Alles beschleunigt, aber nichts verändert sich. Das ist das dominante Zeitgefühl der Postmoderne, spätestens seit Beginn des neuen Jahrtausends. Die Krisen mögen zunehmen, die Computerchips kleiner werden, aber wann war das letzte Mal, dass wir in der nördlichen Hemisphäre wirklich das Gefühl hatten: Oh, das ist neu, und das wird alles verändern?
Die globale Pandemie? Na ja, ich arbeite jetzt halt vier Tage die Woche von zu Hause und habe drei Jahre lang Maske getragen, aber trotz der vielen Toten – mein Leben hat sich eher trotz als wegen Covid verändert. Der Krieg in der Ukraine? Ich habe meine Abschlagszahlung für Öl und Gas etwas erhöht, fertig. Ich weiß natürlich, dass es viele individuelle Schicksale gibt, die die Auswirkungen deutlich mehr gespürt haben, als ich. Aber aus breiterer Perspektive hat sich doch das Leben im Rest der Welt auch nicht mehr verändert als bei einem Krieg, der weiter weg gewesen wäre. Das ist ja das absurde.
Simon Reynolds hat für dieses Gefühl in seinem Buch Retromania den Begriff Hyper-Stasis geschaffen. Ich habe mal das längere Originalzitat rausgesucht, das sich ursprünglich nur auf Musik bezieht. Reynolds beschreibt,
feeling impressed by the restless intelligence at work in the music, but missing that sensation of absolute newness, the sorely craved ‘never heard anything like this before’. Hyper-stasis can apply to particular works by individual artists, but also to entire fields of music. (…) In the analogue era, everyday life moved slowly (you had to wait for the news, and for new releases) but the culture as a whole felt like it was surging forward. In the digital present, everyday life consists of hyper-acceleration and near-instantaneity (downloading, web pages constantly being refreshed, the impatient skimming of text on screens), but on the macro-cultural level things feel static and stalled. We have this paradoxical combination of speed and standstill.
Simon Reynolds: Retromania: Pop Culture’s Addiction to its Own Past (2010)
Ich denke über dieses Gefühl seit mindestens zwölf Jahren nach, und ich suche entsprechend seit zwölf Jahren nach einem Ausweg daraus. Jetzt, 2023, bin ich erstmals bereit, zu behaupten: Ich denke, er steht bevor. Dafür gibt es zwei Gründe. Der eine folgt der Formel Change by Disaster. Der andere hat Kulturproduktion jetzt schon grundlegend verändert – und dabei hat seine Zeit gerade erst begonnen.
Klimawandel oder Klimakatastrophe?
Das erste, was mir einfiel, nachdem ich Retromania gelesen hatte, war: Wie hängt das alles mit Untergangsdenken zusammen? Ich habe sogar Simon Reynolds bei einer Lesung danach gefragt: Wäre nicht eine Katastrophe der Ausweg aus der Hyper-Stasis? Er hat gelacht und hatte keine weiteren Gedanken dazu, aber ich bleibe dabei: Ist das nicht in einer apokalyptisch geprägten Kultur wie der unseren eigentlich sogar der explizite Wunsch, auf den wir hinsteuern? Eine großeZäsur, eine wirkliche Zeitenwende, die die Spreu vom Weizen trennt und uns in einem Zug endlich von der großen Ennui befreit, die mit der Hyper-Stasis einhergeht.
Die Pandemie hatte ja bei vielen Menschen interessanterweise genau den gegenteiligen Effekt. Sie war etwas Schleichendes, Unsichtbares. Keine unmittelbare Bedrohung, sondern etwas, was für noch mehr Zeitlosigkeit sorgte.
Aber: Wie steht es mit der bevorstehenden Klimakatastrophe?
Als ich mit meinem Kulturindustrie-Co-Host Sascha im November 2019 über Nostalgie gesprochen habe, hat er etwas gesagt, was mir sehr im Kopf geblieben ist: “Ich glaube, dass das alles in der Zukunft noch schlimmer wird.” Die Angst vor der Zukunft werde die ganze Welt in die Vergangenheit treiben, meinte er. Das passt zu dem, was ich im Oktober geschrieben habe: Eventuell besteht die Reaktion der Menschheit im Angesicht der Katastrophe vor allem in einem herzhaften “Weiter so”.
Vielleicht aber sorgen die zunehmenden Vorboten des Kollapses aber auch für eine Veränderung der eigenen Wahrnehmung in der großen Erzählung der Menschheit. Eventuell möchte diese doch lieber eine sein, die die Katastrophe in letzter Minute abgewendet hat, als eine, die sehenden Auges und trägen Geistes in sie hineingelaufen ist.
Bei mir und bei einem signifikanten Teil der Bevölkerung, insbesondere in den Generationen nach mir, ist dieses Bewusstsein ja bereits erwacht. Ich glaube, dass es nicht nur die reine Angst ist, die alle antreibt, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen, sondern auch der Wunsch, aus der bisherigen Rückwärtsgewandtheit auszubrechen.
Das also ist der erste Faktor für den Weg aus der Hyper-Stasis. Die Katastrophe kommt. Und egal ob wir sie abwenden oder nicht – die Welt, auch die kulturelle, wird dadurch auf jeden Fall neu geformt.
Geist in die und aus der Maschine
Der zweite wird seit letzem Jahr so viel diskutiert, dass es fast schon müßig scheint, ihn zu erwähnen. Aber dennoch: Ich denke, dass die zunehmende Macht von generativer Künstlicher Intelligenz uns aus der Hyper-Stasis führen könnte. Was Midjourney, ChatGPT und Co derzeit so fabrizieren, hat bei mir auf jeden Fall das erste Mal seit sehr langer Zeit ein Gefühl von Neuheit und Revolution in der Kulturproduktion hervorgerufen, wie Reynolds es beschreibt. Und das, obwohl generative KIs nur auf Daten und Referenzen zugreifen können, die bereits bestehen, also per Definition eigentlich nichts Neues schaffen können.
Und tatsächlich ist ein großer Einsatzort von generativer KI derzeit die Heraufbeschwörung von Nostalgie und Retromanie, meist für Dinge, die es nie gegeben hat (was Roland Meyer unter #ArtificialNostalgia und #NostalgicWeirdness zusammengefasst hat). Aber nicht nur werden die Maschinen-Lernmodelle schon jetzt von Monat zu Monat besser, sondern auch ihre Operatoren lernen ständig dazu.
Wenn man bedenkt, dass die letzte große Neuheit etwa in der Musik der Einsatz von Computern als Werkzeug war, erscheint es mir nur logisch, dass der nächste große Schritt in der Kulturproduktion der Einsatz von Software sein wird, die in der Lage ist, selbst Kultur zu schaffen. Wird sie damit alleine gelassen, dürfte sie nie etwas genuin Neues erzeugen, allen Befürchtungen von “self-aware” KIs zum Trotz. Aber Mensch und KI sollten gemeinsam in der Lage sein, Kultur zu schöpfen, die keiner von beiden alleine hätte generieren können und die sie wirklich neu anfühlt.
Ich habe bei Zukunftsvorhersagen und Potenzial-Prognosen neuer Technologien nicht die beste Bilanz. Vielleicht bin ich auch nur älter geworden und habe einfach ein großes Bedürfnis nach Ausbruch aus dem Bisherigen. Aber ich denke doch, dass der Hyper-Stasis-Vibe-Shift uns bereits erfasst hat.
Seit ich ihn gelernt habe, beim Schreiben meiner Magisterarbeit vor etwa 15 Jahren, lässt mich der Begriff des Simulakrums nicht mehr los. Ich weiß nicht, ob Jean Baudrillard ihn erfunden oder nur adaptiert hat (und bin gerade zu faul zum Googeln, der Sinn dieser Blogposts soll sein, dass ich sie schnell runterschreibe) und ich weiß auch, dass er sie deutlich politischer aufgeladen hat, als es heute meistens getan wird. Aber ich mag ihn einfach sehr, diesen Gedanken, von einem Zeichen, das auf etwas verweist, was nicht mehr da ist und somit nur noch als leerer Verweis stehen bleibt – wie ein Hyperlink auf eine 404-Seite.
In den vergangenen Jahren habe ich schon oft über Retromanie und reaktionäreNostalgie geschrieben, aber das, was mir im Jahr 2021 begegnet, halte ich oft für harmloser. Ich denke, es stammt meist aus einer genuinen Liebe für etwas Vergangenes, und dem Wunsch, ihm ein zweites Leben einzuhauchen. Musik-Streaming etwa hat musikalischen Nischen den Weg bereitet, die sehr stark in diesen Topf greifen. Die Musik der Band LeBrock klingt eins zu eins nach Powerballaden und Hairmetal-Hymnen der 1980er, so nah dran, dass man es fast schon für Parodie halten könnte – es ist aber bierernst. Wir leben aber nicht mehr in den 1980ern, sondern 40 Jahre später. Worauf die musikalische Ästhetik der Zeit reagiert hat, etwa den Überhang der Hippie-Ära oder den Maximalismus der politischen Rhetorik, hat sich gewandelt. Somit wird die Musik von LeBrock zum Simulakrum, zum Zeichen ohne Bezeichnetes. (Ich finde sie trotzdem gar nicht schlecht, ehrlich gesagt)
Im Streaming-TV sehen wir etwas Ähnliches. Wir haben darüber unter anderem in der bald kommenden Folge von Kulturindustrie gesprochen, deswegen will ich nicht zu sehr vorgreifen, aber was genau will eigentlich Cowboy Bebop? Wenn man ein kulturelles Produkt remaket, das seinerseits bereits auf alle Lieblingsdinge der Macher*innen verweist, was bleibt dann übrig?`
Die Ästhetik, die entsteht, wenn man diesen Produktionen einerseits genug Geld gibt, um sie stellenweise poliert aussehen zu lassen, andererseits aber auch wieder nicht so viel, um sie wirklich ins Detail zu durchdenken und etwas eigenes schaffen zu können, ist so eine merkwürdige Middlebrow-Hohlheit. Nicht underdog-mäßig genug, um in seiner niedrigen Qualität charmant und roh zu sein (was man evtl. für den Original-Anime argumentieren könnte, aber auch für andere Kultprodukte wie etwa Evil Dead), aber auch nicht so mit Budget zugeschissen, dass es für echte Hochwertigkeit reicht.
Bei The Wheel of Time, von dem ich – so viel Transparenz muss sein – erst eine Folge gesehen habe, verhält es sich meiner Ansicht nach ähnlich. Die Serie ist auf Glamour gebürstet, der ruft “Schau mal, ich bin hochwertig”, es scheint ihr aber an wirklicher Qualität zu fehlen. Die Hauptdarsteller*innen, mit Ausnahme von Rosamund Pike, fallen alle in die Kategorie “Hübsch, aber charakterlos”, für die Ausstattung gilt Ähnliches. Passt aber vielleicht dann auch wieder ganz gut für eine Buchvorlage, die zwar ein großer Fantasy-Erfolg war, sich aber im Rückblick vor allem wie eine Neuverquirlung aller bis dahin bekannten Fantasy-Klischees, von Bibel über Tolkien bis Dune, mit wenigen eigenen Ideen liest.
Das sind sie, die Popkultur-Simulakren von 2021 – Verweise auf Verweise, aber nicht originell und postmodern verspielt, sondern außen poliert und innen hohl. Streaming-Golems, gut genug für Netflix und Amazon Prime.
Simon Reynolds’ Buch Retromania ist eins der prägenden kulturkritischen Werke der letzten Jahre. 2010 erstmals erschienen, blättert Reynolds darin auf, wie in der Musikindustrie und überhaupt in unserer gesamten Kulturlandschaft die Sehnsucht nach dem Alten längst das Interesse am Neuen überholt hat.
Zum Buch gab es auch ein Blog, in dem Reynolds regelmäßig neue Gedanken sammelte und passende Artikel verlinkte. Dieses Blog schloss im September, denn “while retro remains a prominent part of the current culture, it doesn’t feel dominant to the same extent it did”.
Der Trump-Sieg hat Simon Reynolds dazu gebracht, sein Blog noch einmal zu öffnen, auch wenn es nur für ein paar Zitate ist, eins davon aus seinem Buch. Dabei geht es um “reflektive” und “restorative” Nostalgie, eine Unterscheidung der Literaturwissenschaftlerin Svetlana Boym. Es ist die restorative Nostalgie, “big on pageantry (…), folklore, and Romantic nationalism”, die zurzeit die Welt im Griff hat. Aber der Blick in Reynolds’ Blog zeigt: zu viel Nostalgie sollte uns generell eine Warnung sein.
Ich habe schon länger überlegt, zu diesem Thema zu bloggen und mich jetzt stattdessen aus Zeitgründen für einen Piq entschieden. Einen wichtige Wendepunkt fand ich Stranger Things dieses Jahr – das ich, zugegeben, selbst noch nicht gesehen habe. Hier stimmten plötzlich selbst viele Nostalgiekritiker (unabhängig von der Qualität der Serie selbst) ins Lob der Vergangenheitsverklärung mit ein. Nach dem Motto: Wenn sie transformativ genug ist, ist Nostalgie ja okay, immerhin geht es nicht mehr immer um die gleichen alten Filme. Ich habe selbst noch keine endgültige Meinung dazu, spüre aber immer wieder die gefährlichen restorativen Tendenzen in solchen Schwärmereien (s.o.)
Paul Wolinski explicitly told me he likes doing interviews. After our twenty minutes of sitting together in a dressing room, he walked me back to the backstage area of their show in Wiesbaden and I asked him a question I didn’t think of while my recorder was running. Does he actually think it’s a good thing for a musician to think too much about the music they’re making? I liked his answer. He said it’s really not a good idea to do it while you are writing the music, but it’s quite healthy to reflect on what you did after the fact, which is why he likes giving interviews.
It’s probably also why 65daysoftsatic’s interviews are always worth reading or listening to. For an instrumental band, Paul and his co-founding bandmate Joe Shrewsbury have a lot of interesting things to say, and they talk about their music and the dozen or so years of their career with disarming honesty. Of the two, Paul is probably the McCartney to Shrewsbury’s Lennon, if you really want to search for these dichotomies in every band. Where Joe, somewhat reluctantly it seems, takes a scowling center stage at 65daysofstatic’s shows, Paul is the quietly smiling guy with no beard and less unruly hair on his left, bent over a keyboard and apparently really sinking into the music.
I wanted to interview Paul ever since I bought his solo record “Labyrinths” in 2011, a synthesizer-infused trip through 1980s video games, 1970s science fiction movies and their respective scores. When 65daysofstatic released a new soundtrack to the science fiction classic Silent Running a year later, I wanted to interview him even more. There was a throughline I sensed about the music he was involved with, and I wanted to quiz him about it, especially after I saw what he likes to read.
If you have never heard 65daysofstatic’s music, you probably should give it a spin before (or while) reading the interview. The albums of the Sheffielders sound quite different from each other, but they all share an impressive melange of post rock guitar dramatics, powerful syncopated drumbeats and glitchy electronic fiddlings that is hard to put into any one box. They released a free, career-spanning mixtape called “The Last Dance” on SoundCloud in 2012, which is a good place to start.
What is it that interests you about science fiction?
Well, to begin with, I suppose, when I was a teenager, I used to love reading all kinds of sci-fi books and I think it was just about the pure escapism, really, and the geeky side of me. And I really loved the cyberpunky stuff, people like Neal Stephenson. Bruce Sterling, I was a big fan of. Just that kind of tech, Blade Runner sort of sci-fi. I never really got into Star Trek or anything like that. But the dark stuff, I really enjoyed it. These days, I don’t know. I tried to step away from it in my twenties, because I had this sort of weird … not that it was a guilty pleasure, but I started reading Naomi Klein and people like that and thought: fuck, I need to learn what’s going on in the real world. So I put all that aside for a while and stopped reading it and following it in the same way that I did as a teenager for quite a long time. It’s only in the past few years where I’ve just kind of allowed myself to enjoy it. I think it’s really interesting these days how the reality has overtaken what sci-fi used to be good at.
People like William Gibson have said that they don’t write sci-fi anymore.
Yeah, and Bruce Sterling does these talks and these essays. I think he said something along the lines of “This is a better form for me now than trying to write novels. Deconstructing the present gives more of a clue of what I’m trying to get across than inventing any number of sci-fi worlds.”
I’ve always had the feeling that 65daysofstatic’s music also was about going into the future. Your first album, even in its title was about leaving something behind, “The Fall of Math”, and going to new places. Is that what you are trying to do?
Well, it was always about trying to find a new sound, I suppose, or be original. We’ve always been of the opinion that there’s already more than enough bands and more than enough music. You don’t really need any more. There’s more than you could hope to listen to in your lifetime. Excellent stuff. So, if you’re gonna be that self-indulgent to be in a band, if you’re driven to it anyway, then at the very least, you really need to try and do something useful. Try and be relevant to the world as you exist in it right now. Because there’s plenty of stuff covering the way it used to be, so you need to react to what’s really happening and try to articulate it. We always used to be like that. The last record we approached a little differently in one respect, just because as far a electronic music goes, it does feel like it’s plateaued a little bit, in terms of what’s possible. I just heard the new Aphex Twin album for the first time, today. It’s excellent, amazingly excellent, but it doesn’t sound new in the sense of it being unheard or unthought of music. If you listened to Aphex Twin twenty years ago, it was like nothing that had ever come before it, it was incredible, but it’s getting harder and harder to recreate that in music, I think. I sort of don’t think you can anymore.
You’ve used a science fiction metaphor for that as well, once. You said that, in the solar system, you can still find lots of places where you haven’t been, but you know where everything is.
Yeah, it’s one thing to have mapped a place, but it’s a completely different thing to have fully explored it.
So is that what you were doing with your most recent record, “Wild Light”?
To a point. All of this deconstruction of it comes afterwards, to tell you the truth. We didn’t sit in a room and wrote charts about the ideas behind the record, we just sort of made it and then worked out what we were doing afterwards. In hindsight, even when we did [2010 album] “We Were Exploding Anyway” – in our heads, it was this thing that could be proper pop music in the way that The Prodigy are pop music or The Cure are pop music, but still interesting and different and us. We pushed that as hard as we could and I really stand by that record, I’m proud of it, but it didn’t turn out like that at all. It was still pretty obscure. Maybe not for us, but relative to what we were aiming for. I think it opened with a song that starts in 17/8 or something, it’s crazy. But there was this striving to push forward, somehow, that was the agenda of that record. With “Wild Light”, we didn’t have that. It wasn’t about being lazy at all, it was just more about trying to be really good. Following the songs, whatever they happened to be. Don’t worry if it was something that we had done before or an idea that was a bit predictable in some ways. It was more about almost daring to not hide behind this sort of complexity, but strip everything back to the basics. We didn’t care, if it sounded original. Whatever that word meant, we just wrote until we felt it was good.
In general, this year, you found yourself at the other end of the spectrum, you looked back ten years to your first record and played it as a whole. And also, I think, with your solo record you channeled a lot of people that have been there before you. How do you feel about that? If you’re usually someone who tries to find new places to go and now you’re looking back, going to old places and revisiting them.
For the solo record, it was no masterplan that I was doing. It was just a bunch of material that I had started writing during the “Exploding” process, but that didn’t fit with 65. I just allowed myself to have some fun, I suppose, and not worry if things sounded a bit cheesy or generic in one way or another. I put it together and quite liked it. I have a hard time listening to it now. I find it hard to imagine that it was the kind of stuff I wanted to write. Not that I dislike it, I just find it hard to match me now with me then. I don’t know why. But it was cool and I’m glad I did it. 65 was always more important, but it was nice to do the sci-fi thing, because Caspar Newbolt, who has been the 65 artist for four or five years now, maybe a bit longer – he shares a lot of the same sci-fi landmarks and moments in time that I do. He had a spectrum computer when he was a kid and had all the sci-fi books with the brilliant covers that were evoked in the artwork. The Polinski record was the only thing I made where the artwork was finished before the music, so that actually influenced it. This wasn’t really your question, though.
Nevermind. It’s interesting.
So, that was just a little bracketed thing and it was cool. Doing the “Fall of Math” stuff was very different, because it feels like such a long time ago for us and we still play a lot of those songs live anyway, regularly, every night. And the ones that we don’t play fell away from the live show for a reason, because they didn’t translate as live songs very well. We were a little bit ambivalent about the anniversary thing for a long time. Monotreme records wanted to use it as a reason to finally put out a vinyl, which we thought was a really nice idea, because who doesn’t like vinyl? At some point the anniversary shows were suggested and we were a bit reluctant to do them.
Because you don’t want to be part of a heritage music industry?
That’s one reason. We certainly didn’t want it to seem like we have reached a stage where we do these looking back shows. I still absolutely think that “Wild Light” is our strongest material and we still feel like we ought to be an ongoing concern. Even if that’s not the truth, it’s what we’re aiming for. But biggest of all was: we’re so proud of our live show and everything we’ve done over the past decade has made us learn how significantly different the two disciplines are – writing/recording and then performing. Different songs work in different ways and by the time we go to “Wild Light”, we were developing our songs in parallel, we’d have the album version and we’d have the live version and they wouldn’t necessarily be the same, but they played to the strengths of the form. That’s what it’s all about. Use the form you have chosen, find what’s essential in it and concentrate on that. Having done all of that with “Wild Light” and being so pleased with the results, with the record and the live show – to then have to go back and think about the best way to perform songs that we wrote ten years ago and force them into the live template was a bit strange. Part of us wanted to rework them entirely, but that would have gone against the point of doing it in the first place, because it wouldn’t have sounded like doing the record then. We would have ripped them to shreds. So there were lots of conversations of that nature. Eventually we took the gamble, because Monotreme thought it was a good idea and our management thought it was a good idea.
Did you enjoy it in the end?
Yes, in the end. I don’t think it’s as strong as our normal live show, I have to say that. And we did insist on doing two sets, “The Fall of Math” and then the second full set, which we mostly just played “Wild Light” stuff on. Hopefully to show people, who were big fans of “The Fall of Math” but haven’t necessarily been paying attention to what we’ve been doing since, reminding them that we’ve got all this new stuff too. It was good, the crowd made us realize that we probably think too hard about these things sometimes and that it’s okay, every now and then, to just sort of pause and celebrate a thing that meant a lot to a bunch of people. That was really nice. Even the songs that we never play live anymore – they were weird. Certainly on stage it felt very disjointed to be playing them in that particular order, but it clearly worked, as far as the show went.
If you’re doing two sets like that, you’re also marrying something old to something new in a way … like you did with Silent Running. (we both chuckle at my lame attempt to create a segue) Is that comparable in any way?
Maybe as a metaphor. The processes couldn’t be further apart. I think we do that anyway in our normal show, which flows a lot better, because you can mix and match. I’ve never actually gone to a show, where a band plays a whole record.
I don’t like them, really, because I like to be surprised.
Yeah, exactly. But clearly people do, so, you know …
But do you think we are ever going to see a version of Silent Running with the music? It’s just been released on Blu-ray, so that would have been an opportunity.
No. Recently, we weren’t even allowed to do a live show. There was a really cool venue in England, which would have been perfect to do it. They wanted us to do it. And Universal or maybe it wasn’t even Universal but somebody with the Power said: Actually, no, it’s getting re-released on Blu-ray soon, so it would be inappropriate to have it showing with some other soundtrack. Back when we first did it, we somehow found the e-mail of director Douglas Trumbull and e-mailed him to let him know we’re doing it.
Sound’s great. Because he’s a real geek as well, right?
I think so, yeah. And we got a reply, which was amazing. The reply basically said: “Go for it. That sounds great. I’ve got no control over anything that happens with that film.”
It’s a shame.
Yeah. On the scale of the movie industry, we’re just completely anonymous. They wouldn’t make any money by reissuing Silent Running with our soundtrack.
Are you still involved with the video game “No Man’s Sky”? Can you tell me anything about that?
I cannot. (he grins) I can tell you that they did this trailer, about a year ago now, for some big games conferences and they used “Debutante” and then they used “PX3” for another trailer. It just exploded in the games world and it’s really exciting to be associated with that on that basic level.
Did that register with you at all? Did people actually buy some music?
I don’t know if they bought the music. I don’t think many people do that anymore, but there is a regular stream of people on Twitter or Facebook constantly going “Thanks to Hello Games for introducing me to 65daysofstatic, these guys are great”. That’s trickling in. And it’s really good to be associated with that as a thing, because it’s not a world I follow particularly closely, but everything I’ve seen about that game – as soon as they contacted us about using the music for the trailer, they sent some screenshots through. I went: Ah, that looks like those sci-fi book covers I read as a teenager, and everything I’ve heard them talk about is that they don’t just want to do another shooting game. It’s all about exploring the universe. So I said: Okay. That sounds like something that’s nice for 65 to be associated with.
Thanks a lot for taking the time.
65daysoftsatic’s latest album is called “Wild Light” and was released last year. Buy it here or check out the single “Prisms“. Monotreme Records re-released their 2004 debut “The Fall of Math” in early 2014. It’s also still available. Paul occasionally blogs on his website.
Meine Eltern sind mittlere Babyboomer. Als Angehörige des Jahrgangs 1952 waren sie 1968 gerade so nicht alt genug, um den ganzen Rummel vollständig mitzuerleben und nicht jung genug, um von ihren Eltern mitgerissen zu werden. Meine Mutter erzählt gerne, dass sie eine Mao-Bibel und ein Che-Guevara-Poster besaß, aber auch nicht genau wusste, warum sie “Ho-ho-ho-chi-minh” rief. Mein Vater hing zu seiner Abizeit gern in Freiburger Studentenkneipen rum und spielte Schach, aber dann wurde er trotzdem Zeitsoldat, um Wartesemester für sein Medizinstudium zu sammeln. Woodstock oder “Hair” – das war irgendwie ein Traum, aber keine wirkliche Realität.
Und dann haben sie beide nicht studiert. In den Siebzigern waren sie mehr damit beschäftigt, sich kennenzulernen und sich ein selbstständiges Leben zu schaffen – unabhängig von ihren Eltern. Ich hab sie nie gefragt, wo sie 1977 waren, als der Punk ausbrach. Aber dass sie es nie erwähnt haben, spricht eigentlich auch für sich.
Meine Fünf war keine Anti-Establishment-Geste
Und in den Achtzigern – nun, da haben sie Kinder bekommen, mich und meine Schwester. Da war der Popkultur-Zug dann endgültig abgefahren. Als Jahrgang 1983 sitze ich fett in der Mitte der Generation Y – die uncoole Stiefgeschwister-Generation der Generation X und der nervige ältere Cousin der Millennials. Als “Nevermind” erschien war mir noch nicht klar, dass meine gerade erhaltene Fünf in Schönschrift in der dritten Klasse eine Anti-Establishment-Geste sein könnte. Die Achtziger waren für mich nicht Postpunk und Gothic, sie waren das, was meine Eltern sich an Kultur in die Kinderkriegjahre hinübergerettet hatten: Andrew Lloyd Webber und Chris de Burgh.
Und deswegen hatte ich Zeit meines Lebens Schwierigkeiten, die Achtziger zu verstehen – jene Dekade, die von gefühlt allen Menschen, die auch nur ein bisschen älter sind als ich, endlos verehrt wird. 1982 oder 1984 – der beste Filmsommer aller Zeiten (USA)! Rip it up and start again (UK)! Ich will Spaß, ich geb Gas (Deutschland)!
Mein Popleben beginnt 1992
Die Achtziger, vor allem die frühen Achtziger, waren überall, wo ich hinsah, aber sie waren mir unendlich fern. Ich habe nicht einmal die deutsche Einheit so richtig mitbekommen. Mein Popleben beginnt irgendwie 1992 mit 2 Unlimited, Glitzerstickern und “Rhythm is a Dancer”, Jan Böhmermann hat das zuletzt gut auf den Punkt gebracht.
Klar, ich mochte E.T. und Back to the Future auch. Aber als ich als Teenager begann, selbst in der Zeit zurückzureisen und die Genre-Filmgeschichte zu entdecken, stieß ich in den Achtzigern ohne ältere Geschwister immer wieder auf Granit. Während sich mir sonnendurchflutete Hippiefabeln und ihre Nachwehen problemlos erschlossen (ganz wirkungslos waren die Beatles-Platten meines Vaters dann doch nicht), waren Filme zwischen 1980 und 1989 irgendwie merkwürdig. Dunkel. Schräg. Escape from New York – da erkannte man gar nichts! Blade Runner – ein Haufen kauderwelschiges Gelaber!
Albträume bis heute
Time Bandits, Legend, Labyrinth, The Dark Crystal, The Lost Boys – selbst die Filme, die ich streckenweise mochte, schienen wie aus einer anderen Welt zu sein. Viele Zeichentrickfilme aus den 80ern, etwa von Don Bluth und Prä-Katzenberg Disney – The Great Mouse Detective, The Secret of NIMH – sind fucking weird, man! Ich warte bis heute darauf, All Dogs go to Heaven noch einmal zu sehen, der mir damals merkwürdige Albträume bescherte.
Das war alles so anders als meine prägenden Filme: Jurassic Park, Terminator II, Toy Story, The Matrix – deutlich heller ausgeleuchtete, weniger synthie-lastige Märchen über Menschen und ihre Spielzeuge. Nicht so ein merkwürdiger Quatsch wie David Lynchs Dune.
Noch bis weit in meine Studienjahre hinein dachte ich, ich würde die Achtziger nie richtig verstehen. Metallica würden für mich ihre Karriere immer mit dem schwarzen Album begonnen, Yes ihre mit “Going for the One” beendet haben.
Die Rückkehr
Dann aber wurden die Menschen 35, die die Achtziger als Kinder erlebt hatten. Und begannen Mitte der 2000er damit, ihre Kindheit zu remaken. Plötzlich waren die Achtziger wieder da. Egal ob Transformers, Indiana Jones, Tron, Die Hard oder Super 8; Turtles, My little Pony, Conan, Robocopund und und. Das Internet half als ewige Wiederkäu-Nostalgie-Maschine dabei, jeden noch so kleinen Geburtstag zu feiern und sich zurückzusehnen in alte Zeiten. In der Musik wurden an jeder Ecke die Synthies wieder ausgepackt. JUGENDLICHE TRUGEN WIEDER VOKUHILAS!
Aber irgendwie passte es auch. In den Achtzigern war die Welt durch den kalten Krieg in zwei Lager gespalten, nach 9/11 war sie es wieder. In den Achtzigern regierten rücksichtsloses Gewinnstreben und gelebte Maßlosigkeit, jetzt auch. Die Angst vor dem Terror war wieder da. Die Furcht vor Maschinen, die uns überlegen sind, ließ sich perfekt aufs Internet übertragen. Statt Tschernobyl eben Fukushima. Der einzige Unterschied liegt darin, dass man sich zusätzlich noch vor der ewigen Wiederkehr des Gleichen fürchtet.
Als Kind der hippie-dippie Neunziger – Love Parade, Schnullis, “Weil ich’n Mädchen bin” und so weiter – begann ich um 2010 herum endlich zu verstehen, was die Achtziger ausgezeichnet hatte. Dieses Gefühl des Tanzes auf dem Vulkan, der Katastrophe vor Augen, der Beinahe-Sehnsucht nach dem Weltuntergang, die sich auch im Kino plötzlich wiederfand, das alles leuchtete mir plötzlich ein.
Barocke, unpolitische Wiedergeburt
Ich fing deswegen nicht plötzlich an die Smiths zu hören, denn schließlich waren das hier ja nicht die Achtziger selbst, sondern ihre barocke, unpolitische Wiedergeburt. Aber plötzlich bekamen Alben wie “90125” oder “Human Racing” einen anderen Klang. Was mich vorher abgestoßen hatte, erschien mir jetzt plötzlich gerade schön. Filme wie Beetlejuice, The Terminator oder Who Framed Roger Rabbit, die ich gesehen und gemocht, aber nicht gefühlt hatte, entfalteten eine neue Ebene. Ich konnte etwas wie The Adventures of Buckaroo Banzai Across the 8th Dimension sehen und irgendwie nachempfinden.
Wir können auf Remakes und Nostalgie-Kultur schimpfen, so viel wir wollen. Aber manchmal braucht es genau diese Appropriation durch die rosa Brille anderer Menschen, um die Vergangenheit selbst zu erfahren. Manchmal reicht nicht der Text allein, es braucht den Metatext, der die Bedingungen, unter denen der Text entstand, wieder herbeibeschwört. Erst wenn wir beginnen unsere eigene Vergangenheit zu remaken, können unsere Nachfolger beginnen, zu verstehen, was sie für uns bedeutete.
Das Genrefilme so ziemlich die Weltherrschaft an sich gerissen haben, konstatiere ich hier im Blog regelmäßig. Die Schattenseite des Ganzen ist aber auch kein Geheimnis: Denn Genrekino lebte immer schon von der Wiederholung bekannter Formeln und entsprechend befinden wir uns im Jahrzehnt der Franchises, Remakes und Reboots. Und auch wenn das an sich weder etwas schlechtes, noch etwas neues ist, so gibt es doch ein Genre, das – anders als etwa das Superheldenfach – nicht von der ewigen Neuerzählung bekannter Mythen leben sollte, sondern von der Erschaffung originärer Visionen: Die Science-Fiction.
Und gerade die bekommen wir 2013 endlich mal wieder in einer Fülle geboten, wie wir sie gefühlt seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben. Zukunftsvisionen, direkt aus den Hirnen ihrer Schöpfer auf die Leinwand. Da kann jedes Total Recall-Remake einpacken. Joseph Kosinskis Postapokalypso Oblivion, obwohl derivativ, basiert auf einer unveröffentlichen Graphic Novel seines Regisseurs. Pacific Rim, in dem Guillermo del Toro gigantische Mechas gegen gigantische Monster kämpfen lässt, entspringt einem Originaldrehbuch, ebenso wie der sehnlich erwartete Gravity seines Landsmanns Alfonso Cuarón. After Earth ist die Umsetzung eines Fiebertraums von Will Smith. Und auch Neill Blomkamps Elysium, dessen neuer Trailer jeden begeistern dürfte, ist eine originäre Schöpfung.
Über die Qualität der Filme sagt diese Tatsache natürlich an sich noch nichts aus. Die bereits gestarteten Oblivion und After Earth kamen bei der Kritik nicht gerade gut weg. Doch es ist auch so schon erfrischend, wenigstens mal wieder Bilder und Geschichten auf der Leinwand zu sehen, die kein historisches Gepäck mit sich herumtragen. Guillermo del Toro wird nicht müde zu betonen, dass sein oberstes Credo für Pacific Rim die Distanz zu existierenden Filmen war. Mit anderen Worten: Man kann sich als Freund des Genres völlig darauf konzentrieren, ob man einen guten Film sieht, und muss sich nicht im Vorfeld schon Gedanken machen, ob die Macher dem Geist der Marke treu bleiben und ob ihre Interpretation valide ist.
Elysium – Kennen wir dieses Bild nicht irgendwoher?
Vor allem, wenn man sich Elysium und Oblivion anschaut, heißt das jedoch nicht, dass die Filme ohne Referenzpunkte existieren. In der Bildwelt beider Filme (und auch in vielen der Storyideen von Oblivion) sind klare Bezüge zum letzten goldenen Zeitalter der Science-Fiction erkennbar, das ebenfalls von warnenden und philosophisierenden Blicken in die Zukunft handelte, in einem Spannungsfeld aus Staunen und Schrecken, angereichert mit einer unterschiedlich großen Dosis Action. Zwischen 1968, als 2001: A Space Odyssey die bis dahin von Monsterinvasionen dominierte Science-Fiction neu definierte, und 1982, als “Blade Runner” den Übergang in ein neues, technologisch beklemmenderes Zeitalter einläutete, entstanden Filme wie Solaris, Silent Running, Logan’s Run, Close Encounters of the Third Kind, Soylent Green, Planet of the Apes, A Boy and his Dog, Zardoz, A Clockwork Orange und Rollerball, die bis heute einen Klassizismus ausstrahlen, wie man ihn davor nur zwischen 1927 und 1935 gesehen hatte.
Auch damals waren die meisten Filme Originale oder höchstens Literaturadaptionen. Zum Glück gab es die auch immer wieder, von Escape from New York bis zu den beiden besten SF-Filmen der letzten zehn Jahre, Children of Men und Sunshine, dominant waren jedoch Serien: Star Trek und Star Wars, Alien und Matrix, die das Koordinatensystem der SF – von Space Opera bis Cyperpunk und von Horror bis Fantasy – unter sich aufgeteilt hatten. (Mehr zur Abgrenzung der SF im Film bitte nachlesen in Vivian Sobchacks exzellentem Klassiker “Screening Space”).
Oblivion
Die Science-Fiction-Filme des Jahrgangs 2013 scheinen den Zeitgeist der Hyperstasis abschütteln zu wollen. In einer Zeit, in der William Gibson nicht mehr über die Zukunft schreiben will, weil wir bereits in der Zukunft leben, entwerfen Kosinski, Blomkamp und del Toro bewusst weite Landschaften abseits der Computerschaltkreise. Welten, die nicht virtuell sind, sondern real und gefährlich, und deren Zukunft sich von unserer Gegenwart signifikant unterscheidet.
Es ist schwer zu sagen, ob es ein glücklicher Zufall ist, dass Hollywood dieses Jahr mit gleich so vielen Originalstoffen um das Box-Office würfelt. Klar ist, wenn 150-Millionen-Dollar-Experimente wie Pacific Rim fehlschlagen, wird man sich ganz schnell besinnen und lieber wieder weiter an Blade Runner 2 und Prometheus 2 werkeln. Doch für den Moment sieht es so aus, als könnte der Nummer-Sicher-Remake-Wahn zumindest in der Science-Fiction für eine Weile gesprengt werden. Wenn die Filmwelt nicht vorher implodiert.
Food for thought, and the reaction to Retromaniaand everythingaround it that I could most relate to:
“Retromania is a provocation. It deals in what Mark Fisher calls ‘negativity’. The term is intended to be less pessimistic that it sound. ‘Negativity’, for Fisher, is a productive spure: discontent as a call to arms. […] Rather than simply represent that negativity, however, Reynolds and Fisher would have us respond to it. This is the difference too between the kind of negative politicism expressed during the recent London riots and those camped outside St Paul’s Cathedral and across the nworld in the name of the Occupy movement. Negativity is obviously not an end in itself, but sometimes it simply has to come first.
– James Parker, University of Melbourne (via)
Der perfekte spricht-mir-aus-der-Seele-Kommentar inmitten all der Retromania und des Untergangs des Zeitschriften-Abendlandes.
“Dieser andauernde Nostalgie-Scheiss mag ganz lustig sein, aber muss man den wirklich so breit treten? Ich weiß, das ich morgen 36 werde, daran muss mich kein Heft erinnern. Immer ist alles ‘kultig’ und ‘retro’ und auf dem Heft und dem Heftrücken steht in grellem Pink: ‘Eigentlich sind wir doch schon erwachsen!'”
– Nilz Bokelberg über die neue “Yps”
Da ich kaum mit “Yps” aufgewachsen bin, habe ich mir das Remake gespart. Aber zu “Donald”, das Nilz ebenfalls zu Recht kritisiert, habe ich damals gelästertgeschrieben.
(Warnung: Dies ist ein langer, mäandernder Text, der einen Batzen Gedanken enthält, die einfach mal raus mussten, ohne Garantie auf Zugewinn an Lebensqualität nach seiner Lektüre. Er enthält, je nach Blickwinkel, höchstwahrscheinlich Spoiler für The Dark Knight Rises, Take Shelter, L’Ultimo Terrestre, 4:44 – Last Day on Earth und Melancholia)
Ich konnte ihn irgendwie verstehen, Bane. Viel besser als den Joker. Denn der Joker wollte nur Chaos stiften, Menschen gegeneinander ausspielen, Grenzen austesten. Bane wollte mehr, er wollte die endgültige Zerstörung von Gotham City.
“Gothams Abrechnung” nennt er sich selbst. Denn obwohl Frieden eingekehrt ist in Gotham, glaubt bane noch immer an die Überzeugung seines Mentors Ra’as al Ghul, dass Gotham so weit in seinem eigenen moralischen Sumpf versunken ist, dass es jenseits jeder Erlösung steht. Da gibt’s nur eins: Komplette Zerstörung, Tabula Rasa, im Grunde: das Ende der Welt.
Wer hat nicht schon einmal auf die Welt geschaut, die uns dieser Tage umgibt, mit all ihren unlösbar scheinenden Problemen, und sich danach gesehnt, auch hier einfach mal Tabula Rasa machen zu können. Vielleicht nicht unbedingt, indem man eine Atombombe zündet wie Bane. Aber irgendwie die Chance bekommen, neu anzufangen – mit allem bisher Erreichten, aber ohne alles dadurch Verursachte. Und wenn nicht für die ganze Welt, dann vielleicht wenigstens für das eigene Leben? Auch diese Art von Neuanfangs-Sehnsucht findet sich in The Dark Knight Rises, in Gestalt von Selina Kyle.
Jeder, der in diesem und dem letzten Jahr öfter im Kino war, dürfte die Menge an Filmen aufgefallen sein, die sich genau mit diesem Thema auseinandersetzen: der Anfang einer neuen Zeit und – häufig dem vorausgehend – ein Untergang der alten. Die einfache Erklärung für diese thematische Häufung ist das bevorstehende Ende des Maya-Kalenders und die Weltungergangsspekulationen, die deswegen seit einiger Zeit in den Medien breitgetreten werden. Ich glaube aber, dass die eigentlichen Gründe tiefer liegen, dass die Sehnsucht nach einem Untergang und dem damit verbundenen Reboot, die sich derzeit im Kino zeigt, uns im Jahre 2012 zeitgeistlich umgibt.
Vor fast einem Jahr habe ich schon einmal über dieses Thema geschrieben und an meiner These hat sich wenig geändert. Es sind nur seit Oktober 2011 so viele neue Filme erschienen, die den Topos umkreisen – Blockbuster wie The Dark Knight Rises eingeschlossen – dass es sich meiner Ansicht nach lohnt, noch einmal genauer hinzuschauen.
In der Hyper-Stasis
The Dark Knight Rises – Bild: Warner Bros.
Ich möchte betonen, dass ich nicht tatsächlich der Meinung bin, dass wir in einer Endzeit leben. Das Gefühl einer Endzeit liegt aber, zumindest kulturell, in der Luft. Ich bin sicher, dass kundigere Menschen dies auch im politischen Klima festmachen könnten – etwa dadurch, dass sich der Kampf gegen die Wirtschaftskrise mehr und mehr anfühlt, als würde man – in einem Boot sitzend – verzweifelt versuchen, ein Leck zu stopfen, das immer größer wird; oder auf einem Laufband laufen, dessen Geschwindigkeit sich ständig erhöht. Nicht umsonst ist auch schon vorgeschlagen worden, den Euro einfach wieder abzuschaffen, die EU abzuschaffen, auch in der europäischen Einigung wieder Tabula Rasa zu machen.
Im kulturellen Bereich fällt mir die Diagnose wesentlich leichter, nicht zuletzt weil ich Simon Reynolds’ kongeniales Buch Retromania gelesen habe. Retromania wurde bei Erscheinen des Buchs vor allem in Musikjournalismus-Kreisen diskutiert, da es darin hauptsächlich um Musik geht. Doch Reynolds’ Argumentation lässt sich problemlos auf andere kulturelle Bereiche, etwa das Kino, übertragen und tatsächlich spannt Reynolds in seinem letzten Kapitel “The Future” den Bogen auch eigentlich über die gesamte westliche Kulturlandschaft.
Diese Argumentation lautet, in einer Nussschale, dass die Kultur langsam aber sicher aufgehört hat, Neues zu erfinden und sich nur noch auf Altes beruft, das sie immer wieder neu durch den Entsafter presst. Damit eng verbunden ist das Gefühl, dass uns die Zukunft eingeholt hat; dass wir nun, im Jahr 2000+ eigentlich in jener Zukunft leben, die uns vor etwa 50 Jahren versprochen wurde und die damals ziemlich spektakulär aussah. Nur leider hat sich das Spektakel anders entwickelt als gedacht – statt Raumschiffen und Jetpacks haben wir das Internet. Eine unsichtbare Technologie, die zwar erstaunliches leistet, aber nicht besonders futuristisch wirkt.
Das kulturelle Ergebnis dieser Entwicklung, ganz grob gefasst, ist, dass wir zwar das Gefühl haben, dass sich das Leben ständig beschleunigt, dass sich dies aber nicht in einem Gefühl des Vorankommens widerspiegelt. Reynolds nennt diesen Zustand “Hyper-Stasis”.
In the analogue era, everyday life moved slowly (you had to wait for the news, and for new releases) but the culture as a whole felt like it was surging forwad. In the digital present, everyday life consists of hyper-acceleration and near-instantaneity (downloading, webb pages constantly being refreshed, the impatient skimming of text on screens), but on the macro-cultural level things feel static and stalled. We have this paradoxical combination of speed and standstill. (Simon Reynolds, Retromania, Kindle-Edition, S. 427)
Reynolds verbringt große Teile seines Buches damit, dieses Phänomen durch die Musikgeschichte zurückzuverfolgen und die Zeiten auszumachen, in denen die Popkultur nach vorne ritt (die 60er, die 90er), um sich anschließend eine Weile im Kreis zu drehen. Meiner Ansicht nach sind diese Vorwärts-Schübe eng gekoppelt an das Gefühl einer neuen Freiheit, sei es nach dem Ende der Kriegs-Nachwehen Ende der 50er oder nach dem Ende des kalten Krieges Anfang der 90er.
There is a Storm Coming
4:44 – Last Day on Earth – Bild: IFC Films
Nun aber, im Jahr 2012, befinden wir uns tatsächlich wieder in einer Zeit, in der zwar viel Freiheit vorhanden ist, das Gefühl aber nicht ausbleibt, dass wir auf einem Vulkan tanzen, uns unserer eigenen, globalen Dekadenz nicht oder unzureichend bewusst. Es wird etwas Großes benötigt, um all dem ein Ende zu setzen und neu anfangen zu können, so sehr, dass man es sich fast herbeiwünscht: ein Krieg, eine Apokalypse, einen Paradigmenwechsel, einen Untergang.
In unseren popkulturellen Produkten können wir diesen Untergang selbst herbeiführen. Tatsächlich machen etwa die Hollywood-Studios ja seit zehn Jahren kaum etwas anderes. Wie bei der digitalen Technik, mit der sie mittlerweile geschöpft wird, hat sich in Hollywood inzwischen der Modus durchgesetzt, ein Produkt am Ende seines Lebenszyklus einfach in einer neuen Version auf den Markt zu bringen. Meistens nennt sich das Reboot und es hat seine eigene Faszination, aber es ist nichts anderes als das Herbeiführen eines Untergangs, um dann mit den gewonnenen Erfahrungen neu beginnen zu können. Die “Trauerperioden” für dieses Vorgehen werden immer kürzer, wie sich dieses Jahr mit The Amazing Spiderman gezeigt hat.
Für unsere nicht selbst geschaffene Welt funktioniert dieser Prozess nicht, daher muss man ihn sich in seinen Filmen herbeiwünschen. Abel Ferrara ist in seinem Film 4:44 – Last Day on Earth am direktesten – er gibt Umweltsündern die Schuld am Weltuntergang. Anders als etwa in Melancholia, mit dem 4:44 das Ende gemeinsam hat, ist der Untergang also nichts, was unverschuldet von außen kommt, sondern etwas selbst Herbeigeführtes. Zentrale Frage des Films ist: Wenn die Welt morgen untergeht, was machen wir mit der verbleibenden Zeit? Der von Willem Dafoe gespielte Hauptcharakter oszilliert zwischen Rage und Gelassenheit. Wütend brüllt seinen aufgestauten Frust auf dem Dach seines Appartments in die Nacht hinaus, doch nachdem er die Gelegenheit hatte, sich von seiner Tochter zu verabschieden, kann er sogar der Versuchung wiederstehen, sich nach 20 cleanen Jahren wieder einen Schuss Heroin zu setzen. Am Ende geht die Welt unter, während er und seine Geliebte aneinandergekuschelt auf dem Boden liegen. Ferraras Botschaft scheint zu sein: Auch wenn keine Umkehr der Geschehnisse mehr möglich ist, sollte man dennoch drauf achten, dass man mit sich im Reinen ist, wenn die Welt untergeht. Denn man weiß ja nie, ob das Ende nicht doch ein neuer Anfang ist.
Take Shelter – Bild: Sony Pictures Classics
Das wahrscheinlich beste Bild für einen bevorstehenden Untergang ist das heraufziehende Gewitter. Nicht nur, weil ein Gewitter in unserem anthropomorphisierten Weltbild wie die manifeste Entladung von aufgestauten Bedürfnissen erscheint, sondern auch weil es nach all seiner Zerstörung häufig etwas zurücklässt, dass unschuldig und schön wirkt (siehe auch: “reinigendes Gewitter”). In Take Shelter verbringt Curtis des Films etwa anderthalb Stunden damit, seine Liebsten vor der heraufziehenden Katastrophe zu schützen, die ihn in Träumen und Halluzinationen verfolgt, während er den Rest der Welt, der ihn auslacht, am Liebsten zur Hölle schicken würde. Dann muss er frustriert und erniedrigt feststellen, dass der vermeintliche Sturm nur ein Produkt der Schizophrenie ist, die er von seiner Mutter geerbt hat. In den letzten Minuten dreht der Film seine fast enttäuschende “Auflösung” noch einmal, als plötzlich tatsächlich ein Sturm aufzuziehen scheint, der die Symptome aus Curtis’ Traum aufweist. Regisseur Jeff Nichols lässt unklar, ob dieser Sturm echt ist. Wichtig ist, dass sich Curtis und seine Frau in den letzten Momenten des Films – anders als zuvor – verstehen und an einem Strang ziehen. Auch sie sind pünktlich zum bevorstehenden Untergang miteinander im Reinen.
(Das gleiche Prinzip durchzieht natürlich auch Seeking a Friend for the End of te World, den ich leider noch nicht gesehen habe. Nur dass dort ein Hund mitspielt.)
Untergang ohne Untergang
Filme wie die bis jetzt beschriebenen, in denen die Welt tatsächlich untergeht oder untergehen könnte, fokussieren sich auf die (sinnlosen oder sinnvollen, je nach Haltung der Macher) Versuche ihrer Protagonisten, sich für das Ende – eigentlich aber für den neuen Anfang – zu wappnen. Genau so anschaulich kann es natürlich sein, wenn die Hoffnung auf einen Neuanfang plötzlich auftaucht ohne dass zuvor die Welt untergeht und alle Menschen sterben. Dafür ist nur ein ähnlich einschneidendes Ereignis vonnöten, dass alles auf den Kopf stellt, was wir zu wissen glauben.
L’Ultimo Terrestre – Bild: Fandango
Ein solches Szenario bietet sich in Another Earth und auch in L’Ultimo Terrestre. In Gianni Pacinottis absurdem Untergangsgemälde steht eine Alien-Invasion mit unklarer Absicht unmittelbar bevor und die meisten Erdlinge sind damit beschäftigt, vor lauter Unsicherheit in Panik auszubrechen. Für den stoisch-linkischen Luca jedoch scheint – ähnlich wie für Kirsten Dunsts Figur in Melancholia – eher die Hoffnung auf das Unausweichliche zu winken. Bis er feststellt, dass die Invasion längst begonnen hat und eine Alien-Frau schon bei seinem Vater eingezogen ist. Und während der Rest der Welt mit seiner Angst ringt, können Vater und Sohn mit diesem fast im wahrsten Wortsinne aus dem Nichts aufgetauchten Hilfsmittel ihre gemeinsamen Neurose verarbeiten. Als die richtige Invasion losbricht ist Luca entspannt. Die Zukunft kann ihm jetzt nichts mehr anhaben.
Expansion/Contraction
Es ist davon auszugehen, dass am 22. Dezember 2012 nicht die Welt untergeht (auch wenn ich schon für die Afterparty zugesagt habe). Und eigentlich bleibt auch zu hoffen, dass die Welt auch keinen anderweitigen Reboot erfahren muss. Wie immer ist es stattdessen viel sinnvoller und fruchtbarer, wenn wir unsere Ängste und Sehnsüchte in der populären Kunst ausleben – das ist anregender und weniger gefährlich.
Another Earth – Bild: Fox Searchlight
Ein letzter Exkurs sei erlaubt: In seinem Buch The Windup Girl, das 2011 mit den wichtigsten Science-Fiction-Preisen ausgezeichnet wurde, benutzt Paolo Bacigalupi fast schon nebenbei die Terminologie “Expansion” und “Contraction” um die Zeitalter der Menschen zu benennen, in denen die Welt (gefühlt) größer und kleiner wird. Nach der Windup-Girl-Rechnung befinden wir uns derzeit am Endpunkt einer Expansion – die ganze große Welt scheint uns zu Füßen zu legen. Dass irgendwie eine Form von Contraction folgen muss, in der man sich wieder auf Näher liegendes besinnt, scheint unausweichlich. Die Frage ist nur, ob dies gemächlich geschieht, wie eine sich hinabschwingende Sinuskurve, oder radikal.
The Dark Knight Rises endet auf gewisse Weise auch mit einem Untergang, auch wenn Banes Plan misslingt. Denn Batman stirbt und beendet vorerst seine Geschichte. Bruce Wayne hingegen lebt weiter und kann gemeinsam mit Selina Kyle ein rebootetes Leben genießen. Dann jedoch scheint sich auch für Batman am Ende ein Neuanfang abzuzeichnen, als Blake die Batcave entdeckt. So kann es also auch gehen: Untergang und Neustart, ganz ohne Weltzerstörung und Tod. Werden wir auch hinkriegen, was Batman gelungen ist?
Ergänzung: Ich bin nach wie vor dabei, mir dieses Thema, über das natürlich schon viele andere Leute nachgedacht haben, zu erschließen. Ich mag Bruce Sterlings Beschreibung des 2010er-Lebensgefühl als “Dark Euphoria”. Passt gut.
It is never easy to analyse the time you live in at the moment. It’s much easier to look back in time to see cultural and societal threads developing and culminating. But sometimes that elusive contemporary sensibility that German thinkers once named the “zeitgeist” can be felt, especially in the cultural artifacts a society produces. The current zeitgeist seems to be that while technological progress is moving ever faster, cultural progress has come to a standstill, which in turn creates high expectations for the times to come. This is not my idea, of course. It has been written and talked about a lot recently. Someone who summarised it, about two months ago, in a way I could relate to a lot, was “Generation X” author Douglas Coupland. In an interview with a Swiss radio station, he said:
What I find exciting about the zeitgeist right now is that something big is about to happen. We all know that. We grew up with the idea that the future was something that was still down the road and we still just live in the present. But today we live in the future. Every day feels futuristic. (This is mostly a re-translation of the German translation of Coupland, so these are not exactly his words.)
Part of the zeitgeist being that “We live in the future now” felt familiar to me. I had even blogged about it before with respect to SF-films like Tron: Legacy and The Book of Eli. I had heard it before from authors like William Gibson, who have stopped setting their novels in the future because the present has caught up with them, and it ties right in with the discussion about “Retromania” in popular culture.
“Something big is about to happen”, however, is something that I heard for the first time in Coupland’s interview. It rang very true for me and I noticed that I had also encountered it in other films this year. Films that don’t necessarily count as science fiction, even though they might have some fantastic elements in them.
(The following paragraphs contain inevitable spoilers for all three movies discussed)
“The Future”
Miranda July’s second feature film is even called The Future, but it’s a long way from being science fiction. Instead, it tells the story of two thirtysomethings who exist in a relationship that has reached its peak after only four years. The protagonists, played by July and Hamish Linklater, have nothing to say to each other, because they don’t progress. All high hopes for their own development have failed to come to fruition and so they spend their days in a sort of melancholy hipster stupor (a fact that made both characters extremly annoying to me). When they decide to adopt a cat a month from now, they suddenly realize that they should use the remaining days to follow their impulses. Both quit their jobs and decide to do something meaningful. July’s character Sophie wants to express herself through dancing and Jason (Linklater) joins a climate-saving iniative that sells reforestation door-to-door.
But their efforts fail yet again. Sophie begins an affair and Jason starts spending time with an old man who has been married for 60 years. Even though there is some hope for reconciliation at the end of the film, the general feeling that remains is: There is no future for Sophie and Jason. They have already used it up and have only the eternal present left to them. This manifests itself in the second half of the film, where Jason literally tries to stop time. However, while he feels that time has stopped, the moon in the sky outside his window (who has the voice of the old man), constantly informs him that time is actually still creeping forward and that Jason can’t stay in his cocoon forever.
The last time people felt they were living in the future, in the 80s, “We live in the future” quickly turned into “No Future”. The only way out, it seemed, was through the self-destruction of mankind. And indeed, Jason says something to the same effect in July’s film: “The wrecking ball has already struck”, he tells a potential reforestation customer. “This is just the moment before it all falls down.”
That big thing that is about to happen, then, is it an apocalypse?
“Melancholia”
If you believe Lars von Trier, it is. While his latest film Melancholia is mostly a reflection on depression, it also confronts humanity with a doomsday scenario that can easily keep up with Armageddon and similar films whose plot centers around the imminent destruction of earth. In Melancholia, the titular planet is about to come close to earth and most scientists believe that it will safely pass by. Only conspiracy theorists and the main character Justine (Kirsten Dunst), who suffers from depression, are convinced that Melancholia will destroy earth instead. Which, as even the opening scenes promise, it will by the end of the movie.
Von Trier spends a good two thirds of his film setting up and the last third portraying their reactions to the impending doom. Justine is content with this notion, even literally bathes in Melancholia’s light. As a depressive, she “knows” things will always turn out for the worst. Her sister Claire is filled with fear but eventually gives in to her inevitable fate. And Claire’s husband John, a capitalist conservative and a believer in science and mankind’s ability to prevail, commits suicide as soon as he learns he was wrong.
It’s easy to read those reactions as – or compare them to – interpretations of the zeitgeist mentioned earlier. We can accept it, we can fear it or we can try to hide from it. What von Trier makes clear, though, is that the Big Thing, which in his movie is a threat, will happen, no matter what. So it might be best to side with the depressives.
“Another Earth”
One other movie was released this year, which shares the feeling of anticipation I have described in Melancholia and The Future. It also shares Melancholia‘s key image of an uncanny new heavenly body in the sky above us. But Mike Cahill’s Another Earth also offers a more hopeful prospect of the time after the metaphorical wrecking ball has struck.
Cahill’s main character Rhoda is in a “no future” situation as well, although her reasons are quite different. As a teenager, she was responsible for a car crash that took the lives of a young woman and her child. The child’s father John, who was also in the car, has survived. When Rhoda is released from prison after a number of years, she has lost all ambition and instead starts a cleaning job at her old high school. Then, she seeks out John and without revealing her identity to him, offers to regularly clean his house. He agrees and she slowly brings both the house and him back to life. He eventually falls in love with her but casts her out when she tells him why she came to him in the first place.
The catalyst for the car crash, which leads to all the events that follow it, is the appearance of a second earth in the sky. Rhoda gazes at this other earth when the crash happens and she later wins a spot on the first flight to what turns out to be an exact mirror image of our planet, people and all. Because the parallel timelines have started diverging when the two mirror planets became visible to each other, there is hope that John’s family might be alive on the other earth. Rhoda eventually gives her space on the flight to John.
In Cahill’s thought experiment, the big change that society faces is not a destructive wrecking ball at all, it might even offer a chance to begin again. This general sentiment has been a trope of post-apocalyptic scenarios for ages, but in Another Earth there is no major scale apocalypse, only a personal one. A Big Thing wakes mankind from its futureless existence and offers new perspectives on how to continue.
Personal postscript: I was too young in the 80s to understand any societal notions of Future or No Future. The very fact that I spent my earliest childhood in exactly those days (without older siblings) has made it hard for me to understand or appreciate 80s pop culture at all, while I find everything that came before or after much more accessible. But as far as I am concerned, there was a Big Change at the end of the decade. While the collapse of the Soviet Union and the reunification of the country I live in might have robbed the western world of a clear antagonist (at least until 9/11) and lead the world at large into the global economic meltdown it is facing right now, culture and society in general, at least the way I see it, have benefitted from that change. If only to prove to us now that the world, and thus: the future and the zeitgeist, very probably will continue to exist.