This small piece of nerdery from the visual effects process of Avengers: Infinity War struck me as weird, poetic and interesting:
“We used an actor puppet as part of our process of solving the facial performance,” said [Weta Digital Visual Effects Supervisor] Matt Aitken. “We had Josh Brolin’s face-cam footage, which we tracked. In the past, we would have taken that tracked motion and solved it straight onto the CG character. But, at that point, you’re always guessing how accurately you’ve captured the actor’s original performance. How much of what we’re seeing on Thanos are inaccuracies that have crept into our processes? So we introduced this intermediary stage, which was a digital version of Josh Brolin. We would first solve our captured performance onto that, so we could see how accurate it was. Once we were happy with that, we did a simple migration of that motion from the Josh puppet to the Thanos puppet. (…).”
Das Leben von Katharinas Mutter findet nicht im Scheinwerferlicht der
Geschichte statt, und es gibt kaum überraschende Plot-Twists. Die
plötzlichen Kurven und Umschwünge in ihrem Leben meistert “Mutta” mit
souveräner Gleichmütigkeit. Gerade das Gewöhnliche an diesem Leben habe
sie fasziniert, sagt Katharina, und die Tatsache, dass trotzdem aus
heutiger und auch aus westlicher Sicht kaum etwas Normales daran sei. So
sind es auch weniger die großen dramaturgischen Bögen, die an “Mensch
Mutta” begeistern, sondern die Details. Etwa, dass “Mutta” ihren
Wunschberuf Kindergärtnerin nicht ausüben konnte, weil sie in der Schule
ein einziges Mal aufgemuckt hatte.
Stefan Raab und seine “Nippel” / Bild: Brainpool/Willi Weber
Es mag an meiner Filterblase liegen, aber Jan Böhmermann ist für mich einer der Moderatoren im deutschen Fernsehen, die das Internet am besten begriffen haben. Immer wieder produziert er für seine Sendung Neo Magazin Royal Clips und Ideen, die bewusst darauf ausgelegt scheinen, nach der Ausstrahlung im sozialen Netz viral zu gehen. Das reicht von Musikideen wie “Pol1z1stens0hn”oder “Be Deutsch” bis hin zu seinem Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Erdogan.
Im August 2018 ging dieser Clip um, der ganz deutlich zeigt, auf wessen Schultern Jan Böhmermann damit steht.
Das Video, das sich über den inzwischen legendären “Hutbürger” auf einer Pegida-Demo lustig macht, referenziert eins zu eins eine Aktion, die Stefan Raab in seiner Sendung TV Total 1999 zuerst zum Gesprächsstoff meines damaligen sozialen Netzwerks, des Schulhofs, machte und später sogar auf die Nummer Eins der deutschen Charts katapultierte. In “Maschen-Draht-Zaun” schnippelte sich Raab aus Clips der Sendung Richterin Barbara Salesch, in der eine beleibte sächsische Frau einen Grenzstreit austrug, einen Country-Song zusammen und drückte immer im entscheidenden Moment auf einem Buzzer, um einen der Clips abzuspielen.
Auf der Maxi-Single von “Maschen-Draht-Zaun” (die ich mir damals gekauft habe) gab es eine zusätzliche Strophe, in der nicht nur Maschendrahtzaun und Knallerbsenstrauch eine Rolle spielten, sondern auch diverse andere Fernsehclips die in Raabs Sendung berühmt geworden waren. Von Sonja Zietlow die “Ochsenpimmel” sagt, bis hin zu Fußballer Janusz Góra, der “Skandal!” ruft. Die Clips hatte Raab zuvor in seiner Sendung benutzt, weil sie unter den sogenannten “Nippeln” auf seinem Moderationstisch lagen. Diese “Nippel”, die Raab schon in seinem Vorgängerformat Ma Kuck’n auf Viva eingesetzt hatte, waren von Anfang an Teil des Sendungskonzepts.
Bevor TV Total eine viermal wöchentliche Late Night Talkshow mit Showtreppe und Ankündigungs-Plattform für Raabs größere Unternehmungen wurde, war die Sendung vor allem eine Clipshow. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchsuchten das Fernsehprogramm der vergangenen Wochen nach Ausschnitten, die komisch, peinlich oder sonst irgendwie bizarr waren, und Raab kommentierte und diskutierte sie in seiner Sendung. Die Figuren aus diesen Ausschnitten wurden so oft genug unfreiwillig zu Stars, etwa der Heizungsmonteur Dieter Bürgy, der in einem Werbespot für eine Reinigermarke mitgespielt hatte, oder eben die schon aufgeführte Regina Zindler, die einen Nachbarschaftsstreit bei Richterin Barbara Salesch schlichten lassen wollte.
Besonders beliebte Clips aus den zahlreichen Reality- und Talkshow-Formaten, die in der Sendung hochgenommen wurden, ließ sich Raab von seinem Produktionsteam auf Knöpfe auf seinem Pult legen (“Videosampler”). Weil sie unabhängig von jeder Sendungsregie eingespielt wurden, konnte er somit jederzeit alles andere unterbrechen und mit Hilfe der Knöpfe das Geschehen spontan kommentieren. Nicht wenige der Knöpfe wurden zu Running Gags, die in unterschiedlichen Kontexten immer wieder hervorgeholt werden konnten. Etwa ein Talkshowgast mit interessanter Frisur, der “Was, wer bist du denn?” sagt, oder auch nur besonders behämmert wirkende Lacher oder Gesichtsentgleisungen.
Schon nach kurzer Zeit begann die Sendung, die Nippelclips nicht mehr nur für sich stehen zu lassen. Sie wurden munter remixt und in neue Kontexte gesetzt. Moderator Ingo Dubinskis Schrittblitzer etwa führte nicht nur zu einem Lied namens “Der Puller von Dubinski”, sondern auch zu einem großen roten Knopf auf Raabs Pult, der, beim Drücken laut losdröhnte und “Puller-Alarm” verkündete. Als Rapper LL Cool J einige Wochen später in der Sendung auftrat, hatte dieser zuvor den “Puller-Alarm” mitbekommen und baute ihn zu Beginn seines Auftritts mit einem lauten Shout ein, was Raab wiederum dazu veranlasste, statt der bisherigen Alarmsirene LL Cool Js Auftritt unter den Knopf zu legen. (Ein Videospiel namens Pulleralarm gab es später auch noch.)
Kurz gesagt: Stefan Raab war ein höchst effektiver Produzent von Memes.
An dieser Stelle kommt in Artikeln wie diesem normalerweise der Verweis auf Richard Dawkins der einst das Mem als kleinste Gedankeneinheit analog zum Gen formulierte, aber ich pfeife auf Dawkins. Kein Mensch versteht unter “Meme” heutzutage mehr das, was Dawkins damals zu beschreiben versuchte. Heutzutage sind Memes vor allem teilbare Bildchen und GIFs, merkwürdige Stock Photos oder kurze Videoausschnitte aus Fernsehsendungen und YouTube-Videos, die eingesetzt werden, um Inhalte in sozialen Netzwerken zu kommentieren. Manche von ihnen sind uralt aber erstaunlich langlebig und stammen noch aus Prä-Web 2.0-Zeiten. Andere generieren sich laufend aus aktuellen Rundfunkübertragungen und verbrennen schnell wieder. Die Variablen “Alter” und “Nachhaltigkeit” lassen sich aber auch austauschen.
Das Entscheidende ist: es sind kurze, aus ihrem Originalkontext entfernte Ausschnitte, die in neue Zusammenhänge gesetzt oder leicht verändert werden, um Aussagen, Geschehnisse oder Zustände zu kommentieren. Meistens, um sich über Ereignisse oder Personen lustig zu machen. Nichts anderes hat Raab damals in TV Total gemacht, daher ist er für mich der (deutsche) König der Proto-Memes.
Heute mutieren besonders beliebte Meme-Inhalte per Autotune auf YouTube zu Musikstücken und werden immer wieder neu remixt und anders verdrahtet. Ähnliche Mechanismen hatte auch “Maschen-Draht-Zaun”, der aus einem ursprünglich einfach nur albernen Grenzstreit und der sächsischen Aussprache einer Fernsehpersönlichkeit zu einem Countrysong mit Hitstatus wurde. Raab regierte eine ganz bestimmte Ecke des Fernsehens bevor es das Internet gab, und insofern schließt sich ein logischer Kreis, wenn Jan Böhmermann, der heute diese gleiche Ecke des Internets regiert, mit seinem Lied seinem Vorbild huldigt.
Alex Garland’s Annihilation just eked into my Top 10 for 2018, not least because of its idiosyncratic look. Reading the article about the film in Cinefex 159, I especially liked one section, in which VFX Supervisor Andrew Whitehurst talks about the serendipitous nature of the crystal trees that Lena (Natalie Portman) encounters on her way to the lighthouse:
“Originally, the objects on the beach were human-like sculptures based on reference the art department found of underwater divers with bubbles trailing behind them. The thought was to invert that image, creating blobby human forms of sand and salt crystals busting from the beach. The art department made a beautiful maquette, build gray bucks and placed them on the beach. We created digital versions (…) and started placing them into shots. (…) We had lidar data of Natalie walking through an evergreen forest, and raw data of the trees had created some visual artifacts. Wherever the lidar lost resolution in smaller leaves it took on a sculptural quality. Alex agreed the artifacts had a beauty to them, It also reminded us of a beautiful piece of reference photography from preproduction, where we had been photographing the characters entering the forest and the trees had contained thousands of spiders weaving webs. They almost felt like crystal trees. And so, instead of the beach shapes being made out of sand whe ended up making them out of crystal.”
Während ich es letztes Jahr mit der Hilfe einer Kinodauerkarte und viel Zeit geschafft hatte, so ziemlich alle Filme zu sehen, die ich für meine Jahresendsliste in die weitere Auswahl gefasst hatte, kann ich das 2018 mal wieder nicht behaupten. Obwohl ich es selbst mit Kind regelmäßig (alleine) ins Kino geschafft habe, am Ende ist einiges auf der Strecke geblieben, was ich gerne gesehen hätte, darunter Filme wie Faces Places, Transit, Blackkklansman, Isle of Dogs, The Disaster Artist, Leto und First Reformed. Fred Wisemans Ex Libris hätte ich zweimal fast gesehen, aber dann gab es doch immer wichtigere Termine. Selbst von Alfonso Cuaróns Roma habe ich auf Netflix nur 20 Minuten geschafft.
Aber so ist es halt. Diese Liste ist wie immer nur der Screenshot eines bestimmten Moments und nicht definitiv.
Ein paar lobende Erwähnungen vorab für Filme, die es aus verschiedenen Gründen nicht auf die Liste geschafft haben: Spider-Man: Into the Spiderverse fand ich visuell beeindruckend und emotional befriedigend, aber in letzter Konsequenz doch nicht sehr innovativ. Game Night fand ich witzig und temporeich. Und Luca Guadagnino hat es gleich zweimal nicht geschafft: Call me by your name konnte mich trotz allen guten Willens emotional einfach nicht erreichen und Suspiria fand ich zwar weird genug, um länger drüber nachzudenken, aber letzendlich irgendwie platt.
Stattdessen dies:
10. Annihilation
Obwohl ich im Podcast nicht recht überzeugt gewirkt habe, ist mir Alex Garlands Version von Jeff Vandermeers Buch im Gedächtnis geblieben. Sowohl die recht einzigartigen visuellen Ideen hängen mir nach, als auch die Gedanken über den Sinn unserer Existenz in einem posthumanistischen Weltbild, ein Thema, das mich ja schon seit Jahren interessiert. Die letzten zwanzig Minuten muss ich dringend noch einmal sehen – am liebsten im Kino.
9. The Director and the Jedi
Dieses 90-minütige Bonus Feature der The Last Jedi-BluRay ist das beste “Making Of”, was ich seit Jahren gesehen habe. Ungewöhnlich für die sonst so strikt on message gebürstete PR von Disney, zeichnet es Rian Johnsons Weg durch die Entstehungsgeschichte eines außergewönhnlichen Films sehr intim nach. Zusätzlich aber bietet es einige Sequenzen vom Set, in denen man auch wirklich mal für mehr als drei Sekunden am Stück erlebt, wie das überhaupt aussieht, wenn ein Film dieses Kalibers gedreht wird. Hat mich sehr beeindruckt und ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die dieses Subgenre so interessiert wie mich.
8. The Ballad of Buster Scruggs
Die Coens haben schon lange keinen Western mehr gedreht, und jetzt bekommt man gleich sechs auf einmal, die zwar quasi nicht storytechnisch, aber doch thematisch miteinander verwoben sind. Immer geht es um Gerechtigkeit und Endlichkeit – wer wird bestraft (in der Regel mit dem Tod) und wer wird belohnt? Und was lernen wir daraus, während wir uns langsam von der Farce zur Schauergeschichte bewegen. Ein subtiles filmisches Experiment.
Schon der erste Trailer ließ mich hier im Kino die Ohren spitzen, am Ende des Jahres habe ich den Film dann als VOD nachgeholt. Ich bin immer wieder fasziniert von solchen Geschichten, die die Frage stellen, wie Talent, Außergewöhnlichkeit, Leid und Schaulust miteinander zusammenhängen. Eine blinde Pianistin, die vielleicht mit der richtigen Fürsorge sehen könnte, darüber aber einen Teil ihrer intuitiven Fähigkeiten verliert. Für Eltern und Gesellschaft ist sie als blindes musikalisches Wunderkind oder als sehendes Wunder der Medizin interessant, als gewöhnlicher sehender, aber dafür weniger talentierter Mensch aber wertlos. Maria Dragus und Devid Striesow spielen das zentrale Paar brillant, jeder mit seinen eigenen Dämonen geschlagen. Ein Film, der mir in seiner kleinen Geschichte mehr imponiert, je länger ich darüber nachdenke.
6. The Death of Stalin
Armando Iannuccis Satire über den dreckigen, armseligen Machtkampf nach dem Tod eines Diktators hatte für mich genau die richtige Balance aus Bösartigkeit, Witz und Spannung. Detailreicher kann man mich dazu in Kulturindustrie und Longtake reden hören.
5. Your Name.
Auch hier wird wieder voll auf der Klaviatur meiner Lieblingsthemen gespielt: Schicksal, Rollentausch, sich aufspaltende Möglichkeiten, Leben nach der Katastrophe. Das alles umgesetzt als Anime im träumerischen Look von Makoto Shinkai, großzügig begossen mit sehr sentimentaler Musik. Ich bin halt auch nur ein Mensch. (Kulturindustrie dazu)
Schon im Kino hat mich dieses einzigartig kinetische Action-Ballett, dessen Story immer unwichtiger wird, restlos begeistert. Bezieht man dann noch die Entstehungsgeschichte mit ein, die den Film fast wie ein Mike-Leigh-Projekt mit deutlich mehr Helikoptern wirken lässt, kann man eigentlich nur noch den Hut ziehen.
3. The Post
Es ist das gleiche wie mit Spotlight vor ein paar Jahren. Setzt mir einen Film vor, in dem Journalisten die Welt retten, und ich bin so bewegt, dass ich alles andere vergesse. Ohne Ready Player One gesehen zu haben, kann ich sagen, dass ich Steven Spielberg inzwischen im Kammerspiel-Modus (siehe auch Lincoln) einfach deutlich lieber mag. The Post ist spannend bis zum Schluss, durch die Bank gut besetzt, und er gibt mir einfach dieses rechtschaffende Gefühl, das ich manchmal brauche, um es durchs Jahr zu schaffen.
2. Lady Bird
Es ist ein bisschen merkwürdig mit diesem Film. Ich war tief bewegt, als ich ihn – wenige Tage vor der Geburt meines Kindes – gesehen habe und habe ihm auf Letterboxd die Höchstwertung gegeben, was ich sehr selten tue. Durch die bald darauf folgenden Ereignisse scheint diese Reaktion irgendwie verschüttet worden sein. Ich kann mich an Lady Bird nur noch sehr abstrakt erinnern, aber das Gefühl von Außergewöhnlichkeit ist geblieben. Ich freue mich darauf, den Film in ein paar Jahren noch einmal zu erleben.
1. Gundermann
Warum dieser Film mein Film des Jahres ist, habe ich für kino-zeit aufgeschrieben. Es ist zwar auch die “objektive” Qualität des Films, die mich beeindruckt hat, vor allem aber hat er einen sehr persönlichen Punkt bei mir getroffen, in dem sich auf merkwürdige Weise vieles verdichtet, was mich dieses Jahr bewegt hat. Und so ist das nunmal mit Lieblingsfilmen.
Ich habe hier im Blog schon über Musik geschrieben. Meine Leseliste gibt’s auf Goodreads. Podcasts und Filme folgen (hoffentlich) noch. In diesem Post schreibe ich ein bisschen auf, was bei mir persönlich los war in diesem Jahr.
Für mich persönlich wurde 2018 von einem Ereignis dominiert, und wer mich online verfolgt ahnt natürlich, welches es ist. Auch dazu will ich ein bisschen was schreiben, aber es gab auch noch ein paar andere erwähnenswerte Dinge:
Der neue Job
Den habe ich eigentlich schon im September 2017 angetreten, aber dieses Jahr hat er dann angefangen Früchte zu tragen. Ich bin sehr gerne bei der Stiftung, bei der ich arbeite (die ich hier nicht nenne, weil dieser Post sonst wieder im Pressespiegel auftaucht), und ich konnte dort über’s Jahr einiges ausprobieren und vor allem weiterhin viel lernen, vor allem über Pädagogik und menschliches Miteinander. Ich durfte einen Kurs zu Gewaltfreier Kommunikation besuchen (sehr empfehlenswert), an einem Design Thinking Workshop teilnehmen, und mit vielen spannenden Menschen sprechen, die in Bereichen wie Sprachförderung, Interkulturelle Kompetenz oder Anti-Bias vor allem mit Kindern arbeiten. Zu sehen, wie Kinder im Kita-Alter – in dieser Alterskohorte hat rund ein Drittel der Deutschen einen Migrationshintergrund – miteinander forschen und lernen, gibt einem tatsächlich Hoffnung für die Menschheit.
Der Gedanke, der mir am meisten nachhängt, stammt aus einem Interview mit der Pädagogikwissenschaftlerin Frauke Hildebrandt. Sie hat darüber gesprochen, was gute Gespräche ausmacht. Ihre Meinung: Gemeinsam darüber nachzudenken, “warum die Dinge sind, wie sie sind, und ob sie nicht auch anders sein könnten”. Kann ich eigentlich so unterschreiben.
Kulturindustrie
Auch wenn wir im Mai aufhören mussten: Ich bin stolz auf diesen Podcast, der meinen Horizont enorm erweitert und mich viel gelehrt hat. Wenn die Dinge nicht so gekommen wären, wie sie kamen, würde ich mir die Arbeit jetzt immer noch gerne machen. Und ich hoffe sehr, dass die Sterne irgendwann wieder richtig stehen, damit ein ähnliches Format (das es nach wie vor nirgendwo in Deutschland gibt) noch einmal passieren kann.
“Unsichtbare Kunst”
Ich bin sehr dankbar, dass ich bei epd medien neben meinem Brotjob einen kleinen Zeh im Medienjournalismus behalten kann, an dem – das ist kein Geheimnis – mein Herz hängt. Meisten schreibe ich Hörfunkkritiken, ungefähr eine pro Monat, aber im Frühjahr hatte ich noch einmal Gelegenheit eine große Geschichte zu schreiben, über die Visual-Effects-Landschaft in deutschen TV-Produktionen. Die Recherche hat eine Menge Spaß gemacht, ich konnte mit persönlichen Heldinnen wie Barbara Flückiger sprechen, und auf den resultierenden Artikel bin ich doch recht stolz. Er ist immer noch online.
Podcasts
Nicht nur habe ich 2018 den Aufstieg und Fall meines eigenen Podcasts erlebt, ich habe auch den Boom des Mediums mitgenommen selbst sehr viele gehört. Die besten konnte ich regelmäßig bei “Piqd” empfehlen, was ich ebenfalls sehr genossen habe. Ich hoffe, ich kann noch einen eigenen Post zu meinen Lieblingsepisoden schreiben. Aber so viel steht fest: Ich liebe dieses Medium, ich beobachte mit Freude, wie es sich entwickelt, und ich warte gespannt auf das, was noch kommt.
Magic: The Gathering
Das hatte ich letztes Jahr schon im Jahresrückblick, aber ich muss es einfach noch mal erwähnen. Die Wiederentdeckung dieses bestimmenden Spiels meiner Teenagerzeit war mir 2018 ein wichtiger Anker. Als die freie Zeit rar wurde, und ich mir deswegen umso genauer überlegte, wie ich sie verbringe, war meine Antwort oft nicht Kino oder Lesen sondern Magic. Bei diesem Spiel fällt es mir leicht, in einer andere Welt abzutauchen, in der ich nicht Kritiker bin, einfach meinen Spaß haben und gleichzeitig mein taktisches Hirn trainieren kann. Noch dazu habe ich einen ganzen Haufen neue, nette Leute kennengelernt, mit denen das Spielen immer Spaß macht. Einziger Wermutstropfen: Mit dem tieferen Eintauchen in die Community und die Finessen des Spiels kann ich defintiv nicht mehr alles aufrechterhalten, was ich in meinem etwas unkritischen Post im Januar geschrieben habe.
Das Kind
Im April bin ich Vater geworden und, wie ich auch schon für “kino-zeit” mit Blick auf Gundermann aufgeschrieben habe, es verändert sich dadurch wirklich irgendwie alles (und nichts), zumindest dann, wenn man, wie ich, ein gleichberechtigter und gleichbepflichteter Elternteil sein möchte. Es stimmt auch, dass einen auf die emotionale Seite des Ganzen niemand vorbereiten kann. Viele Dinge muss man eben fühlen, um sie begreifen zu können.
Da ist zum einen die Verantwortung. Das hat mich wenige Tage nach der Geburt wie ein Hammer getroffen. Ich neige dazu, mir im Leben Optionen offen zu halten und habe entsprechend oft Jobs oder Wohnorte gewechselt, wenn sich mir neue Möglichkeiten geboten haben. Dabei bleibt natürlich immer auch etwas zurück. Von der Bindung an diesen neuen Mensch aber gibt es kein zurück. Ich bin für ihn verantwortlich. Ich hoffe, ich enttäusche ihn nicht.
Dann die Liebe, die sich erstaunlicherweise nicht sofort eingestellt hat. Zunächst hat die Überwältigung überwogen, gepaart mit einem unbedingten Bedürfnis, dieses fremdartige Wesen zu beschützen, Aber das echte Sehen, das echte Wahrnehmen jenes Wesens als einen Mensch in meinem Leben, kam erst mit der Zeit. Das Tolle ist allerdings: Jetzt kann ich der Liebe beim Wachsen zusehen. Sie wird jeden Tag größer (ich sitze immer noch manchmal da und habe das Gefühl, ich habe Herzchen in den Augen wie ein Smiley, und meine Bürokolleginnen können bestätigen, wieviel ich von meinem Kind rede), und der Unglaube vom Anfang, ist einem tiefen Vertrauen gewichen. Vor allem seit meiner Elternzeit im Herbst haben mein Kind und ich einen einzigartigen Draht zueinander – und mir ist jetzt klar: das ist das, wovon immer alle reden.
Eine starke Partnerschaft ist mit das schwierigste, was es zu erhalten gilt, dagegen sind Schlaflosigkeit und volle Windeln ein Pappenstiel. Da kommen plötzlich innere Dämonen zum Vorschein, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Ich bin regelmäßih aufs Neue dankbar, dass wir gut miteinander reden können, und uns auch trauen, das immer und immer wieder zu tun, wenn es notwendig ist. Falls ihr also darüber nachdenkt, euch Kinder anzuschaffen, übt das lieber schon mal vorher.
Und schließlich die Zeit. Ich habe wirklich so richtig krass unterschätzt, wie wenig Zeit man als Mensch mit Kind noch für sich hat, oder umgedreht: wie viel Zeit man vorher hatte, und wieviel man davon mit Dingen verbringt, die einem eigentlich wenig bedeuten. Das Ganze ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits kann ich jetzt eben keinen Podcast mehr aufnehmen, nicht mehr 50 mal im Jahr ins Kino gehen, Videospiele durchspielen, auf dutzende Veranstaltungen gehen und nebenher bloggen, aber andererseits genieße ich die Kinobesuche, Freundetreffen und Spieleabende, die möglich sind, dafür jetzt viel mehr. Mir ist rückblickend aufgefallen, dass ich große Teile meiner Freizeit oft als eine Art To-Do-Liste begriffen habe, in denen möglichst viele Dinge erledigt werden mussten. Das hat sich jetzt ganz von selbst erledigt, und es hat mir insgesamt gesehen gut getan. Nur manchmal werde ich wehmütig und sogar ein bisschen bitter, aber auch das gehört dazu. Andere Eltern sagen ja: Es wird besser und normaler, so ab dem dritten Lebensjahr.
Die Sängerin Brandi Carlile hat in ihrem Lied “The Mother” Ende 2017 ganz gut auf den Punkt gebracht, wie man manchmal innerlich abwägt, aber natürlich nur auf einer Seite rauskommen kann:
Outside of my windows are the mountains and the snow I hold you while you’re sleeping and I wish that I could go All my rowdy friends are out accomplishing their dreams But I am the mother of Evangeline
And they’ve still got their morning paper and their coffee and their time And they still enjoy their evenings with the skeptics and the wine Oh, but all the wonders I have seen, I will see a second time From inside of the ages through your eyes.
Ich habe ja insgesamt eine eher additive Vorstellung von menschlichen Beziehungen. Andere Menschen füllen für mich keine Lücken in unseren Herzen, die wie bei Gundermann “verlassene Häuser” sind. Wir sind auch alleine gut genug und brauchen weder Partner noch Kinder, um uns zu “vervollständigen”. Aber ohne andere Menschen wäre das Leben auch um ein vielfaches langweiliger, ärmer und weniger aufregend. Und dieser neue Mensch in meinem Leben, neben dem ich jeden Abend einschlafen und jeden Morgen aufwachen darf, ist auf jeden Fall genau die Herausforderung und die Bereicherung, die ich gebraucht habe. Und ich kann nicht erwarten, womit er mich noch alles überraschen wird.
Ich bin sehr glücklich, dass mein Kind sehr kommunikativ und überhaupt nicht schüchtern ist, mit großen Augen die Welt erkundet und so langsam auch den Eindruck macht, als würde es hart über vieles nachdenken, was es sieht. Damit erobert es auch in der Öffentlichkeit, ob im Bus oder im Supermarkt, regelmäßig die Herzen selbst der bluetooth-headsettigsten Businesskasper. Und ich genieße in der Regel die Interaktionen, die daraus entstehen, denn die meisten sind positiv. Das schönste Kompliment des Jahres, zum Beispiel, haben Kind, Mutter und ich heute von einer Kellnerin bekommen: “Euer Kind ist super, ihr solltet dringend noch mehr kriegen!”
Ist vorerst nicht geplant. Aber ein gutes Gefühl, dass man in die Feiertage und ins neue Jahr mitnehmen kann. Ich wünsche euch eine gute Zeit mit den Menschen, die euch bereichern, und alles Gute für 2019.
Bei allen Umwälzungen, die das Jahr mit sich brachte (mehr dazu bald hier): Musikhören ging relativ konstant weiter, gehemmt höchstens durch meinen permanenten Podcastkonsum. Der allerdings zum Teil auch wieder zurückgibt, denn Podcasts wie All Songs Considered (jetzt auch mit “New Music Friday”), Song Exploder und Switched on Pop sind mindestens für die Hälfte meiner Musikentdeckungen verantwortlich. Ein weiterer großer Teil stammt aus Apple Musics “Neue Musik für dich”-Playlist, ein dritter aus Songs in Serien, Filmen und im Zeitgeist.
Dieses Jahr sind es 25 Songs geworden. Passt nicht mehr auf ein wirkliches Mixtape (1 Stunde, 36 Minuten), ist aber eine durchschnittliche Playlistlänge, denke ich. So wandelt sich die Zeit.
1. Lorne Balfe – Fallout
Zu sehen, wie Filmkomponisten aus dem “Mission: Impossible”-Thema mit jeder Iteration wieder neue Nuancen rauskitzeln, ist inzwischen so interessant geworden, wie die Filme zu gucken. Balfes Signatur-Instrument für diesen Soundtrack ist ausgerechnet die Bongo (hier am Anfang zu hören, sehr prominent im Track “Stairs and Rooftops”), die für permanente Spannung sorgt. Aber ich mag auch, wie er das Thema für die Main Titles aggressiv zersticht und zerhaut. Kann man immer wieder hören.
2. Janelle Monáe – Make Me Feel
2018 war Janelle Monáes Jahr. Ihr Album “Dirty Computer” ist auf so vielen Bestenlisten vertreten, dass es schon fast lächerlich ist, angesichts der Tatsache, dass es musikalisch bei weitem schwächer ist als die Vorgänger. Aber manchmal muss der Zeitgeist halt erst mit einem aufholen. “Make Me Feel”, Monáes Prince-Pastiche und Ode an ihren im Vorjahr verstorbenen Mentor, macht trotzdem mächtig Laune. (“Pynk” ist auch noch nicht schlecht.)
3. Dave Matthews Band – Do You Remember
In einer All Songs Considered-Sendung habe ich vor kurzem gehört, das Alben im Playlist-Zeitalter wie Filme geworden sind. Man hört sie meist nur noch einmal ganz, außer man verliebt sich wirklich in sie. Die 90er-DMB-Alben wie Crash und Before these Crowded Streets waren für mich als Alben wichtig, aber in jüngerer Zeit reicht es mir, von jedem Album nur noch ein bis zwei Tracks zu picken, die mir gefallen. “Again and Again” wäre die andere Wahl gewesen, ansonsten ist das Album Come Tomorrow routiniert und nett, aber nicht herausragend.
4. RADWIMPS – Zenzenzense
Laut iTunes ist dieser Titel schon 2016 erschienen. Er stammt aus dem Soundtrack von “Your Name.”, und der Film kam in Deutschland erst dieses Jahr ins Kino, daher mache ich eine Ausnahme. Außerdem scheint der Song in einem Labor für mich gezüchtet: episch, temporeich und ein wirklich hypermotivierter Schlagzeuger. Da ist es auch völlig egal, dass ich den japanischen Text nicht verstehe. Das Ding geht wirklich immer, egal in welcher Stimmung ich bin. Ich habe schon seit geraumer Zeit, den Eindruck, dass ich mit dem richtigen Einstieg an J- oder K-Pop großen Gefallen finden könnte, aber ich suche noch jemanden, der mir mal eine gute Playlist baut.
5. Sergey Golovin – Depth
Durch die Geburt meines Kindes hatte 2018 eine gewisse regressive Qualität bei mir. Ich habe mich viel mit den Sachen beschäftigt, die mir in unschuldigeren Zeiten etwas bedeutet haben. Das Kartenspiel Magic natürlich, aber auch die Musik, die zu dieser Phase meines Lebens in den 90ern dazu gehört: Progressive Metal. Sergey Golovin, auf den ich durch Zufall per Apple Music gestoßen bin, klingt wirklich exakt wie mein Lieblings-Dream-Theater-Album Images and Words – bis hin zum Drumsound.. Seine Songs sind, dafür dass sie instrumental sind, erstaunlich rund, und das ganze Album lässt sich super hören. EIne echte Entdeckung.
6. Rayland Baxter – Strange American Dream
Manchmal spült einem der “New Music Friday” von NPR Künstler und Alben in die Bibliothek, die man erst nur ganz nett findet, aber dann stellt man zum Ende des Jahres fest, dass sie doch irgendwie hängengeblieben sind. Baxters Album Wide Awake und besonders dieser erste Song des Albums war so ein Fall.
7. The Essex Green – Sloane Ranger
Es gibt eine Reihe von musikalischen Figuren, die die Chance, dass ich einen Song mag, sofort exponenziell erhöhen. Halbe Triolen gehören dazu, Falsettgesang, interessante Synkopierungen, und – wie in diesem Fall – Call- and Response-Passagen, am besten zwischen männlichen und weiblichen Stimmen. Noch ein catchy Refrain obendrauf und fertig ist der Mixtapeeintrag.
8. The Decemberists – Once in My Life
Dieser Song hat eine neue Qualität für mich gewonnen, nachdem ich die Song Exploder-Folge mit Colin Meloy gehört habe. Dort sagt er nämlich etwas über “Once in My Life”, was mich sehr bewegt hat, und was ich jetzt immer mit dem Song verbinde:
“‘I’m a professional musician, have two wonderful kids, I have my wife, I’m fairly happy. I feel like so many things have gone right for me, and I have so much gratitude for that. Where do I get off, singing ‘Oh, for once in my life, could something go right’?
And we talked about it a little bit, and I still believe it’s a universal enough feeling. I think it’s something that everybody, regardless of their situation, should give themselves license to really throw themselves into, every once in a while.”
9. APRE – Without Your Love
Einer von diesen “Neue Musik für dich”-Songs, der einfach genau auf mich passt. Britischer Indiepop mit netten Melodielinien. Gekauft.
10. Christine and the Queens – Doesn’t Matter (Voleur de Soleil)
Auch hier stand wieder eine Folge Song Exploder Pate. Die Nummer hat auch so schon eine Menge Energie, aber wenn man dazu noch die Geschichte zum (französischen) Text im Hinterkopf hat, die – wie Christine selbst zugibt – selbstmitleidig-aggressive Haltung, die der Song nach vorne bringt, hängt man sich doppelt so gerne rein. Und dann kommt dieser krasse B-Teil zum Schluss und alles ist sowieso großartig.
11. Frankie Simone – War Paint
Eine queere Kampfhymne, die aber auch generell als Pump-Up-Song großartige Dienste leistet. Diese Kombi aus Harmoniegesang und krachender Percussion reißt einfach mit.
12. Half-Alive – Still Feel.
Irgendwas musste dieses Jahr das Loch füllen, dass Everything Everything (deren letztes Album mir nicht so zusagte) und OK Go (die seit vier Jahren keine Musik veröffentlicht haben) hinterlassen haben. Diese Nummer stellt sich dabei schon ganz gut an: Funky, zittrig, hymnisch, mit großartigem Finale. Das Video ist auch nicht zu verachten:
13. Amy Shark – All Loved-Up
Wir hatten die Indiebanger, die Progrocker, die Filmmusik und die lauten Frauen. Was fehlt? Richtig: zuckersüßer Pop. Auch “All Loved-Up” hat ein Merkmal, das ich fast immer mag: den Refrain, bei dem der Rhythmus wegfällt, nur um später mit doppelter Wucht zurückzukommen.
14. Nation of Language – On Division Street
Es herrscht eindeutig zuviel 80er-Nostalgie in der Welt, aber das heißt nicht, dass sich eine Band, die ich nicht kenne, nicht mit einem Depeche-Mode-Pastiche in mein Ohr wurmen kann.
15. Troye Sivan – Seventeen
Noch ein Popsong, der einfach gut ins Ohr geht und mit Troye Sivan eine tolle Stimme am Mikrofon hat. Hier habe ich definitiv noch vor, mehr vom Album zu hören.
16. IDER – Body Love
“Body Love” war der erste Song, der aus der regulären Rotation in meine “Best of”-Playlist gewandert ist. Er lässt einen einfach nicht mehr los mit diesem herrlich synkopisch gereimten Refrain und den engen Harmonien. Hat ein bisschen was von Imogen Heap.
17. Sherry Kean – People Talk
Abgesehen von den guten Drum-Fills, hat mich “People Talk” vor allem mit seiner Gesangsmelodie begeistert, irgendwie fröhlich und melancholisch zugleich. Und: Gibt es eventuell eine unironische Rückkehr des Saxophons im Indiepop? Gerade diese Bariton-Bops, wie sie hier zu hören sind, habe ich in letzter Zeit öfter entdeckt.
18. Lemuria – Sliver of Change
Mein meistgehörter Song des Jahres. Steigt direkt ein und macht eine Ansage, das Schlagzeug weiß was es will, Gitarre und Bass folgen der Melodie und im Refrain gibt es dann diese männlichen Backing Vocals, die sind wahrscheinlich mein Lieblingsteil des Lieds.
19. Alexander Scheer und Band – Linda
Was diese Version von Gundermanns Lied für seine Tochte mit mir im Kino gemacht hat, habe ich für “Kino-Zeit” aufgeschrieben.
20. Eels – The Deconstruction
Eels wollten wir dieses Jahr eigentlich mal live sehen, aber dann haben wir doch eingesehen, dass das mit einem zwei Monate alten Baby nicht realistisch ist. Ins neue Album habe ich trotzdem reingehört und den Opener als kleines Memoriam mit mir durchs Jahr getragen.
21. Death Cab for Cutie – Gold Rush
Death Cab for Cutie sind so eine Band, die immer in meinem Augenwinkel existiert hat, irgendwie “Coldplay, wenn sie nicht so kommerziell wären”. Sie tauchen immer wieder auf meinem Radar auf, aber ich habe sie nie richtig entdeckt. Dieses Jahr drückte mir Apple Music die Songs des neuen Albums gnadenlos in die “Neue Musik für dich”-Playlist, aber vom ganzen Album blieb nur ein Song wirklich hängen. “Gold Rush” hat die richtige Mischung aus Melodie, Harmonie und Groove.
22. Plini – Salt + Charcoal
Noch eine Entdeckung aus meiner erwähnten Progphase, die dann vor allem zu Instrumental-Künstlern führte. Dazu gehört der Australier Plini, der in seinen Stücken mit Slap Bass und so einem Start-Stop-Gestus irgendwie Funk in das Gitarrengefuddel bringt. Das klingt einfach insgesamt sehr cool.
23. Frank Turner – Be More Kind
Diese Art von Hymnen brauchen wir 2018 und Frank Turner kann es irgendwie rüberbringen, ohne dass es allzu kitschig klingt: “In a world that has decided / that it’s going to lose its mind, / be more kind, my friends, try to be more kind”. Passt besonders gut in die Endzeit des Jahres, in der ich immer besonders sentimental werde.
24. Weezer – Africa
An diesem Cover hat sich die Musikjournaille wirklich abgearbeitet, aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und der Entstehungsgeschichte des Originalsongs von Toto. Die Existenz von Weezers “Africa” sei ein Beweis für die “Beigeness” (also Langeweile) des Internets, meinte etwa Ann Powers bei NPR. Mag sein, dass der Song wenig Sinnvolles über Afrika erzählt, aber musikalisch ist er einfach ein echtes Highlight des Pop und die Weezer-Version aktualisiert ihn subtil mit mehr Gitarren und einem guten Groove. Nur für das Keyboardsolo hätte ich mir mehr Einfallsreichtum gewünscht.
25. Roger Miller All Stars – King of the Road
Als Finale des Roger-Miller-Tribute-Albums “King of the Road” singen diese Version des gleichnamigen Hits sämtliche Country-Stars Zeile für Zeile, die man finden konnte. Von Willie Nelson und Merle Haggard bis Eric Church und Kacey Musgraves. Das ist irgendwie herzerwärmend, und der Originalsong bleibt einfach großartig – obwohl ich erst dieses Jahr zum ersten Mal wirklich auf den Text gehört und festgestellt habe, dass es um einen Hobo geht und nicht (wie ich immer dachte) um einen Trucker.
Explaining the effects work on Solo, Cinefex issue 160 describes two ways the team used screens as carriers of ersatz reality. The first makes use of a tablet to simulate a window:
The coaxium containers have windows through which the liquid material can be seen sloshing around. Rob Bredow shot footage of ferrofluid which the props team puppeteered using magnets; ILM stitched the plates into seamless loops. BLIND fittet a Microsoft Surface Pro tablet inside a prop container, on which the coaxium footage was displayed.
Immersive environment specialist Lux Machina surrounded the cockpit with a 180-degree rear projection screen illuminated by multiple 4K projectors in portrait mode. To feed the projectors, ILM finaled visual effects backgrounds prior to principle photography. “We generated wraparound content just as if we were working on a simulator film, with beats that either looped or were much longer than if you were just doing the two or three seconds that end up in a shot.” The rear projection approach – also used for scenes inside Dryden’s yacht – enabled [DP] Bradford Young to capture cockpit shots in camera, backgrounds and all, using the screen as his primary lighting tool.
Ever wonder how Marvel manages to deliver their movies on time despite tight schedules and 2.500+ effects shots? Executive producer Victoria Alonso explains:
We’ve had anywhere from 12 vendors to 24 vendors, which is madness. It’s a challenge, but when you have that many shots, you have to divide the work among many different teams. If we relied on one vendor, we would choke that vendor. And by having visual effects teams from around the world, in different time zones, we essentially get a 36-hour day. That extra time allows us to constantly feed the beast.
VFX Supervisor Jake Morrison goes into more detail in a different interview:
On Thor: Ragnarök we had 18 vendors, so our day would start with calls to Germany and then sweep right across the planet chasing the sun until we finished in Australia. The tools that have been built to allow for all this data to slosh around the world on a nightly basis are breathtaking.
In meinen Social-Media-Timelines ist, passend zur Sommersaison, in den letzten Wochen mehrfach das Thema Tourismus aufgetaucht. Zum Beispiel in einer Rezension von Die Welt im Selfie von Michael Brake und auch in einem Artikel in “Time” über die Touristenflut in europäischen Städten. Dazu kommt der Instagram-Account “Insta Repeat”, der deutlich macht, wie austauschbar Urlaubsfotos von Menschen überall auf der Welt sind. In allen Artikeln wird die gleiche Frage vehandelt: Sind wir in unserem Tourismus zu oberflächlich? Inszenieren wir uns darin nur noch selbst an den Sehenswürdigkeiten der Erde? Sterben dadurch die authentischen Orte, die wir eigentlich besuchen wollen?
Ich habe dazu, wie meistens, keine kulturpessimistische Meinung. Ich glaube stark, dass diejenigen, die in Städten wie Venedig (das Standardbeispiel) noch irgendwelche Authentizität suchen, längst verloren haben. Das ist nicht ihre Schuld. Wenn ein Ort einmal erlebt hat, dass er für Touristen interessant sein kann, und bewusst versucht, Touristen dorthin zu locken, hat er seine Authentizität schon verloren. Er wird automatisch zu einem inszenierten Ort. Und beides geht nicht. Man kann nicht gleichzeitig “echt/unberührt” und “gut für Touristen geeignet” sein.
Wahrscheinlich gibt es eine Art Sweet Spot für Urlaubsorte, die soweit für Gäste erschlossen sind, dass diese dort nicht im Heuschober schlafen müssen, aber in denen gleichzeitig noch nicht jede Aktivität auf disee Gäste ausgerichtet ist. Das ist es vermutlich am ehesten, was diejenigen suchen, die sich lieber als traveller denn als tourists bezeichnen – um sich vom Pöbel abzuheben. Aber auch an diesen Orten ist die unmittelbare, wahrhaftige Erfahrung, das zeigt “Insta Repeat”, kaum individuell. Jemand anderes wird dort hinkommen, um die gleichen bemerkenswerten Fotos zu machen. Und: Man bleibt ein Gast, man bleibt in der Sondersituation des Besuchs.
Für mich haben sich im Urlaub ein paar andere Strategien herauskristallisiert, um mit der Inszenierung von Tourismus für Touristen meinen Frieden zu schließen.
Das eine ist, die Inszenierung lieben zu lernen. Ich finde an Urlaubsorten oft genau die Orte am spannendsten, die für Touristen konstruiert wurden. Ich vergleiche mit Themenparks wie Disneyland, inwiefern die örtlichen Tourismusbehörden von den besten gelernt haben. Wie ist die Besucherführung? Wie wird die Stadt, der Landstrich, die Idee verkauft? Welches Narrativ wird entwickelt? Was gibt es für Merchandising? Wenn ich diese Meta-Ebene mitdenke, anerkenne wenn sie gut gemacht ist und vielleicht zum Teil durchschaue, kann ich mir vielleicht Gedanken darüber machen, was nicht erwähnt und nicht verkauft wird – und warum das interessant ist.
Das andere ist aber, das authentische nicht im Urtümlichen zu suchen. Es gibt an fast allen Orten der Welt Authentizität, weil dort Menschen wohnen und arbeiten. Deren Leben ist authentisch. Das “Problem” ist, dass es unserem eigenen Leben vermutlich in vielen Dingen gleicht. Nicht nur, weil wir in einer globalisierten Welt leben, sondern auch, weil Menschen ähnliche Bedürfnisse haben. Damit erfüllt es natürlich nicht den Anspruch an Urlaub, uns etwas zu zeigen, was anders ist – aber das ist nur auf den ersten Blick so. Die authentischen Unterschiede stecken in den Details. Es kann so toll sein, in anderen Ländern in Supermärkte zu gehen (und die verrücktesten Limos zu probieren) oder sich die Menüs eines McDonald’s-Restaurants anzuschauen. Es ist auch einer der Gründe, warum ich so gerne im Ausland ins Kino gehe – es holt mich raus aus der unbekannten Inszenierung in eine bekannte Inszenierung, in der sich nur noch Details unterscheiden. Anhand dieser Details kann man dann aber gut überlegen, warum die Dinge sind, wie sie sind, und ob sie nicht auch anders sein könnten.
Diese zwei Komponenten: Die Inszenierung zu studieren statt sie zu verdammen, und die Authentizität im Alltag statt im Außergewöhnlichen zu suchen – das sind meine Strategien gegen die Gleichmacherei von Urlaubserlebnissen. Die heimliche dritte ist, mehrfach an die gleichen Orte zu reisen – was einem irgendwann erlaubt, gleichzeitig einen Außen- und einen Innenblick zu haben. Man kennt schon vieles, aber man sieht auch stärker, was sich verändert.
Ist das schon kritischer Tourismus? Keine Ahnung, aber ich bin bisher ganz zufrieden damit.