Nachdem ich Neuromancer schon als Teenager das erste Mal gelesen habe (und 2021 erneut), habe ich in den letzten Wochen auch die anderen beiden Bände der Sprawl-Trilogie von William Gibson, Count Zero (deutscher Titel Biochips) und Mona Lisa Overdrive gelesen (den Erzählband Burning Chrome hole ich irgendwann noch nach).
Die Romane entstanden zwischen 1984 und 1988. Über ihren Charme, ihre Coolness und ihre prägende Zukunftsvision (mit einigen hellseherischen Passagen, wie dieser Tweet von mir zeigt, den Gibson retweetete und der daraufhin viele Likes bekam, und mit einigen putzigen Anachronismen etwa zur Bedeutung des Fax) ist längst genug gesagt und geschrieben worden. Was ich aber vor allem auch bemerkenswert fand, ist, wie gut die Bücher als Franchise funktionieren und als Sequels aufeinander aufbauen.
Fortsetzungen haben ja häufig das Problem, das sie eine Figur aus einer abgeschlossenen Geschichte “reaktivieren” müssen, obwohl diese in der Regel ihren dramatischen Spannungsbogen bereits abgeschlossen hat. Kommt dazu noch das Gefühl, das eine Fortsetzung eigentlich nicht reicht, sondern man am besten gleich aus einer Geschichte im nächsten Schritt eine Trilogie machen muss, wird es noch komplizierter, da der mittlere Teil einer Trilogie schon fast traditionell unabgeschlossen ist. Patrick Willems hat das ganze Problem einmal gut aufgeschlüsselt: Why Is It So Hard to End a Trilogy?
Das Ergebnis ist häufig etwas, das sich so aufzeichnen lassen könnte:
Struktur typischer Sequel-Trilogien (z. B. Matrix)
Die Handlung folgt der gleichen Hauptfigur (ab Teil 2 häufig um weitere Figuren erweitert) über drei Teile hinweg relativ linear. Die Spannungsbögen splitten sich, wie oben beschrieben, eher in zwei ungleiche Hälften als in einen großen oder drei einzelne und der thematische Schub der Trilogie mäandert ein wenig, weil er durch die unterschiedlichen Bedingungen in verschiedene Richtungen gezogen wird.
Die drei Bücher der Sprawl-Trilogie sind deutlich loser miteinander verbunden, und ich finde das ist eine große Stärke. Neuromancer erzählt die Geschichte des Hackers Case und der Söldnerin Molly, wie sie gemeinsam das Geheimnis einer KI namens Wintermute knacken, die von einer reichen Familie entwickelt wurde. In Count Zero kämpfen mehrere Charaktere um eine neu entwickelte Matrix-Technologie namens Biochips, die dazu führt, dass sich das weltweite Netzwerk verändert. Keiner der Charaktere aus Count Zero kommt auch in Neuromancer vor, aber die Auswirkungen der Geschehnisse aus Teil 1 sind spürbar. In Mona Lisa Overdrive wird Angie, eine Nebenfigur aus Count Zero, zu einem Point-of-View-Charakter, eine der Hauptfiguren aus Count Zero und Molly aus Neuromancer tauchen in tragenden aber nicht in POV-Rollen auf. Erneut arbeitet das Buch den “Fallout” der vorausgehenden Ereignisse auf.
Das Ergebnis würde ich etwa so skizzieren:
Struktur “Sprawl-Trilogie”
Jedes Buch hat einen abgeschlossenen Spannungsbogen, der den jeweiligen Hauptfiguren (Case in Neuromancer, Turner und Marly in Count Zero, Kumiko, Slick und Angie in Mona Lisa) ein befriedigendes Ende schenkt. Die Handlung jeder Fortsetzung setzt aber in einem Winkel zum vorhergehenden Band an (ich suche hier noch nach dem richtigen schlauen Wort – lateral? tangential?) und hat mit seinem Vorgänger immer nur am Rande zu tun.
Der thematische Bogen aber, in diesem Fall die spirituelle Veränderung der Matrix, des Internets, durch das Selbstbewusstsein von künstlichen Intelligenzen (auch ein Thema was gerade neue Aktualität erlangt), bleibt über die ganze Trilogie konsistent und öffnet sich immer weiter. Dadurch, dass die einzelnen Handlungen in sich geschlossen sind, entsteht kein Zwang, am Schluss von Band 3 die ganze Trilogie auch noch zu einem Ende zu bringen, das so zufriedenstellend ist wie das Ende des ersten Teils. Gleichzeitig ermöglichen die unabhängigen Handlungsstränge eine große Erweiterung des Worldbuildings ohne dass eine Hauptfigur nach dem “schneller, höher, weiter”-Prinzip in Fortsetzungen auf abenteuerliche Reisen geschickt werden muss, um mehr von der angerissenen Welt zu zeigen.
Ich bin seit langem Fan dieser Art Erzählens, das sich berührt und aufeinander aufbaut, ohne rein linear zu verlaufen (1, 2, 3, MCU Phase 1). Ich wünschte, viel mehr Geschichtskosmen würden so arbeiten. Bei einer Romanserie über die Matrix ist das alles natürlich noch mal mehr on point. Count Zero und Mona Lisa Overdrive haben nicht den Ur-Punch von Neuromancer, aber sie sind perfekte Sequels. (Dass Gibson im Laufe der Zeit seinen Frauenfiguren mehr Tiefe und Vielfalt gibt, ist ein Plus.)
Gestern Abend war ich im Rahmen der Berlinale auf der Europa-Premiere von Passages, Ira Sachs’ neuestem Film mit Franz Rogowski, Ben Whishaw und Adele Exarchopoulos in den Hauptrollen. Nun sind Liebesdreiecks-Filme nicht so ganz meine Sache – von Jules et Jim erinnere ich mich nur noch, wie genervt ich war – aber ein guter Film kann mich eigentlich immer überzeugen. Passages ist das nicht ganz gelungen.
Obwohl Sachs und Rogowski mit dessen Figur Tomas einen schillernden Charakter entwerfen, der die Realität um sich herum wie ein Schwarzes Loch verbiegt, endlos charismatisch und anziehend ist, nur um dann alles mit sich in die Tiefe zu reißen, hat mich das endlose Hin und Her des Films und die vielen unausgesprochenen Gefühle, die bleischwer im Raum hängen, nicht zufriedenstellen können. Auch die Inszenierung von Sex, egal ob homo- oder heterosexuell, fand ich, obwohl relativ explizit, eher zum Schulterzucken. Ich kann sehen, was anderen daran gefallen könnte, aber ich tue mich mit solchen aufreibenden Liebesgeschichten immer schwer.
Erstaunlich fand ich das Publikum im gefüllten riesengroßen Saal 1 des Zoo-Palasts. Es konnte einfach nicht aufhören zu lachen. Passages hat komische Momente, aber über große Strecken des Films leiden die Figuren eigentlich aneinander. Vor allem an der selbstsüchtigen Art von Tomas, der zwischen seinen zwei Liebesgeschichten hin und herpendelt und dabei erwartet, dass ihn alle in seiner rücksichtslosen Selbstfindung auch noch unterstützen. Dabei kommt es nicht selten zu Brüskierungen und anderen Überraschungen, die aus Tomas’ impulsiver Art entspringen. Tomas tut, was er will. Egal, wen er dabei verletzt – er merkt es nicht einmal. Ich fand das größtenteils tragisch und traurig. Nicht lustig. Vor allem nicht so “Haha, der schmollende Ben Whishaw, jetzt wird er schon wieder verletzt”-lustig. Die Lacher im Zoo-Palast waren keine nervösen Lacher. Das Publikum kann schon sehr grausam sein.
Vor einem knappen Jahr hat mein Kind angefangen, wie quasi jedes andere Kind ihres (Kindergarten-)Alters, die Serie Paw Patrol zu gucken, die seit einigen Jahren zu den größten Franchises für diese Zielgruppe gehört. Und weil ich, ähnlich wie bei Feen-Einhorn-Glitzerwelten, meinen Geisteswissenschaftler-Nerd-Hut nicht ausziehen kann, wenn ich die Serie gemeinsam mit meinem Kind schaue, äußere ich mich manchmal amüsiert dazu – zum Beispiel weil der Suit-Up-Musiktrack “Paw Patrol on A Roll” mein meistgespielter Song des letzten Jahres war. (Nicht nur mein Kind mag ihn, manchmal mach ich ihn auch als Motivation für’s Ausgehen an, denn dort treffen Pop-Punk-Riffs auf orchestralen Bombast und jemand ruft die ganze Zeit “Go! Go! Go!”).
Fast wie auf Stichwort kommt dabei häufig jemand (meist kinderlos) um die Ecke und kommentiert “Was? Paw Patrol?! Das ist doch Copaganda, würde mir nichts ins Haus kommen.” Und mir bleibt nichts anderes übrig, als die Augen zu verdrehen. Wer den Begriff nicht kennt: “Copaganda” ist ein Ausdruck aus der Medienkritik, der sich darauf bezieht, dass die Arbeit von Polizist*innen in vielen Medien, vor allem Krimis, als ausschließlich positiv und aufklärerisch dargestellt wird, während kritische Aspekte (Corpsgeist, Gewaltmissbrauch, Racial Profiling etc.) ausgespart werden oder sogar positiv besetzt sind à la “Er spielt nicht nach den Regeln, aber erzielt Resultate”.
Welpe in Uniform
Ich kann es den Kommentatoren kaum verübeln. Die sichtbarste Figur des Paw Patrol-Kosmos ist Chase, ein Hundewelpe in Polizeiuniform. Bevor ich selbst anfing, die Serie zu rezipieren, hatte ich ähnliche Vorwürfe auch schon aufgeschnappt und habe sie deswegen in ähnlicher Weise vorgebracht, wenn ich etwa mit Merchandising-Produkten in Berührung kam. Aber die Wahrheit ist, dass Copaganda bei Paw Patrol wirklich kaum eine Rolle spielt. Was die Show in Wirklichkeit so ätzend macht, ist viel schlimmer.
Wer Paw Patrol bisher aus dem Weg gehen konnte: Die Serie spielt in der fiktiven Abenteuerbucht, in der ein zehnjähriger Junge namens Ryder in einem futuristischen Turm gemeinsam mit sechs Hundewelpen (Marshall, Rocky, Chase, Rubble, Zuma, Skye) zusammenwohnt. Wann immer jemand in der kleinen Stadt ein Problem hat, besonders die trottelige Bürgermeisterin Gutherz oder die Kinder Alex und Kathi, ruft er oder sie Ryder an. Dieser ruft seine Hunde zum Einsatz, die Hunde schwingen sich nach einem Briefing in Anzüge und Fahrzeuge, und retten gemeinsam mit Ryder, was zu retten ist. Und ja, Chase ist allen Äußerlichkeiten nach ein Polizist, aber er ist wirklich nur einer von sechs “Pups” (“Fellfreunde” im Deutschen) zu denen auch ein Feuerwehrmann, ein Müllwerker, ein Bauarbeiter, ein Wasserschützer und eine Helikopterpilotin gehören.
Die Fernsehserie zum Spielzeug
Der Ursprung von Paw Patrol liegt wie bei vielen populären Kinderserien in der Spielzeugindustrie, hier bei der kanadischen Firma Spin Master. Mattel kam in den 1980er Jahren zum ersten Mal auf die Idee, ein Spielzeug (“Masters of the Universe”) mit einer Fernsehserie zu bewerben statt umgekehrt, seitdem ist das Prinzip vor allem in Nordamerika, aber eigentlich überall wo die Genese der Serien nicht öffentlich-rechtlich ist, quasi Standard. Und so liegt der Funke von Paw Patrol nicht in seiner Story. Diese wurde vielmehr erfunden, um ein Verwandelbare-Fahrzeuge-Spielzeug speziell an Kinder im Kindergartenalter zu vermarkten.
Der Serie merkt man das zu hundert Prozent an. Obwohl es auf Plot-Ebene immer um Rettungsmissionen geht (“Rescue Dogs” war die zentrale Inspiration für Schöpfer Keith Chapman), hat die Art und Weise der Rettung fast immer mit dem korrekten Einsatz von (vehikularer) Technik zu tun. Die Hunde kommen selten selbst auf clevere Ideen oder arbeiten auf intelligente Weise zusammen. Sie folgen den Anweisungen ihres Besitzers, der sie immer mit den neuesten Autos, Trucks und Gadgets ausstattet. Die Verwandlungs-Sequenzen der Fahrzeuge werden in jeder Folge in ermüdender Länge gezeigt. Jedes Problem lässt sich mit dem richtigen Knopfdruck, dem richtigen Gefährt lösen. Und natürlich gibt es zu jedem Gefährt im Laden ein Spielzeug zu kaufen. Paw Patrol tropft, vor allem in den frühen Staffeln, bevor die Figuren ein etabliertes Multimillionen-Franchise waren, die Spielwaren-Dauerwerbesendung mit ihrem gruselig technokratischen Weltbild aus jeder Pore.
Das Schlumpfinen-Problem
Natürlich haben die Fellfreunde außerdem beinahe selbstverständlich das Schlumpfinen-Problem, bei dem nur einer von sechs Hunden als Abweichung von der Norm eindeutig weiblich markiert ist. Der größte Bösewicht der Serie hingegen, Bürgermeister Besserwisser aus der Nachbarstadt, kann (wie viele Bösewichter der Vergangenheit) problemlos als queer-coded gelten. Nervig.
Doch als wäre all das nicht genug, ist die Paw Patrol nicht mal besonders gut in ihrem Job. Jay Annelli, der neben seiner Tätigkeit als Autor für Magic: The Gathering im bürgerlichen Leben in der Koordination von Katastrophenmanagement arbeitet, und sich daher mit behördlichen Aufgaben aller Art auskennt, twittert immer wieder halb-ernst darüber, welches merkwürdige Verständnis von Hilfe und Gerechtigkeit Paw Patrol vermittelt.
Privatunternehmer
Seine größte Beschwerde: Die Abenteuerbucht hat überhaupt kein regulär funktionierendes System mit Notfall-Behörden wie Polizei oder Feuerwehr. Die Stadt mit ihrer idiotischen Bürgermeisterin verlässt sich vollständig auf die Dienste eines Privatiers und seiner verkleideten Hunde, die sich natürlich umgekehrt niemals wirklich an Gesetze oder Zuständigkeiten halten. Es ist immer von vornherein klar, wer gut und wer böse ist und wen man deshalb wie behandeln darf. Ein gefährliches Bild von eigentlich staatlichen Aufgaben.
Annelli bemängelt auch, dass Chase deutlich öfter zum Einsatz gerufen wird als andere Mitglieder der Paw Patrol, die für gewisse Aufgaben viel besser geeignet wären. Das kann man natürlich als Pro-Polizei-Haltung deuten, aber: siehe oben, Chase ist gar kein Polizist, nur ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes.
Aber selbst wenn man diese Spitzfindigkeit meinerseits auslässt, finde ich nicht, dass Paw Patrol ernsthaft Copaganda betreibt. Das, was die Paw Patrol macht, ist in der Regel keine “echte” Polizeiarbeit, sondern eher Schadensbegrenzung, Rettung und Verhindern von Katastrophen. Chase, der Polizeihund, ist zwar die Hauptfigur, aber er verhält sich niemals so, wie sich ein Polizist – selbst in Kinderaugen – verhalten würde. Er ist beileibe nicht die einzige Identifikationsfigur und in späteren Staffeln kommt die Paw Patrol ohnehin völlig von ihren Ursprüngen ab und wird wahlweise zu Superhelden, Spionen, Dinoforschern und anderen abenteurigen Stereotypen.
Paw Patrol ist wirklich keine gute Serie. Aber die zweifelhafte Geschlechtspolitik, die quasi direkte Anleitung zum Konsumterror und die technokratische Sicht auf Problemlösungen ´- all das finde ich tatsächlich deutlich anstrengender und problematischer als den so leichtfertig herausgeholten Vorwurf der Copaganda. Oder die ziemlich gut gemachte Musik.
Beiseit: Seit (billige) 3D-Animation den Kindermedien-Markt beherrscht, lassen sich insbesondere Fahrzeuge, aber auch Figuren, von vornherein deutlich stärker so modellieren, dass sie bereits in der Serie aussehen wie ihre Spielzeug-Äquivalente. Das verringert natürlich die Transferleistung vom Bildschirm in den Laden. In der 2D-Welt der 80er war das noch anders.
Im Oktober 2022 habe ich angefangen, wieder regelmäßig für epd medien als Redakteur vom Dienst und Kritiker zu arbeiten. Im März 2023 fragte mich meine Chefin Diemut Roether, ob ich auch Lust hätte, mal ein Podcast-Konzept zu entwickeln. Ich habe natürlich sofort Ja gesagt. Auf so eine Gelegenheit hatte ich seit Jahren gewartet.
Das Konzept gefiel dem Team und um die Suche nach einem Partner zu erleichtern produzierte ich im Frühsommer eine Dummy-Folge, aus der man ungefähr raushören konnte, wie das Endresultat klingen könnte. Trotzdem hat nur ein kleiner Teil von mir tatsächlich damit gerechnet, dass aus dem Konzept irgendwann Realität wird. Aber mit dem Grimme-Institut hat der epd in Rekordgeschwindigkeit einen super Partner gefunden.
Im Herbst haben wir die redaktionellen Abläufe mit einer Generalproben-Folge geprobt und letzte Scharten ausgewetzt. Und seit heute kann man den Podcast “LÄUFT – Die Programmschau von epd medien und Grimme-Institut” überall hören, wo es Podcasts gibt.
In der ersten Folge spreche ich mit Peter Luley über die ARD Mediathek & Das Erste Produktion “Bonn – Alte Freunde, neue Feinde” und mit Jenni Zylka über Kriegsberichterstattung. Eine neue Episode gibt es ab sofort alle zwei Wochen.
Besonders schön an der Erfahrung ist, dass ich die Sendung zwar als One-Man-Show produziere, aber eine tolle Redaktion im Hintergrund habe, die mir nicht nur sehr viel Hintergrund-Arbeit bei der Auswahl der Gäste und Themen abnimmt, sondern auch einfach allgemein für das Gefühl sorgt, nicht alleine auf weiter Flur zu stehen. In jeder Folge stecken übrigens ungefähr zwei volle Produktionstage.
Bitte reinhören und Rückmeldung geben. Als Kommentar, an mich direkt oder offiziell an medien@epd.de. (Auch positives Feedback wird gerne genommen – ich habe mich schon lange nicht mehr so wie ein Hochstapler gefühlt wie mit diesem Projekt. Leute bezahlen mich für’s Podcast machen? Haben die einen Knall?!)
Letztes Jahr habe ich die Grenzen schon aufgeweicht, dieses Jahr packe ich einfach alles in eine Liste. Ich will ja schließlich auch einen Pool haben, der groß genug ist, dass ich daraus überhaupt eine Top 10 auswählen kann. Warum ich hier ein Ranking vornehme und bei Podcasts nicht? Keine Ahnung.
Insgesamt merke ich mehr und mehr, wie sich mein Blick verschiebt und ich eigentlich weder den Anspruch noch den Willen habe, möglichst viel Wichtiges gesehen zu haben, um diese Liste mit der gebotenen Sorgfalt erstellen zu können. Sie ist ein Schnappschuss von Bewegtbild-Erlebnissen, die bei mir dieses Jahr hängengeblieben sind – mehr kann sie gar nicht sein.
Mein “Absatz of Shame” der Filme, die ich 2022 nicht gesehen habe: Drive My Car, The Batman, Cyrano, Aftersun, Athena, Memoria, The Menu, RRR, Bones and All und viele viele mehr.
Nun denn:
1. Andor (Season 1)
In der Kulturindustrie-Highlightsendung, die am 1.1. erscheint, habe ich auch bereits erzählt, was mich an Andor so begeistert hat. Abgesehen von einem relativ tighten Drehbuch, gute Regie, schickem Design und gutem Casting, fand ich bemerkenswert, dass hier die Tiefe des Worldbuildings von Star Wars genutzt wurde, um eine Geschichte zu erzählen, die gar nicht zwangsläufig im Star-Wars-Universum spielen müsste, sondern auch in unserer Welt stattfinden könnte. Das zeigt, wie vielseitig sekundäre Welten sein können, wenn man sich zur Abwechslung mal nicht auf ihre populärsten Tropes lehnt, sondern sie als Hintergrund nutzt für Geschichten nutzt, die es wert sind, erzählt zu werden. Ich liebte das an den From a Certain Point of View-Anthologien und ich liebe es hier. Ein echter Home Run.
2. Petite Maman
Unsere Eltern waren auch mal Kinder. Und auch als Erwachsene sind sie nicht nur Eltern. Indem Céline Sciamma erzählt, wie ein Mädchen seiner eigenen Mutter als Kind begegnet und sich mit ihr anfreundet, erforscht sie diese Gedanken märchenhaft und dennoch in ihrer Einfachheit erstaunlich klar. Ich war schon lange nicht mehr so berührt im Kino.
3. Irma Vep
Irma Vep
In Olivier Assayas’ Filmen finde ich immer wieder eine leichtfüßige Verhandlung der Beziehung zwischen dem Besonderen und dem Mondänen – hier am Beispiel eines Filmdrehs. Mit seiner Meta-Miniserie über die Entstehung eines fiktiven Remakes sowohl eines Stummfilmklassikers als auch seines eigenen Films aus den 90ern erforscht Assayas alles, was an Film frustierend und bezaubernd zugleich ist – am Ende aber landet er ganz klar auf der Seite des Zaubers.
4. Nope
Ich feiere Nope dafür, dass er es schafft, innerhalb seines Genre-Korsetts etwas Neues zu erzählen. Vielleicht nicht sehr eindeutig, vielleicht nicht so politisch, wie einige es gerne hätten, aber sehr eigenständig, originell und visuell überraschend.
5. Three Thousand Years of Longing
Es ist leicht, diesem Film vorzuwerfen, dass er sein Thema exotisiert, aber davon abgesehen ist es ein fantastisches Märchen voller Wendungen und Kurven, wie immer bombastisch verpackt und mit einer großen Dosis Kinomagie.
6. Crimes of the Future
Ein Film, der in mir gewachsen ist wie ein neues Organ. An seiner Cronenbergigkeit in Design und Inszenierung werde ich mich wahrscheinlich immer reiben, aber er verhandelt so viele interessante Ideen auf ungewöhnliche Weise, dass er gewürdigt gehört.
7. Glass Onion: A Knives Out Mystery
Meine Kulturindustrie-Kolleg*innen hätten mich fast davon abgebracht, diesen Film zu mögen, weil er als Zeitgeist-Spiegel vielleicht wirklich ein bisschen zu wohlfeil ist. Aber das ändert nichts daran, dass er sehr unterhaltsam, erneut sehr gut konstruiert und von Charakteren bevölkert ist, die im Gedächtnis bleiben. Ich bleibe gespannt, was Rian Johnson sonst noch einfällt.
8. The Lord of the Rings: The Rings of Power (Season 1)
(c) Prime Video
Ich komme immer wieder gerne nach Mittelerde zurück. Und wenn es nicht ganz so ein langatmig-sinnloses Geschlachte wie im dritten Hobbit-Film ist, sondern kompetent erzählt und wunderschön designt ist wie hier, macht es mir auch nichts aus, dass erstmal wenig passiert und eine gewisse generische Well-Madeness nicht von der Hand zu weisen ist. Für die erste Verfilmung, die sich stärker von Tolkiens Worten löst als je zuvor, fand ich Rings of Powerdoch sehr gelungen.
9. Avatar: The Way of Water
Spätestens jetzt merke ich, dass das Leitmotiv dieses Jahr “Handschrift im System” zu sein scheint. So schwach The Way of Water in seinem platten Plot ist, so einmalig ist er doch, wenn er sich zwischendurch 40 Minuten Zeit nimmt um einfach in seinen fantastischen Bildern zu schwelgen und am Ende eine weitere Stunde für eine auslandende Actionsequenz, wie sie nur James Cameron inszenieren könnte. Kein Meisterwerk, aber ein bemerkenswerter Film.
10. Red Rocket / Der schlimmste Mensch der Welt
Am Ende bleiben zwei Filme, die ich alle nach dem Ansehen erstmal sehr gut fand, aber deren Eindruck bei mir etwas verblasst ist. Daher kann ich mich auch nicht entscheiden, welcher am Ende doch länger in meinem Gedächtnis bleiben wird: die Geschichte eines genialen Hustlers im Nirgendwo oder das verspielt-vignettenhafte Porträt einer Person aus einer Generation, der ich mich noch entfernt verwandt fühle. Die Zeit wird es zeigen.
Lobende Erwähnung: Encanto
Lin-Manuel Mirandas Disney-Musical kam schon Ende 2021 raus, deswegen gehört er nicht offiziell auf diese Liste. Aber er hat in meinem Haushalt auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Noch hat ihn mein bald fünfjähriges Kind nicht gesehen, aber es kennt die Geschichte aus einem Buch und die Musik läuft auch heute noch bei uns (und auch bei mir) rauf und runter. Das Ende finde ich nach wie vor etwas zu einfach, aber die zentrale Metapher, die Charaktere und die verhandelten Gefühle haben mich doch sehr berührt. Als Gesamtwerk prophezeie ich Encanto ein verdient langes Leben. Der Film ist zigmal besser als der elende aber nicht totzukriegende Frozen.
Nur noch sechs Tage im Jahr und noch einige Listen zu verbloggen. Fangen wir mal mit Audio an. Letztes Jahr habe ich noch über “Podcast-Highlights” gebloggt, aber ich schreibe inzwischen auch so viel über Hörspiele (und es sind auch zwei in der Liste), dass ich sie hier mal mit aufnehme. Alle genannten Produktionen sind aber hoffentlich zumindest noch eine Weile zeitsouverän im Netz abrufbar – und damit sind sie ja im Grunde auch alle Podcasts.
Außer Konkurrenz: #Podcapril
Der #Podcapril, mein Projekt, in dem ich einen Monat lang nur Podcasts gehört habe, die ich nicht kenne, um meinen Horizont konzentriert zu erweitern, hängt mir immer noch positiv nach. Ich habe sehr viel gelernt und freue mich bereits darauf, daraus eine regelmäßige Institution zu machen. Eine Liste für nächstes Jahr habe ich schon begonnen.
Himmelfahrtskommando – Mein Vater und das Olympia-Attentat (Patrizia Schlosser, Bayern 2)
Diese Liste hat bewusst keine Ordnungszahlen, aber als ich Himmelfahrtskommando hörte, dachte ich ziemlich schnell “Das ist der beste Podcast des Jahres bisher” und es kam auch nichts mehr nach, was mich noch mehr begeistert hätte. Patrizia Schlosser nutzt die Polizeivergangenheit ihres Vaters nicht zum ersten Mal, aber es gelingt ihr dennoch, Zeitgeschichte spannend zu erzählen, neue Erkenntnisse und Perspektiven hinzuzufügen und einen persönlichen Redemption Arc obendrauf zu packen. Das ergibt zusammen einfach eine sehr gute Mischung aus Information und Emotion, die es sich in jedem Fall zu hören lohnt.
Erdsee (Judith Adams, Jörg Schlüter, WDR)
Große Prestige-Hörspieladaptionen von Literaturklassikern landen aufgrund des möglichst breiten Appeals, der die Kosten rechtfertigen soll, oft ziemlich im Mittelmaß, aber an Judith Adams’ BBC-Adaption von 2018, die noch in Zusammenarbeit mit Ursula LeGuin begonnen, dieses Jahr auf deutsch übertragen und von Jörg Schlüter für den WDR inszeniert wurde, ist einfach nicht viel auszusetzen. Sie fängt Magie und sense of wonder des Originals gut ein und macht die Geschichte gut hörbar ohne in die typischen (insbesondere expositorischen) Fallen von literarischen Hörspielen zu treten. Dicke Empfehlung, insbesondere für die verbleibenden Wintermonate.
The Best Advice Show (Zak Rosen, Independent/Co-Loop)
So gerne ich lange, erzählte Podcasts höre, so gerne höre ich auch kurze Nugget-Formate, wenn sie einen gewissen Touch habe. Zak Rosen teilt zweimal die Woche einzelne Ratschläge von sehr unterschiedlichen Leuten, die man annehmen kann oder nicht. Die Themengebiete reichen von Self-Help bis Kochen und decken auch alles dazwischen ab. Das Format gibt es seit 2020, aber ich habe es erst dieses Jahr entdeckt. Besonders gevibet habe ich mit “When you’re there, do the thing“.
New Music Update (Miles & Miles, Independent)
Im Herbsturlaub wohnte in der Nebenwohnung eine Familie, mit der wir uns gut verstanden haben. Der Vater ist eigentlich Jazz-Gitarrist, aber auch als Pop-Produzent unterwegs. Und als er einige Wochen später mit seinem Produzenten-Partner einen Podcast startete, habe ich erstmal nur aus persönlicher Sympathie reingehört. Aber die Mischung aus “Blick in die Playlists” und “Diskussion zum aktuellen Musikbusiness-Geschehen” hat mir auch unabhängig davon gut gefallen.
Working Overtime (June Thomas, Karen Han und Isaac Butler, Slate)
Das Schwesterformat (im gleichen Feed) zu Slates Working dreht sich ebenfalls um Ratschläge und Reflexion, vor allem zu kreativer Arbeit. Für mein erstes Jahr als größerer Freiberufler war das nicht nur enorm hilfreich, ich finde auch die Dynamik zwischen den drei Hosts einfach sehr sympathisch und angenehm.
Plötzlich Mächtig – Das erste Jahr im Bundestag (Birthe Sönnichsen, Marcel Heberlein und Vera Wolfskämpf, Studio Jot/1LIVE/rbb24 Inforadio/ARD-Hauptstadtstudio)
Die größte Kritik, die ich an “Plötzlich Mächtig” äußern konnte, ist, dass es zu viel Geschichte in zu wenig Zeit pressen will. Davon abgesehen ist die Langzeitbeobachtung vier junger Bundestagsabgeordneter differenziert erzählt und sehr aufschlussreich. Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Podcast gut im Gemeinschaftskunde-Unterricht einsetzen lässt, und ich hoffe, er bekommt irgendwann eine Fortsetzung, denn die Protagonisten sind einfach hervorragend gewählt.
We Were Three (Nancy Updike, Serial)
Niemand beherrscht die Disziplin “große gesellschaftliche Themen durch persönliche Geschichten” so gut wie die Alumni von This American Life und We Were Three ist keine Ausnahme. Eine bittere Geschichte über Familie, Entfremdung und Trauma, gefiltert durch lange Interviews mit einer Protagonistin und viel einordnende Reflexion der Erzählerin. Sehr intensiv und trotz Vertrauens auf gewohnte Stilmittel auf seine eigene Art ungewöhnlich.
Land of the Giants: The Facebook-Meta Disruption (Shirin Ghaffary, Alex Heath, The Verge)
Wenn Podcasts über “Geschichte” sprechen meinen sie fast immer Dinge, die irgendwie abgeschlossen wirken, aber die noch kurze Geschichte von Facebook zeigt, wie viele Sackgassen und Abbiegungen das Unternehmen in den 17 Jahren seines Bestehens bereits irgendwie überstanden hat. Im so kurz-erinnernden Internet, in dem kaum etwas mehr als ein paar Jahre hält, finde ich es sehr wichtig, diese Art von Rückblick gelegentlich zu wagen, um das Jetzt besser zu verstehen. Hier hat The Verge mal wieder sehr gut abgeliefert.
Cautionary Tales: Die Südpol-Trilogie (Tim Harford, Pushkin)
Tim Harfords Format Cautionary Tales, in denen er berüchtigte Fails aus der Geschichte mit sozialwissenschaftlicher Forschung verbindet, bereitet mir schon seit Jahren viel Freude. Dieses Jahr widmete das Format drei Folgen den Polarforschern Roald Amundsen und Robert Scott und beleuchtete ihre Lebensgeschichten und ihr berühmtes Rennen zum Südpol aus verschiedenen Blickwinkeln, die gemeinsam ein Netz aus Thesen weben, das immer wieder Erwartungen unterwandert.
Diese eine Liebe (Marco Seiffert, RBB)
Marco Seiffert beweist in seinem Format zur Berlin-Tour der Band Die Ärzte eindrücklich, dass sich auch offen zur Schau gestelltes Fan- bzw. Nerd-Tum mit journalistischer Haltung zu einem vielleicht nicht unbedingt besonders deepen, aber aber doch unterhaltsamen und immer wieder überraschenden Format zusammenrühren lässt. Gerade die persönliche Haltung und Beziehung zu seinem Thema und seinen Protagonisten ist es, die den Podcast besonders macht. Nur, wenn man Die Ärzte gar nicht ausstehen kann, würde ich nicht zum Hören raten.
Freitagnacht Jews: Jew Noir! Who Framed the Jew? (Daniel Donskoy, WDR)
In einigen gesellschaftlichen Debatten bin ich oft immer noch ziemlich clueless, und bevor ich diese Podcast-Episode im Podcapril empfohlen bekam, kannte ich Daniel Donskoy und sein Fernseh-Format Freitagnacht Jews (das kurze Zeit später einen Grimme-Preis bekam) auch nicht. In dieser Episode des vierteiligen Podcast-Ablegers führt Donskoy die diversen Antisemitismus-Debatten der vergangenen Jahre als ironisch-unterhaltsame Film-Noir-Mystery auf und verbindet Interviews mit einer sehr gut geschriebenen Erzählfigur. Solche genialen Formatbrüche braucht es bitte mehr!
2035 – Die Zukunft beginnt jetzt (Diverse, ARD/Deutschlandradio)
Mein letztes großes Kritikprojekt für dieses Jahr (erscheint erst im Januar) war die große ARD-Omnibus-Hörspielunternehmung zum Jahresende, in der jede ARD-Anstalt und das Deutschlandradio ein Hörspiel zur nahen Zukunft in Auftrag gegeben hat. Nicht alle Hörspiele sind super, aber einige – insbesondere von jüngeren Autor*innen – sind ziemlich gut und obwohl die kritische Auseinandersetzung mir in den letzten Wochen viel Stress verursacht hat, möchte ich sie doch weiterempfehlen. Meine Favoriten: “Landunter” (Wilke Weermann, Radio Bremen) und “Ein Käfer, der Erinnerungen frisst” (Fabian Raith und Sofie Neus, Deutschlandfunk Kultur).
Nicht aus diesem Jahr
Zwei Produktionen, die ich noch empfehlen will, habe ich dieses Jahr nachgehört, der größte Teil ihres Wirkens stammt aber aus zurückliegenden Jahren.
The Turning: The Sisters Who Left (Erika Lantz, Rococo Punch/iHeartMedia, 2021) erzählt von Aussteigerinnen des Ordens von Mutter Teresa. Beeindruckt hat mich daran vor allem die Kombination aus sehr kritischer Berichterstattung bei gleichzeitig großer Empathie. Niemand wird verteufelt, persönlicher Glaube wird sehr ernstgenommen und niemals von außen oder spöttisch beurteilt. Dennoch werden strukturelle Probleme systematisch aufgearbeitet und Grausamkeiten eindeutig als solche benannt. Wie gut The Turning ist, fiel mir vor allem auch im Kontrast zum deutschen Just Love (HR) auf, der irgendwie das gleiche versucht, aber es dabei nicht schafft, über seine Presenter-Investigativ-Pose hinauszuwachsen.
Fall of Civilizations (Paul Cooper, Independent, 2019ff.) ist eine Art Hörbuch-Podcast, der die Geschichte des Zusammenbruchs von Weltreichen auf der Basis historischer Quellen mit Soundkulisse nacherzählt. Mein Interesse an Geschichte wird immer vor allem dann wach, wenn ich glaube, daraus Schlüsse auf die Conditio Humana ziehen zu können (siehe diverse Beispiele oben) und das macht Cooper ganz gut. Für mich war Fall of Civilizations vor allem eine Horizonterweiterung mit Blick auf Zivilisationen außerhalb von Europa, etwa die Maya, die Khmer oder die Songhai in Westafrika. Sicher könnte man diese Geschichten auch weniger stark aus westlicher Perspektive erzählen, die Cooper sicher nie ganz abstreifen kann, aber als Einstieg fand ich seine Erzählung empathisch und sehr lehrreich.
Lobende Erwähnung: Die Wochendämmerung (Holger Klein, Katrin Rönicke, Hauseins)
Die Wochendämmerung höre ich schon eine ganze Weile (mindestens seit 2017 oder 2018) und wie bei jedem langlebigen Format habe ich eine parasoziale Beziehung mit den Hosts entwickelt (wobei ich Katrin immerhin auch einmal persönlich getroffen habe), die aber über die Jahre durchaus auch Höhen und Tiefen hatte. Zwischendurch ging mir das Format, das einmal die Woche Nachrichten aus der persönlichen Perspektive der Hosts zusammenfasst, gerade durch seine persönliche Färbung auch mal etwas auf den Keks, aber bei den dieses Jahr dominanten Themen war ich wieder sehr dankbar dafür. Wer, wie ich, kein News-Junkie ist, dennoch gerne einmal die Woche weiß, was sich in der Welt getan hat, keinen Bock auf den Ton der Lage der Nation hat, und bereit ist, sich an Meinungen auch mal zu reiben, dem empfehle ich die Wochendämmerung aus vollem Herzen.
Mehr Hörempfehlungen gebe ich regelmä´ßig (noch) auf Twitter und vor allem auf Piqd. Meine Kritiken in epd medien sind leider meist nicht online zu lesen, aber ich teile Ausschnitte in unregelmäßigen Abständen auch hier im Blog.
In den nächsten Tagen folgen an dieser Stelle noch Rückblicke zu Film & TV sowie zu meinen persönlichen Jahreshighlights.
Ein wenig ungeschützte Meinung zur zweiten Staffel des Erfolgs-Podcasts. Zuerst hier auf Twitter aufgeschrieben.
Ich habe an anderer Stelle mal geschrieben, dass nicht jeder journalistische Podcast Großes aufdecken muss. Gut erzählte Zusammenfassung und Einordnung ist viel wert und ich denke, daran muss man die Drachenlord-Staffel messen. Sie ist kein investigatives Stück.
Deswegen kommt sie auch, das ist angenehm, ohne die ständige Selbstbehauptung von Großartigkeit aus, die anderen journalistischen Formaten inzwischen eingeschrieben zu sein scheint. Stattdessen trägt sie klar die Handschrift ihres Autors, Khesrau Behroz. Auch das finde ich gut.
Cui Bono: Drachenlord schlägt selbstbewusst weite Bögen, versucht das Phänomen, das sie im Kern beleuchtet, in größere Entwicklungen einzuordnen und verliert dabei sein Ziel nicht aus den Augen. Dafür nutzt es die Form sehr gut, etwa mit einer Tangenten-Folge nur zu Reality-TV.
Eins jedoch fehlt: Eine wirkliche Erkenntnis oder interessante These. Das Innere der Zwiebel, die Studio Bummens sehr gekonnt pellt, ist leider ziemlich leer. Der Fall habe “mehr mit jedem von uns zu tun, als wir glauben” könnte man quasi über alles sagen.
Episode 5 versucht uns am Ende den Spiegel vorzuhalten und zu sagen: Wir, mit unserer Kultur von Fandom und Anti-Fandom, haben ein Klima begünstigt, aus dem etwas wie das Drachengame geboren wird. Und sorry, das halte ich für sehr oberflächlichen, kulturpessimistischen Schmonz.
Es ist nichts, was ich nicht schon mal gehört hätte. Nichts, was man so undifferenziert und ominös im Raum stehen lassen sollte. Es ignoriert völlig, was noch zu einer Entwicklung wie dieser dazugehört. Es macht es sich einfach, tut aber bedeutsam.
Das finde ich das große Manko von Cui Bono 2, und es war vielleicht in Staffel 1 auch schon da. Große Gesten, sehr kompetent, aufwändig und persönlich erzählt, aber am Ende wenig Erhellendes oder Besonderes. Schade.
Sätze wie “Seien wir ehrlich: Wir alle schauen Reality-TV” aus Folge 3, die ich für schlechten journalistischen Stil halte, weil sie nicht stimmen, verdeutlichen dieses Problem übrigens perfekt. Statt eine persönliche Geschichte zu erzählen (was ja interessant sein könnte), wird ein vages persönliches Gefühl zu einer allgemeinen Wahrheit erklärt. Das zieht sich durch.
Als Zusammenfassung einer Geschichte, die ich auch nur in Ausschnitten kannte, ist der Podcast dennoch ziemlich gelungen. Da muss ich Heiko recht geben.
Wie jedes Jahr folgt eine Liste der Songs, die mir in den vergangenen zwölf Monaten so gut gefallen haben, dass ich sie nicht nur gerne gehört habe, wenn sie zufällig im Shuffle kamen, sondern aktiv aufgesucht oder beim Durchskippen immer drauf hängen geblieben bin. Das qualifizierte sie dann irgendwann dafür, auf eine “Best of 2022” Playlist zu wandern, auf der ich in den letzten zwei Wochen noch einmal etwas ausgesiebt habe.
Diese Vorgehensweise ist ein interessanter Pattern des digitalen Zeitalters, aber es erleichtert auch ein wenig, sie inzwischen so kodifiziert zu haben. Genauso wie die Tatsache, dass ich ab 1. Dezember aufhöre, meine “Neue Musik für dich”-Listen zu hören, um mich ganz auf Rückschau und Genuss (z. B. ganze Alben durchhören) konzentrieren zu können.
1. The Beths – Silence Is Golden
NPRs “All Songs Considered” hat mich dieses Jahr auf diese coole neuseeländische Rockband gestoßen. “Silence is Golden” ist der Über-Banger des Albums “Expert in a Dying Field”, aber auch der Titelsong und der Rest der Platte lohnen sich.
2. Everything Everything – Bad Friday
Das Album, mit dem sich Everything Everything dieses Jahr zurückgemeldet haben, hat mich viel viel besser gefallen als die zwei davor. Die Lyrics wurden mit Hilfe einer KI geschrieben, aber was heißt das schon. Die Lead Single “Bad Friday” erinnert auf beste Art an ihren ersten Hit “MY KZ YR BF”, der in der Top 10 meiner Lieblingssongs aller Zeiten stehen dürfte.
I’m wondering: how did I get this battle over me? I got the pictures here on my phone.
Everything Everything
3. Fickle Friends – Love You To Death
Ich freue mich wirklich über diesen Strom an knalligen Pop-Formationen mit weiblichem Leadgesang. Fickle Friends war ziemlich sicher eine algorithmische Empfehlung, aber der Song (und Teile des Albums) macht auch einfach Laune.
4. Kae Tempest – More Pressure (feat. Kevin Abstract)
Rap ist nicht die Musik, die mir am natürlichsten zufällt. Es braucht schon irgendeinen Vibe, der mich über Beats und Text (den ich meistens erst spät wahrnehme) hinaus anspricht und bei “More Pressure” war das dieses Jahr der Fall. Kae war mir schon vorher ein Begriff und ich feierte bereits den Albumtitel “The Beigeness” vor acht Jahren, aber hier treten Flow und Musikalität noch einmal auf eine besonders gute Art heraus. Und natürlich könnte man sich “More pressure, more release, more relief, more belief” auch problemlos tätowieren lassen.
More pressure, more release, more relief, more belief
Kae Tempest
5. M Field – House and Leisure
Es gibt keinen Musiker, der mich in den letzten zwei Jahren mehr begeistert hat als Matthew Field. Vor allem mit seinen Soloplatten, aber auch mit seiner Band Beatenberg, die ich dieses Jahr live sehen durfte. Hier drückt einfach alles meine Knöpfe: die versteckt-komplexen Instrumentierungen und Grooves, die Stimme, die Harmonien, die Texte, die oft tongue-in-cheek von alltäglichem Kram und den daraus erwachsenen “großen” Gedanken erzählen.
And as the Amazon burns I water my little fern I bought on Amazon Prime
M Field
6. Aoife O’Donovan – Age of Apathy
Die Vorab-Single “Phoenix” war letztes Jahr schon auf meiner Playlist, aber auch der Titelsong des Albums ist einfach toll. Ich bleibe dabei: Aoife hat eine der schönsten Stimmen der Musikwelt überhaupt und ihre Songs verbreiten genau die richtige Melancholie.
Oh, to be born in the age of apathy When nothing’s got a hold on you, if you need someone to hold You can hold me
Aoife O’Donovan
7. Stromae – L’enfer
Ich habe dieses Jahr aufs Neue gemerkt, dass ich eine besondere Schwäche für Französisch als gesungene Sprache habe und bei Stromae verbindet sich diese merkwürdige Liebe mit dem vielleicht genialsten Stotter-Beat des Jahres. Das ganze Album “Multitude” ist ein großartiges Erlebnis – “Mon Amour” hätte ich am liebsten auch noch auf die Liste genommen. (Der wäre auch etwas weniger depri gewesen.)
8. Midlake – Bethel Woods
Teile von Midlakes Album haben etwas an sich, das mich auf einer subkutanen Ebene an 70er Genesis erinnert (“Feast of Carrion”). Das kommt in diesem Song nicht so deutlich raus, aber dafür hat es dieses treibende Schlagzeug, bei dem ich einfach nicht widerstehen kann.
9. Robert Glasper – Why We Speak (feat. Q-Tip & Esperanza Spalding)
Da auch R&B ein Genre ist, zu dem ich mich nicht so sehr von selbst hingezogen fühle, bin ich auch hier dankbar für “All Songs Considered”, die manchmal Titel anspielen, die auch für mich anschlussfähig sind. Ich kann zu dem Song trotzdem nicht viel sagen, außer dass ich ihn mag und die Mischung – auch in der Bilingualität und der Stimme von Esperanza Spalding – irgendwie stimmt.
10. Nilüfer Yanya – the dealer
Weckt bei mir Erinnerungen an Rocktitel aus den 90ern, aber mit einem moderneren Beat. Einfach ne gute Nummer.
11. And So I Watch You From Afar – Dive Pt 2
Meine großen Post-Rock-Zeiten liegen hinter mir, aber manchmal gelingt es Bands, mich doch noch mal hinter dem Ofen hervorzulocken. ASIWYFA haben das mit den Arrangements und der Dramaturgie des Albums “Jettison” dieses Jahr geschafft.
12. Gang of Youths – in the wake of your leave
Noch ein Album (“angel in realtime”), das sich in Gänze lohnt. Also, wenn man auf dramatischen Indierock mit großen Refrains steht.
13. half*alive – Move Me
Die Veröffentlichungspolitik von half*alive gibt mir zwar Rätsel auf (dieses Jahr erschien zunächst eine EP auf der Songs drauf waren, die zum Teil schon 2021 veröffentlich wurden, dann eine LP, auf der zum Teil noch mal die gleichen Songs waren), aber ihre Songs bleiben konstant gut und ungewöhnlich. “Move Me” ist der schönste der neuesten Charge.
14. Sergey Golovin – Factory
Sergey Golovin ist ein israelischer Gitarren-Wizard, der mich seit Jahren mit seinen Instrumentals erfreut. Seine ersten Alben klangen nach Dream Theater Anno 1992, “Factory” und die anderen Singles, die er dieses Jahr veröffentlicht hat, erinnern eher an Fitness-Motivations-Rocknummern aus den 80ern. Aber in geil.
15. Weezer – All this Love
Mein Sommer-Song 2022. Weezer im vollen Pop-Modus mit einem herzerwärmenden Post-Pandemie-Text. Hoffen wir, dass er sich nächstes Jahr endlich bewahrheiten kann.
I’ve got all this love that I’ve been saving up Let me let it out, let me let it out!
Weezer
16. MUNA – What I Want
MUNA begeistern mich bereits seit ihrem zweiten Album, aber hier ist mein dunkles Geheimnis: “Silk Chiffon” fand ich ziemlich langweilig. Gilt zum Glück nicht für den Rest des neuen Albums, und “What I Want” ist eine geniale Empowerment-Hymne, zu der ich hoffentlich irgendwann auch mal öffentlich tanzen kann. (Dieses Jahr beschränkte sich Tanzen auf die Firmenweihnachtsfeier und ich trug Maske dabei, worum ich aber im Nachhinein dankbar bin, denn die Menge an Corona-Meldungen vier Tage später machte keinen Spaß.)
17. Porcupine Tree – Rats Return
Was für ein Glück, dass sich diese drei Männer entschieden haben, doch noch ein Album zusammen zu machen. Bei “Closure / Continuation” ist der Name Programm, es bildet einen Abschluss eines erfolgreichen Albumzyklus, knüpft aber auch deutlich an alles an, was seit “In Absentia” kam. Und dazu gehören geniale Rhythmus-Riffs wie das in “Rats Return”. Instant Classic!
18. The Mars Volta – No Case Gain
Ich finde es gut, dass sich The Mars Volta mit dem unerwarteten neuen Album noch einmal auf neues, weniger proggiges Terrain gewagt haben. Nicht alle Songs sind bei mir hängengeblieben, aber dieser schon.
19. Remi Wolf – Sugar
Noch eine luftige Sommernummer. Für die gute Laune zwischendurch.
20. Regina Spektor – Becoming All Alone
Bei all dem Gerede über Interpolation, das dieses Jahr die Popmusik beherrschte, wundert es mich, dass niemand mal diesen Song und Aimee Manns “Wise Up” nebeneinandergelegt hat. Der Vibe ist schon sehr ähnlich, aber mich stört es definitiv auch nicht, zwei Lieder mit ihm zu haben.
And we wouldn’t even have to pay ‘Cause You Are God and You’re revered
Regina Spektor
21. Hans Zimmer & Andrew James Christie – Prehistoric Planet Theme
Serie nicht geguckt. Theme trotzdem immer wieder gerne gehört. So kann es gehen.
22. Von Wegen Lisbeth – Auf Eis
Sollte ich Von Wegen Lisbeth sauer sein, weil sie ein Lied gemacht haben, dessen Refrain lautet “Mach bitte, bitte, bitte keinen Podcast”? Kann ich nicht, weil sie gleichzeitig auch dieses Lied geschrieben haben, in dem sich der Protagonist mit der im Kreis fahrenden Claudia Pechstein identifiziert. Alberne Melancholie, sign me up. Bonuspunkte für den Reim von “Skaten” auf “Relaten”.
Ich interessier mich nicht für Skaten Und schon gar nicht auf dem Eis Doch ich kann gut mit ihr relaten Denn sie fährt die ganze Zeit im Kreis
Von Wegen Lisbeth
23. Peter Fox – Zukunft Pink (feat. Inéz)
Der Song, an dem man diesen Herbst nicht vorbeikam. Aber er ist auch einfach so gut. Ich hoffe es schreibt irgendwann jemand mal eine gute Analyse darüber, wie der Ragaton-Rhythmus zum dominanten Stilmittel der letzten zehn Jahre wurde.
24. Eule – Kapitänin der Band
Die “Eule findet den Beat”-Kinder-Hörspiele sind über die letzten Alben immer weniger kindermäßig geworden und enthalten einfach objektiv gute Songs (Hier mein Interview mit Schöpferin Nina Addin). Klar, der Text ist hier immer noch ein bisschen drauf gemünzt, das Instrument zu erklären (auf der ganzen Platte geht es darum, die Welt der Instrumente zu entdecken) – aber ich wünschte ich hätte als Mini-Schlagzeuger diesen Song gehabt. “Overdrive” vom gleichen Album steht “Kapitänin der Band” übrigens in nichts nach.
Jetzt spiel ich richtig laut Wenn sich der Song aufbaut
Eule
25. The Mountain Goats – Training Montage
Als jemand, der Musik selten wegen der Texte hört, dringen die Mountain Goats immer nur dann zu mir durch, wenn sie auch mal wieder einen Ohrwurm geschrieben haben. “Training Montage” vom Actionfilm-Konzeptalbum “Bleed Out” ist so ein Fall. “I’m doing this for revenge!” ist aber auch eine Textzeile, die sich sehr gut mitrufen lässt (mit Fistpump versteht sich).
26. Beatenberg & Msaki – White Shadow
Bitte noch einmal zu M Field (5.) zurückspringen und alles noch mal lesen. Diese Nummer ist dazu noch ein tolles Duett.
27. Harry Styles – Music For a Sushi Restaurant
Noch so ein Lied, dem man dieses Jahr nicht ausweichen konnte. Und immer Props für Songs, deren Refrain nur ein Bläser-Einsatz ist.
28. King Princess – Cursed
“Cursed” ist die Art Song, bei der ich erst nicht so sicher war, wie gut er mir gefällt, der mir dann aber immer wieder in den Kopf kam.
29. APRE – Submarine
Wie jedes Jahr haben sich auch 2022 die zwei Jungs von APRE mit einer ihrer Pop-Rock-Hymnen in meine Gehörgänge gewurmt und sind deswegen in dieser Liste vertreten.
30. Fergus McCreadle – The Unfurrowed Field
Mein Geheimtipp seit Jahren: Beim Mercury Prize gucken, welches Jazz-Album nominiert wurde. Dort finden sich häufig sehr mainstream-anschlussfähige Acts wie GoGo Penguin oder Moses Boyd. Dieses Jahr Fergus McCreadle, der einfache Themen am Piano über mehrere Minuten mit Trio variiert und immer weiter aufbaut. Sehr hörbar.
31. Roxette – Never Is A Long Time (EMI Demo May 26-30, 1987)
Marie Fredriksson ist vor drei Jahren gestorben, was mich immer noch jedes Mal traurig macht, wenn ich dran denke. Ihr musikalischer Partner Per Gessle veröffentlicht fröhlich weiter, sowohl neues Material (solo und als PG Roxette) als auch immer wieder ungewöhnliche Archiv-Funde, wie diese Version des Songs, der schließlich auf “Joyride” landen sollte und hier noch sehr nach 1987 und nach New Wave klingt. Faszinierend, wenn eine Band so regelmäßig Einblicke in ihren Produktionsprozess erlaubt.
Seit mindestens zehn Jahren hatte ich den Traum oder die Ambition, mich mal als freier Journalist und/oder allgemeiner Medienmensch zu versuchen. Als letztes Jahr klar wurde, dass meine Vollzeit (32 Stunden) Stelle bei meinem Arbeitgeber sich zum Jahreswechsel aufgrund der Projektplanung automatisch auf eine Teilzeit (23 Stunden) Stelle reduzieren würde, sah ich endlich meine Chance gekommen, mein Glück mal auf die sicherstmögliche Art zu versuchen, und einfach ein weiteres Drittel meiner Woche mit freier Arbeit aufzufüllen.
Ich weiß, dass das nicht unbedingt das typischste Modell ist. Die meisten Freien (die ich kenne) arbeiten entweder ganz frei oder sie haben echte “day jobs”, die die Miete abdecken und ihnen die kreative Arbeit ermöglichen. Ich habe selbst mit meinem Teilzeitjob netto mehr verdient als viele Leute mit einer Vollzeitstelle verdienen, bin also eigentlich keinerlei Risiko eingegangen. Außerdem habe ich eine Partnerin, die ebenfalls 32 Stunden arbeitet, gut verdient, und mein Vorhaben unterstützt hat.
Trotzdem habe ich in meinem einen Jahr Freiberuflichkeit ein paar Sachen gelernt und ich dachte, es schadet nicht, sie aufzuschreiben. Als ich nämlich vor einem Jahr dastand, hätte ich liebend gerne ein paar Erfahrungsberichte gelesen. Zum Glück konnte ich ein paar Leute persönlich nach ihren Erfahrungen fragen.
1. Check Your Motivation
Ich habe mir den Luxus geleistet und mir vor dem Anfangen auf Rat einer Freundin eine Coaching-Session bei jemandem gegönnt, der auf Freiberuflichkeit und Geldmanagement spezialisiert ist. Gisela Enders hat mir nicht nur ein paar finanzielle Falschvorstellungen aus meinem Kopf verbannt (auch wenn ich als Kleinunternehmer keine Umsatzssteuer auf meinen Rechnungen ausweisen muss, muss ich trotzdem welche zahlen), sondern sie hat auch eine von diesen typisch fiesen Coach-Fragen gestellt: “Und warum genau wollen Sie das jetzt eigentlich machen?”
Äh. Weil ich seit Jahren darüber nachdenke? Weil ich es immer mal ausprobieren wollte? Weil Freiberuflichkeit aus der Ferne immer so einen Bohemién-Glamour ausstrahlt, den ich auch gerne hätte? Alles keine guten Antworten. Ich musste tatsächlich ein paar Tage drüber nachdenken und in mich reinhorchen. Zum Glück kam auch etwas zurück: Ich wollte die Freiheit haben, verschiedene Sachen auszuprobieren und nicht durch die Beschreibung einer Stelle an bestimmte Aufgaben gebunden sein. Das erschien mir eine gute Motivation, die ich auch als Ziel in das neue Jahr mitnahm.
2. Es gibt genug zu tun
Ich gebe zu: Meine größte Angst war, dass alle, bei denen ich mich um Arbeit bewerben würde, laut lachen würden. Die Welt hat wahrhaftig nicht darauf gewartet, dass Alexander Matzkeit freier Journalist sein will, dachte ich mir. Erstaunlicherweise war das genaue Gegenteil der Fall. Es half sicherlich, dass ich über die Jahre immer wieder kleine Dinge frei gemacht hatte (Kritiken für epd medien zum Beispiel) und alte Kontakte gerne pflege. Aber die Angebote gingen weit darüber hinaus. Kollegen schoben mir Auftraggeber rüber und sagten “Klopf da mal an”, Leute schrieben mir Twitter-DMs “Hättest du Lust, was für uns zu machen?”, ehemalige Arbeitgeber sagten “Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich was für Sie habe.” Pitches wurden dankbar angenommen. Das hat mich wirklich überrascht.
Ich musste an etwas denken, was mir eine Kollegin vor einiger Zeit gesagt hatte. Freie Aufträge bedeuten für Arbeitgeber deutlich weniger Commitment als Festanstellungen. Das Risiko liegt quasi komplett bei den Auftragnehmern. Aus eigener Erfahrung im NGO-Bereich weiß ich außerdem, dass Sachmittel fast immer weniger knapp sind als Personalmittel. Deswegen ist für freie Mitarbeitende bzw. für eine Aufnahme in den Pool potenzieller Auftragnehmer oft Raum, obwohl gerade im Journalismus die festen Stellen ja tendenziell sehr knapp bemessen sind.
3. Solidarität unter Freien
Was mich auch gerade zu Anfang wirklich beeindruckt hat, ist, dass man sich mit einem Schritt in die Freiberuflichkeit auch eine neue Gemeinschaft erschließt. Wenn ich frei arbeitenden Freunden und Bekannten von meinen Plänen erzählt habe, hat nicht eine einzige Person gesagt “Bist du sicher, dass du dir das nicht noch einmal überlegen willst?” oder “Naja, das was du da machst ist ja auch keine echte Freiberuflichkeit” (was ich beides erwartet hatte).
Ich bekam ausnahmslos positive Rückmeldungen und Anfeuerungen und fühlte mich sofort als Teil einer neuen coolen Clique, in der man aufeinander acht gibt. Natürlich gab es einige floskelhafte “Naja, dann lass uns mal gucken, ob wir was zusammen machen können”-Rückmeldungen, aber häufiger waren echte Hilfsangebote und einfach auch die Bereitschaft, miteinander zu reden. Mit einer Kollegin und Freundin, die wie ich unter anderem gerade anfängt, sich auf dem Podcastmarkt zu verdingen, habe ich einen sehr regelmäßigen Austausch etabliert, in dem wir uns gegenseitig Feedback geben, Mut machen und Erfahrungen teilen. Das ist sehr wertvoll und ich bin sehr dankbar dafür. Sollte ich mich jemals für die volle Freiberuflichkeit entscheiden, würde ich auf jeden Fall Mitglied bei den Freischreibern werden. Mir war noch nie so bewusst, wie wichtig eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten sein kann.
4. Zeit ist eine Ressource
Da ich, wie oben geschrieben, trotz positiver Rückmeldungen in ständiger Panik lebte, gar nicht genug Aufträge zu bekommen, habe ich anfangs erstmal alles zugesagt, teilweise auch weit im Voraus. Dabei waren unter anderem Aufträge, die mich gleich für ganze Tage blockierten, in meinem Fall Tagesschichten im Newsroom des epd, die auch noch in der Regel drei Monate im voraus festgelegt wurden. Das führte dann dazu, dass ich gelegentlich andere Aufträge ablehnen musste, weil ich mich so lange im Voraus commited hatte. Andererseits war ich für das auf diese Weise schon auf längere Zeit vorher sichere Einkommen auch dankbar. Es war eine echte Zwickmühle.
Mitte des Jahres fühlte es sich zeitweise so an, dass ich eigentlich nicht mehr einen festen Job hatte und dazu freie Zeit, die ich mit anderer Arbeit füllen konnte, sondern einfach zwei Jobs hatte, von denen einer allerdings weniger Flexibilität bot und im Vergleich schlechter bezahlt wurde. Hier war ich dankbar, dass ich mich zu Anfang mit mir selbst auf einen Grund verständigt hatte, warum ich diesen Schritt gegangen war. Ich sagte Bescheid, dass ich in Zukunft weniger Tage pro Monat zur Verfügung stehen würde, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Was zum Glück kein Problem war.
5. Manche Arbeit passt in mein Modell einfach nicht hinein
Mein Fest-Freies-Mischmodell bedeutete konkret, dass ich ca. anderthalb Tage pro Woche hatte, um frei zu arbeiten. Anfangs hatte ich gedacht, dass das bedeuten würde, dass ich manchmal auch Überstunden aus meinem festen Job zusammensparen würde können, um dann gleich eine ganze Woche für eine größere Recherche oder einen längeren Workshop frei zu haben. De facto hat das, vor allem in Kombination mit den Dienstplan-Commitments (siehe 4.), nicht funktioniert. Es gelang mir einfach nicht, Arbeit in meine Planung einzubauen, für die ich erstmal selbst in zeitliche Vorleistung hätte treten müssen, etwa indem ich ein Thema anrecherchiere oder mir überhaupt die Zeit nehme, um Themen zu entdecken.
Es hat mich ein bisschen traurig gemacht, das zu merken, weil damit klar wurde, dass Arbeit für mehrere potenzielle Auftraggeber, die nach Vorgesprächen durchaus an meiner Arbeit interessiert waren, einfach nicht funktionieren würde. Zwei Drittel meiner Arbeitszeit waren jede Woche mit Themen gefüllt, die mit meiner freien Arbeit sehr wenig zu tun hatten. Um wirklich in meinem Arbeitsfeld (Medienjournalismus) auf breiterer Front bestehen zu können, hätte es ein größeres Zeitversprechen meinerseits gebraucht, um dauerhaft in Themen einzutauchen und daraus dann auch Pitches für Auftraggeber zu entwickeln. Mit dem momentanen Modell bin ich zu großen Teilen darauf angewiesen, dass mein Auftraggeber den Auftrag bereits in der Tasche hat, wenn er zu mir kommt. Kritiken und kleinere Recherchen zu abgesteckten Themen sind kein Problem. Größere Stücke zu Themen, die ich selbst finde, gehen einfach nicht.
6. Zwischen den Welten
Eine kleine Ergänzung zum letzten Punkt: Manchmal hat mich dieses Hin- und Herspringen zwischen zwei Welten, die von der Branche zwar verwandt, aber thematisch und in ihren Arbeitsabläufen doch sehr unterschiedlich sind, auch ziemlich gebeutelt. Wenn ich in meiner freien Arbeit gerade an einer spannenden Sache arbeitete, hatte ich manchmal auf meinen Brotjob nicht so wirklich Lust. Wenn in meinem angestellten Job gerade ein paar Brände zu löschen waren, musste ich die Zeit meiner für freie Arbeit reservierten Tage auffressen, um alles zu schaffen.
Das hat manchmal ziemlich genervt und es ist ein eindeutiger Nachteil an diesem Modell. Allerdings weiß ich natürlich auch (und es wurde mir vor Kurzem auch noch mal gesagt): Man kann als Freier schlicht nicht erwarten, die Arbeitszeiten eines Festangestellten zu haben. Wochenenden und Abende sind manchmal einfach auch Arbeitszeit, wenn viele Sachen gleichzeitig fertig werden müssen. Zum Glück hat mir meine Familie diese Flexibilität auch gestattet, wenn es wirklich nicht anders ging.
7. Es hat geklappt!
Nachdem ich jetzt ein paar schwierigere Punkte aufgezählt habe, muss ich aber doch sagen: In Summe war es super. Nicht immer einfach, aber doch ziemlich genau das, was ich mir gewünscht habe. Ich konnte endlich wieder als echter Journalist arbeiten, und auch wenn der Kick der ersten paar Newsroom-Schichten irgendwann etwas nachließ, bin ich doch jedes Mal wieder glücklich, wenn ich wirklich das Gefühl habe, mal wieder Fragen gestellt zu haben, statt (wie in der PR) nur Antworten zu geben und am Ende des Tages eine Frucht meiner Arbeit zu sehen, und wenn es nur eine Agenturmeldung ist.
Ich konnte aber auch tatsächlich ganz viele andere Sachen ausprobieren! Ich habe Workshops abgehalten und ein Social-Media-Konzept für eine Website geschrieben. Ich habe eine Organisation in der Konzeptionierung ihres Gesamtauftritts beraten. Ich habe für 54books lange Stücke über Themen recherchiert und verfasst, die mir am Herzen liegen. Ich habe auf der re:publica moderiert. Ich werde nächstes Jahr in einem Kurs Aktivistinnen und Aktivisten Wissen zu Öffentlichkeitsarbeit vermitteln. Ich habe Features, Kritiken, Glossen und Leitartikel geschrieben. Das Feedback war fast einhellig positiv und ich habe genug Geld verdient, um am Ende des Jahres nicht weniger zu haben als im Jahr zuvor.
Über die beste Entwicklung, die aus diesem Jahr Freiberuflichkeit geboren wurde, darf ich leider zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr vage sprechen. Schon im Frühling habe ich ein Konzept geschrieben, von dem ich nie gedacht hätte, dass es wirklich umgesetzt wird. Dann ging doch alles ganz schnell und jetzt stehe ich kurz davor, es auf die Welt loszulassen. Es ist wieder ein größeres Zeit-Commitment, das mir für eine Weile nicht erlauben wird, überhaupt noch andere freie Aufträge anzunehmen, aber es ist etwas, das ich schon lange machen wollte, und ich freue mich sehr darauf, es bald zu verkünden. Vielleicht führt es sogar dazu, dass ich irgendwann den Schritt in noch mehr Selbstständigkeit wage, aber für’s erste bleibe ich bei meinem Modell. Kann ich es empfehlen? Ich bin mir nicht sicher. Aber für mich hat es für’s Erste ziemlich gut gepasst.
Hallo, ich habe hier sehr leckeren Fremdinhalt für Sie! (Photo by Sticker Mule on Unsplash)
Die beste Werbung für einen Podcast ist eine Erwähnung in einem anderen Podcast. Diese alte Weisheit ist zumindest für Podcasts, die über kein Werbebudget verfügen, immer noch wahr. Kein Social Media-Kanal wird einem je so viele neue Hörer*innen bescheren, wie eine Empfehlung “nebenan”. Denn dort werden Menschen erreicht, die bereits Podcasts hören, ihren Hosts vertrauen und mit nur wenigen Klicks am ehesten bereit sind, auch mal einen anderen Feed zu abonnieren.
Man kann aber noch einen Schritt weitergehen, und fremde Podcasts den eigenen Hörer*innen direkt liefern. Denn die meisten haben ein kostenloses Abo abgeschlossen, das sie lieben und schätzen und im Zweifelsfall aus Faulheit sogar behalten, wenn in ihm nichts passiert.
Der RSS-Feed gilt den meisten Podcaster*innen als reiner Auslieferungsmechanismus – für einige sogar der einzig wahre, der Podcasts überhaupt zu Podcasts macht – und auch als ein bisschen heilig. Er sollte ja nicht für irgendetwas anderes benutzt werden, als den eigenen Podcast regelmäßig in die Podcatcher zu drücken. Dabei ist er ein mächtiges Werkzeug, das sich ideal für Podcast-Entdeckung (mein Lieblingsthema) und Podcast-Empfehlung einsetzen lässt.
Es wundert mich immer wieder, dass nicht mehr Podcaster*innen mehr aus ihrem Feed machen, obwohl es viele gute Beispiele gibt, wie das bereits geschieht. Mir sind bisher drei Hauptmodelle aufgefallen, wie Podcaster*innen ihren Feed zur Auslieferung von mehr als den regulären Sendungen verwenden können.
1. Werbung
Die einfachste und naheliegendste Lösung. Trailer für andere Produktionen lassen sich perfekt auch in den Feeds von bereits laufenden Podcasts ausspielen. Im Feed des erfolgreichen Cui Bono-Podcasts von Studio Bummens tauchten zum Beispiel Trailer für die Anschlussproduktionen Noise und Legion auf, bevor der Trailer für Staffel 2 von Cui Bono kam. (Ich habe Studio Bummens dazu Fragen geschickt, aber leider keine Antwort erhalten.)
Wer besonders mutig ist, kann statt des Trailers auch mal die ganze erste Folge eines neuen Projekts in den alten Feed werfen, vorausgesetzt er oder sie hat die Rechte daran. Reinhören werden die meisten – und vielleicht hören einige auch weiter.
2. Paralleluniversen
In Kulturindustrie podcaste ich gemeinsam mit drei anderen Hosts zu Popkultur. Vor einiger Zeit war ich gemeinsam mit einem meiner Co-Hosts, Sascha, zu Gast im Star Wars Podcast Blue Milk Blues, um über das Star-Wars-Anthologie-Buch From A Certain Point of View zu sprechen. Zwei vertraute Stimmen und ein Thema, das nah am Publikum des Podcasts ist. Ich hätte Tobi, den Blue Milk Blues-Host, damals wirklich fragen sollen, ob wir die betreffende Episode auch als Bonus-Episode in unserem Feed veröffentlichen dürfen. Hätten bestimmt viele unserer Hörer*innen gerne gehört – und vielleicht wären ein paar auch bei Tobis Podcast hängengeblieben.
Der Clou bei dieser Art der Cross-Promotion ist, dass man es seinen Hörer*innen so leicht wie möglich macht, mehr von ihren bekannten Stimmen zu hören und das andere Produkt eigentlich nur nebenbei bewirbt. Denn Podcaster sind ja fast regelmäßig auch in anderen Podcasts zu Gast. Das Podcast-Label Pushkin von Malcolm Gladwell setzt diese Methode regelmäßig ein, und ich habe es noch nie bereut, einen Gastauftritt etwa von Tim Harford in The New Bazaar zu hören – und dabei gleich meinen Podcast-Radar etwas erweitert.
3. Kuration
Das finde ich die Königsdisziplin von kreativer Feednutzung für Podcast-Entdeckung. Statt Werbung für eigene andere Projekte zu machen oder Gastauftritte in anderen Podcasts als Bonuscontent zu syndizieren, präsentiert man ausgewählte Podcasts anderer Podcaster*innen im eigenen Feed. Als Death Sex and Money vor zwei Jahren das “Audio we Love Fest” in meinem Feed schob, war ich davon so begeistert wie schon lange nicht mehr. Ein Überraschungs-Podcast-Festival, inklusive Q&A mit den Macher*innen, fand ich einfach eine großartige Idee.
Der Lila-Podcast hat sich vom Konzept diesen Sommer inspirieren lassen und unter dem Namen “Lila Sommerspecial” ebenfalls fünf andere Podcasts im eigenen Feed vorgestellt, jeweils mit ganzen Folgen und rahmenden Gesprächen. Weil mich interessiert hat, wie das ankam, hat mir Host und Labelchefin Susanne Klingner ein paar Fragen dazu beantwortet.
Susanne hat mir erzählt, dass es ein perfektes Format für die Sommerpause war und jeder im Team einen Podcast ausgewählt hat. Die Umsetzung sei vergleichsweise einfach gewesen, sagt sie. Leider habe es wenig Rückmeldung gegeben, die Abrufzahlen wären aber gerade für die Sommerzeit gut gewesen. “Unsere Partnerinnen haben sehr große Ausschläge nach oben gemerkt, bei Zugriffen auf die Website genauso wie bei den Abos bei Spotify.” Dem Lila Podcast hat es kaum zusätzliche Hörer*innen gebracht, aber das Team wertet die Unternehmung dennoch als Erfolg und vor allem “inhaltlich eine totale Bereicherung”.
Dieses Modell finde ich gerade für die freie Podcast-Szene hervorragend geeignet, um sich gegenseitig zu feiern, kleineren Podcasts zu mehr Reichweite zu verhelfen und den eigenen Hörer*innen beim Entdecken neuer Podcasts zu helfen. Klar, man kann auch einfach sagen, dass es die anderen Podcasts gibt, aber so ist es komfortabler und es hat einen redaktionellen Rahmen. Hätte ich endlos Zeit, ich würde einen Podcast machen, der einmal im Jahr nur aus zwei Wochen solcher Kurationen besteht – ein Festival eben (bis dahin behelfe ich mir mit dem Podcapril).
Bevor jetzt alle meinen Ratschlägen folgen und ihre Feeds vollballern – hier sind drei Dinge, die es zu bedenken gilt
I. Relevant bleiben
Ich finde, diese Art der Ausspielung von im Grunde fremden Inhalten funktioniert auf Dauer nur, wenn sie von den Hörer*innen her gedacht wird. “Liefere ich meinen Hörer*innen durch diese Nutzung meines Feeds einen Mehrwert?” sollte die wichtigste Frage sein. Nur dann läuft man nicht Gefahr, dass der ungewohnte Content als störend empfunden wird.
II. Vertrauter Rahmen
In allen Beispielen, die ich oben genannt habe, egal ob es sich um einen einfachen Trailer oder eine komplexe Kuration handelt, ist eine Sache gleich: Der fremde Inhalt purzelt nicht einfach so in den Feed. Die erste Stimme, die die Hörer*innen hören, ist immer die eines vertrauten Hosts, der den fremden Inhalt ankündigt und erklärt, warum er im Feed auftaucht. Diese Art der Einordnung finde ich unerlässlich. Sie sorgt dafür, dass die fremde Auswahl als Teil des gewohnten Podcasts wahrgenommen wird.
III. Die Dosis macht’s
Das versteht sich eigentlich von selbst. Ein Stilmittel, das zu oft eingesetzt wird, nutzt sich irgendwann ab. Wer seine Abokunden irgendwann nur noch mit Content bestückt, den sie nicht bestellt haben, wird sie verlieren. Aber als Bonus-Schmankerl zwischendurch glaube ich fest daran, dass es nicht nur funktioniert, sondern goutiert wird.
Dieser Umfrage auf Twitter zum Trotz:
Sample-Werbefolgen für verwandte Podcasts im Feed (mit Host-Intro)