30. Team Schere – Candyman / Selbst wenn man wie hier durch den Film geführt wird, machen mich Analysen von Filmen, die ich nicht gesehen habe, insbesondere akustisch, nach wie vor nicht an. Ansonsten aber solide.
  31. Skip Intro – Eldorado Kadewe / Professionelles Format. Gut gestaltetes Gespräch. Ich mag es ja, wenn Interviews mal nicht in Gänze gespielt werden, sondern wie hier in Einspieler aufgeteilt und persönlich eingeordnet werden.
  32. Man nerdet nie aus – Spider-Man / Was ich schön fand, war die persönliche Ebene. Wenn viel wissende Menschen auch mal erzählen, was Geschichten für sie persönlich bedeuten, welche Ereignisse und Gefühle für sie damit verbunden sind, erlaubt das viel Empathie und ist angenehm.
  33. Mittermeiers Synapsen-Mikado 21 / Klar, “Familiodologie” ist die logische Folge von “Paardiologie”. Ich finde das (anders als bei Roche) über den reinen Voyeurismus einer berühmten Familie hinaus nicht wirklich interessant, aber der und eine gewisse Grundsympathie tragen schon eine Weile.
  34. Conspirituality #21 / Dichter Essay-Podcast mit O-Tönen. Inhaltlich sehr gut und gruselig. Dass für einige (wie schon Bannon, aber vielleicht auch Putin) ihre Politik nicht nur ideologisch, sondern richtiggehend religiös aufgeladen ist, macht Angst.
  35. Des Pudels Kern #5 / Das war die Art Empfehlungsperle, auf die ich gehofft hatte. Just außerhalb meines Radars aber genau mein Ding – Gedanken anregend und durchdacht. Und es geht sogar um Horizonterweiterung.
  36. Dissens #122 / Dass sich Menschen in Gesprächen zuhören, miteinander nachdenken, voneinander lernen und nicht nur performen, ist auch in der Podcastlandschaft selten geworden – daher auf jeden Fall sehr gerne gehört. Super Tipp!
  37. Verrückt #3 / Nee, das war nicht mein Fall. Obwohl das Thema interessant war, hat mir die Art der Gesprächsführung und Produktion (z.B. das Intro) gar nicht gefallen. Muss es ja auch geben.
  38. Tech Won’t Save Us – Annalee Newitz / Schon das 2. Mal, dass mir Newitz empfohlen wird, aber obwohl Newitz gute Sachen sagt, fand ich das Interview nur mittelgut. Viel Stichwortgeben und gegenseitiges Bekräftigen, nicht mal vorsichtig ein paar Gegenargumente ins Feld führen.
  39. In trockenen Büchern – Monster / Alexandra Tobor kenne ich von “Anekdotisch Evident”. Die Idee, Sachbuchkritik als persönlichen Essay aufzuziehen, finde ich super. Ich höre trotzdem nicht so gerne zu, wie anderswo. Muss persönlicher Geschmack sein.
  40. Freiheit Deluxe mit Golineh Atai / Sehr aufschlussreiches und sympathisches Gespräch. Tolle Gesprächspartnerin. Wäre die Art Podcast, die ich sicher öfter hören würde, wenn sie sich nicht wie Hausaufgaben anfühlen würden. Hier wäre wieder die Programmzeitschrift praktisch.
  41. Hamburg hOERt ein HOOU – Christian Stöcker/ Schönes Gespräch mit dem Journalisten über sein neuestes Buch, darüber, warum exponentielles Wachstum für die Welt wichtig ist und Medienbildung. War aber keine typische Folge für den Podcast, dessen Mission mir nur vage klar geworden ist.
  42. Schläfst du schon? – Des Kaisers neue Kleiderkammer / Was für ein lustiges Konzept, bekiffte Unterhaltung ohne Kiffen aufzunehmen und sich absurde Theorien auszudenken. Nix für auf Dauer für mich, aber ich ziehe meinen Hut vor der Kreativität.
  43. Safe for Work #3 / So schön ich die Idee finde, vom eigenen Heimwerkerfortschritt zu berichten, so anstrengend und langweilig fand ich leider das Gespräch. Zu mäandernd für mich, nach 30 Minuten abgebrochen.
  44. Plötzlich Pirat:in #1 / Unglaublich, was hier an Einfallsreichtum und von vorne bis hinten an brillanter Umsetzung drinsteckt, Sound Design, Schauspiel usw. Ich persönlich finde es nur leider trotzdem einfach nicht interessant, anderen Leuten beim Rollenspielen zuzuhören, das habe ich auch schon an diversen anderen Stellen festgestellt. Mit Johannes Wolf würde ich trotzdem total gerne mal über seine Methode sprechen.
  45. Malikfm – Linus Neumann / Obwohl ich Logbuch Netzpolitik nicht höre, fand ich dieses lange Interview über die private Seite von Linus Neumann sehr interessant und hab es gerne gehört. Malik ist ein guter, entspannter Interviewer, der viel von seiner eigenen Neugier einbringt
  46. Clean Electric #138 / Super-Idee, sich für eine Einstiegsfolge einen echten Use Case als Gast zu laden, und sehr spannend, dann zu beobachten, wie schwer es Nerds manchmal fällt, ihre eigenen Fachgebiete auch zu erklären (denke ich ja auch nicht zum ersten Mal drüber nach). Ich hab auf jeden Fall viel gelernt!
  47. Tell me a History #46 / Mit Wissenschaftler*innen über ihre Spezialthemen (hier Geschichte aus dem Nahen Osten) zu sprechen, ist grundsätzlich klasse. Hier wurde mir aber zu viel Wissen und Vorinteresse vorausgesetzt. Nicht uninteressant, aber auch nicht fesselnd genug. (Hierauf habe ich mich auf Twitter in eine Diskussion mit meinem Freund Martin Fischer verwickeln lassen, der vielleicht auch ein Stückweit zurecht angemahnt hat, dass Vorinteresse ja wohl immer eine Voraussetzung ist und das Grundlagenwissen in früheren Folgen vermittelt wird. Ich finde dennoch – das habe ich in meinem “Gelerntes”-Post in Punkt 16 angerissen – dass man sich sehr wohl Gedanken machen darf, wo man seine Zuhörenden abholt. Ebenso wieviel Vorinteresse man voraussetzt und wieviel man durch seine Gestaltung wecken will. Als Hörer finde ich es dann auch legitim zu sagen, dass sich das Format wohl nicht an mich richtet und mich nicht genug fesselt.)
  48. Chaosköppe #5 / Mischung aus Selbsthilfegruppe und Aufklärung (nicht negativ gemeint). Ich kannte jetzt das in dieser Folge erklärte “Löffel”-Modell schon, aber der Refresher war hilfreich.
  49. Agnes trifft … Hoffnung / Ein schönes Sinn suchendes und Sinn stiftendes Gespräch. Auch wenn es nicht sehr in die Tiefe geht, höre ich solchen Gesprächen gerne zu.
  50. 1LIVE Der Raum – Tim Bendzko / Ein so einfaches wie gutes Konzept (Promis, ein Raum mit Mikrofon, eine halbe Stunde Zeit), dass man auch Tim Bendzko gerne mal eine halbe Stunde beim Nachdenk-Reden zuhört.
  51. Radio Freies Ertrus #29 / Es stellt sich heraus, ich kann auch anderthalb Stunden (in doppelter Geschwindigkeit) zwei Nerds beim Nerden über ein Thema (Perry Rhodan) zuhören, von dem ich keinerlei Ahnung habe. Es liegt einfach eine gewisse anthropologische Faszination darin.
  52. Weltendieb #3 / Die Art von Gespräch, der ich vor 15 Jahren vermutlich noch gerne zugehört hätte, die mir heute aber zu beliebig ist, wenn ich die Leute nicht kenne. Wenn ich nicht schnell erkennen kann, warum ich genau euch zuhören sollte, bin ich raus.
  53. Eskapodcast #197 / Tendenziell verkopfte Art, übers Rollenspielen zu reden, die mir als langjährigem aber nicht mehr wirklich aktivem Spieler aber sehr liegt. Moderationstonfall gewöhnungsbedürftig, aber nicht unsympathisch. Macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Den Eskapodcast habe ich nach dieser Probe abonniert und er erfreut mich weiterhin. Ich bin für Meta-Herangehensweisen zu Kulturthemen irgendwie immer zu haben.
  54. Warpcast #171 / Nee, sorry, noch mal 45 Minuten Perry-Rhodan-Besprechungen, und dann auch noch solo, schaffe ich nicht.
  55. Feminist Shelf Control #1 / War mir zu langatmig und zu chaotisch, insbesondere der Einstieg. Ich habe bei Podcasts nur selten Interesse daran, Teil einer Insider-Runde zu sein und passiv mitzulachen, das ist einfach persönlicher Hörgeschmack (vielleicht drösele ich dieses Thema irgendwann noch mal breiter auf, aber es ist wohl wirklich meine eigene Psychologie). In diesem Fall haben die beiden Sprecherinnen ja viel Ahnung von ihren Themen, setzen sie aber nur spärlich ein. Ich hätte gerne mehr über die Vergleiche und Ähnlichkeiten zur christlichen Rechten gehört, die zum Beispiel von Annika Brockschmidt anklangen.
  56. Serienoase – A Taxi Driver / Gut strukturiertes und mit sehr viel Hintergrundwissen angereichertes Filmgespräch – weil ich den Film nicht gesehen habe, hab ich die eigentliche Inhaltsdiskussion übersprungen und mich mit den Fakten zur Revolution in Gwangju begnügt.
  57. Stichwort Drehbuch – Der Überfall / Große Teile des Gesprächs und Intros fand ich aufgrund der Haltung einzelner Männer sehr unangenehm, aber Katja Wenzel hat tapfer dagegengehalten – dem Klang nach in einem Badezimmer in Stereo wie 1965.
  58. Hohe Tiere – Magawa / Informatives und unterhaltsames Format mit guten Tiergeschichten, das ich ganz sicher weiterempfehlen werde.
  59. Fux und Bär – Scout / Finde dieses knappe Rezensionsformat sehr sympathisch. Es bleibt aber schwierig, Spiele verständlich nur zum Hören zu erklären. Das verwirrt manchmal minimal.
  60. Diverse Kinderbücher – Gewalt / Mag das magazinige Format, das insgesamt einen guten Überblick gibt. Abgelesene Interviews leider eher nicht so, aber ich ahne warum. Sehr umfangreiche Shownotes.
  61. Memoranda #13 / Interview mit dem SF-Historiker Hans Frey, nicht unbedingt sehr lebendig, aber doch interessant, wenn man sich gerne historisch mit SF beschäftigt.
  62. Request for Comments #15 / Stell dir vor, der Kumpel mit Ahnung erklärt dir abends beim Bier, wie Verschlüsselung funktioniert, bis du es kapiert hast. Guter Service. Dass mir das ausgerechnet @dentaku empfahl, der das mal für mich mit Programmiersprachen machen musste. 👌
  63. Studio Komplex #1 / Ganz ehrlich, ich bin kein Fan dieser obercleveren Mixtur aus Flapsigkeit, Selbstgeilfinden, Provokation durch Thesen und x-facher Metaebene. Da hat man nichts mehr woran man sich festhalten kann und behält im Zweifelsfall nichts. Kann ja noch wachsen.
  64. Weibers #77 / Kannte die beiden Sprechenden nicht (einfach nicht meine Bubble), aber fand es eine angenehme Mischung aus Gossip und Verstand. Allerdings unangenehm lange Werbeunterbrechungen.
  65. Schicke Frise – Die Thaartortreinigerin / Super Idee, gutes Interview, gute Gästin, die viel Überraschendes zu erzählen hat, und übers Haareschneiden lernt man auch noch was. Finde es einfach echt klasse, Interviews so mal neu zu denken.
  66. Betreutes Fühlen #133 / Eigentlich ganz sympathische Darbringungsform des üblichen, immer wieder gern gekauften Psychotipp-Formats, aber Atze Schröder mag ich deswegen trotzdem nicht mehr.
  67. Freitagnacht Jews – Jew Noir! / Das war für mich die richtige Mischung aus Nachdenklichkeit und Quatsch – vor allem im direkten Vergleich zu “Studio Komplex”. Der entscheidende Punkt war die persönliche Perspektive von Daniel Donskoy und die Kunstfigur, die er für seine Provokation erschafft, während “Studio Komplex” für mich so daherkommt, als würde mich irgendein Journalist ankumpeln, was ich unangenehm fand.
  68. Apokalypse und Filterkaffee – Malcolm Ohanwe / Meh. Merkwürdige Mischung aus Nachrichten, semi-qualifizierten Kommentaren und Comedy. Hat mich nicht angesprochen, obwohl ich Malcolm super finde.
  69. Not another F**king Elf – Boromir / Joah. Die Idee, sich dem Text mal über die verschiedenen Interpretationen der Rolle zu nähern, finde ich gut, hält mich aber nicht auf Dauer interessiert. Der Ton ist dazu leider sehr unangenehm.

23 Dinge, die ich durch einen Monat unbekannte Podcasts gelernt habe

Kleiner Ausschnitt aus meinem Hörverlauf

Im April hatte ich für mich den #Podcapril ausgerufen. Ich wollte meinen Horizont erweitern und einen Monat lang nur Podcasts hören, die ich noch nicht kenne. Welche Podcasts ich gehört habe, lässt sich am besten in meinem Twitter-Thread nachlesen, ein Blogpost wird dazu noch folgen.

1. Es war super

Alles in allem hat mir der Podcapril, trotz seines total doofen Namens, genau das gebracht, was ich mir erhofft habe. Ich habe sehr viele neue Podcasts gehört und damit auch viele neue Hörerfahrungen gemacht. Die wenigsten Sachen haben mir so gut gefallen, dass ich sie weiterhören wollte, aber erkenntnisreich war es allemal!

2. Ich habe es nicht durchgehalten

Ich habe unterschätzt, wie sehr Podcasts auch Comfort Food sind, die einen regelmäßig mit Vertrautem abholen. Nur neue Hörerfahrungen hingegen sind auf Dauer anstrengend. Deswegen habe ich mir ab und zu Pausen gegönnt und ein paar Folgen meiner Lieblings-Entspannungspodcasts nicht einfach weggewischt, sondern gehört. Der Unterschied war enorm.

3. Menschen sind gut im Podcast empfehlen

Ich hatte ja bereits eine kleine Liste von Podcasts begonnen, in die ich schon länger reinhören wollte, aber es war schon auch ein großes Glück, dass mir meine Follower auf Twitter, und die, an die der Ursprungstweet weitergereicht wurde, wirklich eine große und breite Auswahl an Formaten und Genres empfahlen. Dass die Liste am Ende ziemlich exakt so lang wurde, dass sie den Monat abdeckte, war ein glorreicher Bonus.

4. Naja, die meisten Menschen

Ich hatte ja explizit auch “erlaubt”, eigene Podcasts zu empfehlen, so lange irgendeine Qualifizierung stattfand. Das haben viele Podcaster*innen ganz toll gemacht und mir ihre persönlichen Lieblingsepisoden geschickt (sehr aufschlussreich!) oder Episoden, die gut für Einsteiger geeignet sind. Aber manche empfahlen mir doch einfach nur ganze Feeds oder, noch besser, ganze Netzwerke! Twitter halt.

5. Es fiel mir erstaunlich leicht, auf meine übliche Podcast-Diät zu verzichten

An den meisten Tagen empfand ich es geradezu als befreiend, wartende Folgen mit einem Wisch ins Nirwana zu schicken und nie wieder anzuschauen. Nur wenige Episoden warten noch darauf, nachgehört zu werden, hauptsächlich, weil sie irgendeine übergeordnete Relevanz für mich haben. Und natürlich musste Karina Longworth ausgerechnet im April ihre neue Staffel You Must Remember This starten.

6. Wer labert, braucht entweder Charme oder Sachverstand

Die meisten Podcasts, die ich regulär höre, sind eher journalistisch, insofern war es super, auch mal ein bisschen breiter in die beliebte Gattung der “Laberpodcasts” reinzuschnuppern. Dabei ist mir mal wieder eine Sache klargeworden: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Menschen nicht immer zielgerichtet oder mit Publikum im Hinterkopf sprechen, aber sie müssen mir einen Grund geben, ihnen zuzuhören. Für mich ist dabei relevant, dass sie entweder wirklich außergewöhnlich viel Ahnung von dem haben, wovon sie reden, oder so charmant sind, dass ich ihnen zuhören würde, egal worüber sie reden. Es gibt leider immer noch Podcasts, die beides nicht bieten können, und ich frage mich nach wie vor, für wen sie sind – abgesehen von Leuten, die die Sprechenden ohnehin kennen, und extradiegetischen Kontext beisteuern können.

7. Zwei Sprechende sind eine gute Menge Sprechende

Ich habe über 69 Podcasts immer wieder festgestellt, wie angenehm ich Gespräche zwischen zwei Menschen finde. Es ist ist wirklich kein Wunder, dass sich das gerade bei Promis als ein Standardformat herausgeschält hat. Bei einer normalen Podcastlänge kommt in einem Zwiegespräch jeder genug zu Wort, zwei Personen sind in der Regel leicht unterscheidbar, das Gespräch moderiert sich selbst und findet bei geübten Sprechenden meist auch natürliche Spannungsbögen und Dramaturgien. Bei mehr als zwei Personen ist das viel schwieriger und gelingt selten so gut (schrieb er als Teil eines Kulturkritik-Podcasts mit vier Panel-Teilnehmer*innen).

8. Low-Key Podcasthumor ist nichts für mich

Ich hatte vor Jahren schon mal in Gästeliste Geisterbahn reingehört, kenne natürlich Fest und Flauschig und war jetzt auch mal hörend bei Drinnies und evtl. sogar bei Apokalypse und Filterkaffee zu Gast. Ich kann total verstehen, warum dieses Genre – Menschen, die einen natürlichen Witz besitzen, erzählen sich lustige Geschichten aus ihrem Leben – beliebt ist. Es fordert von den Hörenden quasi überhaupt keine Eigenleistung. Es ist einfach nur gemeinsames Abhängen. Die Leute sind charmant (s.o.) und können Geschichten gut erzählen. Ich verwende meine Podcasthörzeit gerne anders und habe meinen Humor gerne fordernder (der Podcast Schamlos zum Beispiel baut in seine Plauderrunden unerwartet Improcomedy-Szenen ein – mag für manche wie ein Albtraum klingen, ich fand es genau die richtige Form von komödiantischer Übung).

9. Ich bin für jeden dankbar, der meinen Blick verändert

Ich denke öfter an die Formel zurück, die besagt, dass wer im Internet erfolgreich sein will, etwas entweder zuerst, am besten oder anders machen muss. Ich habe mich sehr über Podcasts gefreut, die vertraute Themen aus einem unerwarteten Blickwinkel neu aufgerollt haben. Die Macherinnen von Fashion the Gaze beispielsweise blicken auf Medienkultur sehr kundig mit dem expliziten Schwerpunkt Selbstinszenierung. Sport Inside schaut auf die Welt des Sports mit dem Blick von investigativem Journalismus. Not Another F**king Elf blickt auf Tolkiens Charaktere und vergleicht deren Interpretation in verschiedenen Adaptionen.

10. Ich bin für jeden dankbar, der das Format aufmischt

Ebenso habe ich mich jedes Mal gefreut, wenn ich das Gefühl hatte, dass jemand formell etwas Ungewöhnliches probiert. Mit Plötzlich Pirat:in habe ich endlich mal eins der berüchtigten Rollenspiel-Hörspiele aus der Schmiede von Johannes Wolf und Co (Puerto Patida) gehört, und obwohl ich das Format persönlich nicht so spannend finde, ziehe ich doch meinen Piratenhut vor der Idee und der Umsetzung. Der 1LIVE-Podcast Der Raum setzt Prominente einfach alleine in einen Raum und lässt sie 30 Minuten reden. Schicke Frise verlegt das Interview in den Friseurstuhl, aber nicht nur als Gimmick, sondern es werden tatsächlich währenddessen Haare geschnitten. Auch Studio Komplex, ein neuer Podcast des HR, hat mir zwar selbst nicht gefallen, ist aber als investigatives Format mit hoher Selbstreferentialität formell auf jeden Fall ein bemerkenswertes Experiment.

11. Interviewen ist ein Handwerk

In meinen Empfehlungen fanden sich auch diverse Interviewformate, und es war besonders im direkten Vergleich schon noch einmal deutlich zu hören, dass Interviews gut und schlecht sein können und das nicht nur an der interviewten Person liegt. Vorbereitete Fragen ablesen, die im Zweifelsfall nicht besonders interessant sind, machen leider noch kein Interview. Wer denkt “Ich muss ja einfach nur irgendwelche Leute was fragen, dann habe ich einen guten Podcast”, ist auf dem Holzweg.

12. Manche Vorurteile bestätigen sich

Natürlich hatte ich über einige Formate, die ich noch nicht gehört hatte, oder bestimmte Ecken der Podcastlandschaft, Vorurteile. Manche haben sich leider bestätigt. Andere dafür zum Glück nicht.

13. Wenn man viele Podcasts hört, hört man wie unterschiedlich Leute reden

Das klingt wie eine Binsenweisheit, war für mich aber ein interessanter Aspekt der Horizonterweiterung. Nicht mehr nur Leute zu hören, die einen gewissen professionellen Hintergrund haben oder aus den gleichen Subkulturen stammen wie ich, fand ich sehr wertvoll. Besonders aufgefallen ist mir, dass schon Menschen, die nur rund zehn Jahre jünger sind als ich (Jahrgang 83), zum Beispiel die Moderatorinnen von Rice and Shine oder Weibers, einfach einen ganz anders geprägten Duktus haben. Podcasts zu hören, die außerhalb der unmittelbaren eigenen Lebenswelt stattfinden, und von denen man vielleicht auch gar nicht die direkte Zielgruppe ist, sensibilisiert einen damit auch für’s restliche Leben – Empathie und so.

14. Podcast-Kuration ist etwas Tolles

Einer der empfohlenen Podcasts war eigentlich ein Podcast im Podcast, die Debütfolge von Stuff the British Stole, eingebettet in 99% Invisible. Zusätzlich zur Folge gab es aber auch ein Intro von 99PI-Moderator Roman Mars und ein anschließendes Interview mit dem Macher. Ich wünsche mir, dass noch mehr Podcasts diese Art der Cross-Promo nutzen, weil sie einfach für mich als Hörer so bequem für Neuentdeckungen, und durch die redaktionelle Einbettung mehr als reine Werbung ist.

15. Es gibt Themen, die mich einfach nicht genug interessieren

Auch das ist eine Erkenntnis. Podcasts erlauben es sehr gut, Nischen zu bedienen, aber auch ich als professioneller Podcasthörer kann nicht einfach so in jede Nische hineinschlüpfen. Bei manchen Themen, die alleine mit meinem persönlichen Geschmack zu tun haben, kann auch ein guter Podcast meine Aufmerksamkeit nicht halten, wenn er sich primär an Leute richtet, die ein Vorinteresse mitbringen.

16. Ansprache ist wichtig

Das folgt aus dem letzten Punkt, und es ist etwas, über das ich schon länger nachdenke. Ich glaube, es machen sich immer noch zu wenige Nicht-Profis (denn Profis müssen es tun) Gedanken darüber, wer eigentlich ihre Zielgruppe ist. Mache ich meinen Podcast für Leute, die das Thema sowieso interessiert? Oder möchte ich möglichst viele Menschen erreichen und ihnen beweisen, dass mein Thema interessant ist? Der zweite Ansatz sorgt wahrscheinlich dafür, dass ich mein eigenes Niveau senken muss, und darauf habe ich wahrscheinlich auf Dauer keine Lust oder halte es auch nicht durch. Aber: Es kann sich lohnen, immer mal wieder Einsteigerfolgen einzustreuen und an Leute zu denken, die später dazukommen und vielleicht noch ein bisschen ins Boot geholt werden müssen. Solche Folgen kann man dann zum Beispiel mir empfehlen, wenn ich Podcapril mache. Clean Electric hatte zum Beispiel so eine Folge parat, und das fand ich klasse.

17. Ich respektiere Podcasts, die nur entstehen, weil die Macher Bock drauf hatten

Das ist die andere Seite der Medaille. Nicht jeder Podcast braucht eine Zielgruppe, und ich finde es auch super, wenn Leute einfach ihr Ding machen, genau so, wie sie es machen wollten. Podcast, as if no one is listening.

18. Ich kenne quasi keine Podcastpromis

Seit Podcasts auch ein Vehikel für Promis und Influencer geworden sind, hat sich nach meinem Empfinden so eine Art Podcast-Personality-Bubble etabliert, mit der ich aber wenige Berührungspunkte habe, weil ich mich dem Medium aus einer anderen Richtung genähert habe. Einigen dieser Menschen, die dem Anschein nach sonst jeder kennt, Micky Beisenherz und Leila Lowfire, zum Beispiel, bin ich durch den Podcapril das erste Mal begegnet. Ich fand es einfach irgendwie witzig, wie man innerhalb des gleichen Medums so aneinandervorbeileben kann – man darf einfach nie vergessen, dass Podcasts nur ein Medium und kein Genre sind und es so viele Startpunkte wie Podcasts gibt.

19. Ich sollte mal auf ein Podcast-Treffen gehen

Ich höre ja wirklich schon lange Podcasts (seit 2007), bin aber überhaupt nicht in der deutschen Indiepodcast-Szene vernetzt – eben weil ich an einem anderen Startpunkt begonnen habe und im Internet eher aus der Blogosphäre als der Podcastosphäre stamme. Als mein Interesse an Podcasts so weit gereift war, dass ich mich gerne mehr vernetzt hätte, bekam ich in kurzer Abfolge erst ein Kind und dann eine Pandemie, so dass Veranstaltungen wie die Subscribe oder Podstock leider keine Option mehr waren. Das möchte ich in Zukunft ändern. Schon das Hören einiger Podcasts aus dieser Szene hat meinen Blick verändert – jetzt würde ich sehr gerne auch die Menschen dazu kennenlernen. (Podstock dieses Jahr passt leider zeitlich nicht.)

20. Ich hasse exklusive Podcasts

Ich hatte einige Podcasts auf der Liste, die ich eigentlich noch hören wollte, die aber exklusiv bei Spotify eingemauert sind. Als ich alle anderen Podcasts, die ich einfach in meinem Podcatcher in den Queue werfen konnte, geschafft hatte, war der Monat vorbei. Die zusätzliche Hürde, eine extra App zu öffnen (ich bin sonst auch kein Spotify-Nutzer), um dort bestimmte Podcasts zu hören, war für mich schon zu viel. Ich habe auch aufgehört, mindestens einen sehr guten Podcast zu hören (Heavyweight), weil er exklusiv zu Spotify gewandert ist. Podcasts sind ein Routinen-Lean-Back-Medium. Ich höre sie nicht, wenn ich sie nicht gut in diese Routinen einbauen kann. Gilt auch für die ARD-Audiothek.

21. Ich weiß, dass ich nichts weiß

Der Podcapril hat mir gezeigt, wie wenige Podcasts ich überhaupt kenne und wie viele es noch zu entdecken gibt. Das ist zwar manchmal etwas erschreckend, aber bedeutet eben auch, dass es immer noch das Potenzial gibt, etwas zu finden, dass einem wirklich gut gefällt. Podcasts wie Our Opinions Are Correct, Des Pudels Kern, Freitagnacht Jews und das schon erwähnte Fashion the Gaze habe ich meinen regulären Abos hinzugefügt. Bei anderen Podcasts wäre ich jederzeit bereit, einzelne Folgen zu hören, wenn sie mir gut empfohlen werden.

22. Ich werde es wieder tun

So anstrengend der Podcapril war, die ständige Auseinandersetzung mit dem Neuen und die teilweise langen Strecken mit Podcasts, die sich wie Hausaufgaben anfühlten, so bereichernd war er auch. Ich mache daraus also ziemlich sicher eine Tradition. Mal schauen, ob wieder nächstes Jahr im April, oder wann sich die nächste gute Zeit dafür findet.

23. Vielleicht brauche ich auch einen festen Platz für Neues

Alternativ oder ergänzend habe ich überlegt, ein Backlog an Podcasts anzulegen, in das ich reinhören möchte und mir einen festen Platz in der Woche oder im Monat zu reservieren (s.o., Routinen) in denen einer dieser Podcasts im Queue nach vorne springt und gehört wird. So könnte ich meinen Horizont regelmäßig und in kleinen Inkrementen erweitern, statt nur auf einen Schlag. Auf jeden Fall gilt: Wer immer das liest, darf mir immer und jederzeit Podcasts empfehlen, auch die eigenen (bitte Punkt 3 und 4 beachten)! Ich werde einen Zeitpunkt finden, um reinzuhören.

Podcastempfehlungen gerne als Kommentar unter diesem Post, auf Twitter oder per Mail an bonjour@realvirtuality.info.

Was könnte eine Programmzeitschrift für Podcasts leisten?

Bild: Rolf Unterberg, CC-BY-3.0 (cropped)

Ich bin jetzt zu knapp zwei Dritteln durch mit meinem #Podcapril-Projekt, und ein Aspekt reckt mir immer wieder sein Köpfchen entgegen: Wie hätte ich einige der wirklich guten Podcast-Perlen, die mir empfohlen wurden, finden sollen, wenn nicht mit einer solchen Aktion? Die verlangt nämlich drei Dinge:

  1. Ich schaffe mir Platz in meinen Hörgewohnheiten für Neues
  2. Ich bitte Menschen um Empfehlungen
  3. Menschen kommen der Bitte nach

Der erste Punkt mag für die Ottonormalpodcasthörerin nicht so entscheidend sein. Wahrscheinlich haben nur wenige Menschen ihre Hörzeiten so vollgestopft wie ich und deswegen tendenziell sowieso Zeit für neue Podcasts. Aber auch Punkt zwei und drei finde ich nicht selbstverständlich. Ich habe das Glück, auf Social Media ein Netzwerk von anderen Podcastbegeisterten aufgebaut zu haben, so dass das Fragen leichtfiel und die Antworten prompt und reichlich kamen. Aber wo bekäme ich gute Empfehlungen her, wenn dem nicht so wäre?

Ich rede dabei explizit nicht davon, einfach irgendwelche neuen Podcasts zu finden. Auch wenn fundierte Podcastkritik in Deutschland nach wie vor selten zu finden ist, gibt es ja viele Empfehlungslisten, es gibt Charts, Start- und Rubrikenseiten bei den großen Anbietern. Aber es gibt nach wie vor wenig redaktionelle Kuration, die einem aus dem Wust des Angebots die Perlen herausfischt. Die einem sagt: Wenn du Zeit hast, lohnt es sich diesen Monat, das hier zu hören.

Ich lande immer wieder bei dem Bild einer Podcast-Programmzeitschrift.

Redaktionelles Drumherum

“Zeitschrift” ist hier natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen. Ein Online-Format wäre wahrscheinlich sinniger, auch wenn es für die Manufactum-Crowd vielleicht auch ein gedrucktes Magazin auf schwerem Papier mit ganzseitigen Anzeigen für edle Kopfhörer sein könnte. Entscheidend wäre nur, dass mir dieses Medium immer für einen bestimmten Zeitraum Podcasts und vor allem auch einzelne Podcastfolgen empfiehlt, die es sich wirklich lohnt zu hören. Und zwar nicht als reinen Link (denn diese Art von Kuration kann Fyyd ja), sondern mit redaktionellem Drumherum.

Podcasts haben eine Eigenschaft, die diesem Gedanken komplett entgegensteht: Sie sind eigentlich nicht für gezieltes Reinhören gedacht. Der typische Use Case bei den meisten Podcasts besteht eher darin, Menschen zu finden, denen man gerne zuhört, und ihnen dann in regelmäßigen Abstand immer wieder zuzuhören, bis man eine parasoziale Beziehung aufgebaut hat. Abonnement und Feed sind nicht nur technisch die zentralen Merkmale des Podcasts, sie bestimmen auch die Programmgestaltung. Abgeschlossene Podcasts oder Mini-Serien (um mal eine Terminologie aus dem Fernsehen zu verwenden) brechen inzwischen zwar regelmäßig aus diesem Paradigma aus, aber selbst sie bekommen inzwischen oft im Nachhinein weitere Staffeln, um aus dem einmal abgeschlossenen Abo das Maximum rauszuholen (siehe zum Beispiel “Wild Wild Web“, das sich jüngst mithilfe eines Projekts der DJS eine zweite Staffel geradezu einkaufte.)

Einstiegspunkte

Nichtsdestotrotz gibt es auch bei fortlaufenden Formaten besonders gute Folgen (zum Beispiel Interviewpodcasts mit besonders gelungenen Interviews) oder gute Punkte, an denen es sich lohnen könnte, ins Hören einzusteigen oder dem Format eine Bühne zu bieten. Teilweise passiert das ja sogar organisch, wenn Podcasts zum Beispiel für Preise nominiert werden, ein Jubiläum feiern oder doch irgendwie mal einen viralen Moment haben (leider meistens eher wegen hässlicher als wegen schöner Dinge). Dann gibt es oft einen sprunghaften Anstieg von neuen Hörer*innen. (Dass die schwierige “Shareability” von Podcasts dennoch ein Hindernis für Neueinsteiger*innen ist, ist hinreichend bekannt.)

Um Podcasts auf diese Art gut kuratieren und redaktionell auswählen zu können, bräuchte es idealerweise ein Team an Redakteur*innen, die viel und breit hören. Die Podcastlandschaft ist so weit und vielfältig, das stelle ich gerade im Podcapril wieder fest, dass es unmöglich scheint, mit nur wenigen Leuten einen Überblick zu behalten. Einige Überlappungen sollte es geben, damit gemeinsam informierte Entscheidungen getroffen werden können, aber ansonsten gilt: je weiter das Netz desto besser.

Ein bisschen funktioniert das bei Piqd ja schon so. Die dortigen Piqer*innen sind explizit nach Unterschiedlichkeit in Interessen und Hintergründen zusammengestellt und decken gemeinsam ein weites Feld an Themen und Medien ab, immer auf der Suche nach besonders Hervorhebenswertem. Leider ist nur ein kleiner Teil davon Audiocontent. Ich bin auch ziemlich beeindruckt davon, was Constanze Marie Teschner für Hört Hört! von Pool Artists alles so querhört. Sie scheint inzwischen ein festes Hörkontingent für Neuentdeckungen zu haben (und war auch vor kurzem zum Thema im Über Podcast zu Gast).

Screenshot: Shelfd

Beispiel Shelfd

Einer, der das gleiche Prinzip ja schon länger für ein verwandtes Medium verfolgt, ist David Streit mit Shelfd. Die Kurationsplattform verspricht gut ausgewählte, tägliche Tipps für Bewegtbild-Streaming sowohl von den großen Diensten als auch aus den Mediatheken der deutschen Sender. Im Shelfd-Teamfoto zähle ich 13 Menschen. Wie einigen die sich darauf, was sie abseits der großen, ohnehin beworbenen Produktionen hervorheben?

Das hat mir David dazu geschrieben:

Da wir in der Redaktion alle zeitunabhängig arbeiten, muss diese Entscheidung auch von allen unabhängig von großen Abstimmungsschleifen getroffen werden können. (…) Heute wollen wir für allem Filme, Serien und Dokus empfehlen, die mit Liebe gemacht sind (unabhängig wer dahinter steckt und wie viel Geld der Anbieter hatte). Das ist insofern wichtig, weil damit eine gewisse Erwartungshaltung einher gehen soll. Denn unsere Community soll sich ja denken: Wenn ich Lust auf so einen Inhalt habe, dann schaue ich bei Shelfd vorbei. Vorher war das gar nicht umrissen.

David Streit, Gründer von Shelfd

Nun ist “mit Liebe gemacht” sicher ein sehr subjektives Kriterium, aber ich mag die Idee einer redaktionellen Linie, über die zwischen Empfehlenden und Lesenden kommuniziert wird. Laut David basieren 80 Prozent aller geschauten Videos nach eigenen Erhebungen auf Empfehlungen. Das wird bei Podcasts kaum anders sein.

Anlaufstelle

Eine Programmzeitschrift für Podcasts sollte meiner Meinung nach also einen Schwerpunkt auf Abgeschlossenes und einfache Quereinstiege legen und von einer möglichst breit hörenden Redaktion bespielt werden, die nicht nur in der Lage ist, Empfehlungen auszusprechen, sondern auch zu begreifen und zu formulieren, warum ein Podcast gerade jetzt gut passt. Somit könnte sie Menschen, die nach neuen Empfehlungen suchen, eine verlässliche Anlaufstelle bieten, bei der die Suchenden auch wissen, was sie bekommen. Nicht nur irgendwelche Empfehlungen aus dem persönlichen Geschmacksbereich einiger Expert*innen oder Kritiker*innen, sondern ein Angebot, das mit einer Zielgruppe im Hinterkopf gestaltet wurde, die interessiert ist, aber eben auch nur begrenzte Zeit zur Verfügung hat.

Und warum mache ich das nicht einfach, ich Schlauberger? Weil ich gerne erst noch länger darüber nachdenken und andere Meinungen hören will. Was denkst du, der du das hier gerade liest, dazu? Ich will es wissen. Schreib mir.