Wer? Wie? Buzz?, I Will Survive, Systemeinstellungen, Milli Vanilli – Vier Podcast-Kurzkritiken

Ein neuer Kinderpodcasts. Drei neue Dokus aus ganz unterschiedlichen Häusern.

Wer? Wie? Buzz! (Spiegel)

Total super finde ich die Idee, die Zielgruppe (Kinder im Mittelschulalter) selbst an den Drücker zu lassen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Themen abzuwählen oder Nachfragen zu stellen. Merkwürdiger finde ich den Wettstreit zwischen den Moderator:innen um Redezeit (mit reinrufendem Schiedsrichter und sehr dehnbaren, unsichtbaren Regeln) – aber eventuell ist genau sowas ein Feature, was langfristig die parasoziale Beziehung zum Podcast sicherstellt. Wer gewinnt wohl diese Woche? Was ist der Wetteinsatz? Zu lernen gibt es, wie immer, auch viel für Erwachsene. In meinem Fall hat es außerdem zwei Tage gedauert, bis ich das Wortspiel im Titel kapiert habe.

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I Will Survive – Der Kampf gegen die AIDS-Krise (BR)

Was gibt es hier noch zu erzählen, möchte man meinen. Doch das Team hat mehrere sehr gute Protagonisten gefunden, einen starken, sogar regionalen Hook (Freundschaft mit Freddie Mercury in seiner Münchner Zeit) für den Anfang und eine klar formulierte Haltung des Hosts Phillip Syvarth, der selbst zu wenig weiß und erfahren will, auf wessen Schultern er als schwuler Mann heute steht. Durch die persönlichen Geschichten wird das ganze Grauen und die Angst der Zeit gut erlebbar ohne in übermäßige Betroffenheit abzudriften. 

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Systemeinstellungen (netzpolitik.org)

Grundsätzlich erstmal genial, dass auch ein Indiemedium wie Netzpolitik.org einen solchen Podcast produzieren kann. Die Fälle sind gut strukturiert und lebendig geschildert, dabei bordet das Scoring vielleicht manchmal ein bisschen über, aber das kann auch Geschmackssache sein. Was ich mich frage: Führt die Beschreibung der Fälle am Ende noch irgendwohin? Gibt es Lösungsvorschläge oder einen klaren Appell, etwas zu ändern? Oder bleibt es bei der reinen Benennung von (aus Sicht der Autoren) Missständen?

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Milli Vanilli: Ein Popskandal/Blame It On The Fame (Wondery)

Wenn ich eine Dokumentation auf einem Privatsender sehe, erwarte ich etwas anderes, als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, und im Podcast dividiert es sich langsam ähnlich aus. “Blame it on the Fame” ist gewissermaßen die Podcast-Version einer RTL-Doku. Viel Drive, viel Production Value (nicht zuletzt: zwei Sprachen), aber auch viel Oberfläche. Auf keinen Fall schlecht, aber auch nichts für Nerds. Und: Was es für einen Unterschied in der Wirkung macht, ob eine Reporterin mit einer Mission ihre eigene Recherche hostet, wie in der Originalfassung, oder eine dazugeholte Person, die zwar vom Profil her passt, aber halt doch mit der Geschichte nichts zu tun hat. Mutig und gut finde ich die Entscheidung, in der deutschen Fassung alle englischen O-Töne stehenzulassen und nur zusammenfassend zu übersetzen.

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Rest in Exzess, Diagnose: Unangepasst, Vollkontakt, Wir Weltmeister – Vier Podcast-Kurzkritiken

Die Höreindrücke sind zurück. Hier wieder eine erste Meinung zu vier neuen Podcasts, in die ich reingehört habe.

Rest in Exzess – Das kurze Leben von Techno-Legende Mark Spoon (HR/ARD Kultur)

Ich habe an anderer Stelle bereits darüber gesprochen, warum ich denke, dass hier eine Geschichte ohne genug dramatische Kraft auf fünf Folgen gestreckt wurde und sich im Ergebnis erschreckend dünn anfühlt. Außerdem das krampfhafte Installieren einer Co-Host, das eindeutig nicht funktioniert. Meine Vermutung: Ich glaube, hier wurde schlecht geplant. Es gab halt Geld für einen Podcast mit fünf Folgen, also musste es dann auch einer werden. Immer wieder faszinierend, wie Formatierungsdiktate auch in zunächst scheinbar unformatierten Medien ankommen.

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Diagnose: Unangepasst – Der Albtraum Tripperburg (MDR)

Ich hatte noch nie das Gefühl, dass in einem Projekt das Beste und das Schlimmste von Doku-Podcasts so sehr aufeinandertreffen. Einerseits haben die Autorinnen hier eindeutig ein unterberichtetes Thema aufgetan und es sehr sorgfältig recherchiert. Die Aussagen ihrer Interviewpartnerinnen sind schockierend und berührend. Es war höchste Zeit, dass dieser DDR-Abscheulichkeit und ihren Opfern größere Aufmerksamkeit zuteil wird. Andererseits muss es doch möglich sein, bei solchen Projekten einfach der Kraft einer journalistischen Recherche zu vertrauen, statt in der Präsentation alles mit Sounddesign, (beeindruckend eingespielter) Musik und vor allem mit völlig überflüssigen Ich-Bezügen der Hosts (“Ich stelle mir vor, mir würde das passieren, total krass”) emotional “aufzufüllen”. Sehe nur ich das so?

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Vollkontakt (ACB Stories)

Ich hatte mich schon darauf eingestellt, mal wieder einen “Ich bin alt und hier eindeutig nicht die Zielgruppe”-Beitrag zu schreiben. Aber die Kombi aus sehr albernem Quatsch und tieferen, von eigenen Erfahrungen und Gedanken geprägten Diskussionen von Don Pablo Mulemba (den ich ja aus “Springerstiefel” kannte) und Hakan Halaç hat mir wirklich gut gefallen. Laberpodcasts darf man wirklich endlos iterieren, bis für jeden einer gefunden ist.

Wir Weltmeister – Auf der Suche nach 2014 (NDR)

Als jemand, der sich wenig (aber immer mal wieder) für Fußball interessiert, war ich hier erstaunlich schnell an Bord. Tiefer Zugang zu den Protagonisten trifft auf eine klare Fragestellung. Der Ton pendelt zwischen leicht und ernst, verliert aber die zentrale Frage (Wie war das damals und was ist passiert?) nicht aus den Augen. Dazu gibt es immer die richtigen Töne aus dem Archiv. Dass “Wir Weltmeister” ein TV/Podcast-Hybridprodukt ist, merkt man manchmal ein bisschen, aber der Podcast kommt einem nicht wie eine Zweitverwertung vor. (Nachtrag: Hab mich gefreut, dass Marc Krüger parallel die gleichen Gedanken hatte.)

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Ein Bonus-Höreindruck: Durch das Interview von Su holder mit Anne Will habe ich angefangen, ihren Podcast “Politik mit Anne Will” zu hören. Ich finde ihn gut und fokussiert und habe ihn aktuell in meine Wochen-Rotation aufgenommen.

Meine Newsletter-Roll

Nachdem ich zuletzt mal aufgeschrieben habe, welche Podcasts ich so höre, dachte ich, ich mache das gleiche mal mit Newslettern. Newsletter haben bei mir zunehmend die Rolle eingenommen, die früher Blogs hatten, sowohl für die Meinung spezifischer Autor:innen, als auch für Linkempfehlungen. 

Ich habe vor vielen Jahren aus Zeitgründen aufgehört einen Feedreader (mein bevorzugter war Netvibes) zu benutzen bzw. regelmäßig aufzurufen, und einzeln steuere ich Blogs nicht mehr an. Newsletter aber liegen in meinem Postfach, so lange bis ich sie gelesen habe, und das ist gut so. Es ergänzt sich auch gut mit meinem Artikel-Speicher Pocket, da ich alles Relevante so in zwei Apps auf meinem Telefon lesen kann.

Ich habe versucht, ein paar Überkategorien zu definieren, aber über manche Newsletter bin ich auch einfach unabhängig vom Thema gestolpert. Besonders empfehlenswerte habe ich mit einem 🚀 markiert. Über weitere gute Tipps freue ich mich in den Kommentaren. Außerdem frage ich mich natürlich, ob ich selbst einen schreiben sollte – oder ob es reicht, regelmäßig darauf hinzuweisen, das man dieses Blog per E-Mail abonnieren kann (linke Seitenleiste).

Podcasts

Beifahrersitz (Denise Fernholz) 🚀

  • Ich mag Denise’ Ehrlichkeit beim Erfahrungen sammeln mit ihrem eigenen Podcast “Sind wir schon da” (den ich ironischerweise nicht höre).

Hören/Sagen (Sandro Schroeder)

Mixdown Weekly (Podstars)

Oh My Pod (Anna Scholz & Carolina Torres)

Narrative Beat (Karen Given) 🚀

  • Karen schreibt ihren Newsletter nicht regelmäßig, aber wenn er mal erscheint ist er immer voll mit richtig guten Ratschlägen und Gedanken rund um narratives Podcasting.

Die Podcast-Entdecker (Bayern 2)

Podcast Hacks (David Streit) 🚀

  • David und ich kennen uns schon sehr lange, und auch wenn ich seinen marketing-gesättigten Stil in diesem Newsletter nicht immer gut finde (das weiß er auch), liefert er mir regelmäßig neue Ideen, was ich in der Podcast-Vermarktung mal ausprobieren könnte.

Podcast Update (RBB)

Medien und Innovation

Blaupause (Sebastian Esser)

Gregor Schmalzried 🚀

  • Gregor denkt über KI mit dem Kopf eines Kulturjournalisten nach. Seine Texte sind sehr konkret und trotzdem voller origineller Gedanken. Dazu gibt es gute Links.

Let’s Push Things Forward (Kevin Schramm) 🚀

  • Ein Mikronewsletter mit einer kleinen, fast-täglichen Dosis Blick auf interessante Dinge irgendwo in der Medienwelt.

Plaintext (WIRED/Steven Levy)

Technologieoffen (Jens Stoewhase)

TextHacks (Anne-Kathrin Gerstlauer) 🚀

  • Der vermutlich nützlichste Newsletter in dieser Liste, auch wenn ich mich frage, wie lange Anne-Kathrin das Thema noch durchhalten kann.

Übermedien 🚀

  • Der Newsletter für Abonnent:innen enthält immer eine Story, die nicht auf der Website zu finden ist, aber in etwas plauderigerem Ton.

Wandel gestalten (Julia Junge) 🚀

  • Julia ist eine Kollegin und gute Freundin von mir und berät NGOs zu (unter anderem) KI. Ich empfehle sie wärmstens!

WIRED Weekly

Kultur

Culture Study (Anne Helen Petersen)

The Future, Now and Then (Dave Karpf) 🚀

  • Ein Politikwissenschaftler, der sich momentan schwerpunktmäßig mit dem Technologie-Optimismus der 90er beschäftigt. Immer sehr gut argumentiert und fundiert.

The Komoy Dispatch (Paul Wolinski)

Pop Culture Happy Hour (Linda Holmes) 🚀

  • Ein kleiner Nachdenktext meist zu aktuellem Fernsehen und manchmal noch gute Linktipps. Ich lese den Newsletter, obwohl ich den Podcast seit langem nicht mehr höre.

Post vom Einheinser (Lukas Heinser)

So Here’s A Thing (Michael Marshall Smith) 🚀

  • Einer meiner Lieblingsautoren mit relativ beliebigen Gedanken zu Leben und Kultur. Ich nehme immer interessante Ideen mit.

Sonstiges

Planet Money (Greg Rosalsky)

Schicht im Schacht (Moritz Hoffmann) 🚀

  • Politik und Geschichte. Sehr gute Einordnungen aktueller Debatten.

ungefiltert (Martin Fehrensen)

Unsnackable (Folu)

Wittkamps Woche (Peter Wittkamp)

Bild: Midjourney/Alex Matzkeit

Mein Podcast-Plan

Ich habe vor kurzem, inspiriert durch einen LinkedIn-Post zu einem verwandten Thema, den “Stundenplan” meiner wöchentlichen Podcasts auf Threads gepostet und ein bisschen Resonanz darauf bekommen. Deswegen wollte ich das hier noch einmal machen und ein bisschen mehr erläutern.

Das hier sind die Podcasts, die ich wöchentlich oder zweiwöchentlich regelmäßig höre, den Tagen zugeordnet, an denen sie erscheinen.

Kursiv geschriebene Podcasts erscheinen zweiwöchentlich.

Dazu kommen monatlich und unregelmäßig erscheinende Podcasts wie Auf Weltempfang, Fashion the Gaze, Imaginary Worlds, Sound School, Tasty MTG, Über Podcast, MKL – Mit Kindern Leben und Abweichendes Verhalten.

Außerdem gibt es Podcasts, die ich abonniert habe, aber meistens nicht höre, außer mich interessieren Thema/Gäst:in besonders oder ich habe gerade mehr Zeit als üblich, zum Beispiel Spreepolitik, Too Many Tabs, The Command Zone, Death, Sex & Money, Longform, Cuts, The Q&A with Jeff Goldsmith, Alles gesagt?, Lakonisch Elegant, Töne Texte Bilder, Brave New World und Quoted.

Zudem gibt es einige Podcasts, die abgeschlossen sind oder nur in Staffeln erscheinen. Je nach Zeitbudget höre ich davon meist auch noch zwei oder drei. Aktuell sind das etwa Justitias Wille und Serial Staffel 4. Neue Staffeln von You Must Remember This, Land of the Giants und Decoder Ring kommen bestimmt demnächst.

Und irgendwie habe ich es in letzter Zeit geschafft, auch noch einzelne Folgen von Neuerscheinungen für meine Höreindrücke zu hören.

Ich weiß, dass das ganz schön viel ist, auch wenn ich zum Glück feststellen konnte, dass ich nicht der einzige mit einem solchen Plan bin. Deswegen hier ein paar Antworten auf eventuell naheliegende Fragen:

Wie schaffst du das?

Zunächst höre ich englischsprachige Podcasts und deutschsprachige Storytelling-Podcasts auf 1,5-facher Geschwindigkeit. Deutschsprachige Gesprächspodcasts höre ich auf 2-facher Geschwindigkeit. Das spart schon mal viel Zeit.

Dann habe ich relativ feste Zeiten am Tag, zu denen ich Podcasts höre. Morgens im Bad (ca. 20 Minuten), auf dem Hin- oder Rückweg zur Kita (20 Minuten), abends beim Aufräumen der Küche (30 Minuten) und meist in der Mittagspause, bei Hausarbeiten oder anderen Wegen (30-45 Minuten). Das sind also meist etwas mehr als zwei Stunden am Tag, und das reicht.

Hörst du wirklich alles?

Nein. Bei This American Life zum Beispiel ist jede dritte Folge eine Wiederholung, die ich in der Regel ignoriere. Ähnlich streng gehe ich mit vielen anderen Formaten um, die ich zwar mag, aber bei denen man auch nichts verpasst, wenn man mal eine Folge auslässt. Ich versuche schon immer die meisten Sachen innerhalb weniger Tage zu hören. Wenn etwas zu lange meinen Queue verstopft und ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr dazu komme, weil immer wieder Neues nachkommt, lösche ich es.

Und das hörst du alles zusätzlich zu deinem restlichen Medienkonsum?

Jein. Diese Podcasts sind mein primärer Medienkonsum. Ich lese zusätzlich viele Newsletter (vielleicht dazu bald mal ein eigener Post) und einige Artikel, die mir über Social Media begegnen, aber ich lese keine Tageszeitung, keine Nachrichtenseiten, gucke keine aktuellen Nachrichtensendungen oder Talkshows und ignoriere tagesaktuelles Nachrchtengeschehen voller Pseudoereignisse meist generell zugunsten von tieferen Analysen mit längerem Horizont. Auch das spart sehr viel Zeit.

Warum sind die Podcasts fast alle amerikanisch?

Als ich vor etwa 15 Jahren verstärkt mit dem Podcast hören angefangen habe, waren Podcasts wie This American Life, Planet Money und Radiolab meine Einstiegsdrogen. Wenn man sich einmal in diesem Ökosystem befindet, stößt man immer wieder auf neue Podcasts aus ihrem jeweiligen Umfeld, und wenn man dann erstmal einen Podcast liebgewonnen hat, fällt es schwer, ihn irgendwann aufzugeben. Aber dann ist der Stundenplan eben auch schnell voll und es ist für neue (deutsche) Podcasts schwieriger, sich einen festen Platz zu erstreiten.

Was sind das für Podcasts?

Ich bin Kultur- und Medienjournalist, daher stammen auch viele Podcasts aus diesem Bereich, etwa das Culture Gabfest, das die Inspiration für meinen eigenen Podcast Kulturindustrie war, Good One (Comedy), All Songs Considered, Switched on Pop und Hit Parade (Musik), 50 MPH (Film), Übermedien und Übers Podcasten (Medien) und Our Opinions Are Correct (Science-Fiction). Dazu kommen einige Informationspodcast auf dem genannten übergeordneten Niveau wie This American Life, Planet Money, Die Wochendämmerung und die Ezra Klein Show. Und einige Podcasts zu meinem Hobby, dem Kartenspiel Magic: The Gathering.

Was fehlt?

Ich vermisse immer noch einen echten Hangout-Podcast, der genau zu mir passt. Was für andere die Drinnies oder Gästeliste Geisterbahn sind – einfach Leute, die über alles und nichts labern und die man als Pseudo-Freunde haben kann. Vielleicht sind meine Ansprüche zu hoch, aber vielleicht ist dieser Podcast ja auch irgendwo da draußen. Also gerne in den Kommentaren empfehlen.

Juice, NDA – Die Akte Kasia Lenhardt, Phänomenal Paranormal – Drei Podcast-Kurzkritiken

Schon wieder neue Höreindrücke. Kleine Erinnerung: Ich habe von diesen Podcasts meist nur 1-3 Folgen gehört und schildere hier wirklich nur meinen ersten Eindruck.

JUICE (Kugel und Niere)

“Juice” bekommt von mir auf jeden Fall schon mal den Preis für das beste Podcastcover seit langem. Die beiden Hosts haben echte Chemie, und ich mag es, wie sie die Geschichten, die sie sich erzählen, spontan ausschmücken und ihnen eine eigene Note geben. Ändert nur nichts daran, dass ich milde peinliche Geschichten, die anonymisierten Leuten passiert sind, die ich nicht kenne, einfach gar nicht interessant finde. Entsteht die Saftigkeit von solchem Gossip nicht dadurch, dass man sein eigenes Bild der Person mit der Handlung der Geschichte abgleicht? (Wertfreies Alter-Mann-PS: Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, welche Menge an scheinbar beliebigen deutschen Wörtern Gen Z beim freien Reden durch ihr englisches Äquivalent replaced.)

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NDA – Die Akte Kasia Lenhardt (Der Spiegel)

Die beiden Hosts thematisieren es am Ende der ersten Folge selbst: Dieser Podcast ist ein Drahtseilakt. Einerseits hat man mit Original-Sprachnachrichten eines mutmaßlichen Gewaltopfers ein wertvolles Audio-Artefakt, das man gerne präsentieren möchte. Andererseits bewegen sich große Teile der Reportage zwischen banalen Fakten (Orten, Zeiten) und unprüfbaren Verdachtssituationen, um die das Format daher ständig umständliche sprachliche Volten schlagen muss, damit es juristisch sauber bleibt. Schließlich ist da auch noch der Widerstreit jeder Investigativrecherche in prominenten Milieus, zwischen einem ernsthaften Wunsch nach Aufklärung und dem Gefühl, nah dran am True-Crime-Sensationalismus zu sein. Insbesondere wenn man auch noch eine spannende Geschichte erzählen will, die über mehrere Folgen trägt. Ich finde den Weg in der ersten Episode professionell, aber noch holprig. Mal gelingt der Spagat, mal nicht.

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Phänomenal Paranormal (BosePark/Podimo)

Manchmal denke ich, ich sollte aufhören Podcasts zu hören, für die ich nicht zur Zielgruppe gehöre. Allerdings kann ich die hier auch nicht eindeutig identifizieren. 15-Jährige, die sich zum ersten Mal mit dem “Paranormalen” beschäftigen? Gelangweilte Erwachsene, die Gruselgeschichten erzählt bekommen wollen? Menschen, die psychologische Erklärungen für Urban Legends suchen? Das Presenter-Duo soll anscheinend alle Quadranten abdecken, passt aber nicht so wirklich gut zusammen. Vor allem hatte ich den Eindruck, Marc Augustat hätte das Format lieber alleine gemacht. Er bekam aber aus Reichweitengründen einen jungen, lustigen Sidekick zur Seite gestellt, den er zähneknirschend akzeptiert hat, weil man das halt heute so macht – und weil es sonst vielleicht gar keinen Podcast gegeben hätte.

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Soll ich in deinen neuen Podcast mal reinhören? Oder (Hybris!) willst du mich gleich für eine Neuentwicklung dazuholen? Schreib mir.

11 Leben Staffel 2, Fuck You Very, Very Much, Kakadu bei euch – Drei Podcast-Kurzkritiken

Es sind Markus-Kavka-Wochen bei den Höreindrücken. Das ist aber Zufall.

11 Leben – Die Welt von Lothar Matthäus (WakeWord/RTL+)

Es gibt nur ein’ Max-Jakob Ost, aber ich verstehe den Wunsch von RTL, einen erfolgreichen Podcastfeed nicht verwaisen zu lassen. Ich finde auch, dass Markus Kavka eine gute idee für einen Host ist, als ähnlicher Jahrgang und Co-Franke von Matthäus. Und natürlich klingt das Ergebnis anders als bei der Kulturgeschichte des deutschen Fußballs, die Max mit hoher persönlicher Motivation vor drei Jahren geboren hat. Weniger verkopft, mit einem etwas onkeligen Kavka, der wahllos seine eigene Biografie als Vergleichspunkt heranzieht und sich sehr oft vorstellt, wie es denn wohl gewesen sein könnte (mein unliebstes Podcast-Stilmittel, insbesondere wenn es wie hier mit Captain-Obvious-Sounddesign gepaart wird). “11 Leben: Das Sequel” ist nicht verkehrt, aber es ist eher Infotainment und dürfte anders als Staffel 1 wenig Menschen ansprechen, die sich nicht sowieso für Fußball-Legenden interessieren. Passt wahrscheinlich ganz gut zur Marke RTL.

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Fuck You Very, Very Much! (Kugel und Niere/ARDKultur)

Kugel und Niere hat das Format des “Umgekehrten Interviews” (eine Person hat Infos mitgebracht, die andere reagiert) raus, und “Fuck You” ist keine Ausnahme. Das Host-Duo Markus Kavka und Jennifer Weist ist gut gecastet. Die eine bringt Musikindustrie-Erfahrung von innen, der andere von außen mit, und die persönlichen Anekdoten bereichern die Erzählungen von berühmten Pop-Fehden nicht immer gehaltvoll aber meist unterhaltsam. Alles in allem ist das Format vor allem fluffig und dürfte Musiknerds wenige neue Erkenntnisse bieten, aber so ist es vermutlich auch gedacht. Geiler Titel.

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Kakadu bei euch (Deutschlandfunk)

Neues Format innerhalb des “Kakadu”-Podcast-Feeds, in dem Kinder sich und ihre Welt vorstellen. Die zwei ersten Folgen porträtieren einen Autoschrauber und eine Jüdin am Schabbat. Mein Kind ist noch einen Hauch zu jung dafür, aber es würde ihm sicher gefallen. Besonders schön ist, wie die Kinder und ihre Sicht auf die Dinge im Zentrum steht. Ich war erstaunt von der schieren Menge an Sound Design, die eingesetzt wird, um die Stücke auszuschmücken. Manchmal fast etwas zu viel für meinen Geschmack. In Folge eins wird zudem gleich mal ein Tipp gegeben, wie man mit minderjährigem Autofahren davonkommt (“Meine Mama wusste nichts davon!”). Der Kakadu hat also eine gewisse Anarcho-Kraft und fungiert gleichzeitig mit seinen Zwischenrufen wie eine Art griechischer Chor – ein Stilmittel, das man sich auch mal für erwachsene Podcasts abschauen könnte.

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In zwei Wochen gibt es keine Höreindrücke, dafür geht es dann los mit dem Podcapril, für den ich ich dieses Jahr das Konzept etwas verändere. Meinungen zu Podcasts wird es also auf jeden Fall trotzdem zu lesen geben.

Justitias Wille, Geschafft?!, Bohniger Wachmacher, Development Hell – Vier Podcast-Kurzkritiken

Back by popular demand. Wer mir neue Podcasts nahelegen möchte, die ich in diesen Höreindrücken featuren soll, kann mir gerne schreiben.

Justitias Wille (Partners in Crime/Studio Bummens)

Das Geständnis gleich zu Anfang: Ich habe große Vorurteile über “Mordlust” und ähnliche “True Crime nacherzählen”-Podcasts ohne sie bisher selbst gehört zu haben (I know!). Entsprechend war ich auch sehr skeptisch gegenüber “Justitias Wille”, aber Paulina Krasa und Laura Wohlers haben mich überzeugt. Anders als Titel und Design vermuten lassen, ist der Podcast einfach journalistisch gut erzählt und tatsächlich hochrelevant. Eine nachvollziehbare persönliche Motivation gibt es auch. Und ich ziehe meinen Hut vor der logistischen Leistung, eine vorreportierte und dramaturgisch durchgeplante Geschichte mit der aktuellen Entwicklung eines laufenden Prozesses zu koppeln. (Ich bin kein Fan des “Ich fahr jetzt mal nach Hause”-Cold Opens, aber ich verstehe, warum er existiert.)

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Geschafft?! (NDR)

Für mich ein klassischer Fall von “zu viel auf einmal gewollt”. Ja, es kann interessant sein, die “Polykrise” mal auseinanderzunehmen und auf ihre Folgen zu schauen. Aber der nachvollziehbare Wunsch, nicht nur mit Experten, sondern auch mit Normalos zu reden, macht die Ergebnisse zu schnell zu beliebig. Am Ende bleiben immer nur ein paar Erkenntnisfetzen übrig. Vieles habe ich direkt wieder vergessen, weil es gefühlt keine konkrete Frage gibt, der der hemdsärmelige Host Claas Christophersen wirklich nachspürt. Ich beobachte das immer wieder, auch bei mir selbst: Das Vage ist der Feind des Interessanten. 

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Development Hell (Pushkin Industries)

Mini-Reihe im Feed von Malcolm Gladwells “Revisionist History”, die leider völlig falsch betitelt ist. Denn zumindest in den ersten zwei Folgen werden mitnichten “Development Hell”-Geschichten erzählt, in denen Filme immer und immer wieder umgeschrieben und verschlimmbessert werden (darüber gibt es reichlich Stories in Hollywood), sondern einfach milde interessante Buddy-Interviews über Drehbücher die nicht verfilmt wurden. Darin stecken gelegentlich interessante Details (etwa welches Drehbuch Heath Ledger kurz vor seinem Tod las) und Fragen, aber die sind kaum die 40 Minuten pro Folge wert.

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Bohniger Wachmacher (Dax Werner/Moritz Hürtgen)

Ich bin insofern ein Spießer, dass ich diese Art von “Niemand kann sagen, ob es jetzt gerade Ironie ist oder nicht”-Humor einfach nicht mag. (Ich finde ihn ein wenig feige, don’t @ me.) Und damit bin ich einfach ganz klar nicht die Zielgruppe für diesen Podcast. Aber hey, die Idee einer relativ sinnlosen Plauder-Morningshow auf Abruf könnte man einfach für jede beliebige Nische ausrollen – vielleicht finde ich dann ja auch endlich die Hangout-Show, die ich mir wünsche. – Tipps gerne in die Kommentare.

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Crashkurs, Nach der Kohle, Hopeful News, Goodbye Stranger – Vier Podcast-Kurzkritiken

Ab dreimal ist es Tradition: Es folgen wieder vier kurze Höreindrücke von neuen Podcasts aus den letzten zwei Wochen.

Crashkurs – Wirtschaft trifft Geschichte (DLF)

Ich finde es immer hilfreich, einen weiten Blick auf aktuelle Themen zu wagen, und Crashkurs enttäuscht hier nicht. Mit einem erklärenden Ansatz wird auf derzeit kursierende Wirtschaftsthemen und die historische Dimension etwa von Inflation, Arbeitszeit und Wohnungsnot geschaut. Dabei machen die vielen Zeitsprünge manchmal ein wenig schwindelig, aber die wichtigen Lektionen bleiben trotzdem haften. Ich habe zwei Hoffnungen: Erstens, dass der Claim “Es war alles schon mal da, wenn auch anders” irgendwann auch mal auf der Meta-Ebene hinterfragt wird und zweitens, dass der Podcast und Host Sandra Pfister noch ein bisschen besser die Balance zwischen Podcast-Lässigkeit und Deutschlandfunk-Seriösität finden – dort knirscht es nämlich manchmal noch ein bisschen.

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Nach der Kohle (detektor.fm)

Die Struktur fällt zuerst auf. Statt sechs Folgen zwischen 35 und 45 Minuten gibt es zwölf halb so lange. Eine Idee, die es sich lohnt auszuprobieren. Die große Geschichte wirkt dadurch aber doch stark zerstückelt. Folge 1, die eigentlich nur eine Art längere Einstiegs-Szene ist, hängt, zum Beispiel, ziemlich in der Luft. Folge 2 und 3 habe ich hintereinanderweg gehört und fühlte mich deutlich besser abgeholt – werde also den Rest wahrscheinlich lieber nach Abschluss bingen. Die zentrale Frage der Produktion – “Was ist eigentlich Strukturwandel?” – ist auf jeden Fall klar definiert, und ich hoffe, dass sie später noch als Ganzes angegangen wird und sich nicht nur fragmentarisch aus Einzelgeschichten zusammensetzt. Joana Voss ist eine gute Reporterin und Host, aber in dieser Meinung bin ich befangen, weil ich schon einmal kurz, aber sehr positiv, mit ihr zusammengearbeitet habe.

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Hopeful News (Hauseins)

Ich war wirklich bereit, mein zynisches Herz von diesem Gute-Nachrichten-Format erweichen zu lassen, aber ich muss leider zugeben, dass ich fast nichts daran mag. Vom Titel über die klimpernde Musik und das Sounddesign tue ich mich schon mit der Aufmachung schwer. Aber wirklich schwierig wird es bei der Struktur: Krampfhaft eine gute Nachricht für jeden Wochentag zu präsentieren, finde ich bemüht. Dazu ist immer noch ein Gast im Podcast, der/die aber über die Reichweitenerhöhung hinaus keine wirkliche Aufgabe hat, außer das Gehörte relativ egal zu kommentieren und von Nicole Diekmann zerschmeichelt zu werden. Warum bringt die Gästin nicht wenigstens eine eigene gute Nachricht mit? Und um einmal Erbsen zu zählen: Tracy Chapmans Song heißt “Fast Car” und nicht “Fast Cars” und sie hat dafür keinen Emmy, sondern einen Grammy gewonnen. Stecken solche Flüchtigkeitsfehler auch in den anderen Meldungen?

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Goodbye Stranger (DLF)

Podcast kann auch künstlerische, persönliche Doku sein. Gibt es gefühlt noch viel zu wenig. Hier war ich anfangs skeptisch und fühlte mich nicht angesprochen, aber die Autor:innen Felizitas Stilleke und Conrad Rodenberg, die ihren “verlorenen” Vätern nachspüren (einer ist vor 14 Jahren gestorben, der andere hat Demenz), haben mich mit jeder Folge mehr in ihre Geschichte hineingezogen. Ab und an etwas zu viele Stilelemente aus dem künstlerischen Hörspiel (Warum immer Flüster-Klangmontagen?!), aber ansonsten ein fantastischer Audio-Essay.

Hören (im Doku-Serien Feed)

In 5 Tagen Mord, HDGDL, Brave New World, Der Kunstzerstörer – Vier Podcast-Kurzkritiken

Ich hatte in den vergangenen zwei Wochen wieder Zeit, in ein paar neue Podcastformate reinzuhören und möchte erneut meine ersten Höreindrücke teilen.

In 5 Tagen Mord: Die Krimi-Challenge mit KI (BR)

Wie gut mir diese wilde Mischung aus Kreativ-Herausforderung und Aufgreifen von aktuellen Themen gefallen hat, habe ich sowohl gepodcastet als auch in einer echten Kritik aufgeschrieben. An beiden Stellen habe ich auch gesagt: Die Formatinnovation ist das eine (ich könnte mir vorstellen, dass sie Schule macht und wir mehr solcher Challenges bekommen, und ich musste sofort an Our Debut Album zurückdenken). Besonders wird der Podcast aber erst durch sein Personal (Christian Schiffer und Janina Rook) und sein gutes Skript. Ideen sind eben nicht alles.

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hdgdl (Kugel und Niere)

Pure Nostalgie ist langweilig. Aber Christian Alt und Yasmin Polat mischen ihre humorige Rückbesinnung auf die eigene Jugend (sie sind 6 und 7 Jahre jünger als ich, also gibt es eine kleine Verschiebung) zum Glück mit einer guten Dosis journalistischem Hintergrund. So steckt in jeder Folge auch ein bisschen überraschendes Wissen zum Mitnehmen. Das macht das Format rund. Gute Wochen für Christians mit klugen Co-Moderatorinnen.

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Brave New World (BosePark/ZDF)

Das journalistische Äquivalent zum Promi-Podcast. Alle drei Frauen – Katrin Eigendorf, Golineh Atai, Jagoda Marinić – sind super, in dem was sie tun, aber funktionieren sie auch zusammen in einem Raum? Ich bin nach zwei Folgen mäßig überzeugt. Folge 1 ist eine gute Meta-Betrachtung der Weltlage durch die Linse der Medien. Folge 2 wirkt schon etwas beliebig und driftet gelegentlich in insiderige Selbstbespiegelung ab. Die Stimmen der drei Sprecherinnen sind sehr schwer auseinanderzuhalten. Zudem finde ich den Namen des Podcasts und die in den Sendungen gewählte Interpretation des Shakespeare-Zitats nicht sehr gelungen. Auch die Covergestaltung ist erstaunlich lieblos.

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Der Kunstzerstörer (Radio Bremen/ARD Kultur)

Muss in einer Welt, in der es viele Podcasts gibt, alles Podcast werden? Schon nach einer Folge hatte ich das Gefühl, dass hier trotz des tollen Audio-Artefakts im Zentrum (bisher ungesendete Original-Interviews), ein vielversprechendes Radiofeature zu einem vierteiligen Podcast verwässert wurde, der sich mit vielen Redundanzen über die Zeit rettet. Die erneute Vermarktung einer solchen Geschichte als “Kultur True Crime” stößt mir ebenfalls sauer auf.

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Falls ich es schaffe, diesen Rhythmus beizubehalten, lest ihr in zwei Wochen unter anderem etwas zu Nach der Kohle (detektor.fm) und Crashkurs (DLF).

Rasenball, CUT, What the Wirtschaft?, AIDS-Leugner – Vier Podcast-Kurzkritiken

Ich habe am Wochenende Podcasts gehört und wollte ein paar schnelle Höreindrücke teilen. Als echte Kritiken sollte man diese Texte nicht lesen, da alle Anhörungen (?) noch unvollständig sind, aber ich denke, es reicht für einen allgemeinen Eindruck und jetzt habe ich gerade Zeit zum Schreiben.

Rasenball (Undone/MDR)

Als jemand, der schon 11 Leben gut fand, ist es kein Wunder, dass ich auch hier mit Spannung zuhöre. Nicht, weil ich Fußballfan bin, sondern weil mich die Hintergründe von Entertainment schon immer interessiert haben. Und das Team rund um Patrick Stegemann und Katharina Reckers liefert: Rasenball ist gut strukturiert, lebendig erzählt, bietet genau die richtige Balance aus Szenen, Erklärung und These. Jede Folge hat ein klares Ziel, auf das sie hinarbeitet, gemeinsam entsteht ein rundes Bild. Und als Hörer frage ich mich tatsächlich die ganze Zeit: Ist das jetzt schlimm oder nicht? Falle hin und her zwischen den beiden Ansichten. Das sollte die Mission sein und sie wird rundum erfüllt.

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CUT – Das Silvester, das uns verfolgt (WDR)

Genau das, was ich an Rasenball gut finde, fehlt CUT. Obwohl die Doppel-Moderation gut gewählt ist, wirkt das Projekt erstaunlich uneben. Die Aufgabe ist riesig und es gelingt einfach nicht, sie an einer klaren Linie (man könnte auch sagen: Geschichte) entlang zu erzählen. Zu viele Sprünge, zu viele Themen und Zeitebenen gleichzeitig, Protagonisten kommen und gehen. Bei einer der zentralen Personen weiß man auch nach drei Folgen noch nicht, ob seine Geschichte wirklich auch einen direkten Bezug zum Titel-Ereignis hat oder ob sie nur eine prototypische Flüchtlingsgeschichte sein soll. Dazu ein wirklich verschlimmbesserter Titel: Erstens ein englisches Wort, für das es eine direkte deutsche Übersetzung gegeben hätte, dann ein Relativsatz, und schließlich unnötiger Sensationalismus. Schade.

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What the Wirtschaft? (DLF)

Geil – Planet Money für Deutschland? Leider nicht, eher “beliebige Wirtschaftsthemen im Morningshow-Gewand”. Die erste Folge hat genau eine relativ einfache These: Für Luxusmarken ist Haute Couture vor allem Marketing. Um das zu erklären reichen einige Interviewschnipsel. Den Rest der Zeit verbringen die Hosts damit, miteinander und übereinander hinwegzuquatschen und immer wieder die Metapher hervorzuholen, dass die Branche gemeinsam so viel Geld umsetzt wie ein kleines Land. Wenig Erkenntnisgewinn. Eventuell bin ich zu alt, um Zielgruppe zu sein. Aber eine Folge ist ja auch noch kein Podcast.

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AIDS-Leugner – Der fatale Irrweg der Christine Maggiore (DLF)

Von dieser Dokuserie habe ich tatsächlich erst eine Folge gehört und kann mir daher kaum ein Urteil anmaßen. Drauf gestoßen bin ich allerdings, weil mehrere Kolleg:innen den Podcast empfohlen haben, und ich stimme ihnen bisher zu. In der ersten Folge fand ich den doppelten Hook besonders stark. Erst die Frage mit persönlichem Bezug: Warum unterstützt eine Band wie die Foo Fighters so eine krude Unternehmung, das heißt: wie hat es jemand geschafft, für sein Anliegen so viel Aufmerksamkeit zu bekommen? Dann der direkte Bezug zu aktuellen Geschehnissen: Was wir bei Corona erlebt haben, ist alles andere als neu, aber war vorher kaum bekannt. Das ist einfach stark genug, dass ich weiterhören will, und das braucht es.

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Randnotiz: Hat man sich jetzt auf fünf Folgen als ideale Dokupodcast-Länge geeinigt?