In eigener Sache: Multimediaredaktion des Kirchentages

Wie schon vor zwei Jahren, als ich noch hauptamtlich für den Deutschen Evangelischen Kirchentag gearbeitet habe, habe ich auch dieses Jahr wieder eine der Leitungspositionen in der Multimediaredaktion des Kirchentages. Mit über 50 Studierenden von vier verschiedenen Journalistenschulen bieten wir ab sofort bis Sonntagmittag auf kirchentag.de umfangreiche und natürlich multimediale Berichterstattung über das Hamburger Großereignis. Vorbeischauen lohnt sich.

Quotes of Quotes (IX)

What was important to us in Phase One was acclimating an audience who maybe never read the comics, who didn’t know that Iron Man and Thor and Hulk all inhabited the same Marvel universe in the comics, and start seeding that idea through the films to get them used to the notion that these characters live in the same world; that this is a shared universe […].

Now with the beginning of Phase Two, the audience knows that. The audience knows there are connective tissues leading to it and will continue so now we have the leeway and the ability to have fun with that, just like they do in the comics. We can have fun and surprises with who connects where.
– Kevin Feige über die Zukunft des Marvel Cinematic Universe

Interessant zu wissen, dass dies die offizielle Marvel-Position zu Phase 2 des Marvel Cinematic Universe ist: “fun and surprises”. Zu hoffen bleibt, dass es Marvel gelingt, die richtige Balance zwischen Insider-Verbinde-Spaß und für sich stehenden Geschichten zu erzählen. Iron Man 2 hat in dieser Hinsicht beispielsweise stark darunter gelitten, dass er gleichzeitig “Avengers 0.5” sein musste.

[Ergänzung, 16.4. – Joss Whedon hat die Arbeit an Avengers 2 als glorious Challenge bezeichnet]

90 Minuten Cronenberg

Bild: ZDF/Ron Kolumbus

Ich muss zugeben, dass ich meinen Kollegen Maik Platzen schon ein bisschen beneidet habe, als er nach Toronto geflogen ist, um David Cronenberg zu interviewen – für seine “Kennwort Kino”-Sendung zu Cronenbergs 70. Geburtstag. Im “Bell Lighthouse” des Toronto International Film Festival, wo das Interview gedreht wurde, war ich ja während meines Nordamerika-Trips 2011 auch zu Gast und auch wenn ich David Cronenbergs Filme nicht immer gut finde, kann ich Ihnen zumindest immer eine interessante Idee oder einen Anreiz für meine eigenen Gedanken abgewinnen. Manche Filme, eXistenZ oder A History of Violence zum Beispiel, gehören aber auch zu meinen persönlichen Favoriten.

Cronenberg hat sich als ein extrem eloquenter und interessanter Interviewpartner erwiesen, und sein Rückblick auf seine inzwischen fast 50 Jahre umspannende Karriere ist keine Minute langweilig. Humor hat er auch. Das alles weiß ich, weil Maik und ich gemeinsam dafür sorgen konnten, dass das komplette 90-minütige Interview auch online abrufbar ist. Wer sich also für den kanadischen Meister des Schreckens interessiert, kann ihm auf der 3sat-Website 90 Minuten beim Nachdenken zuhören.

Und wer dann noch Maiks Blick auf Cronenberg sehen will, kann am Donnerstag, 14. Dezember, um 22.25 Uhr auf 3sat das Kennwort Kino “Die dunklen Begierden des David Cronenberg” schauen – anschließend auch in der Mediathek.

In eigener “Ansichtssache”

Zwischen zwei Berlinale-Filmen soll nur kurz angemerkt sein: Das Buch Ansichtssache – Zum aktuellen deutschen Film ist in den letzten Tagen erschienen und kann im wohlsortierten (Internet-)Buchhandel erworben werden.

Herausgegeben von Bernd Zywietz und Harald Mühlbeyer, versammelt der Reader eine Vielzahl von Texten, die sich an einer aktuellen Vermessung der deutschen Film- und Kinolandschaft versuchen. Von mir ist ein Beitrag zur Digitalisierung dabei, den ich ja auch im Blog schon einmal angeteasert hatte. Ein Blog zum Buch gibt es auch!

Leider ist der Redaktionsschluss inzwischen schon wieder ein halbes Jahr her und gerade in Sachen Kino-Digitalisierung hat sich inzwischen einiges getan. Vielleicht veröffentliche ich den Beitrag also irgendwann auch hier noch einmal, aktualisiert und überarbeitet. Aber für’s erste existiert er nur in diesem formidablen Buch, das auf keinem Buchregal fehlen sollte!

Quotes of Quotes (VIII)

Hello, I’m Leos Carax, director of foreign-language films. I’ve been making foreign-language films my whole life. Foreign-language films are made all over the world, of course, except in America. In America, they only make non-foreign-language films. Foreign-language films are very hard to make, obviously, because you have to invent a foreign language instead of using the usual language. But the truth is, cinema is a foreign language, a language created for those who need to travel to the other side of life. Good night.
– Leos Carax, in Reaktion auf die Auszeichnung von Holy Motors als “Best Foreign-Language Film” durch die Los Angeles Film Critics Association

Was für ein großartiges Zitat, das perfekt die Absurdität des Hollywood-zentrischen Blickwinkels vorführt, die in Hollywood (und in Rest-USA eigentlich auch) herrscht, und ihr dann zum Schluss auch noch einen poetischen Twist gibt. Nach welchem merkwürdigen Wahrnehmungswürfelspiel ausländische Produktionen bei den Academy Awards etwa außerhalb ihrer Getto-Kategorie “Best Foreign-Language Film” auftauchen, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Warum, zum Beispiel, hat ausgerechnet Michael Hanekes Amour in diesem Jahr Nominierungen quer durch die Bank während andere nicht-englische Erfolge der vergangenen Jahre überhaupt nicht wahrgenommen wurden. Hängt das nur an den seltsaen Reglements der Academy, die etwa jedes Land für die Foreign-Language-Kategorie nur einen Film einreichen lässt und überall sonst nur Filme zulässt, die mit einer Mindestzahl von Kopien in den USA zu sehen waren? Oder treffen Filme wie Amour in den USA einen Nerv, der etwa den Ziemlich besten Freunden versagt bleibt (Stichwort: unterschiedliche gesellschaftliche Rollen von Afro-Amerikanern und Afro-Franzosen)?

Holy Motors gehörte ja auch zu meinen Lieblingsfilmen des Jahres. Ich hoffe, dass Leos Carax am Filme machen wieder neuen Gefallen findet und uns in den kommenden Jahren noch mehr Werke beschert.

Quotes of Quotes (VII)

Food for thought, and the reaction to Retromania and everything around it that I could most relate to:

Retromania is a provocation. It deals in what Mark Fisher calls ‘negativity’. The term is intended to be less pessimistic that it sound. ‘Negativity’, for Fisher, is a productive spure: discontent as a call to arms. […] Rather than simply represent that negativity, however, Reynolds and Fisher would have us respond to it. This is the difference too between the kind of negative politicism expressed during the recent London riots and those camped outside St Paul’s Cathedral and across the nworld in the name of the Occupy movement. Negativity is obviously not an end in itself, but sometimes it simply has to come first.
– James Parker, University of Melbourne (via)

In eigener Sache: Alex bei “ENVIV”

ENVIV – ein sonderbares Akronym. Würde man das ganze “Enviv” schreiben und noch ein e dranhängen, “Envive”, würde ich dahinter wahlweise ein neues trendiges Mineralwasser, eine leicht esoterisch angehauchte Frauenzeitschrift oder ein vergessenes Goldstück des Nouveau Roman vermuten. Tatsächlich handelt es sich aber um Dirk von Gehlens neues Buchprojekt mit dem herausfordernden, wenn auch etwas sperrigen, Titel “Eine neue Version ist verfügbar”, in dem es um Antworten auf die Frage “Wie verändert die Digitalisierung Kunst und Kultur?” gehen soll.

Ich gehöre zu jenen Netizens, die nach wie vor Fan von “Thesen erst ausformulieren, dann drüber reden” sind, vielleicht weil sich mir wissenschaftliche Prozesse an der Uni so ins Hirn gebrannt haben. Die ganze Idee davon, dass ein Text oder ein Kunstwerk noch im Entstehen verändert wird, behagt mir nach wie vor nicht so ganz. Deswegen habe ich ENVIV auch nur “fertig” bei Startnext unterstützt und mich nicht in den Entstehungsprozess eingeschaltet. Aber ich fand Dirks Vorgängerwerk “Mashup” ziemlich großartig (warum, und was das ganze mit dem Lobo/Passig “Internet”-Buch zu tun hat, dazu muss ich auch dringend etwas schreiben) und deswegen war ich zufälligerweise klickgenau der erste Supporter von ENVIV. Herr von Gehlen hat mein Vertrauen, dass er wieder etwas Interessantes schafft.

Als Dankeschön und wohl auch, um seine Unterstützer doch noch weiter in den Prozess mit hineinzuziehen, hat Dirk von Gehlen einen (zeitverschobenen) Adventskalender mit ausgefüllten Fragebogen im Projektblog von ENVIV gestartet. Ich wurde auch befragt und heute hat sich sozusagen mein Türchen geöffnet. Wen es interessiert, der kann dahinter unter anderem lesen, was ich Deutschland als Weihnachtsgeschenk empfehle.

Total scharfe Zwerge – Der Hobbit bringt HFR ins Kino

(Update, 28.11.2012, leider gibt es bei monatlichen Zeitschriften immer ein blödes Loch zwischen Redaktionsschluss und Erscheinen. Inzwischen ist klar, dass Der Hobbit in gar nicht wenigen deutschen Städten in HFR 3D zu sehen sein wird. Eine Übersicht findet sich hier, dank an Sebastian für den Link)

HFR ist ein Gespenst. Nur wenige haben es überhaupt gesehen, aber viele haben Angst davor. Auf meiner Suche danach werde ich vom Kinobetreiberverband an die Verleiher verwiesen, vom Verleiher an die betreuende Presseagentur. Und auch dort heißt es: HFR gibt es nicht zu sehen, frühestens im Dezember, mit dem Film Der Hobbit. Und selbst für den stehen die Chancen schlecht.

HFR ist die Abkürzung für “Higher Frame Rate”, höhere Bildfrequenz. Und es ist nach 3D die neue Technologie, die das Kino besser machen und damit retten soll. Denn die 24 Bilder pro Sekunde, die traditionell bei einem Film durch die Kamera laufen, sind nur ein Mitte der 20er Jahre festgesetzter Standard. Viele frühe Filme hatten niedrigere oder höhere Bildraten. Das Auge nimmt Einzelbilder schon ab 12 Bildern pro Sekunde als Bewegung wahr, wenn auch mit Ruckeln und Stocken. Als der Tonfilm einheitliche Bildgeschwindigkeiten einforderte, setzten sich 24 Bilder pro Sekunde endgültig durch.

Heute laufen immer weniger Filmstreifen durch Kameras und Projektoren – das “Filmmaterial” im klassischen Sinne wird rar. Die großen Kamerahersteller haben ihren Ausstieg aus dem analogen Filmkamerageschäft angekündigt, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Filmindustrie komplett auf digitalen Dreh umgestellt hat. 24 Bilder pro Sekunde erscheinen da nur noch wie eine willkürliche Zahl, und nicht einmal eine besonders gute. Denn höhere Bildraten, 48 oder 60 Bilder pro Sekunde, die mit digitalen Aufzeichnungs- und Wiedergabemethoden relativ problemlos möglich sind, erlauben die flüssigere Darstellung von Bewegungen und damit insgesamt schärfere Bilder.

Weiterlesen auf epd-film.de oder in epd Film 12/2012

Quotes of Quotes (V)

As a big fan of the idea that artistic trends make so much more sense when you take a step back, I very much recommend this article in the “Guardian” that uses Skyfall as an entrypoint into a discussion of the “New Serious”.

Beneath humanity’s mood swings, a self-correcting pattern can be detected. The laughing cavaliers beget Cromwell’s roundheads, who in turn beget the Restoration’s libertines. Edwardian buoyancy morphs into Great War despair. This delivers the roaring 20s, which bring forth the despondent 30s. Frivolity, it can be conjectured, is intrinsically wearing and eventually boring: it produces a backlash of its own accord. By this reading, we should have been due for a period of pensiveness about now, even without the debacles that have beset us.
David Cox

Personally, I thought Skyfall was probably one of the prettiest Bonds ever, but I could have done without the over-psychologising. I liked James Bond a lot better when he was an almost mythic cypher without much of a past. On the other hand, I loved the first half of Skyfall for the succesful exploration of the new continuum set up by Casino Royale. Can you have one without the other? Believable universe-building without putting too much weight on the shoulders of the characters? That is probably a topic for another blogpost.